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Archiv "Einstellung der Allgemeinärzte zur Fortbildung" (16.02.1978)

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Eine

Gesamtbetrachtung der Ein- stellungen zu den verschiedenen Fortbildungsmöglichkeiten ist in den Tabellen 1, 2 und 3 wiedergege- ben. Daraus ist die bereits im ersten Teil (Heft 6/1978, Seite 309 ff.) dar- gestellte vorrangige Bedeutung der Lektüre von Fachzeitschriften zu er- sehen, die von anderen Untersu- chern (Herrmann, 15; Salzmann, 30) ebenfalls ermittelt wurde.

1. Der interkollegiale Informationsfluß

Ein wichtiges — und in dieser Deut- lichkeit nicht erwartetes Ergebnis — ist die aus Tabelle 1 ersichtliche ho- he Einschätzung des Nutzungswer- tes der Arztbriefe und aller anderen Kollegenkontakte. Erstaunlich ist besonders die Rangfolge für „häufi- gen" praktischen Informationsge- winn: Nach den Fachbüchern und Fachzeitschriften wurden die Briefe von Krankenhausärzten an dritter Stelle in der Rangfolgenskala ge- nannt, noch vor dem Informations- gewinn bei Fortbildungskongres- sen, der an vierter Stelle steht.

Möglicherweise ist dieses Ergebnis in bezug auf die Arztbriefe aus dem Krankenhaus spezifisch für Nord- rhein, weil es in dieser Region die Kliniken von sechs Medizinischen Fakultäten und außerdem — durch die Häufung von Großstädten — zahl- reiche weitere Großkliniken gibt. Die großen Lehrkapazitäten, die von die- sen klinischen Ausbildungsstätten repräsentiert werden, dürften sich in

der Gesamtheit auf die Qualität der Arztbriefe auswirken, auch wenn Einzelerfahrungen daran immer wie- der zweifeln lassen.

Die hohe Wertschätzung, die der Arztbrief aus dem Krankenhaus — laut der Befragungsergebnisse in Nordrhein — bei den Allgemeinärzten genießt, sollte zur Konsequenz ha- ben, daß in Kliniken, in denen die ärztliche Fortbildung beachtet und betrieben wird, die langen Wartezei- ten auf den ausführlichen informati- ven Arztbrief wesentlich verkürzt werden. Dieser wird zum Beispiel in einer Klinik der Kölner Universität bei der ersten vorläufigen Mittei- lung, die dem Patienten mitgegeben wird, bereits vorsorglich im Vor- druck innerhalb von sechs Monaten (sic!) versprochen.

2. Rangskalen

der Informationsquellen

Die autodidaktische Fortbildung durch Lektüre wurde von den Allge- meinärzten, die uns antworteten, an erster Stelle genannt auf die Frage:

„Würden Sie bitte zu je einem Bei- spiel aus Diagnostik und Therapie beantworten, woher Sie sich in den letzten fünf Jahren Ihre jetzigen Kenntnisse angeeignet haben?" Als Beispiele wurden diagnostische Schlüsse aus Leberenzymwerten und Einstellen auf orale Antidiabeti- ka angeboten.

Hinter dem ersten Rang — Fachzeit- schriften — trennen sich die Skalen

Sozialpädiatrische Zentren

drohter Säuglinge und Kleinkinder eine absolute Priorität. Dabei benö- tigt das behinderte Kind die Nähe der Familie, für seine Förderung ist die Mitwirkung der Eltern unab- dingbar.

Eine

differenzierte Früherkennung insbesondere von Mehrfachbehin- derungen bedarf in allen Fällen ei- ner ärztlich interdisziplinären Dia- gnostik, in vielen Fällen einer Zu- sammenarbeit mit Pädagogen und Psychologen. Art und Umfang dieser Leistungen machen eine weitge- hend zentrale Organisation notwen- dig. Die in die Diagnostik und vor allem in die Therapie einzubezie- henden häuslichen und familiären Verhältnisse erfordern die Mitwir- kung des Hausarztes.

Der Grundsatz der Familiennähe und der Elternmitwirkung schließt in der Frühbehandlung eine Zentrali- sierung medizinisch-therapeuti- scher und pädagogisch-psychologi- scher Hilfen nahezu aus.

Ein so gegliedertes System der Frühförderung bedarf selbstver- ständlich intensiver Bemühungen seiner Träger um inhaltlich-fach- liche und wirtschaftlich-organisato- rische Zusammenarbeit. Der 30.

Bayerische Ärztetag bekennt sich zu diesem Konzept der Frühförderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder.

Er lehnt die mehrheitlich auf der 39.

Sitzung der Ständigen Konferenz der Länder-Gesundheitsminister in Bremen geforderte Bildung von „so- zialpädiatrischen Zentren" ab.

Er bittet die Bayerische Staatsregie- rung um rasche Einrichtung der im Landesbehindertenplan vorgesehe- nen fünf überregionalen Diagnose- zentren. Dabei sollte deren Organi- sation von einer Gemeinschaftspra- xis oder Arbeitsgemeinschaft ver- schiedener niedergelassener Fach- ärzte oder von verschiedenen Fach- abteilungen in Universitätskliniken oder Kinderkrankenhäusern mit Ein- richtungen pädagogisch-psycholo- gischer Ausrichtung modellhaft ge- tragen werden ... " NJ

THEMEN DER ZEIT

Einstellung der Allgemeinärzte zur Fortbildung

Ergebnisse einer Befragung in Nordrhein

Teil II: Fortbildung durch Veranstaltungen und berufsbezogene personale Kontakte

Rudolf Gross, Manfred Kusche und Hannelore Roemer-Hoffmann

(2)

Rangfolgen der Fortbildungsmöglichkeiten für häufigen Informationsgewinn

Angaben in Prozent gesamt männlich

weiblich 1. Lehrbücher, Fachbücher

2. Fachzeitschriften

3. Briefe von Krankenhausärzten 4. Fortbildungskongresse

5. Fortbildungsteile berufsständischer Zeitschriften

6. Einzelvorträge, Filmvorführungen 7. Briefe von niedergelassenen Fachärzten 8. Gespräche mit Krankenhausärzten 9. Ärztebesucher der Pharmaindustrie 10. Gespräche mit niedergelassenen Ärzten 11. Fachschriften der Pharmaindustrie 12. Seminare, Kurse

13. Wissenschaftliche Kongresse 14. Tagespresse

75,6 1,06 72,0 0,99 62,6 1,00 57,1 0,91 50,2 1,21 50,0 0,93 48,8 1,02 48,8 0,98 48,5 0,89 39,4 0,91 37,0 0,94 31,8 0,96 15,4 0,87 7,8 0,78

Tabelle 1: Angaben der praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin,aus welchen Fortbildungsmöglichkeiten sie medizinische Informationen „häufig"

in der Praxis verwerten konnten (Mehrfachangaben sind jeweils getrennt berücksichtigt). Die Zahlen in der rechten Spalte der Tabelle geben den Quotienten an, der sich aus den Angaben von Männern und Frauen errechnet.

Der Index beträgt 1,0 bei gleichlautenden Angaben beider Geschlechter, z. B.

1,1 beim Überwiegen der Angaben der Männer, 0,9 entsprechend beim Über- wiegen der Angaben der Frauen

der ergiebigsten Informationsquel- len: Neue Diagnostikkenntnisse werden - außer aus Fachzeitschrif- ten und Fachbüchern - vorwiegend aus Krankenhaus-Arztbriefen und aus Fortbildungsveranstaltungen bezogen. Neue Therapiekenntnisse jedoch werden in größerem Umfang durch Informationen der pharma- zeutischen Industrie erworben: Ge- spräche mit Ärztebesuchern der pharmazeutischen Industrie wurden am zweithäufigsten unter allen Fort- bildungsangeboten als Informa- tionsquelle für Therapiekenntnisse genannt (Tabellen 2 und 3).

Bei der Beurteilung dieser Angaben ist zu berücksichtigen, daß sie sich auf zwei Beispiele aus Diagnostik und Therapie beziehen und daher nicht ohne Einschränkung zu verall- gemeinern sind. Ausgewählt wurden die Beispiele aus vielbehandelten

„Schwerpunktthemen" aller Fortbil- dungsangebote in den letztvergan- genen fünf Jahren vor der Befra- gung.

3.

Aussagen über Fortbildungskongresse

Für Kongreßfortbildung wurden am häufigsten - von einem Viertel aller, die uns antworteten - in Nordrhein 14 bis 20 Tage pro Jahr angegeben.

An zweiter Stelle - 21,1 Prozent - wurden bis zu sechs Tagen pro Jahr genannt, an dritter Stelle - 17,6 Pro- zent - sieben bis dreizehn Tage pro Jahr.

Keine Angaben über irgendeinen Zeitaufwand für Fortbildungskon- gresse machten 29,0 Prozent der All- gemeinärzte, die antworteten. Dar- aus ist zu schließen, daß diese Grup- pe vermutlich nicht an Fortbildungs- kongressen teilnimmt. Zugleich machte diese Gruppe jedoch Anga- ben - zum Beispiel - über Zeitauf- wände zur Fachzeitschriftenlektüre, für die lediglich 3,9 Prozent der Fra- gebogen (überwiegend älterer Ärzte über 64 Jahren) keine Angaben enthielten.

Große Übereinstimmung zeigten die Zahlen über die Teilnahme an Fort-

bildungskongressen mit denjenigen, die in Niedersachsen ermittelt wur- den (Herrmann, 15). Dort gaben 70,9 Prozent der Befragten an, zumindest einmal im Jahr eine überregionale Fortbildungsveranstaltung zu besu- chen. Die vergleichbare Zahl in Nordrhein: 71,0 Prozent.

Beziehungen

zu Persönlichkeits- und Praxismerkmalen

Alter

Die mittleren Altersgruppen zwi- schen 46 und 60 Jahren machten zum Nutzungswert von Fortbil- dungskongressen für die Praxis überdurchschnittlich positive Anga- ben. Die Differenzierung der Anga- ben nach dem Alter zeigte eine kür- zere Verweildauer der jüngeren Ärz- te und eine längere der älteren Ärzte

bei Fortbildungskongressen. Zu- gleich bekundeten die jüngeren All- gemeinärzte häufiger ihr Interesse an künftigen Fortbildungskongres- sen als ältere. Inwieweit hier reale Absichten hinter solchen Bekun dungen stehen, muß offenbleiben.

Noten

Alle Äußerungen der Allgemeinärzte über Fortbildungskongresse - so- wohl über Informationsgewinne für die Praxis als auch über Zeitaufwän- de und zukünftiges Interese - waren positiver, je besser die angegebenen Leistungen in Schule und Studium waren.

Praxisgröße

Unerwartet hoch sind die positiven Einstellungen zu Fortbildungskon-

(3)

Rangfolgen der Fortbildungsmöglichkeiten für den Erwerb neuer Diagnostikkenntnisse

Angaben in Prozent gesamt männlich

weiblich 1. Fachzeitschriften

2. Lehrbücher, Fachbücher 3. Fortbildungskongresse

4. Arztbriefe von Krankenhausärzten 5. Einzelvorträge, Filmvorführungen 6. Fachschriften der Pharmaindustrie 7. Fortbildungsteile berufsständischer

Zeitschriften

8. Ärztebesucher der Pharmaindustrie 9. Einzelgespräche mit Krankenhausärzten 10. Seminare, Kurse

11. Briefe von niedergelassenen Fachärzten 12. Gespräche mit niedergelassenen

Fachärzten

13. Wissenschaftliche Kongresse 14. Krankenhaustätigkeit

15. Tagespresse

76,9 1,02 62,4 0,98 54,0 0,99 51,5 1,05 51,2 0,99 45,9 1,01 45,8 1,07 42,4 0,83 33,7 0,87 28,9 0,93 26,3 0,87 22,5 0,73 18,2 0,98 14,6 1,07 4,2 0.68

Tabelle 2: Angaben der praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin.

woher sie sich in den letzten fünf Jahren ihre jetzigen Kenntnisse angeeignet haben - Diagnostikbeispiel: diagnostische Schlüsse aus Leberenzymwerten (Mehrfachangaben sind jeweils getrennt berücksichtigt). Die Beurteilung des Quotienten der Angaben von Männern und Frauen in der rechten Spalte der Tabelle ist der Legende zur Tabelle 1 zu entnehmen

Einstellung der Allgemeinärzte zur Fortbildung

gressen der Inhaber großer Praxen, also der besonders erfolgreichen Allgemeinärzte (1501 bis 2500 Scheine pro Quartal). Sie äußerten sich überdurchschnittlich positiv über den Nutzungswert für die Pra- xis und gaben überdurchschnittli- ches Interesse für künftige Fortbil- dungskongresse an. Als Verweildau- er derzeitiger Teilnahme gaben sie überdurchschnittlich oft sieben bis dreizehn und mehr als zwanzig Tage pro Jahr an.

Unter diesen Allgemeinärzten mit großer Praxis war die Altersgruppe der 50- bis 54jährigen am stärksten vertreten, die bei der Rücksendung beantworteter Fragebogen - gemäß ihrem Anteil an den Kassenärzten mit Allgemeinpraxis in Nordrhein - überrepräsentiert war. Diese Alters- gruppe mit dem höchsten Anteil großer Praxen ist offenbar an der Veranstaltungsfortbildung beson-

ders interessiert. Dies spricht gegen die gelegentlich geäußerte Meinung, zum Beispiel von Lüth (26), Inhaber großer Praxen seien zeitlich zu stark beansprucht, um der Fortbildung besonderes Interesse entgegenbrin- gen zu können.

Praxislage

In Beziehung zur Praxislage mach- ten Allgemeinärzte in Kleinstadt- und Stadtpraxen überdurchschnitt- lich positive Angaben über Fortbil- dungskongresse, deren Nutzen und über ihr künftiges Interesse an die- sen Fortbildungsangeboten. Unter- durchschnittliche Angaben machten die Allgemeinärzte in Landpraxen.

Zwischen den Angaben über die Teilnahme an Kongreßfortbildung und über die Möglichkeit, das Ver- treterproblem zu lösen, wurde eine

Übereinstimmung ausgezählt. Die Landärzte, die weniger oft Zeitauf- wände für die Kongreßfortbildung nannten, machten zugleich größere Vertreterprobleme als Ärzte in ande- ren Praxislagen geltend. In allen Praxislagen insgesamt wurde das Vertretungsproblem etwa im glei- chen Umfang als lösbar angekreuzt, wie aufgewendete Zeiten für Kon- greßfortbildung genannt wurden (71,0 Prozent aller Fragebogen).

4. Wissenschaftliche Kongresse

Der Informationswert wissenschaft- licher Kongresse für die Allgemein- praxis wird nicht hoch eingeschätzt:

15,4 Prozent der Antwortenden ga- ben „häufigen", 9,6 Prozent „selte- nen" Informationsgewinn an. 72,5 Prozent machten keinerlei Angaben über den Zeitaufwand für wissen- schaftliche Kongresse.

Überdurchschnittlich positive Anga- ben wurden von Allgemeinärzten gemacht, die wir als „Abitur-Einser"

auszählten. Sie nannten deutlich größeren Informationsgewinn für die Praxis (23,8 Prozent) im Ver- gleich zu allen Antwortenden (15,4 Prozent). Überdurchschnittlich hoch war zudem die Wertschätzung wis- senschaftlicher Kongresse für die Fortbildung durch Inhaber von All- gemeinpraxen in Zentrumslagen der Großstädte.

Über die positivere Einstellung der niedergelassenen Internisten zu wis- senschaftlichen Kongressen wird noch gesondert berichtet werden.

5. Interesse an Seminaren und Kursen

60,3 Prozent der Männer und 56,5 Prozent der Frauen, die uns antwor- teten, machten keine Angaben über den Zeitaufwand für Seminare oder Kurse. Bis zu zwanzig Stunden pro Jahr für diese Fortbildungsform wurden in 26,9 Prozent der Fragebo- gen genannt. Wesentlich größer als die angegebene Teilnahme war das geäußerte künftige Interesse an Se-

(4)

weiblich 1. Fachzeitschriften

2. Ärztebesucher der Pharmaindustrie 3. Fachschriften der Pharmaindustrie 4. Lehrbücher, Fachbücher

5. Ärztebriefe von Krankenhausärzten 6. Einzelvorträge, Filmvorführungen 7. Fortbildungskongresse

8. Fortbildungsteile berufsständischer Zeitschriften

9. Ge'Spräche mit Krankenhausärzten 10. Seminare, Kurse

11. Arztbriefe von niedergelassenen Fachärzten

12. Gespräche mit niedergelassenen Fachärzten

13. Krankenhaustätigkeit

14. Wissenschaftliche Kongresse 15. Tagespresse

64,8 1,09 53,0 0,92 50,3 0,99 44,6 1,06 42,7 1,10 42,6 1,01 42,3 0,98 35,5 1,13 25,8 0,85 18,6 1,08 16,8 0,87 15,4 0,93 13,7 0,97 13,2 1,27 2,3 0,88

Tabelle 3: Angaben der praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin, woher sie sich in den letzten fünf Jahren ihre jetzigen Kenntnisse angeeignet haben - Therapiebeispiel: Einstellen auf orale Antidiabetika (Mehrfachanga- ben sind jeweils getrennt berücksichtigt). Die Beurteilung des Quotienten der Angaben von Männern und Frauen in der rechten Spalte der Tabelle ist der Legende zur Tabelle 1 zu entnehmen

minaren und Kursen, besonders in Wohnortnähe (53 Prozent). Aus die- sen Angaben ist zu schließen, daß diese Lernform in der Gruppe zwar gewünscht, aber zu wenig, beson- ders in Wohnortnähe, angeboten wird, obwohl gerade die praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedi- zin zahlreiche berufliche Leistungen und Fertigkeiten nach Abschluß der Ausbildung erlernen müssen (30).

Das größte Interesse für Seminare und Kurse — sowohl in Wohnortnähe als auch „mit Reisen verbunden" — wurde von den Inhabern großer Pra- xen bis zu 2000 Scheine pro Quartal bekundet. Dies darf als weiterer Be- weis dafür gelten, daß gerade erfolg- reiche Allgemeinärzte — trotz vielfa- cher anderer Mutmaßungen — an praxisnaher, anwendbarer und lern- intensiver Fortbildung besonders in- teressiert sind.

Als beispielhaft für diese Fortbil- dungsform gelten Labor-, EKG-, Notfallseminare oder Balintgruppen, die mit tatsächlichem Kurscharakter auch im Rahmen überregionaler Fortbildungskongresse angeboten werden.

Kritisiert werden in den medizini- schen Kongreßberichterstattungen zahlreiche „sogenannte" Seminare und Kurse, bei denen der Dozent — ebenso wie bei den klassischen

„Hauptreferaten" — vorträgt oder vorliest, im Unterschied zum „Refe- rat" jedoch lediglich vor einem klei- neren Teilnehmerkreis und eventuell nicht vom Katheder aus.

6. Regelmäßige Kursstunden mit systematischem Lehrplan

Durch die Gründung von Fortbil- dungsakademien im Bereich der Landesärztekammern ist eine stär- kere Institutionalisierung der Fort- bildung in Gang gekommen. Diese Entwicklung wurde von einem Teil der Antwortenden als Verbesse- rungsvorschlag in freien Antworten gewünscht: 16,2 Prozent aller Fra- gebogen enthielten den Wunsch nach straffer, koordinierter und sy- stematischer Fortbildung.

Eine ausgesprochene „Verschu- lung" der Fortbildung in Form regel- mäßiger Kursstunden mit systemati- schem Lehrplan wurde stärker von den Frauen (zu 29,3 Prozent) als von den Männern (21,9 Prozent) befür- wortet.

Diese Zustimmungen entsprachen quantitativ denjenigen auf die Frage nach einer gesetzlichen Verpflich- tung zur geregelten Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen; sie wurde von 27,1 Prozent der Frauen und von 22,2 Prozent der Männer mit „Ja" befürwortet.

74,5 Prozent (75,5 Prozent der Män- ner, 69,1 Prozent der Frauen) ver- neinten ausdrücklich die Frage:

„Würden Sie eine gesetzliche Ver- pflichtung zur geregelten Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen be- jahen?"

Es fällt auf, wie wenige Allgemein- ärzte zu dieser Frage nicht Stellung nahmen: Nur 2,3 Prozent der Frage- bogen waren ohne Angabe zu dieser Frage.

7. Hospitierende Kliniktätigkeit

Die vereinzelt praktizierte Fortbil- dungsform der aktiven Teilnahme am ärztlichen Krankenhausalltag — vorwiegend von Klinikern vorge- schlagen — soll laut Argumentation in der gesundheits- und sozialpoliti- schen Diskussion die effektivste Form der Fortbildung für niederge- lassene Ärzte sein. Hier wirkt sich möglicherweise das Vorbild der USA aus, wo tatsächlich von den nieder- gelassenen Ärzten mehr klinische Fortbildung betrieben wird, da viele Ärzte über Belegbetten verfügen und ihre Patienten sowohl ambulant als auch im Krankenhaus versorgen (31).

In großer Übereinstimmung der An- gaben von Männern und Frauen ant- worteten 35,1 Prozent aller Allge- meinärzte, die den Fragebogen aus- füllten und zurückschickten, auf die Frage nach dem Interesse an hospi- tierender Kliniktätigkeit mit „Ja".

Überdurchschnittlich oft wurde „Ja"

von den jüngeren Allgemeinärzten bis zu 40 Jahren angekreuzt (bis zu 55 Prozent).

(5)

Einstellung der Allgemeinärzte zur Fortbildung

8. Einzelvorträge in Wohnortnähe

Die praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin, die uns antworte- ten, bekundeten zu 83,7 Prozent zu- künftiges Interesse an Einzelvorträ- gen oder Filmvorführungen in Wohnortnähe. Sie drückten damit aus, daß ihr Hauptinteresse an der Veranstaltungsfortbildung den Ein- zelveranstaltungen gilt, die ohne großen Zeitaufwand — bevorzugt abends, wie andere Untersucher feststellten (20) — wahrzunehmen sind. Dieses Ergebnis wird auch in einer südbadischen Untersuchung mit gleicher Deutlichkeit bestätigt (Gädeke, 10).

Im Vergleich zu anderen regionalen Untersuchungen über die Wert- schätzung der lokalen Einzelveran- staltungen schneidet Nordrhein in bezug auf die angegebene Teilnah- me der Allgemeinärzte auffallend schlecht ab. Zum Beispiel nahmen in Südbaden 94 Prozent der befrag- ten Ärzte an örtlichen Veranstaltun- gen teil, in Nordrhein machten 70,6 Prozent der antwortenden Allge- meinärzte Angaben über die Teil- nahme an Einzelvorträgen. Hier kommen möglicherweise regionale Unterschiede im Angebot und in den Anstrengungen zur Motivierung der Teilnehmer zum Ausdruck.

9. Fortbildung durch kollegiale Kontakte

a) Arztbrief aus dem Krankenhaus Der Arztbrief aus dem Krankenhaus, der häufig kritisiert wird und auch in zahlreichen freien Antworten dieser Befragung als unbrauchbar be- zeichnet wurde, scheint dennoch ei- nen unerwartet großen Wert als pra- xisnahe und patientenbezogene Fortbildungsmöglichkeit zu besit- zen: 78,5 Prozent der nordrheini- schen Allgemeinärzte, die den Fra- gebogen ausfüllten, sprachen den Briefen von Krankenhausärzten ei- nen Informationswert für die Praxis zu: 68,8 Prozent „häufig", 15,9 Pro-

zent „selten". „Nie" war auf 1,5 Pro- zent der Fragebogen angekreuzt, 19,8 Prozent waren zu dieser Frage ohne Angaben.

Die Wertschätzung der Arztbriefe als Informationsquelle nahm mit zuneh- mendem Alter der Allgemeinärzte zu. Zugleich nahm der angegebene Zeitaufwand ab. Offenbar selektie- ren die Älteren und bereits länger Niedergelassenen stärker. So kön- nen sie die intensive Lektüre auf Arztbriefe beschränken, die ihnen tatsächlich als Informationsquelle — bevorzugt für neue Diagnostik- kenntnisse — dienen.

b) Briefe von

niedergelassenen Fachärzten Nur 2,2 Prozent der Beantworter des Fragebogens gaben an, aus Arzt- briefen von niedergelassenen Fach- ärzten „nie" einen Informationsge- winn zu ziehen. 37,2 Prozent mach- ten keine Angaben, 60,3 Prozent äu- ßerten sich positiv. Überdurch- schnittlich oft machten die Inhaber von Landpraxen positive Angaben über den Nutzungswert von Briefen niedergelassener Fachärzte. Sie ga- ben auch höhere Zeitaufwände für die Arztbriefe — insbesondere von niedergelassenen Fachärzten — an.

Zugleich stieg die Wertschätzung dieser Briefe mit zunehmendem Al- ter an und war überdurchschnittlich bei gemeinschaftlicher Praxisaus- übung in irgendeiner Form. Eine po- sitive Korrelation war auch zu den früheren Examina zu errechnen: Je besser die angegebenen Noten, de- sto häufiger wurden Facharztbriefe als Informationsquelle jetziger Kenntnisse angegeben.

c) Gespräche mit Kollegen Der Informationswert von Gesprä- chen (auch Fall-Telefonaten) mit Krankenhausärzten wurde höher eingeschätzt als derjenige von Ge- sprächen mit niedergelassenen Kol- legen. Überdurchschnittliche Be- deutung maßen die Frauen und die- jenigen Allgemeinärzte, die ehren- amtliche Tätigkeiten angaben, den

Kollegengesprächen als Informa- tionsquelle zu.

Bei der Beurteilung aller Kollegen- kontakte — Gesprächen wie Briefen — wurden jeweils die Diagnostikkennt- nisse in größerem Umfang als Ge- winn im Vergleich zu den auf diese Weise neu erworbenen Therapie- kenntnissen eingestuft. Dies stimmt

— in bezug auf Kollegengespräche—

mit den Befragungsergebnissen von Gross anläßlich einer Fortbildungs- tagung 1973 überein.

Alter

Die positivsten Einschätzungen des Nutzungswertes von Gesprächen mit Krankenhausärzten gaben die jüngeren Altersgruppen an. Ab 46.

bis 60. Lebensjahr nannten die Ärzte den interkollegialen Kontakt in stär- kerem Maße mit den niedergelasse- nen Kollegen.

Ehrenamtliche Tätigkeit

Sowohl Gespräche mit Kranken- hausärzten als auch mit niederge- lassenen Kollegen wurden von den- jenigen Allgemeinärzten, die ehren- amtliche Tätigkeit angaben, als be- sonders ergiebig für ihre Fortbil- dung eingeschätzt im Vergleich zu denjenigen, die keine „sozial enga- gierten" Tätigkeiten nannten. Bei- spielsweise wurde „häufiger" Infor- mationsgewinn aus Kollegengesprä- chen von 45 Prozent aller Antwor- tenden angegeben, jedoch zu 58,7 Prozent von denjenigen, die zwei Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit pro Woche nannten.

Praxisgröße, Praxisgemeinschaft Plausibel sind die Angaben der Inha- ber großer Praxen, die besonders positive Äußerungen über den Nut- zungswert aller Kollegenkontakte machten. Für sie ist der interkolle- giale, der stark patienten- und fall- bezogene Informationsfluß von gro- ßer Bedeutung im Praxisalltag. Das gleiche trifft für Allgemeinärzte zu, die im Fragebogen gemeinschaftli-

(6)

Dorfbewohner che Praxisausübung in irgendeiner

Form angaben.

10. Gespräche mit Ärztebesuchern der Pharmaindustrie

Für die Vermittlung neuer Therapie- kenntnisse (hier als gewähltes Bei- spiel: Einstellen auf orale Antidiabe- tika) wurden von den nordrheini- schen Allgemeinärzten, die uns ant- worteten, die Ärztebesucher der pharmazeutischen Industrie an zweiter Stelle hinter den Fachzeit- schriften genannt. Als Zeitaufwand für diese Informationsgespräche wurden von 42,4 Prozent der Ant- wortenden zwischen 1,0 und 1,9 Stunden pro Woche angegeben.

Alter

Die Hauptgruppe der Befragten, die zwischen 46- und 60jährigen, mach- ten die positivsten Angaben über den Nutzungswert von Gesprächen mit Ärztebesuchern der Industrie.

Die jüngeren und älteren Ärzte da- gegen äußerten sich weniger positiv.

Praxislage, Praxisgemeinschaft Inhaber von Kleinstadt-, Land- und Randlagenpraxen gaben erwar- tungsgemäß größere Informations- gewinne für die Praxis aus den Ge- sprächen mit Ärztebesuchern an als die Inhaber von Allgemeinpraxen in zentralen Lagen. Dieses Ergebnis erbrachten auch andere Untersu- chungen (15). Höheren Informa- tionsgewinn aus den Gesprächen mit Ärztebesuchern gaben — im Ver- gleich zu allen Antwortenden — die- jenigen an, die in gemeinschaftli- cher Berufsausübung tätig waren.

Zugleich nannten sie im Durch- schnitt einen geringeren Zeitauf- wand für diese Informationsge- spräche.

• Wird fortgesetzt Für die Verfasser:

Professor Dr. med. Rudolf Gross Medizinische Universitätsklinik Josef-Stelzmann-Straße 5000 Köln 41

Famulatur in Malaysia

Axel Poser und Roland Laszig

Krankenversorgung mitten im Dschungel von Malaysia bedeutet für Europäer eine Fülle von fast unlösbaren Problemen. Wer hierher kommt, sieht auf den ersten Blick nur Unzureichendes: Die techni- sche und labormedizinische Ausstattung der Krankenhäuser und ih- rer im fast unzugänglichen Urwald liegenden Außenstellen; die strapazenreichen Reisen zu den Stationen und die Verständigungs-

möglichkeiten mit den Kranken. Zwei angehende Ärzte schildern ihre Erlebnisse während einer Ferienfamulatur in Südostasien.

In den Sommersemesterferien des vergangenen Jahres erhielten wir die Gelegenheit, in Malaysia zu fa- mulieren. Unser Flug führte uns nach Kuala Lumpur, der Haupt- stadt Malaysias, wo wir von der Medical Society ins General Hospi- tal nach Johore Bahru weiterge- schickt wurden. Nach mehrstündi- ger Bahnfahrt erreichten wir unser Ziel unweit von Singapore. Unter- kunft erhielten wir in einem dem Krankenhaus angeschlossenen Ärztewohnkomplex. Er umfaßt drei zweigeschossige Steinhäuser so-

wie ein Kasino und liegt 200 bis 300 m vom Hospital entfernt. Die Wohnungen bestehen aus einem 30 qm großen Zimmer, Dusche und WC. Sie werden von zwei Personen bewohnt, wobei sich die Monats- miete auf etwa 100 DM beläuft.

In der diesem Wohnkomplex ange- schlossenen Kantine kann man für 120 DM im Monat vier Mahlzeiten

— auch an den Feiertagen bekom- men. Für 12 DM pro Monat reinigt das Küchenpersonal die Zimmer und wäscht die Wäsche.

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