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Archiv "Disease Management: Programme auf Sand gebaut" (26.10.2001)

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ein. Herbert Rebscher wollte sich nicht damit abfinden, dass das Grundlastmodell – es hätte Geld von den Betriebskrankenkassen zu den Ersatzkassen transferiert – vom Tisch ist.

Einen Tag nachdem die Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion am 16. Oktober entschieden hatte, den Änderungsantrag zur anstehenden Re- form des Risikostrukturausgleichs (RSA) zurückzuziehen, sagte der Vorstands- vorsitzende der Ersatzkassenverbände VdAK/AEK in Berlin: „Das Grundlast- modell ist erst dann gestorben, wenn es nicht im Gesetz steht.“ Stichtag sei der 7. November. Bis dahin habe man noch Zeit, die Bundesgesundheitsministerin – Ulla Schmidt (SPD) saß zu diesem Zeit- punkt neben ihm – zu überzeugen.

Die SPD-Gesundheitspolitiker hat- ten vorgeschlagen, ein Grundlastmodell in den RSA einzuführen. Dieses zielte darauf ab, dass die Zuschüsse aus dem RSA mit den tatsächlichen Leistungs- ausgaben verglichen werden und die Differenz zurück in den Ausgleichstopf fließt. Die Überweisungen aus dem RSA besonders an einige Betriebskran- kenkassen hätten sich so um etwa 800 Millionen DM jährlich reduziert. Das Geld wäre vor allem den Ersatzkassen zugute gekommen, die folglich vehe- ment für die Idee streiten. „Wenn das Grundlastmodell nicht kommt, sind alle Pläne zum Disease Management auf Sand gebaut“, sagt Rebscher. Ohne eine kurzfristige Korrektur der Verzerrun- gen im Kassenwettbewerb fehle den Er- satzkassen das Geld, um Disease-Man- agement-Programme (DMP) über- haupt starten zu können.

Zur Erinnerung: Die stärkere Förde- rung des Disease Managements zur bes- seren Versorgung chronisch Kranker ist ein wesentlicher Bestandteil der RSA- Reform, die sich derzeit im parlamenta-

rischen Verfahren befindet. Den ent- scheidenden Impuls zur Förderung der DMP gab ein Gutachten von Prof. Dr.

Karl Lauterbach und Prof. Dr. Eber- hard Wille, das unter anderem vor- schlägt, durch Ausgleichszahlungen aus dem RSA diejenigen Kassen finanziell zu belohnen, deren chronisch kranke Versicherte sich in DMP einschreiben.

Die wissenschaftliche Basis dieses Gut- achtens ist allerdings durchaus zu hin- terfragen. Gerade wenn es darum geht, Belege für die Kosten senkende Wir- kung von DMP zu liefern, bleiben Lau- terbach und Wille auffallend ver- schwommen.

Obwohl Rebscher DMP ohne Grundlastmodell im RSA für nicht fi- nanzierbar hält, präsentierte er die Überlegungen der Ersatzkassenverbän- de zu DMP-Einführungsstrategien und erste Projektansätze bei den Ersatzkas- sen. Als Unterstützung für die Entwick- lung eigener DMP hatten die Ersatzkas- sen ein Gutachten bei eben jenem Prof.

Lauterbach in Auftrag gegeben, wel- ches die Voraussetzungen und Rahmen- bedingungen zur Implemetierung von DMP wissenschaftlich untersucht.

Lauterbach betonte, dass DMP dar- auf abzielen müssten, gleichzeitig Über-, Unter- und Fehlversorgung abzubauen.

Defizite der Regelversorgung könnten sonst nicht beseitigt werden, die Versor- gung würde teurer und das Ziel der Ver- sorgungsoptimierung verfehlt. Hierzu sollten die wichtigsten Versorgungsziele einheitlich und gemeinsam von den Spit- zenverbänden der gesetzli- chen Krankenkassen defi- niert werden. Die Spitzen- verbände der Kassen soll- ten auch gemeinsam Stan- dards zur Erreichung der Versorgungsziele festlegen.

Dazu sollten drei bis vier evidenzbasierte Leitlinien pro Krankheit verbindlich ausgewählt werden. Auf Grundlage der ausgewähl- ten Leitlinien sollten für jede Krankheit bestimmte Versorgungsparameter und Zielwerte festgelegt wer- den – zum Beispiel Labor- werte oder Blutdruckwerte –, die es er- möglichten, die Prozess- und Ergebnis- qualität der DMP zu dokumentieren und zu messen, um so ein Benchmarking für DMP zu ermöglichen.

Rebscher betonte, die Ersatzkassen hätten bereits in der Vergangenheit zahl- reiche Programme zur besseren Versor- gung chronisch Kranker durchgeführt.

Um neue Programme auflegen zu kön- nen, sei es unumgänglich, dass der Ge- setzgeber die Fehlsubventionierung im heutigen RSA beende und aktiv für Soli- darität eintrete. Ministerin Schmidt kon- terte: „Durch die Verknüpfung mit dem RSA führen die Disease-Management- Programme bereits kurzfristig zu einer finanziellen Entlastung der Krankenkas- sen, zu deren Versicherten chronisch kranke Menschen gehören.“ Jens Flintrop P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 43½½½½26. Oktober 2001 AA2769

Disease Management

Programme auf Sand gebaut

Die Ersatzkassen halten ihre Disease-Management-Programme für unbezahlbar, wenn sie dafür kein

zusätzliches Geld aus dem Risikostrukturausgleich bekommen.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sieht in DMP eine wirksame finanzielle Entlastung der Kassen. Foto: Georg J. Lopata

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