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Archiv "Nobelpreis für Medizin an Krebsvirus-Forscher" (27.11.1975)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

NOTIZEN

Tumorzellen hervorgerufenen tumorimmunologischen Allgemein- reaktion des Körpers beruhen, spricht das Verschwinden des Tumors, selbst in fortgeschrittenen Fällen und bei Rezidiven; ferner der objektive Stillstand und bei einzelnen Kranken auch das objek- tivierte Kleinerwerden von nachge- wiesenen Leber- und Peritoneal- metastasen. Erstmalig gelang es der gemeinsamen Arbeitsgruppe Langer/Schweitzer der Abteilung Chirurgie und der Abteilung Mikro- biologie der RWTH Aachen nach der kryochirurgischen Zerstörung des menschlichen Rektumkrebses eine spezifische Immunreaktion nachzuweisen.

Nichtoperative Zusatzbehandlung

Nach den Erfahrungen des letzten Dezenniums dürfen wir hoffen, daß postoperativ die Zytostatikabe- handlung in einzelnen Fällen mit 5- Fluoro-uracil zumindest bei Kreb- sen mit erfolgter Lymphaussaat die Heilungsaussichten zu verbessern in der Lage ist. Ob dies auch für die prä- und postoperative Rönt- genbestrahlung zutreffen wird, bleibt abzuwarten.

Kontrollüberwachung

der am Mastdarmkrebs Operierten Der operierte Mastdarmkrebs ver- ursacht etwa 30 Prozent Lokalrezi- dive. Für ihre rechtzeitige Erfas- sung und Behandlung ist die Routi- neüberwachung von entscheiden- der Bedeutung, zumal etwa 20 Pro- zent der örtlichen Rückfallge- schwülste noch radikal zu entfer- nen sind. Im ersten postoperativen Jahr sollte die Kontrolle in dreimo- natigen Abständen, ab zweitem Jahr in sechsmonatigen Abstän- den, und zwar mit Rektoskopie und Kolonoskopie erfolgen; ferner mit Thorax-Röntgenbild, Hämogramm, Blutsenkung, Elektrophorese, Be- stimmung der alkalischen Phos- phatase sowie eventuell des C.E.A. (Karzinoembryoalantigen).

Das nach der Exstirpation des Mast- darms zu beobachtende Dammrezi-

div signalisiert für gewöhnlich die Beckenbodenaussaat und ist nur noch mit Bestrahlung und Zytosta- tika zu behandeln. Anders bei den nach der Resektion auftretenden Lokalrezidiven, die sich meist an der Anastomose ansiedeln. Ver- schiedene Behandlungsmöglich- keiten stehen uns für dieses Darm- lumenrezidiv zur Verfügung. Immer sollte man zunächst bestrebt sein, den Tumor mit ausgedehnter Nach- resektion zu entfernen. Damit er- reicht man bei einem Drittel dieser Fälle eine Fünfjahresüberlebens- zeit.

Sollte allerdings die radikale Nachresektion wegen ausgedehn- ter Aussaat oder Beckenausmaue- rung nicht möglich sein, müssen wir uns auf palliative Maßnahmen beschränken. Während man bis- lang dabei, allein um dem drohen- den Ileus zu begegnen, auf den Anus praeter ausweichen mußte, stehen uns heute in den lokalzer- störenden Verfahren — wie sich erwiesen hat — wirksamere Pallia- tivmaßnahmen zur Verfügung.

Wir selbst haben hier mit der kryo- chirurgischen Tumorzerstörung bislang die ausgiebigsten und auch die besten Erfahrungen gemacht.

Damit erreichen wir bei der Mehr- zahl der Kranken mit dem nicht mehr radikal operablen Rezidiv O ein bislang mehr als zwei Jahre betragendes lebenswertes Dasein nach dem Eingriff — mit den klas- sischen Methoden überschritt die durchschnittliche Überlebenszeit neun Monate nicht —

19 die Vermeidung eines Kunstaf- te rs

• die Verhütung der Tumorverjau- chung, des Durchbruchs in die Bla- se und des außerordentlich schmerzhaften Einwucherns in den Sakralplexus.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Martin Reifferscheid 51 Aachen

Nobelpreis für Medizin an

Krebsvirus-Forscher

Der diesjährige Nobelpreis wurde gleich dreimal für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsvirusforschung verliehen: an den aus Italien stammenden Rena- to Dulbecco und die Amerikaner David Baltimore und Howard Te- min. Die drei Preisträger hatten den Mechanismus der Zelltransfor- mation durch onkogene Viren un- tersucht.

Krebs läßt sich im Tierexperiment und in vitro an kultivierten Zellen durch Infektion mit bestimmten DNA- oder RNA-haltigen Viren er- zeugen. Dulbecco und Mitarbeiter zeigten, daß bei der mit bestimm- ten DNA-haltigen Viren induzierten malignen Zelltransformation die vi- rale DNA in das Erbgut der infizier- ten Gastzelle stabil eingebaut wird.

Sie wiesen die Integration der fremden viralen DNA durch die so- genannte Hybridisierung mit mar- kierter virus-spezifischer RNA nach. Vor allem zwei Beobachtun- gen zeigten, daß sich die virale DNA an die zelluläre DNA der transformierten Gastzelle durch kovalente Bindungen assoziiert hatte. Freie Virus-DNA ließ sich in transformierten Zellen nicht nach- weisen, und sogar die isolierte zel- luläre DNA der transformierten Zel- le behielt die Fähigkeit zur Hybridi- sierung mit virus-spezifischer RNA.

David Baltimore und Howard M.

Temin wurden für Arbeiten über den Mechanismus der durch RNA- haltige Viren induzierten Zelltrans- formation ausgezeichnet. Sie hat- ten unabhängig voneinander ein Enzym isoliert, das es eigentlich nicht geben durfte: die „reverse transcriptase".

Bekanntlich hatten die Nobelpreis- träger Watson und Crick 1953 die Doppelhelixstruktur der DNA postuliert. Seitdem galt zunehmend als zentrales Dogma molekularer Genetik, daß der Fluß genetischer Information von der nukleären DNA

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 48 vom 27. November 1975 3311

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Nobelpreis für Medizin

über die „messenger"- RNA an die Ribosomen im Zellplasma vermit- telt wurde (transcription), um dort als Matritze für die spezifische Ei- weißsynthese zu dienen. Baltimore und Temin zeigten nun, daß die ge- netische Information auch umge- kehrt fließen könne. Sie isolierten ein Enzym aus onkogenen RNA- haltigen Viren (die im Tierexperi- ment unter anderem Leukämien, Sarkome und Lymphome verur- sachten), das die umgekehrte Re- aktion vermittelte, die „reverse transcriptase" (eine RNA-abhängi- ge DNA-Polymerase). Die geneti- sche Information onkogener viraler RNA konnte an virus-spezifische DNA enzymatisch weitergegeben werden, die dann in das Genom der infizierten Gastzelle eingebaut wurde.

Zweifellos haben die Entdeckun- gen der drei Preisträger der Theo- rie von der viralen Krebsentste- hung neue Nahrung gegeben. Bis heute ist aber ungeklärt, ob Krebs generell auch beim Menschen durch Viren hervorgerufen wird. Es ist jedoch bekannt, daß bestimmte Viren, die beim Menschen vorkom- men, im Tierexperiment Krebs er- zeugen. Weitgehend ungeklärt ver- bleibt, wie sichere Krebserreger (Zigarettenrauchen, Umweltver- schmutzung, radioaktive Strahlen) die virale Krebsentstehung beein- flussen.

Vom Tierexperiment her kennt man eine große Zahl verschiedener krebserzeugender Viren. Eine ähn- lich hohe Zahl könnte auch für Menschen pathogen sein. Gegen- wärtig erscheint es daher unreali- stisch anzunehmen, daß in Bälde

Der Nobelpreis für Medizin ging in diesem Jahr zu gleichen Tei- len an die Mediziner (von oben nach unten) Howard M-Temin (Universität Wisconsin), David Baltimore (Technologisches In- stitute Massachusetts) und den Italiener Renato Dulbecco (Kö- nigliches Krebslaboratorium Lon- don). Foto: AP

eine universelle Tumorvirusvakzine verfügbar würde. Vor allem in den USA laufen daher auch For- schungsprogramme, Chemothera- peutika zur Blockade des gestei- gerten Tumorzellstoffwechsels (einschließlich Blockade der „re- verse transcriptase") zu entwik- keln. Seit vielfache Hinweise vorlie- gen, daß menschliche ebenso wie tierische Tumoren tumorassoziierte Antigene haben, werden Methoden unspezifischer und spezifischer Im- munotherapie erprobt. Die frühzei- tige Entdeckung und Überwachung der Krebspatienten verspricht er- folgreicher zu werden, wenn die empfindlichen radioimmunologi- schen Methoden zum Nachweis so- genannter onkofetaler tumorasso- ziierter Antigene im Serum von Tumorkranken vermehrt eingesetzt werden können.

Dr. med. Dieter Fritze Medizinische

Universitätsklinik Heidelberg 69 Heidelberg

Bergheimer Straße 58

ECHO

Zu: „Medikamentöse Auflösung von Gallensteinen" von Profes- sor Dr. med. Hans J. Weis in Heft 36/1975 Seite 2464 ff.

Erfolgreiche Behandlung

„Die medikamentöse Auflö- sung von Gallensteinen wird derzeit in der Bundesrepublik erforscht. In 16 Kliniken an 83 Patienten vorgenommene Versuche, cholesterolhaltige Gallensteine — das sind etwa 90 Prozent aller Gallen- steine — mit Hilfe gallensäu- rehaltiger Medikamente zu verkleinern oder aufzulösen, waren bei etwa einem Drittel der Patienten erfolgreich, be- richtet Professor Hans J.

Weis (Universität Mainz) in der jüngsten Ausgabe des in Köln erscheinenden DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES."

(Schweinfurter Tagblatt und andere Zeitungen)

3312 Heft 48 vom 27. November 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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