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Archiv "Disease-Management-Programme: Die Ärzte werden jetzt doch beteiligt" (16.11.2001)

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ie Kassenärztliche Bundesvereini- gung (KBV) hat erfolgreich Über- zeugungsarbeit geleistet. Ende ver- gangener Woche gab es gleich zwei posi- tive Meldungen aus dem „politischen Berlin“ für die Spitzenorganisation der rund 120 000 niedergelassenen Ärzte:

Bundestag und Bundesrat haben die Abschaffung des Arzneimittelbudgets und der damit verbundenen Kollektiv- regresse besiegelt, und die Ärzte werden bei der Ausgestaltung der Disease-Man- agement-Programme beteiligt.

Beide Vorgänge zeigen, dass die Bun- desregierung derzeit keinen Konfronta- tionskurs gegenüber der KBV ansteu- ert. Lange Zeit sah es jedoch so aus, als würde die Politik die Gestaltungsräume der Krankenkassen einseitig und nach- haltig ausweiten, die Proteste der KBV und auch der Bundesärztekammer ge- gen eine „Aussperrung“ der Ärzte beim Aufbau des Disease Management blie- ben nämlich über Monate ungehört.

„Ordnende Hand“ für Patienten

Nach dem Beschluss des Bundestages soll nun der Koordinierungsausschuss, in dem sowohl die Krankenkassen als auch die Ärzte vertreten sind, die Pro- gramme für chronisch Kranke erarbei- ten. Dr. med. Manfred Richter-Reich- helm sieht darin eine reelle Chance zur Verbesserung der medizinischen Ver- sorgung. „Die Patienten wünschen bei den Versorgungsabläufen offenbar eine ordnende Hand“, sagte der Vorsitzende der KBV. Richter-Reichhelm hatte im- mer wieder betont, dass Disease-Man- agement-Programme ohne die Mitwir-

kung von Ärzten und Patienten nicht erfolgreich sein könnten.

Was den Part der Ärzte angeht, kann die Kassenärztliche Bundesvereinigung bereits auf erfolgreiche Vorarbeiten verweisen. Dr. med. Leonhard Hansen, Zweiter Vorsitzender der KBV, nannte in diesem Zusammenhang die bereits erprobten Behandlungskonzepte Dia- betes mellitus, arterielle Hypertonie und Asthma bronchiale. „Wir haben damit ermutigende Erfahrungen ge- macht“, sagte Hansen.

Bei Diabetes mellitus beispielsweise übernimmt der qualifizierte Hausarzt die kontinuierliche Behandlung und Be- treuung, besondere Diagnostik und wei- terführende Behandlungsmaßnahmen werden von spezialisierten Fachärzten in Praxis und Krankenhaus sichergestellt.

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Dis- ease-Management eine Versorgungs- kette darstellt. Daher sei es wichtig, eine Zersplitterung der Versorgung durch unterschiedliche Therapieziele, Leitlini- en und Management-Vorgaben zu ver- meiden. Hansen: „Wir fordern deshalb die Krankenkassen auf, sich an der Ab- stimmung und Umsetzung unserer Kon- zepte konstruktiv zu beteiligen.“

Auch Richter-Reichhelm legt großen Wert auf eine an der Sache orientierte Kooperation: „Weil die Programme für chronisch Kranke ernsthafte Schritte zur Erneuerung unseres Versorgungssy- stems darstellen, darf Disease Manage- ment nicht zum Experimentierfeld kon- kurrierender Krankenkassen werden.“

Im Hinblick auf eigene Programme der Krankenkassen sieht der KBV-Vorsit- zende einem „Wettbewerb um den bes- seren Weg“ mit Gelassenheit entgegen.

Richter-Reichhelm und Hansen sind si- cher, dass die Qualität der ärztlichen Pro- gramme zu einem Erfolg führen wird.

Im Streben nach Qualität der Versor- gung und in der Erkenntnis, dass es oh- ne die Zusammenarbeit von Ärzten und Patienten nicht gehen wird, sieht Chri- stoph Nachtigäller die Basis für einen Schulterschluss zwischen Ärzteschaft und Patientenvertretungen. Nachtigäl- ler ist Geschäftsführer der Bundesar- beitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte (BAGH). Im dem Verband sind nach Angaben Nachtigällers 80 Bundes- und 40 Landesorganisationen mit insgesamt 850 000 Einzelmitgliedern organisiert.

Die BAGH will wie die KBV ihre spezi- fischen Kenntnisse und Kompetenzen in die Erarbeitung und Ausgestaltung der Disease-Management-Programme einbringen – zunächst in der Rolle eines Beraters, später auch mit Sitz und Stim- me im Koordinierungsausschuss, wie Nachtigäller betont.

Neue Allianz nicht exklusiv

Die neuen Partner – KBV und Patien- tenvertretung – meinen übereinstim- mend, dass die Disease-Management- Programme nicht ökonomisch orientiert sein dürften. Da eine solche Gefahr bei der Federführung durch die Kranken- kassen gesehen wird, scheint die Koope- ration von Ärzten und Patientenver- tretern logisch. Gleichwohl ist diese Allianz nicht exklusiv angelegt. Nach- tigäller will auch mit den Krankenkassen ins Gespräch kommen. Er ist beispiels- weise der Meinung, dass Disease-Man- agement-Programme zudem für wenig häufig auftretende Krankheiten ent- wickelt werden müssten.

Auch die Kassenärztliche Bundesver- einigung sieht die Notwendigkeit, sich mit den Spitzenverbänden der Kranken- kassen nicht nur über Rahmenverein- barungen zum Disease Management zu verständigen. Wenn die Regelversorgung auch nach der Einführung von Disease- Management-Programmen reibungslos funktionieren soll, sind noch einige wich- tige Fragen zu klären. Eine davon betrifft die Abgrenzung der Programme für chronisch Kranke von der Behandlung akuter Krankheiten bei der Finanzierung der ambulanten Versorgung. Josef Maus P O L I T I K

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A3000 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 46½½½½16. November 2001

Disease-Management-Programme

Die Ärzte werden jetzt doch beteiligt

Nicht mehr die Krankenkassen allein, sondern auch die Ärzte entscheiden über die Ausgestaltung der Behandlungs-

programme für chronisch Kranke. Die KBV will dabei mit

Patientenvertretern zusammenarbeiten.

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