18,3. Leistungs- ausgaben der gesetzlichen Kranken- versicherung
Sozial-
" leistungen insgesamt i
N
Brutto- Bruttolohn- Privater sozialprodukt und -gehalts- Verbrauch (nominal) summe
,..
\\F-- Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr in Prozent
7
7,67,1 6,0 8,0 7,0 6,1
Krankheitskosten klettern langsamer
Der rasante Anstieg der Krankheitskosten in der ersten Hälfte der siebziger Jahre hat sich wieder abgeschwächt. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln fielen die Zuwachsraten von 19,5 Prozent in den Jahren 1971 bis 1975 auf 5,9 Prozent zwischen 1976 und 1979.
*) vorläufige Werte; Quelle: Bundesministerium für Arbei und Sozialordnung, IW-Berechnungen ITTU
Um weniger als ein Drittel ihrer vorherigen Zuwachsrate stiegen die Kosten für Krankenhauspflege, zahnärztliche Behandlung und Zahnersatz. Die Kostensteigerung für ambulante ärztliche Behandlung belief sich auf gut ein Drittel des Werts der Vorperiode. Weniger deutlich war die Abschwächung bei den Arzneimittelkosten, besonders in Apotheken. Allein im Jahr 1979 stiegen die Kosten für Heil- und Hilfsmittel um 13,4 Prozent iwd
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Bundesarztregister:
Zahl der Ärzte stieg um 2,8 Prozent
Die Zahl der Kassenärzte ist 1979 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent — das sind 1740 Ärzte — gestiegen. Von diesem Zuwachs entfallen rund 70 Prozent auf Kas- sen-/Vertragsärzte, 25 Prozent auf Nur-Ermächtigte-Ärzte und 5 Pro- zent auf Krankenhausärzte. Das geht aus einer Analyse der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung aus dem Bundesarztregister über die Entwicklung der Arztzahlen im Jahre 1979 hervor.
Beachtenswert hohe Zuwachsra- ten bei den Arztgruppen — wie auch schon im Jahre 1978 — wei- sen die Nervenärzte, Orthopäden, Urologen, Frauenärzte und die In- ternisten auf.
Besonders aufschlußreich ist die Altersstruktur der Kassen-/Ver- tragsärzte: Bei diesen in freier Pra- xis tätigen Ärzten sind rund 23 Prozent jünger als 40 — während fast 28 Prozent über 60 Jahre alt sind. Dies schwankt zwischen den Arztgruppen erheblich. So sind die Allgemeinärzte zu fast 11 Pro- zent, aber die Praktiker zu rund 34 Prozent unter 40 Jahre alt und analog dazu sind rund 50 Prozent der Allgemeinärzte, aber nur 28 Prozent der Praktiker über 60.
Durch diese unterschiedliche Al- tersstruktur sind auch die Arztbe- wegungen (Zu- und Abgänge) sehr verschieden. Das wirkt sich zum Beispiel bei den insgesamt 1676 zugegangenen Allgemeinärzten/
Praktikern so aus, daß statistisch gesehen nur 230 als echter „Zu- wachs" übrigbleiben. Bei den Ärz- ten mit Gebietsbezeichnung sind rund 24 Prozent unter 40 Jahren, aber nur 20 Prozent über 60 Jahren.
An der kassenärztlichen Versor- gung in der Bundesrepublik Deutschland sind 1250 ausländi- sche Ärzte beteiligt. Davon stam- men 97 (8 v. H.) aus Ländern der Europäischen Gemeinschaft. MI
Gleitender Ruhestand — eine Alternative
der flexiblen Altersgrenze
Die Leistungsfähigkeit von Arbeit- nehmern werde mit zunehmen- dem Alter nicht unbedingt gerin- ger, sie nehme vielfach sogar noch zu, erklärte Norbert Noetzel, Kaufmännischer Direktor des Weingutes Ferdinand Pieroth, bei einer Veranstaltung der Gesell- schaft für Versicherungswissen- schaft und -gestaltung e. V. in Köln. Nach Noetzels Feststellun- gen müsse jedem dritten Arbeit- nehmer, der zwischen 65 und 67 Jahren sterbe. der seelische Fak- tor „Pensionsschock" als Mit-To- desursache zugerechnet werden.
Das Haus Pieroth wolle mit seinem Modell des gleitenden Ruhestan- des einen Beitrag zur Humanisie- rung der Arbeitswelt leisten. Bei Pieroth können Arbeitnehmer zwi- schen dem 60. und 63. Lebensjahr nur noch 35 Stunden arbeiten, und von der Vollendung des 63.
Lebensjahres bis zum 65. Lebens- jahr nur noch 30 Stunden. Die Ar- beitnehmer müßten als Eigenlei- stung 50 Prozent der zusätzlichen Freizeit durch Lohnverzicht finan- zieren. Die anderen 50 Prozent fi- nanziere die Firma. Die Gesamtko- sten für diese Regelung bezifferte Noetzel mit etwa fünf Prozent der Lohnsumme der betroffenen älte- ren Arbeitnehmer.
Der Direktor des Rehabilitations- zentrums an der Universität zu Köln, Professor Dr. med. Kurt-Al- phons Jochheim, erläuterte an- hand von Beispielen die Wirkung der „Zwangspensionierung" auf die Betroffenen. Er stellte heraus, daß der gleitende Ruhestand dazu beitragen könne, auch den letzten Abschnitt des Lebens mit Lebens- freude und Motivation zu eigenem Tun zu verbinden. Besondere Möglichkeiten zur Freizeitgestal- tung für noch leistungsfähige älte- re Menschen ergäben sich in kari- tativen, kommunalen und sportli- chen Verbänden. WZ
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 28. August 1980 2051