Lebendorganspende
Empfängerkreis ausweiten
Bundestag überprüft Transplantationsgesetz.
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ebendorganspenden sollen auch zwischen Personen zulässig sein, die nicht in einem verwandtschaftlichen oder na- hen persönlichen Verhältnis zueinander stehen. Dafür plä- diert Prof. Dr. med. Hans- Ludwig Schreiber, Vorsitzen- der der Ständigen Kommis- sion Organtransplantation der Bundesärztekammer. Eine un- entgeltliche anonyme Lebend- spende in einen Organpool sollte möglich sein. Die Vertei- lung müsse wie bei der Lei-chenspende organisiert wer- den, sagte Schreiber bei einer Anhörung der Bundestagsen- quete-Kommission „Ethik und Recht der modernen Medi- zin“. Schreiber stützte sich da- bei auf ein Positionspapier sei- ner Kommission, das Mitte März veröffentlicht wird.
Nach dem Transplanta- tionsgesetz von 1997 ist die Lebendspende nur unter Ver- wandten ersten und zweiten Grades, Ehegatten, Verlobten oder Personen möglich, die sich in besonderer persönli- cher Verbundenheit nahe ste- hen. Spenden an weitere Per-
sonen könnte nach Vorstel- lung Schreibers eine Kommis- sion überprüfen. Diese müsste klären, ob es Anhaltspunkte für eine unfreiwillige Spen- de oder Organhandel gebe.
Die Zahl der Lebendtrans- plantationen von Niere und Leber ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Lag der An- teil von Nierenlebendspenden 1995 bei 6,4 Prozent, stieg er bis 2002 auf 19,1 Prozent. Von 1996 bis 2002 wuchs der An- teil der Teilleber-Lebendspen- den an der Lebertransplanta- tion von 1,4 auf 11,2 Prozent.
Die Enquete-Kommission des Bundestages will wegen der wachsenden Bedeutung der Lebendorganspenden, aber auch wegen Fällen von Or- ganhandel prüfen, ob das Transplantationsgesetz nach- gebessert werden muss. SR A K T U E L L
Disease Management
Zentralinstitut evaluiert Krebs- Programm
Begleitstudien zu Brust- krebs und Diabetes
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as Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) ist jetzt nach einer euro- paweiten Ausschreibung be- auftragt worden, das zwi- schen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und den Krankenkassen verein- barte Disease-Management- Programm Brustkrebs wis- senschaftlich zu begleiten und die Qualitätssicherung zu evaluieren. Das ZI greift da- bei auf sein Know-how zurück, das es bei der wissen-schaftlichen Begleitung des Strukturvertrags Diabetes seit 1999 gesammelt hat. Die Auswertung des Diabetes- Strukturvertrages läuft noch im Jahr 2004 weiter. Inzwi- schen hat das ZI rund 200 000 Diabetiker-Daten (rund 50 Prozent aller in Nordrhein vermuteten Diabetiker) in ei- ner Spezialdatenbank anonymisiert perso- nen- und arztbezogen gespeichert. Einbezo- gen wurden rund 2 000 Praxen von Ärzten, die am Diabetes-Struktur- vertrag beteiligt sind.
Sämtliche Praxen er- halten wenige Wochen nach Quartalsabschluss individualisierte, auf die jeweilige Praxis be- zogene Berichte mit Patien- tenprofilen und Auffälligkei- ten. Dabei werden die praxis- bezogenen Profile aller Dia- betiker verglichen mit den Werten der beteiligten Arzt- praxen. Die Rückmeldebe- richte werden unter wech- selnden Schwerpunktthemen geprüft und bewertet, bei- spielsweise nach dem Ziel- wert HbA1c, der Insulinthera- pie, der Blutdruckeinstellung oder der Erfolge von Patien-
tenschulungen. HC
Praxisgebühr
Abschaffung verlangt
Bundestag debattierte über Antrag der FDP.
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er Gesundheitsausschuss des Bundestages wird sich mit einem Antrag der FDP- Fraktion befassen, die Praxis- gebühr abzuschaffen. Die Li- beralen fordern stattdessen, praktikable, unbürokatische Zuzahlungsregelungen im Rahmen der Kostenerstat- tung einzuführen. Darüber diskutierten die Abgeordne- ten am 4. März.Der FDP-Abgeordnete Heinrich L. Kolb erklärte, die Praxisgebühr sei bei den Kriti- kern des GKV-Modernisie- rungsgesetzes „Unmutsfaktor Nummer 1“. Sie gehöre abge- schafft. Eine Beteiligung der Versicherten an den Heilungs-
kosten über ihren Kassenbei- trag hinaus sei jedoch „sinn- voll und notwendig“. Kolb schlug vor, Patienten eine Rechnung auszustellen, die diese dann bei ihrer Kranken- versicherung einreichen könn- ten. Die Kasse müsse dann den Rechnungsbetrag abzüg- lich einer Zuzahlung erstatten.
Wolfgang Zöller (CSU) verwies darauf, dass die FDP vor ihrem Ausstieg aus den Konsensgesprächen der Pra- xisgebühr zugestimmt habe.
„Jetzt, wo es darauf an- kommt, auch zu unpopulären Maßnahmen zu stehen, ver- lässt einige der Mut“, kriti- sierte Zöller. Dabei enthalte der Antrag nicht einmal einen Vorschlag zur Gegenfinanzie- rung. Als „Mogelpackung“
bezeichnete Klaus Kirschner (SPD) den Antrag. Die Ein- führung der Kostenerstattung bedeute eine Erhöhung der Zuzahlungen. Kirschner un- terstellte der FDP, Politik für die Ärzte zu machen. Rie
Die neue Ausgabe von PraxisComputer kann unter www.aerzteblatt.de/praxiscomputer abge- rufen werden. Alle PC-Beiträge seit 1998 sind unter www.aerzteblatt.de/archiv zu erreichen.
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Die Zahl der Lebendtransplantationen von Nieren ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Die Qualität der Brustkrebs-Programme wird wissenschaftlich ausgewertet.
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A672 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1112. März 2004