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itte 2002 will die Barmer ihr er- stes Disease-Management-Pro- gramm (DMP) – voraussichtlich zur Behandlung der Herzinsuffizienz – starten. Beim Aufbau der Programme setzt die größte Ersatzkasse auf Partner- schaft mit der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV): „Das ist hier keine Frage des Machtkampfes um die Rolle in der Sicherstellung der medizinischen Versorgung“, betonte der Vorstandsvor- sitzende Dr. Eckart Fiedler am 12. De- zember in Berlin. Die Behandlungsleitli- nie für eine chronische Erkrankung und die daraus resultierenden medizinischen Parameter des Disease Managements müssten einheitlich für die Gesetzliche Krankenversicherung festgelegt wer- den. Alle Ärzte, die die Qualitätsstan- dards erfüllten, sollten sich dann an den Programmen beteiligen dürfen. Ein- kaufsmodelle lehnte Fiedler strikt ab.Bei der Entwicklung der Qualitätsstan- dards und der Abwicklung der DMPs könnten die Kassenärztlichen Vereini- gungen (KVen) ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und sich unverzicht- bar machen, meinte Fiedler. „Das ist ei- ne echte Chance für die KVen.“
Dr. Manfred Richter-Reichhelm, KBV-Vorsitzender, begrüßte den „vor- wärts gewandten Kurs“ der Barmer, bei der Entwicklung der DMPs die Qualität an die erste Stelle zu rücken. Auch die KBV wolle mit optimalen und trans- parenten Programmen die Versorgung der chronisch Kranken verbessern. Da- bei dürfe die Qualität der Programme nicht zum Wettbewerbsfeld der Kran- kenkassen werden. Richter-Reichhelm:
„Für uns Ärzte ist Qualität unteilbar.“
Der KBV-Vorsitzende betonte, dass die Einführung der Chroniker-Programme mit Einschränkungen für Ärzte und Pa- tienten verbunden ist: Die Ärzte müss- ten ihre Behandlung an den vorge- schriebenen Leitlinien ausrichten und
an Fortbildungen teilnehmen. Die Pati- enten verpflichteten sich, jene Ärzte aufzusuchen, die die Qualitätsstan- dards erfüllten. Dies könne durchaus den Wechsel des Hausarztes bedeuten.
Fiedler nannte sechs Bausteine des Disease Managements bei der Barmer:
❃ Ausrichtung an wissenschaftlichen Leitlinien.Einheitlich geltende, wissen- schaftlich begründete Leitlinien sollen Entscheidungshilfen für Diagnostik, Therapie und Nachsorge des behan- delnden Arztes sein.
❃Vernetzung der Leistungssektoren.
Durch stärkere Vernetzung zwischen ambulanter und stationärer Behand- lung, klare Definition der Schnittstel- len, durchgängige Dokumentation und stringente Überweisungsroutinen will die Barmer Strukturdefizite beseitigen.
Dabei komme dem Hausarzt eine Schlüsselposition zu.
❃ Stärkung der Patientenposition.
Aufgabe der Krankenkassen soll es sein, die Compliance der chronisch kranken Patienten zu erhöhen. Dies könne beispielsweise durch Patienten- schulungen oder Erinnerungsanrufe von Call-Centern geschehen.
❃ Kostenstabilisierung.Die Barmer rechnet mit einer kostenneutralen Aus- gestaltung der DMPs. Mehrkosten, die durch den Abbau von Unterversorgung und ärztliche Zusatzhonorare denkbar seien, sollen durch den Abbau von Über- und Fehlversorgung kompensiert werden.
❃ Belohnung des Einsatzes für Qua- lität. Gemäß der RSA-Reform sollen Krankenkassen, die DMPs anbieten, mehr Geld für die Versorgung chro- nisch Kranker erhalten.
❃ Freiwilligkeit für alle Beteiligten.
Ärzte und Patienten sollen sich freiwil- lig an DMPs beteiligen. Dazu müsse die notwendige Motivation geschaffen wer-
den. Jens Flintrop
P O L I T I K
Disease-Management-Programme
Qualitätspartner
Die Barmer will ihre Chroniker-Programme in Abstimmung mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entwickeln.
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A3418 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 51–52½½½½24. Dezember 2001