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ie Anforderungen an Ärztin- nen und Ärzte wachsen. Um die Herausforderungen im Gesund- heitswesen zu bewältigen, werden Kongresse, Workshops, Kolloquien und Vorträge besucht. Der Praxisall- tag erfordert die ständige Weiterbil- dung, um mehr über neue Denk- und Lösungsansätze zu erfahren und die- se zu implementieren. Die Wissens- aufnahme und Wissensvernetzung erfolgt durch Weiterbildung mit dem Ziel, Vorteile für ein Unternehmen oder die eigene Praxis zu generieren.Von Ärztinnen und Ärzten wird erwartet, dass sie sich für ihr Fach begeistern, und dass sie wissen, dass die Arbeit eine gewisse Belas- tung mit sich bringt. Von ihnen wird aber auch erwartet, dass sie eine so- lide fachliche Basis aufweisen und über soziale Kompetenz verfügen.
Gerade für leitende Positionen im Krankenhaus oder die Führung ei- ner eigenen Praxis ist die Kommu- nikation sehr wichtig. Ferner sind umfassende Kenntnisse zum Ge- sundheitswesen und zu gesund- heitspolitischen, gesamtwirtschaft-
lichen und gesundheitsökonomi- schen Zusammenhängen bedeutend.
Die Ärzteausbildung besteht aus wissenschaftlichen und praktischen Bestandteilen. Qualifikationen, die über die regulären Inhalte der Ärzte- ausbildung hinausgehen, werden als Zusatzqualifikation beschrieben.
Zusatzqualifikationen werden für Ärztinnen und Ärzte häufig als be- rufsbegleitende Weiterbildung an- geboten. Dadurch können sie ihre Karrierechancen verbessern und sich auf ein Thema spezialisieren oder die eigenen Fähigkeiten den Berufserfordernissen anpassen.
Einer der häufigsten Abschlüsse, die mit einer Zusatzqualifikation im ärztlichen Bereich erworben wird, ist der MBA. Master of Business Administration (MBA)-Programme sind Weiterbildungsplattformen, die Erfahrungswissen bewahren, schnell auf benötigte Informationen zurück- greifen und eine Brücke schließen können, damit es nicht zum Wissens- verlust kommt. Weiterbildung im ärztlichen Bereich ist wichtig, da Ärztinnen und Ärzte für andere Men-
schen Verantwortung übernehmen.
Der MBA setzt einen ersten er - worbenen Hochschulabschluss und eine Approbation mit Berufser - fahrung voraus. Inhaltlich umfas- sen MBA-Programme einen Lehr- plan, der sich aus verschiedenen Managementdisziplinen zusammen- setzt. Zu den Managementdiszipli- nen gehören Themen wie Control- ling, Marketing, Organisation,
Personalentwicklung, Projekt- management, Medizinrecht
und Unternehmensfüh- rung.
Im Weiterbildungsbereich wer- den zahlreiche Programme mit Zu- satzqualifikationen angeboten. Die Weiterbildungsprogramme umfas- sen Aktivitäten, die der Vertiefung, Erweiterung oder Erneuerung von Wissen und Fähigkeiten dienen.
Der Aufbau, die Ausrichtung, die Dauer und die Zulassungsvoraus- setzungen sind teilweise sehr unter- schiedlich. Einige der MBA-Pro- gramme finden im Wochenendstu- dium, im Blockwochenstudium oder im Fernstudium statt.
MBA-Programme auf Deutsch oder Englisch
Viele MBA-Programme werden komplett auf Deutsch angeboten, einige teilweise oder vollständig auf Englisch. Ein Unterscheidungs- merkmal sind die zu erwerbenden ECTS-Punkte. Je nach Programm- umfang werden Punkte auf Modul- inhalte vergeben. Kleine MBA-Pro- gramme umfassen 60 und größere bis zu 120 ECTS-Punkte. Der zeitli- che Umfang zur Absolvierung eines MBA-Programms liegt zwischen zwei und zehn Semestern. Die Ge- bühren für ein MBA-Programm lie- gen bei den meisten Programmen zwischen 12 000 Euro und 18 000 Euro. Studieninhalte und Lernmate- rialien werden häufig in einer MANAGEMENT-PROGRAMME FÜR ÄRZTE
Weiterkommen mit einem MBA
Einer der häufigsten Abschlüsse, die mit einer Zusatzqualifikation im Gesundheitswesen erworben wird, ist der Master of Business Administration. Der Abschluss fördert die Karriere und dient als Ausgangspunkt für den Erwerb von Leitungswissen.
2 Deutsches Ärzteblatt I Heft 51 I 22. Dezember 2014
E-Learning-Umgebung angeboten, damit diese orts- und zeitunabhän- gig genutzt werden können.
Zielgruppe von MBA-Program- men sind vorrangig Personen ohne wirtschaftswissenschaftliche Aus- bildung, die ihre Managementfä- higkeiten ausbauen möchten. Zum Ausbau der Fähigkeiten bestehen allgemeine und spezifische MBA- Programme. Spezifische Program- me richten sich primär an Ärztinnen und Ärzte aus Kliniken, Praxen oder sonstigen Bereichen des Ge- sundheitswesens. Allgemeine Pro- gramme richten sich zusätzlich an andere Berufsgruppen, wie Pflege- wissenschaftler, Medizintechniker und Pharmazeuten.
MBA-Programme fördern die persönliche Karriere und dienen als Ausgangspunkt für den Erwerb von Leitungswissen, können aber auch die Basis für eine unternehmerische Tätigkeit bilden. Leitungswissen stellt sicher, dass eine optimale Be- handlungs- und Servicequalität si- chergestellt wird und dass Mitarbei- ter eingebunden und fortgebildet werden. Neben Kenntnissen zu Ver- sorgungskonzepten sind umfassen-
de betriebswirtschaftliche Kennt- nisse notwendig, um die Zukunft einer Einrichtung oder einer Praxis zu sichern.
Fortbildungspunkte während des Studiums sammeln Um den akademischen Grad führen zu können, müssen Prüfungen ab- gelegt werden. Vorgesehen ist häu- fig ein Mix aus verschiedenen Leis- tungen, die zu erbringen sind, zum Beispiel die Anfertigung von Studi- enarbeiten und Präsentationen, die Teilnahme an Veranstaltungen, Praktika und Auslandsaufenthalte, sowie mündliche und schriftliche Prüfungen.
Die Hochschule Neu-Ulm bietet zum Beispiel ein spezifisches MBA-Programm an, dass berufsbe- gleitend in vier Semestern absol- viert werden kann (www.aerzte- mba.de). Die enge Verzahnung mit der Fakultät für Gesundheitsmana- gement gewährleistet den Zugang zu aktuellem Wissen aus Forschung und Lehre. Teilnehmer werden ge- zielt auf Führungs- und Manage- mentaufgaben im Gesundheitswe- sen vorbereitet. Das Programm
greift das Experten- und Praxiswis- sen der Teilnehmer auf und bietet neben theoretischen Anteilen eine Verknüpfung von komplexem, standardisiertem und innovativem Wissen an. Durch internationale Kooperationen und ein aktives Alumni-Netzwerk kann das gesam- melte Wissen ausgetauscht und praktisch angewendet werden. In der Vergangenheit wurden im Rah- men des Programms Fortbildungs- punkte der Bayerischen Landesärz- tekammer gewährt. Interessierte sollten darauf achten, ein akkredi- tiertes MBA-Programm auszuwäh- len. Das hat den Vorteil, dass die Qualität von erbrachten Dienstleis- tungen durch unabhängige Organe bescheinigt wird und die qualitati- ven Mindestanforderungen einge- halten werden. Auch sollte darauf geachtet werden, ein Programm auszuwählen, bei dem die Weiter- bildung mit Fortbildungspunkten
anerkannt wurde.
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Mario A. Pfannstiel, M.Sc., M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Prof. Dr. Patrick Da-Cruz, Wissenschaftlicher Leiter des MBA-Programms beim Kompetenzzentrum „Vernetzt Gesundheit“
Das Deutsche Cochrane Zentrum repräsentiert die Cochrane Collabora- tion, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin orientiert. Das zentrale Ziel ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem.
Warum braucht Deutschland für eine bessere Gesundheits- versorgung den Anschluss an das internationale Wissen?
Antes: Für Entscheidungen in der Versorgung einzelner Patienten wie auch auf Systemebene sind Ergebnisse aus hochwertigen Studien – also Evidenz – eine wesentliche Grundlage. Die letzten Jahrzehnte ha- ben eine ungeheure Zunahme an solchen Studien erlebt, was einerseits einer Wissensexplosion gleichkommt, andererseits jedoch eine Reihe neuer Probleme geschaffen hat.
Die große Anzahl an Studien und die großen Unterschiede in der Stu- dienqualität machen zwingend erforderlich, nicht auf einzelne Studien, sondern auf die Gesamtheit der für die jeweilige Fragestellung global vor- handenen Studien zu schauen. Von den führenden Institutionen im angel- sächsischen Raum wurde der methodische Rahmen für die notwendige systematische Zusammenfassung der relevanten Studien entwickelt.
Solche Übersichtsarbeiten liefern Synthesen des vorhandenen Wis- sens und damit die Grundlage für klinische Leitlinien, HTA-Berichte
und Patienteninformation. Systematische Übersichtsarbeiten sind die Schlüsseltechnologie der Wissensproduktion für die Gesundheitsversor- gung. Die methodischen Entwicklungen begannen bereits 1971 und wurden vor allem in Großbritannien durchgeführt.
Die Publikation neuen Wissens aus Studien ist fast ausschließ- lich in englischsprachigen Zeitschriften im englischsprachigen Raum konzentriert. Deshalb ist der Anschluss an diese Welt unver- zichtbarer Baustein für wissensgestützte Entscheidungen und not- wendig, um an der dynamischen Entwicklung der systematischen Evidenzbasierung teilhaben zu können und den Abstand zur Welt- spitze zu verringern. Deutschland könnte so Erfahrungen aus ande- ren Ländern in der deutschen Gesundheitsforschung und -versor- gung schneller nutzen und gleichzeitig aktiv mehr zum globalen Wissen beitragen. „Globales Wissen – lokale Implementierung“ ist ein Leitmotiv für jedes moderne Gesundheitssystem, das auch für
Deutschland gilt. Ol
FRAGE DER WOCHE AN . . .
Prof. Dr. rer. nat. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums