A-148 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 4, 28. Januar 2000 ie Bundesärztekammer disku-
tiere zur Zeit über die Platzie- rung der Allgemeinmedizin, berichtete BÄK-Präsident Prof. Dr.
med. Jörg-Dietrich Hoppe vor der Vereinigung der Hochschullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinme- dizin am Ende 1999 in München. Die Allgemeinmedizin dürfe bei der beab- sichtigten Revision der Weiterbil- dungsordnung (beim kommenden Deutschen Ärztetag in Köln) nicht benachteiligt werden. Probleme gebe es jedoch bei der Approbationsord- nung, weil die Kultusressorts der Län- der auf der Bremse stünden.
Man müsse der Bevölkerung klarmachen, dass mit Kosten von rund 350 000 DM Medizin-Studienplätze bezahlt werden, deren Absolven- ten anschließend eine Weiterbildung durchlaufen müssen, wobei etwa ein Drittel keine Chance habe, überhaupt einen Platz zu finden. „Das ist der ei- gentliche Numerus clausus.“
Hausarzt – weniger gefragt
Unter den Medizinstudenten wer- de der Berufswunsch „Hausarzt“ nur selten geäußert, berichtete die Vorsit- zende der Vereinigung, Prof. Dr. med.
Waltraut Kruse, Aachen. Bei einer Be- fragung unter ihren Studenten an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im letzten Seme- ster hatten lediglich fünf angegeben, Hausarzt werden zu wollen. Für sie ist es daher wichtig, dass die Studenten be- reits an der Hochschule mit der Allge- meinmedizin in Berührung kommen.
Die Forschung in der Allgemein- medizin bildete den Schwerpunkt des Treffens in München. Am Beispiel der Abteilung für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf beschrieb Prof.
Dr. med. Heinz-Harald Abholz, seit 17 Monaten Inhaber eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin in Düsseldorf, die
aktuelle Situation. Die dortige Abtei- lung existiere bereits seit zwölf Jahren und habe einen hervorragenden Platz in der Lehre mit 60 Lehrpraxen und zehn Lehrbeauftragten. Wenn man all- gemeinmedizinische Forschung betrei- ben wolle, müsse man sich über einige Besonderheiten im Klaren sein: Man arbeite mit Allgemeinärzten, die ein kleines Unternehmen führen, könne also nicht Forschung mit billigen Hilfs- kräften betreiben. Forschungsarbeit mit Nicht-Abhängigen, mit Freibe- ruflern, sei weitaus komplizierter.
Für die Allgemeinärzte und For- scher bedeute das, dass ihre Praxis aus der Routine herausgezogen wer- de, was vielen sehr viel Freude bereite und sie zusätzlich motiviere. Man be- trete Neuland und stehe vor der An- forderung, neu zu lernen, noch einmal Anfänger zu sein. Wenn man als All- gemeinarzt viele Jahre allein gearbei- tet habe, könne es einen durchaus ver- unsichern, wenn man sich auf einmal der Kritik anderer ausgesetzt sehe und infrage stellen lassen müsse.
In Düsseldorf hat Abholz sich diese Forschungsschwerpunkte ge- setzt: Epidemiologie und Analyse von Behandlungsanlässen, Probleme der Umsetzung klinischer Konzepte in die Hausarzt-Praxis, Qualitätssicherung, Entwicklung von Leitlinien. Zum erst- genannten Forschungsprojekt zählen unter anderem die Erarbeitung und Erprobung eines Systems zur Erfas- sung von medizinischen, psychologi- schen und soziokulturellen Inhalten von Behandlungsanlässen, die Versor- gung des diabetischen Fußes, Versor- gungsangebote beim Problem „Rük- kenschmerzen“ oder „Untersuchungen über die Gründe von Krankenhaus- Einweisungen“. Die Abteilung Allge- meinmedizin pflegt eine enge Ko- operation mit anderen Universitäts- kliniken, vor allem mit der Inneren Medizin und der Psychiatrie sowie mit der Dermatologie. Klaus Schmidt
Allgemeinmedizin und Hochschule
Reizvolle Aufgabe für Praktiker und Forscher
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P O L I T I K AKTUELL