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Archiv "Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz: Entschlossen gegensteuern" (17.02.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 7

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17. Februar 2012 A 299 PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN AM ARBEITSPLATZ

Entschlossen gegensteuern

Arbeitgeber und Betriebsärzte setzen bei psychischen Erkrankungen auf nachhaltige betriebliche Lösungen, die von einer guten Kooperation aller Beteiligten getragen werden.

B

eim Thema „psychische Ge- sundheit am Arbeitsplatz“

sehen Arbeitgeber und Betriebs- ärzte gemeinsam dringenden Handlungsbedarf. Die Bundesver- einigung der Deutschen Arbeit - geberverbände (BDA) und der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) unterzeich- neten am 9. Februar in Salzgitter eine Erklärung, mit der sie sich auf verstärkte Anstrengungen bei Prä- vention und Therapie psychischer und psychosomatischer Erkran- kungen verpflichten. In einer ge- meinsamen Presseerklärung wird die Zahl von 70 000 Beschäftigten genannt, die im Jahr 2010 auf- grund seelischer Leiden vorzeitig aus dem Berufsleben ausgeschie- den seien. Somit sei dies die häu- figste Ursache für Frühverrentun- gen in Deutschland. Psychische Gesundheit stelle eine wichtige Voraussetzung dar, um im Arbeits- leben bestehen zu können. Die Unternehmen, die zudem eine Zu- nahme von Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen verzeich- nen, sehen inzwischen ihre Wett - bewerbsfähigkeit beeinträchtigt.

Nahtlose Therapiekette

BDA und VDBW beklagen eine nicht bedarfsgerechte medizinische Versorgung der betroffenen Mitar- beiter: Die Wartezeiten für eine ers- te Therapie seien sehr lang, und es fehle bei der Weiterbehandlung an einer intelligenten Vernetzung von Gesundheitssystem und Arbeits- welt. Ein solcher integrativer An- satz bei Therapie und Weiterbe- handlung könne wesentlich zur Ent- schärfung dieses individuellen und ökonomischen Missstandes beitra- gen. Als neutrale Berater und Lot- sen müssten die Werks- und Be- triebsärzte eine zentrale Rolle beim betrieblichen Eingliederungsmanage-

ment einnehmen, heißt es in der Er- klärung. Die Ärzte in den Unterneh- men könnten rechtzeitig erkennen, wenn Mitarbeiter an psychischen Störungen leiden oder solche entwi- ckeln, um sie dann zu beraten oder gegebenenfalls weiter an externe Experten zu vermitteln.

VDBW-Präsident Dr. med. Wolf- gang Panter hält das bei der Salzgit- ter AG eingeführte Verfahren für beispielhaft. Betroffenen Beschäf- tigten werde schnell und zuverläs- sig geholfen. „Das Besondere bei Salzgitter ist: Der Mitarbeiter wird rasch in eine psychotherapeutische Ambulanz weiter vermittelt, um zu

entscheiden, ob eine lang dauernde Psychotherapie, stationäre oder am- bulante Behandlung oder ob eine Reha-Maßnahme angezeigt ist.“ Er- möglicht werde eine nahtlose The- rapiekette durch die enge Vernet- zung aller an der Behandlung Be - teiligten sowie der Kostenträger (Betriebskrankenkasse, Rentenver- sicherung). Aus eigener betriebs- ärztlicher Erfahrung weiß Panter, dass die meisten Mitarbeiter, die vom Betriebsarzt auf psychische Probleme angesprochen werden, entsprechende Angebote auch an- nehmen würden. Immer häufiger kämen Mitarbeiter auch von sich aus mit psychischen Problemen auf den Betriebsarzt zu.

Betriebsärzte in der Pflicht

Die in Salzgitter unterzeichnete Er- klärung betont einerseits die zentra- le Rolle der Betriebsärzte für den gesamten Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung, nimmt diese aber auch in die Pflicht, sich für den Umgang mit psychischen Gesund- heitsproblemen am Arbeitsplatz weiterzuqualifizieren. „Wir wollen unsere Kollegen motivieren, an die- sem Thema zu arbeiten“, betont der VDBW-Präsident. „Zur psychoso- matischen Grundversorgung wollen wir unseren Kollegen in nächster Zeit viel anbieten.“ Es werde eine Reihe gezielter Fortbildungsange- bote geben.

Während Panter für dieses Jahr keine neuen Ansätze zur betriebli- chen Prävention durch das Bundes- gesundheitsministerium erwartet, bedeuten für ihn die im Oktober 2011 vom Ausschuss für Arbeits- medizin beim Bundesarbeitsminis- terium verabschiedeten Empfehlun- gen zur psychischen Gesundheit im Betrieb einen wichtigen Schritt hin zu einer besseren Versorgung. Dies sei ein gemeinsam von Arbeitge- bern und Arbeitnehmern, aber auch von Wissenschaft und Ministerium getragenes Papier, in dem einfache Methoden beschrieben würden, wie man das Thema psychische Ge- sundheit im Unternehmen angehen kann. Die Empfehlungen seien eine gute Grundlage für Betriebsärzte, um aktiv zu werden.

Thomas Gerst Schnelle Hilfe

ist gefragt, wenn Mitarbeiter in Unter- nehmen erste Anzei- chen psychischer Erkrankungen zeigen.

Foto: Photothek

P O L I T I K

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