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Archiv "BETRIEBSÄRZTE: Gewerkschaften und Betriebe sind aufgerufen" (22.06.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

Huö nach zehn Jahren

Nach Lage der Dinge mußten beson- dere Umstände zu der gräßlichen Bluttat geführt haben. Die deut- schen offiziellen Stellen, auch unse- re Botschaft in Saigon, begnügten sich mit der Erklärung von amerika- nischer Seite, die Gruppe sei der Mordlust des Feindes zum Opfer ge- fallen. Ich selbst bin 1969 und 1971 noch zweimal in Huö gewesen und habe durch eigene Recherchen ver- sucht, Einzelheiten über das Schick- sal unserer Freunde ans Tageslicht zu bringen. Ich stieß aber nur auf Gerüchte. Immerhin würden diese, wenn sie zutreffen, eine Erklärung darüber abgeben, wie es zu der Blut- tat kommen konnte. Da es sich je- doch um bis jetzt unbewiesene In- formationen handelt, will ich einer vielleicht noch möglichen Aufklä- rung des Falles nicht vorgreifen. Alle Anzeichen sprechen aber gegen die Annahme, daß es sich um „Mord- lust" gehandelt hat.

Ich habe Ende Dezember 1977 die erste Reisemöglichkeit wahrgenom- men, um mir von den jetzigen Ver- hältnissen in Vietnam ein Bild ma- chen zu können. Leider erlaubte mir der straff organisierte Reiseplan nur einen Aufenthalt von 24 Stunden in Hub. Ich konnte aber der medizini- schen Fakultät, an der ich vor elf Jahren als Gastprofessor tätig war, einen Besuch abstatten. Meine Überraschung und Freude waren groß. Das totgeglaubte deutsche Entwicklungsprojekt lebt: das frühe- re Fakultätsgebäude ist fertiggestellt und erweitert worden. Die drei in Deutschland ausgebildeten Ärzte Dr.

Le Van Bach, Dr.. Dai und Dr.

Phuong gehören nach wie vor dem Lehrkörper an; es gibt zur Zeit über 1000 Medizinstudenten; zwei Wo- chen vor meinem Besuch hatten wiederum 45 Kandidaten ihr Staats- examen absolviert. Ich selbst hatte die Genugtuung, daß der von mir Ende 1966 gegründete Lehrstuhl für Dermatologie noch heute besteht und von einem meiner damaligen Studenten besetzt ist.

Das kleine Denkmal, das die Studen- ten zur Erinnerung an die ermorde- ten deutschen Ärzte gebaut hatten, ist wieder entfernt worden. Ich ge-

stehe, daß es mir einen Stich ins Herz gab,,,als ich nur noch den Sok- kel vorfand. Allerdings dürfen wir uns in der Bundesrepublik über ein solches Verhalten nicht allzusehr wundern. Es ist in Vietnam wohl be- merkt worden — das hat man uns auf dieser Reise öfters zu verstehen ge- geben —, daß die Bundesrepublik Deutschland niemals ein kritisches Wort an ihren Nato-Verbündeten ge- richtet hat. Es mußte vielmehr so scheinen, daß die Bundesregierung vorbehaltlos hinter der amerikani- schen Vietnampolitik stand. Infolge- dessen werden alle Deutschen, die zu jener Zeit in Südvietnam tätig wa- ren, bis zum Beweis des Gegenteils als „Gegner des vietnamesischen Befreiungskampfes" eingestuft. Es gehört zur Tragik des Schicksals un- serer ermordeten Kollegen, die sich um Vietnam wirklich verdient ge- macht haben, daß sie diesem Res- sentiment vorerst mit zum Opfer ge- fallen sind.

Der Aufbau der medizinischen Fa- kultät in Hue, so dornenvoll und op- ferreich er auch war, kann heute als großer Erfolg von Entwicklungshilfe auf medizinischem Gebiet angese- hen werden. Die Fakultät ist unter den geänderten politischen Verhält- nissen nicht zugrunde gegangen.

Sie hat im Gegenteil ein kraftvolles Eigenleben entfaltet. Die für dieses Projekt aufgebrachten deutschen Steuergelder haben sich gelohnt.

Aber auch Arbeit und Opfer von H. G. Krainick, R. Discher und A. Al- teköster, die vor zehn Jahren in Viet- nam ihr Leben lassen mußten, sind nicht vergeblich gewesen. Die deut- sche Ärzteschaft hat daher allen Grund, diesen Kollegen ein ehren- des Andenken zu bewahren.

Anschrift d. Verfassers:

Dr. Wilfried Seipp, Frankfurter Straße 3 6100 Darmstadt.

BRIEFE AN DIE REDAKTION

BETRIEBSÄRZTE

Wie die betriebsärztliche Versorgung in einigen Bezirken Norddeutschlands der- zeit aussieht, skizziert ein Leserbrief, der an den Leitartikel „Betriebsärztliche Ver- sorgung weitgehend sichergestellt", in Heft 14/1978, Seite 797 ff. anknüpft:

Gewerkschaften und Betriebe

sind aufgerufen

Wenn die Gewerkschaften jetzt ger- ne einen Betriebsarzt für 20 Arbeit- nehmer sähen, so sollten sie sich besser um die Großbetriebe küm- mern, die gar nicht daran denken, einen Betriebsarzt einzustellen. Ich nehme an, daß unser Kreis keine Ausnahme darstellt! Unsere Kreis- verwaltung (etwa 300 Angestellte) hat keinen Betriebsarzt. Das Kreis- krankenhaus, die Stadtverwaltung und die größte Baufirma (500 Arbeit- nehmer) beschäftigen keinen Be- triebsarzt — schon gar nicht die klei- neren Firmen. Nur zwei haben einen Betriebsarzt: Eine Fahrzeugfabrik mit 370 und eine Zigarrenfabrik mit 220 Beschäftigten. Außer mir haben im Ort noch drei weitere Kollegen die arbeitsmedizinische Fachkunde erworben. Sie haben sich angebo- ten, aber die Firmen winken ab, weil sie das Geld nicht nur sparen wol- len, sondern es ja auch' schon er- folgreich seit mehreren Jahren spa- ren. So wie hier ist es außerhalb auch. Da müßte angesetzt werden, besonders bei den kommunalen Verwaltungen.

Eine Ausnahme: Ich kenne in Bre- men eine Schokoladenfabrik (350 Arbeitnehmer), die bereits seit 20 Jahren einen Betriebsarzt beschäf- tigt.

Noch eine Anregung: Zur Weiterbil- dung der Ärzte mit der Fachkunde müßten kleinere Kongresse stattfin- den, im engen Kreis für den Erfah- rungsaustausch, zur Fortbildung und zur Aussprache, mehrmals im Jahr, in geeignet gelegenen Zentren.

Dr. med. H. Voigtlaender Chirurg

2860 Osterholz-Scharmbeck

1508 Heft 25 vom 22. Juni 1978

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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