Brustimplantate
Anspruchsfrist läuft ab
Geschädigte Frauen müssen sich bis Ende 2003 gemeldet haben.
Z
um Ende dieses Jahres läuft die Frist aus, innerhalb de- rer Frauen, denen Trilucent- Brustimplantate eingepflanzt wurden, Entschädigungsan- sprüche gegenüber dem Her- steller anmelden können. Dar- auf hat das Bundesministeri- um für Gesundheit und So- ziale Sicherung Ende Sep- tember hingewiesen. Nach In- tervention der Aufsichtsbe- hörde in Großbritannien wa- ren die Implantate im Jahr 2000 vom Markt genommen worden. Der Hersteller hatte daraufhin im Rahmen eines„Trilucent-Care-Programms“
angeboten, die betroffenen Frauen zu identifizieren, sie zu untersuchen und gegebe- nenfalls eine Reimplantierung vorzunehmen. Über Einzel- heiten des Programms infor-
mieren das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinpro- dukte, Friedrich-Ebert-Allee 38, 53113 Bonn, Telefon: 02 28/
2 07-53 82, sowie das Trilu- cent Care Centre, P.O. Box 3355, Brighton, BN 1 2NR, United Kingdom. Ärzte kön- nen sich mit Fragen an die Tele- fonnummer 00 800 33 33 99 99
wenden. HK
Mutter-Kind-Kuren
70 Prozent Ablehnungen regional
Einsparungen auf Kosten von Müttern beklagt
D
ie im Juli 2002 beschlos- sene Vollfinanzierung für Mutter-Kind-Kuren durch die Gesetzliche Krankenversiche- rung wird nach Ansicht von Dr. Jürgen Collatz, For- schungsverbund Prävention und Rehabilitation für Müt- ter und Kinder der Medizini- schen Hochschule Hannover,von den Kostenträgern „un- terlaufen“. Beim III. Wissen- schaftlichen Symposium des Forschungsverbundes in Ber- lin wies er darauf hin, dass die Zahl der Ablehnungen von Anträgen auf 30 Prozent ge- stiegen sei, regional sogar auf 70 Prozent. Die Gründe dafür sieht er in den „invaliden Zu- gangskriterien der Begutach- tung, einer biomedizinischen Indikationsorientierung“ so- wie in der Finanznot der Kran- kenkassen. Zugenommen ha- be ebenso die Zahl der Wi- dersprüche von Müttern und zwar auf 50 bis 70 Prozent.
Davon seien 50 Prozent er-
folgreich verlaufen. „Erschöpf- ten Müttern kann dieser Be- hördenhindernislauf nicht zu- gemutet werden“, betont Col- latz, „die Bedürftigsten blei- ben dabei auf der Strecke.“
Außerdem fordert er, „Ein- sparungsversuche“ auf Ko- sten der Kinder zu unterlas- sen. 80 Prozent der Kinder würden als „Begleitkinder“
eingewiesen, obwohl Unter- suchungen des Forschungs- verbundes gezeigt haben, dass 78 Prozent der Kinder in den Mutter-Kind-Einrichtun- gen behandlungsbedürftig sei- en und auch effektiv behan- delt werden könnten. PB A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4110. Oktober 2003 AA2613
Medizin-Nobelpreis 2003
Erfreuliche Resonanz
A
m Anfang waren es Glasröhrchen, ei- ne kleine Krabbe oder das Bein eines Truthahns. Paul Lauterbur und Peter Mansfield lieferten sich Mitte der 70er- Jahre einen Wettlauf darum, mit einer da- mals noch unausgereiften Technik Bilder aus dem Inneren ihrer kuriosen Ver- suchsobjekte liefern zu können: der„Kernspin“- oder Magnetresonanzto- mographie. Etwa 30 Jahre später sind es der Amerikaner Lauterbur (University of Illinois, Urbana) und der Brite Mans- field (University of Nottingham), die sich den mit 1,1 Millionen Euro dotierten No- belpreis 2003 für Medizin und Physiolo- gie teilen.Das Grundprinzip der Magnet- resonanzmessung war bereits Jahrzehnte bekannt, als sich die beiden Forscher dafür zu interessieren begannen. Doch die Anwendung war auf Physik und Che-
mie beschränkt: Wissenschaftler nutzten Magnetfelder, um Informationen über den inneren Aufbau von kleineren Mo- lekülen zu erhalten. Unter dem Einfluss eines starken Magnetfeldes beginnen die Kerne der Atome zu rotieren. Diese un- merkliche „Drehung“ kann durch Ra- diowellen mit derselben Frequenz zu subatomaren Schwingungen verstärkt werden: Die Kerne nehmen im schnellen Wechsel Energie auf und strahlen sie gleich wieder als Radiowellen ab – es ent- steht Resonanz, die mit einer Antenne gemessen werden kann. Für diese Ent- deckungen gab es bereits 1952 den No- belpreis in Physik.
L
auterbur fand einen Weg, mit der bis zu diesem Zeitpunkt auf einen Punkt be- schränkten Messtechnik, zweidimensio- nale Bilder zu erzeugen. Er führte „Gra- dienten“ ein, in denen sich die Stärke des Magnetfeldes veränderte. Durch Analy- se der Eigenschaften der zurückgesende- ten Radiowelle konnte er die Ursprungs-lage dieser Radiowelle in dem Gradien- ten etwa auf den Millimeter genau lokali- sieren. Auf diese Weise ließen sich – zu- mindest theoretisch – aus Milliarden von Einzelsignalen Punkt für Punkt zweidi- mensionale Bilder aus dem Inneren von Gegenständen und Strukturen erzeugen, bei denen andere Techniken wie Rönt- genstrahlung nicht zu gebrauchen waren.
E
rst Mansfield setzt die Idee der Ma- gnetfeldgradienten zur praxistaugli- chen Anwendung um. Er demonstrierte, wie die Masse von Einzelsignalen ma- thematisch und mithilfe schneller Com- puter zu Bildern verarbeitet werden konnte. Mansfield zeigte darüber hinaus, wie eine extrem schnelle Abbildung funktionieren könnte. Bis zur Umset- zung sollte es allerdings noch zehn Jah- re dauern. Heute stehen Magnetreso- nanztomographen fast in jeder größe- ren Klinik; pro Jahr werden weltweit mehr als 60 Millionen Patienten „in die Röhre geschoben“. Klaus Koch AkutAquagymnastikstunde in einer Mutter-Kind-Klinik: Auch Mütter leiden am „Burn-out-Syndrom“.
Foto:ddp