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Archiv "Weitere Forderungen des Apothekertages" (08.10.1999)

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rzneimittelbudget, Benchmar- king und Positivliste sind jene neuralgischen Punkte der ge- planten Gesundheitsreform 2000, die den Apothekern großes Unbehagen bereiten. „Der vorliegende Gesetzent- wurf ist durchsetzt von vielen Regelun- gen, die die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung beschränken sollen“, kritisierte folglich Hans-Günter Friese.

Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerver-

bände (ABDA) sprach vor dem Deutschen Apotheker- tag, der vom 30. September bis zum 2. Oktober in Leip- zig stattfand. Getreu dem Motto „Kompetenz statt Rationierung“ formulierte Friese: „Wir wollen einen optimalen Arzneimittelein- satz statt eine drohende Mangelverwaltung.“

Mit ihrer Unterschrift unter das gemeinsame Ak- tionsprogramm zur Einhal- tung der Arznei- und Heil- mittelbudgets 1999 von Kassenärztlicher Bundes- vereinigung, den Spitzen- verbänden der Krankenkas-

sen und dem Bundesgesundheitsmini- sterium habe Ministerin Andrea Fi- scher öffentlich bekannt, daß gezielte Einschränkungen notwendig seien.

„Das ist ein Offenbarungseid auf die Budgetierung“, so Friese. Ebenso ur- teilte der Sprecher der Geschäfts- führung der ABDA, Dr. Johannes Pieck: Budgets bewirkten weder ver- läßlich die Einhaltung des Ausgaben- rahmens, noch gewährleisteten sie im Falle einer Überschreitung eine quali- tativ und quantitativ gesicherte Arz- neimittelversorgung. Ein effektives Mittel der Kostendämpfung stelle da-

gegen beispielsweise eine gesetzlich verankerte Aut-idem-Regelung dar, wobei der Arzt auf dem Rezept ver- merke, wenn er nicht wolle, daß der Apotheker anstelle des Original- präparates ein preiswertes Generikum abgebe. Vor dem Hintergrund des Ak- tionsprogramms, das eine konsequen- te Verordnung von Generika vorsehe, sei es unlogisch, wenn die Ärzte eine solche Regelung ablehnten.

Nach Ansicht von Verbandspräsi- dent Friese beschränkt auch eine Posi- tivliste die Arzneimittelversorgung.

Sie werde sich als Bumerang für Pati- enten, Ärzte und die Gesundheitspoli- tik erweisen. Bürokratisierung und Mehrausgaben aufgrund von Substitu- tionseffekten seien die Folge.

Ein weiterer Kritikpunkt der Apotheker betraf die geplante Rege- lung, Leistungs- und Abrechnungsda- ten künftig bei den Krankenkassen zu sammeln und zu verarbeiten. Dazu Pieck: Die angestrebte Monopolisie- rung und der Ausschluß der Apothe-

kenrechenzentren von der Datennut- zung sei eine unerträgliche Parteinah- me der Politik für die ausufernde Machtposition der Krankenkassen.

„Ich appelliere an die Politik in ihrer Verantwortung für die Bürger, diesen Gesetzentwurf zurückzuziehen,“ zog ABDA-Präsident Friese sein Fazit.

In dieselbe Kerbe schlugen auch die Vertreter der politischen Oppositi- on Wolfgang Lohmann (CDU) und Detlef Parr (FDP). Für Lohmann führt die Reform in die falsche Richtung.

Weniger Freiheit, weniger Eigenver- antwortung, mehr Gängelung seien die Folgen. „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um ein solches Gesetz zu verhindern“, versprach Loh- mann zur Freude vieler Delegierter.

Seine Empfehlung an die Bundesge- sundheitsministerin: „Ziehen sie dieses Gesetz zurück, nehmen sie sich ein Jahr Zeit zur Diskussion mit den Betroffe- nen.“ Für Parr ist der Reformentwurf Staatsmedizin reinsten Wassers: „Die- ser Gesetzentwurf gehört in den Papierkorb.“

Erwin Jordan, Staats- sekretär im Bundesministe- rium für Gesundheit, schlug dagegen keinen Schmuse- kurs gegenüber den Apo- thekern ein: Das Gesetz werde zwar noch Verän- derungen erfahren, die Grundzüge blieben aber be- stehen. Dennoch versicher- te er, das Bundesgesund- heitsministerium wolle auch weiterhin mit den Betroffe- nen im Gespräch bleiben,

„obwohl wir nicht immer ei- ner Meinung sind und Ent- scheidungen nicht immer Ihre Zustimmung finden“.

In der Auseinandersetzung mit den Ärzten um das Arzneimittelbud- get seien mit dem Aktionsprogramm Annäherungskorridore eröffnet wor- den. Zudem habe man Vorschläge der KBV zum Thema „Regresse“ einge- holt. Zu einem Globalbudget gebe es aber auch von seiten der Opposition keine wirklichen Alternativvorschläge.

Ob sich die Anpassung an die Grund- lohnsumme langfristig bewähre, müsse ständig überprüft werden. In einem Punkt allerdings beruhigte er die Apo- theker: Ein Datenmonopol der Kassen werde es nicht geben. Heike Korzilius A-2478 (18) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 40, 8. Oktober 1999

P O L I T I K AKTUELL

Weitere Forderungen des Apothekertages

Der Deutsche Apothekertag forderte die Bundesge- sundheitsministerin zur Rücknahme des geplanten Bench- markings auf. Gemeint ist die Orientierung der Arzneimit- telausgaben an den drei KV-Regionen mit den niedrigsten Ausgaben. Zudem verlangten die Apotheker die Trennung von Arznei- und Heilmittelbudgets.

Der Versand von Medikamenten müsse gestoppt wer- den, um Risiken von Patienten fernzuhalten. Das geltende Versandhandelsverbot sollten die Behörden auch durchset- zen: Nach wie vor gebe es zum Beispiel den Arzneimittel- versand an Arztpraxen.

Erneut forderten die Apotheker, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel zu senken. Dies entlaste die Gesetzliche Krankenversicherung um 3,5 Milliarden DM. An die Indu- strie appellierten die Apotheker, Chargenbezeichnungen und das Verfallsdatum auf die Packungen aufzudrucken. im

Deutscher Apothekertag

„Kompetenz statt Rationierung“

Bei ihrer Jahresversammlung in Leipzig gingen die Apotheker mit der Gesundheitsreform hart ins Gericht.

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