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Archiv "Allgemeinmedizin: Strukturierte Weiterbildung in Großbritannien" (15.11.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

FSVE-IMIVUN'

Allgemeinmedizin:

Strukturierte Weiterbildung in Großbritannien

Eine strukturierte Weiterbil- dung zum Allgemeinmediziner hat sich seit den 70er Jahren in Großbri- tannien entwickelt. Ärzte, die in der Allgemeinmedizin tätig werden wol- len, befassen sich in ihrer Ausbil- dung mit Innerer Medizin, Geriatrie, Gynäkologie, Kinderheilkunde, Not- fallambulanz und Psychiatrie. Allge- meinmediziner haben sich in Eng- land in einer Organisation zusam- mengeschlossen, vor der Berufsan- fänger eine freiwillige Prüfung able- gen können. Für die Bewerbung bringt das Vorteile.

Weil das britische (staatliche) Gesundheitssystem anders als das bundesrepublikanische aufgebaut ist, läßt sich die Weiterbildung mit der hiesigen Weiterbildung freilich nicht direkt vergleichen. Doch kann ein Blick über die Grenzen auch An- regungen für die hiesige Diskussion um die Allgemeinmedizin vermit- teln.

Allgemeinmediziner sind die einzigen niedergelassenen Ärzte in Großbritannien. Spezialisten sind auf Tätigkeit im Krankenhaus (und in der Privatpraxis) beschränkt. Fast alle Patienten suchen daher zunächst einen Allgemeinmediziner auf. Sie bleiben in dessen Behandlung, solan- ge sich der Arzt kompetent fühlt.

Fast alle technischen Untersuchun- gen werden in Krankenhäusern vor- genommen. Im Regelfall stellt der Allgemeinarzt die Indikation zur Un- tersuchung und erhält das Ergebnis zugeschickt.

Ausnahmen zu dieser Beschrei- bung existieren besonders in ländli- chen Gebieten, wo Allgemeinmedizi- ner kleinere Notfallambulanzen und Krankenhäuser (über 300 in England und Wales) mit einer kleinen Betten- zahl versorgen.

Vergleichsweise wenige Hebam- men und Allgemeinmediziner bieten Hausgeburten an. Häufiger werden unkomplizierte Geburten in der ört- lichen geburtshilflichen Abteilung

von Hebamme und Hausarzt gelei- tet. Routinemäßige Vorsorgeunter- suchungen von Kindern und Schwan- geren werden zum größten Teil in Allgemeinpraxen vorgenommen.

Erfahrung in Diagnose und Behandlung

Allgemeinmediziner müssen Er- fahrung in der Diagnose und Be- handlung aller häufigen Krankheiten, und in der Allgemeinpraxis behan- delbarer Erkrankungen haben sowie den natürlichen Verlauf von Erkran- kungen kennen. Zusätzlich sollten sie für Vorsorgeuntersuchungen, qualifiziert sein und sich in der Pra- xisverwaltung auskennen.

Die Ausbildungsordnung für Allgemeinärzte sieht zwei Jahre Tä- tigkeit im Krankenhaus (mindestens 6 Monate in je zwei Kerngebieten, ein weiteres Jahr in denselben oder anderen Krankenhausstellen) und ein Jahr in anerkannten Allgemein- praxen vor. In der Praxis hat sich ei- ne Ausbildungsstruktur entwickelt, in der Innere Medizin, Geriatrie, Gynäkologie/Geburtshilfe, Kinder- heilkunde, Notfallambulanz und Psychiatrie Kerngebiete in der Assi- stenzarztzeit sind.

Das Jahr in der Praxis ist staats- finanziert (Assistenzarztgehalt) und kann in einer oder zwei Praxen abge- leistet werden. In den letzten zehn Jahren sind mehr und mehr Rota- tionsstellen geschaffen worden, die vier verschiedene 6-Monats-Stellen im Krankenhaus mit zwei 6-Monats- Stellen in der Allgemeinmedizin ver- binden.

Diese Stellen bieten regelmäßi- gen Weiterbildungsunterricht mit praktizierenden Allgemeinmedizi- nern als Tutoren an. 40 Prozent aller künftigen Allgemeinmediziner nut- zen diese Möglichkeit. Die anderen bewerben sich für jede Kranken- haus- und Praxisstelle getrennt. >

Basisinformation (Stand: Februar 1990)

FSME-IMMUN Tm

Wirkstoff: Frühsommer-Meningoenzephalitis-Impfstoff (inakti- viert) mit Adjuvans

Zusammensetzung: 1 Fertigspritze mit 0,5 ml Suspension ent- hält: FSME-Virus-Antigen (gereinigte, auf Hühnerembryonalzel- len gezüchtete und abgetötete, nicht vermehrungsfähige FSME- Viren) mindestens 1 pg; Humanalbumin 0,5 mg; Aluminium- hyd roxid 1,0 mg; 2-(Ethylmercurithio)benzoesäure, Natriumsalz (= Thiomersal) 0,05 mg; Formaldehyd 0,01 mg.

Anwendungsgebiete: Aktive Immunisierung gegen die durch Zecken übertragbare Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bei Personen, die sich dauernd oder vorübergehend in Gebieten mit FSME-Naturherden aufhalten.

Gegenanzeigen: Akute fieberhafte Infekte. Bekannte Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes wie Hühnereiweiß und Thio- mersal (rel. Kontraindikation).

Nebenwirkungen: Gelegentlich können lokale Reaktionen wie Rötung und Schwellung im Bereich der Injektionssteile, Schwel- lung der reg ionären Lymphdrüsen sowie Allgemeinerscheinungen wie z. B. Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten.

In seltenen Fällen, insbesondere bei Kindern, können Tempera- turerhöhungen über 38°C und Übelkeit oder Erbrechen beo- bachtet werden, die in der Regel innerhalb von 24 Stunden abklingen. Auch ein juckender, vorübergehender Hautaus- schlag kann in seltenen Fällen auftreten. In sehr seltenen Fällen treten nach der Impfung Nervenentzündungen unterschiedlichen Schweregrades auf.

Wechselwirkungen: Wenn der Abstand zwischen der Injektion von FSME-IMMUN und einer vorhergehenden Gabe von FSME- Immunglobulin weniger als 4 Wochen beträgt, kann die Wirkung von FSME-IMMUN beeinträchtigt sein.

Hinweis: Eine Altersgrenze für die Impfung mit FSME-IMMUN besteht nicht.

Wegen der Impfbelastung im 1. Lebensjahr soll die FSME- Impfung in diesem Zeitraum nur erfolgen, wenn das Kind einer starken Infektionsgefahr ausgesetzt ist.

FSME-BULIN'

Wirkstoff: FSME-Immunglobulin vom Menschen

Zusammensetzung: 1 ml Injektionslösung enthält: Immunglo- bulin vom Menschen 100-170 mg/Titer an FSME-Antikörpern 1:640 (HAI); 2-(Ethylmercurithio)benzoesäure, Natriumsalz (= Thiomersal) 0,1 mg.

Anwendungsgebiete: Passive Immunisierung zur prä- und postexpositionellen Sofortprophylaxe der durch Zecken über- tragbaren Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Gegenanzeigen: Allergie gegen das Konservierungsmittel Thiomersal (rel. Kontraindikation). Bei bekannter Überempfind- lichkeit gegen Immunglobuline vom Menschen sind die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Wie bei allen i.m.-Immunglobulinen ist die intravenöse Anwen- dung wegen möglicher schwerster Nebenwirkungen unbedingt zu vermeiden.

Nebenwirkungen: FSME-BULIN wird fast immer reaktionslos vertragen. - In seltenen Fällen werden - vor allem bei Patienten mit Agammaglobulinämie - anaphylaktoide Reaktionen beob- achtet (Gesichtsrötung, Beklemmungsgefühl, Hypotonie usw.).

Leichte Erscheinungen der beschriebenen Art lassen sich mit Antihistaminika beherrschen. Die Behandlung schwerer hypo- toner Kreislaufreaktionen folgt den Regeln der modernen Schocktherapie. Gelegentlich können leichte vorübergehende Reizzustände im Bereich der Injektionsstelle sowie leichte Tem- peraturerhöhungen auftreten.

Wechselwirkungen: Nach der Gabe von FSME-BULIN kann die Wirkung von FSME-Impfstoff (FSME-IMMUN) 4 Wochen, die Wir- kung von parenteral verabreichten Viruslebendimpfstoffen (z.B.

gegen Röteln, Masern, Mumps) bis zu 3 Monaten beeinträchtigt sein.

Immuno GmbH Im Breispiel 13 Postfach 103080 6900 Heidelberg Telefon (06221) 397-0 A-3610 (36) Dt. Ärztebl. 87, Heft 46, 15. November 1990

(2)

Prüfung über

allgemeinärztliche Praxis 1952 gründete sich eine Organi- sation der Allgemeinmediziner, die sich zum „Royal College of General Practitioners" (R.C.G.P.) entwickel- te und Ausbildung sowie Forschung in der Allgemeinmedizin fördern will. Die Mitgliedschaft ist abhängig vom Bestehen einer freiwilligen Prü- fung, in der relevante Inhalte der Allgemeinpraxis geprüft werden. Die Prüfung wird zunehmend als Bewer- bungsvorteil wahrgenommen. Etwa die Hälfte aller Allgemeinmediziner sind Mitglieder des R.C.G.P.

Etliche Aspekte der britischen Allgemeinmedizinerausbildung sind sowohl gut als auch übertragbar. Be-

sonders Rotationsstellen könnten als Vorbild dienen. Der regelmäßige Kontakt mit praktizierenden Kolle- gen in Weiterbildungsveranstaltun- gen verbessert den Praxisbezug der Ausbildung weiter. Dies hat in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen, die Allgemeinmedizinausbildung in Großbritannien zur populärsten Ausbildung werden zu lassen.

Anschrift des Verfassers:

Ulrich Freudenstein 77 Slinn Street

Sheffield S10 1NW, GB

Literatur:

A GP Training Handbook, M. S. Hall ed., 2nd ed. 1989

Crawley H., Levin J., Training for general practice: a national survey. Br Med J 1990; 300:

911-5

Mehr Prävention in Bayern

Ohne daß eine Kooperation aus- drücklich vereinbart wäre, helfen in Bayern die Ärzteschaft und der Ge- sundheitsminister in größter Über- einstimmung zusammen, um den Gedanken der Prävention bis ins entlegendste Dorf zu verbreiten.

Die Ärzte appellieren eindring- lich an alle Berechtigten, von der seit dem 1. Januar 1989 alle zwei Jah- re möglichen Gesundheitsuntersu- chung Gebrauch zu machen, aber auch die Schutzimpfungen wahrzu- nehmen und sich an den Maßnah- men zur Früherkennung von Krebs- erkrankungen zu beteiligen. Ihr Leit- motiv lautet: „Frühzeitiges Erken- nen von Risiken und rechtzeitige ärztliche Behandlung können ver- meidbare Folgeschäden und die Be- einträchtigung der Lebensqualität verhindern."

Der für das Gesundheitswesen zuständige Arbeitsminster Dr. phil.

Gebhard Glück ergänzt und präzi- siert diese Appelle mit einem weitge- fächerten Präventionsprogramm, das unter dem Titel „Gesunde Lebens- führung in Bayern" angelaufen ist.

Unbekümmert um den Vorwurf, es gebe schon eine „Inflation von Ange- boten, sich aktiv um die eigene Ge- sundheit zu kümmern", beharrt der Minister auf dem Standpunkt, die zahlreichen Möglichkeiten würden nur ungenügend genutzt. Vor allem im Bereich vermeidbarer Herz- Kreislauf-Erkrankungen will er mit einem jährlichen Aufwand von zwei Millionen Mark einen Wandel her- beiführen.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat er sich ein vielseitiges Instrumentari- um herrichten lassen. Hauptstützen seines Präventionsprogramms sind leichtverständliche Informations- schriften. Ein „Gesundheitskompaß"

unterrichtet über alle gesetzlich ver- ankerten und öffentlich empfohle- nen Vorsorge-Untersuchungen. Ein

„Gesundheitsführer" erleichtert es der Bevölkerung, sich im regiona- len Angebot gesundheitsfördernder Maßnahmen auf Stadt- und Land- kreisebene zurechtzufinden.

Hinweise für die Weiterbildung in Großbritannien

• Sprachkenntnisse: Sind unabdingbar; vorzugsweise Erfahrung mit dem britischen Gesundheitswesen.

• Registrierung: mit dem General Medical Council (entspricht der Approbation). Erfordert beglaubigte Übersetzungen des Abschluß- zeugnisses und kostet zur Zeit 100 Pfund.

• Versicherung: Haftpflichtversicherung wird in Krankenhäusern vom Staat getragen. Eine Rechtsschutzversicherung ist ratsam.

• Stellenangebote: Alle Krankenhausstellen werden in der Stel- lenbeilage des British Medical Journal (BMJ) ausgeschrieben. Die ein- zigen Stellen, die für deutsche Assistenzärzte in Frage kommen, sind Senior House Officer (SHO)-Stellen. Allgemeinpraxisstellen können nicht auf die deutsche Ausbildung angerechnet werden. Sie werden nur teilweise im BMJ ausgeschrieben. Anfragen am besten örtlich an den jeweiligen Course Organiser des Vocational Training Scheme.

• Lebensläufe: Sind in Großbritannien anders strukturiert als hier. Bei Bewerbungen wird in der Regel nach einem maschinenge- schriebenen Lebenslauf und einem handgeschriebenen Bewerbungs- schreiben gefragt.

• Zeugnisse: Sind vertraulich, und Arbeitgeber nehmen an, daß der Inhalt dem Bewerber nicht bekannt ist. Meist werden zwei Zeug- nisse verlangt (eines vom letzten Arbeitgeber).

• Berufsberatung: Findet für Ausländer auf Vereinbarung im Na- tional Advice Centre for Postgraduate Medical and Dental Education in London statt. Dies hinterlegt auch Zeugniskopien (in Englisch) der Zeugnisgeber und sendet diese auf Anfrage an potentielle Arbeitgeber in Großbritannien.

• Unterkunft: Die meisten Krankenhäuser haben die Möglich- keit, Angestellte in hauseigenen Räumen unterzubringen.

• Nützliche Adressen:

General Medical Council, 44 Hallam Street, London W1N 6AE National Advice Centre for Postgraduate Medical and Dental Edu- cation, 7 Marylebone Road, London NW1 5HH.

Medical Defence Union, 3 Devonshire Place, London W1N 2EA.

Medical Protection Society, 50 Hallam Street, London W1N 6DE.

A-3612 (38) Dt. Ärztebl. 87, Heft 46, 15. November 1990

Referenzen

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