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Archiv "Disease Management: Zwischenbilanz" (18.02.2005)

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Die Realität eines psychotherapeu- tisch tätigen Arztes stellte Dr. med.

Heiner Heister aus Aachen dem Ple- num dar. Er kritisierte eine zunehmen- de Schwächung der ärztlichen Psycho- therapie und zeigte sich diesbezüglich enttäuscht von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

Dass auch im öffentlichen Gesund- heitsdienst erheblicher Kostendruck herrscht, machte der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, Dr. med. Jan Leidel, deutlich.

Arzt als politischer Beruf

In der anschließenden Diskussion im Plenum erregte die Praxisgebühr nach wie vor die Gemüter. Dr. med. Christoph Drechsler, Facharzt für Allgemeinmedi- zin aus Gummersbach, bemerkte, ihm sei nicht klar, wieso die Ärzte nicht endlich auf die Straße gingen und sich wehrten.

Der Arztberuf sei nicht nur eine soziale, sondern auch politische Aufgabe.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Einführung von Disease-Manage- ment-Programmen. Diese seien nicht im Sinne des Patienten und gefährdeten den Erhalt der Therapiefreiheit.

Im Verlauf der Debatte machten eini- ge Ärztinnen und Ärzte ihrer Unzufrie- denheit über die ärztliche Interessenver- tretung Luft. Ein Diskussionsredner rief zur Gründung eines „Ärzte-Syndikates“

auf, das an die Stelle von Ärztekammern und KVen treten solle. Mehrere Ärzte in darauf folgenden Redebeiträgen al- lerdings sahen die Interessen der Ärzte- schaft durch die vorhandenen Instru- mente der Selbstverwaltung gut vertre- ten. Rudolf Henke, MdL und stellvertre- tender Vorsitzender des Marburger Bundes, appellierte an die Ärzte, endlich einheitlich zu agieren. Gleichwohl dürf- ten nicht nur die eigenen Probleme wahrgenommen werden, sondern auch die anderer Bevölkerungsgruppen.

„Das Experiment ist gelungen“, so das Fazit, das Kammerpräsident Hoppe den Teilnehmern mit auf den Heimweg gab. Der Austausch zwischen Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens sei unerlässlich.

Gleichzeitig kündigte er den zweiten Rheinischen Ärztetag für das kommen- de Jahr an. Dr. med. Birgit Hibbeler

P O L I T I K

A

A396 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 718. Februar 2005

N

ützen strukturierte Behandlungs- programme der Versorgungsqua- lität, oder dienen sie Krankenkas- sen nur dazu, mithilfe von Ausgleichs- zahlungen Haushaltslöcher zu stopfen?

Streit über diese Frage entbrannte un- ter den Akteuren im Gesundheitswe- sen, lange bevor im März 2003 in Nord- rhein das erste Disease-Management- Programm (DMP) an den Start ging.

Hinweise für eine messbare Qualitäts- verbesserung durch die Behandlungs- programme liefert nun der bundesweit erste Qualitätsbericht zu DMP, den das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) im Auftrag der nord- rheinischen Krankenkassen, Kranken- häuser und der KV vorgenommen hat.

Der 40-seitige Bericht analysiert die Er- gebnisse der DMP Diabetes mellitus Typ II und Brustkrebs.

Beim DMP Diabetes wurden nach dem Bericht deutliche Verbesserungen der zentralen Indikatoren Blutzucker und Blutdruck erreicht. So sei der An- teil der Patienten mit einem hohen HbA1c-Wert von 8,5 Prozent auf 7,9 Prozent gesenkt worden. Zudem habe die Zahl der nach WHO-Klassifikation als hyperton einzustufenden Patienten um 4,1 Prozentpunkte abgenommen.

Auch beim DMP Brustkrebs habe man die selbstgesteckten Ziele erreicht und sogar übererfüllt, sagte der Vorsit- zende der KV Nordrhein, Dr. med.

Leonhard Hansen, bei der Vorstellung des Qualitätsberichts in Berlin. So wur- den rund 70 Prozent der Patientinnen mit einer Tumorgröße von maximal zwei Zentimetern brusterhaltend ope- riert. Bei einer Tumorgröße von zwei bis fünf Zentimetern sei es etwa die Hälfte der Patientinnen gewesen.

„Mit den Chroniker-Programmen wird Geld in Qualität investiert“, zeigte sich auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt erfreut. Doch endgültige Gewissheit über den Nutzen der DMP

kann die ZI-Studie schon wegen der kurzen Beobachtungsdauer nicht ge- ben. Dazu heißt es in dem Bericht: „Die Auswirkungen strukturierter Versor- gungsprogramme auf krankheitsspezi- fische Endpunkte wie Herzinfarkt, Er- blindung oder Amputationen bei Dia- betes lassen sich erst nach einer länge- ren Programmlaufzeit nachweisen.“

So sieht es auch Prof. Dr. med. Peter Sawicki, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits- wesen. Seiner Ansicht nach sind die Vorgaben für eine gründliche Evaluati- on der DMP unzureichend. Wie jede andere medizinische Maßnahme sollten die DMP in kontrollierten Untersu- chungen anhand patientenrelevanter Endpunkte evaluiert werden. Für eine möglichst zentrale Überprüfung der DMP sprach sich gegenüber dem Deut- schen Ärzteblatt der Präsident des Bun- desversicherungsamtes (BVA), Rainer Daubenbüchel, aus. Kriterien hierzu habe das BVA mit wissenschaftlicher Unterstützung bereits formuliert.

Interesse an Programmen groß

Hansen wertet die Behandlungspro- gramme in Nordrhein dennoch als Er- folg. Dies belege auch das große Inter- esse von Patienten und Ärzten. Mehr als 70 Prozent der niedergelassenen Ärzte innerhalb der jeweiligen Fach- gruppen beteiligen sich an den DMP Diabetes und Brustkrebs. Etwa 200 000 Patienten sind für das Diabetes-Pro- gramm eingeschrieben. Rund 5 600 sind es beim DMP Brustkrebs. Für beide Programme sowie für das neueste DMP Koronare Herzkrankheit wurden Ver- träge mit allen gesetzlichen Kranken- kassen in Nordrhein geschlossen.

„Qualität in der medizinischen Ver- sorgung gab und gibt es auch ohne DMP“, betonte Hansen. Doch sorgten DMP für eine flächendeckende Qua- litätssicherung. Hansen widersprach Aussagen, strukturierte Behandlungs- programme seien „Kochbuchmedizin“.

Therapieentscheidungen träfen Arzt und Patient entsprechend der individu- ellen Anforderungen. Samir Rabbata

Disease Management

Zwischenbilanz

DMP-Studie in Nordrhein belegt Qualitätsverbesserungen. Aber noch stehen Langzeitanalysen aus.

Der DMP-Qualitätsbericht ist im Internet unter www.

aerzteblatt.de/plus0705 abrufbar.

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