• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Medizin-Nobelpreis für drei Prostaglandinforscher" (19.11.1982)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Medizin-Nobelpreis für drei Prostaglandinforscher" (19.11.1982)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ner Nobelpreis für Medizin Li1982 ist dem Briten John Vane und den beiden Schwe- den Sune Bergström und Bengt Samuellson für ihre Forschungen auf dem Gebiet der Prostaglandine zuerkannt worden. Prostaglandine wer- den aus mehrfach ungesättig- ten Fettsäuren in praktisch al-

len Organen des menschli- chen Organismus gebildet. Ih- re vielfältigen, zum Teil ge- gensätzlichen Wirkungen, sind erst in Umrissen bekannt.

Die drei Preisträger haben entscheidend zur Aufklärung der chemischen Struktur (Bergström), der Biosynthese und des Wirkmechanismus (Vane und Samuellson) der Prostaglandine beigetragen.

Wir wissen heute, daß die Prostaglandin-Familie eine Fülle biologisch hochaktiver Substanzen mit völlig unter- schiedlichem Wirkungsspek- trum umfaßt. Gemeinsame Kennzeichen sind kurze biolo- gische Halbwertszeiten und—

im Gegensatz zu klassischen Hormonen—vorwiegend loka- le,d. h.,aufden OrtderSynthe- se beschränkte Wirkungen.

Seit der Erstbeschreibung muskelkontrahierender Sub- stanzen mit Prostaglandin- charakter aus der menschli- chen Samenflüssigkeit und Samenblase (Goldblatt, 1933, und von Euler 1934) vergin- gen beinahe 40 Jahre, bis Bergström im Jahre 1958 mit der Reindarstellung und Strukturaufklärung zweier pri- märer Prostaglandine der ent- scheidende Durchbruch ge- lang. Kurz darauf zeigte Vane (1961), daß die schon lange gebräuchliche Acetylsalizyl- säure die Prostaglandin-Bio- synthese hemmt. Heute weiß man, daß sowohl Wirkung als auch zahlreiche Nebenwir-

kungen von Aspirins und von verwandten Substanzen mit- telbar und unmittelbar auf der Hemmung der endogenen Prostaglandin-Bildung zu be- ruhen scheinen.

Weitere neue Erkenntnisse gelangen den Arbeitsgruppen um Vane und Samuellson in der Mitte der siebziger Jahre.

Prostacyclin (1976) und die Thromboxane (1976) wurden entdeckt, denen eine wichtige Rolle in der Regulation der Hämostase zugeschrieben wird. Prostacyclin (PGI 2) wird in den Endothelien der Gefäß- wand gebildet und hemmt die Plättchenaggregation, wäh-

Medizin-Nobelpreis für drei

Prostaglandinforscher

rend die in den Thrombozyten selbst synthetisierten Throm- boxane aggregierend und va- sokonstriktorisch wirken.

Heute wird vermutet, daß ein gestörtes Gleichgewicht im Verhältnis von Prostacyclin und Thromboxan die Entste- hung arteriosklerotischer Lä- sionen begünstigt.

Derzeit wird eine mögliche Anwendung von Prostacyclin bei arterieller Verschlußkrank- heit, extrakorporaler Zirkula- tion bzw. chronischer Dialyse, pulmonaler Hypertonie und Koronarer Herzerkrankung er- probt. Selektive Hemmstoffe der Thromboxan-Synthese werden derzeit in der Sekun- där-Prävention des Herzin- farktes klinisch getestet.

Andere potentielle Anwen- dungsgebiete von Prosta- glandinen sind Krankheitsbil- der wie Bluthochdruck, aller- gische Prozesse und rheuma- tische Erkrankungen. Weiter

fortgeschritten ist die klini- sche Prüfung dieser Substan- zen in der peptischen Ulkus- therapie; klinisch eingesetzt werden Prostaglandine be- reits beim Schwangerschafts- abbruch bzw. bei der Geburts- einleitung und zum Offenhal- ten des Ductus Botalli bei an- geborenen Herzvitien.

Das vorläufig letzte Kapitel der Prostaglandinforschung wurde mit der Entdeckung der Leukotriene eingeleitet (1979). Auch hier war die Ar- beitsgruppe um Samuellson maßgeblich beteiligt. Diese Substanzklasse wird über ei- nen zweiten Syntheseweg aus Arachidonsäure gebildet. Sie spielt offensichtlich bei aller- gischen und entzündlichen Reaktionen eine wesentliche Rolle. Die Bedeutung der Leu- kotriene in der Therapie ist derzeit noch nicht abzusehen.

Hier zielen die Bemühungen auf die Entwicklung spezifi- scher Synthesehemmer bzw.

Antagonisten, deren thera- peutische Breite vermutlich den klassischen Antirheumati- ka der Aspiringruppe nicht nachstehen dürfte.

Zusammen mit ihren Arbeits- gruppen haben die Preisträ- ger entscheidend dazu beige- tragen, zu zeigen, daß die bio- logische Bedeutung der Pro- staglandine als Modulatoren von Zell- und Körperfunktio- nen mit denen der klassischen Hormone wie z. B. Kate- cholaminen bzw. Peptidhor- monen, vergleichbar ist.

Prof. Dr. med.

Bernd Simon Privatdozent Dr. med. H. Kather Medizinische Universitätsklinik Bergheimer Straße 58 6900 Heidelberg

Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 46 vom 19. November 1982 33

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

W enn die DRGs (Diagnos- tic Related Groups) so, wie sie geplant sind, durch- kommen, ist die medizinische Versorgung von 200 000 Men- schen mit Epilepsie nicht mehr gesichert“,

deckt, bilden aber doch eine geistige Kette: Carlsson hatte in den 50er-Jah- ren die Grundlagen für die Arbeit von Greengard gelegt, der wiederum in den 60ern die

September 1939 in Nagoya (Japan) geboren; er arbeitete in Kyoto, dann in San Diego, dort zuletzt bei dem Nobelpreisträger Dulbecco, an- schließend für fast zehn Jahre am

Hier entdeckte er, daß neugebildete Proteine ein eingebautes Signal haben, das ent- scheidend für ihre Steuerung zu den Membranen des endoplas- matischen Retikulums und

Der erste klare Beweis, daß MHC-Moleküle aber tatsächlich eine biologisch sinnvolle Aufgabe haben, brachte dem Schweizer Mediziner Rolf Zinkernagel (Universität Zürich) und

Anfang der 80er-Jah- re stieß Robin Warren bei sei- ner Arbeit jedoch auf eine mögliche Erklärung: Er ent- deckte in etwa der Hälfte aller Biopsien der Magenschleim- haut, die er

Die Kommission will den Unternehmen die Auflage mit einem um sechs Mona- te verlängerten Patentschutz für bereits am Markt befindli- che Arzneimittel schmack- haft machen, sofern

Etwa 30 Jahre später sind es der Amerikaner Lauterbur (University of Illinois, Urbana) und der Brite Mans- field (University of Nottingham), die sich den mit 1,1 Millionen