A K T U E L L
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A1628 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 2310. Juni 2005
Disease Management
AOK sieht DMP als Erfolg
Ahrens fordert die Weiter- entwicklung der Chroni- kerprogramme.
D
er Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Hans Jürgen Ahrens, hat angesichts eines möglichen Regierungswechsels davor gewarnt, die Disease-Man- agement-Programme (DMP) wieder einzustellen. Würden die DMP zurückgeführt und komme es nicht zu einem morbiditätsorientierten Risi- kostrukturausgleich, sei eine höhere Versorgungsqualität für chronisch Kranke nicht zu realisieren, warnte Ahrens vor Kassenvertretern in Ber- lin. Der AOK-Bundesvorsit- zende reagierte damit auf Stimmen von Union und FDP, die DMP-Finanzierung zu überdenken.Diese ist eng an den Finanz- ausgleich der Krankenkassen gekoppelt und sollte mit Ein- führung des morbiditätsori- entierten Risikostrukturaus- gleichs, kurz Morbi-RSA, opti- miert werden. Kommt es im September zu einem Regie- rungswechsel, glauben Beob- achter, ist der Morbi-RSA vermutlich gescheitert.Ahrens forderte Politik und Selbst-
verwaltung auf, sich an der Weiterentwicklung sowohl des RSA als auch der DMP zu beteiligen. Schon jetzt zeich- neten sich erste Erfolge ab.
So ergab eine Auswertung von Verlaufsdaten von rund 200 000 AOK-Versicherten, dass die Programme den Pa- tienten nützten. Inzwischen gingen bereits zwischen 70 und 80 Prozent der im DMP Diabetes mellitus Typ 2 ein- geschriebenen Patienten zur jährlichen augenärztlichen Untersuchung. Vor Einfüh- rung der Chronikerprogram- me habe die Rate bei ledig- lich 32 Prozent gelegen.
AOK-Vize Johann-Magnus von Stackelberg sagte, von den Programmen profitierten fast alle Diabetiker und nicht nur eine kleine Hochrisikogruppe.
Die Frage jedoch, ob DMP die Versorgung auch langfri- stig und nachhaltig verbesser- ten, werde letztlich nur eine Evaluation über eine längere Laufzeit klären können.
Zusätzlich zur gesetzlich vorgesehenen Überprüfung will die AOK gemeinsam mit der Universität Heidelberg ei- ne eigene Evaluation der Pro- gramme vornehmen. Dabei werde man die Wirkung der DMP im Vergleich zur Re- gelversorgung genauer be- leuchten, kündigte von Stackel-
berg an. SR
Tabakkonsum
Krankenhäuser ohne Qualm
Netzwerk für rauchfreie Krankenhäuser geplant
W
ährend eines Kranken- hausaufenthaltes verzich- ten viele Raucher auf die Zi- garette. Dieser vielleicht er- ste Anstoß, ganz mit dem Rauchen aufzuhören, soll in Krankenhäusern unterstützt werden. Ein erster Schritt auf dem Weg zum rauchfreien Krankenhaus ist eine Befragung bei rund 3 600 Krankenhäusern und Rehabilitations- kliniken sowie 800 Krankenpflegeschulen, welche Maßnahmen be- reits jetzt durchgeführt werden, um das Nicht- rauchen zu fördern und Nichtrauchern eine rauchfreie Umgebung anzubieten. Durchge- führt wird die Bestandsauf- nahme vom Deutschen Netz Gesundheitsfördernder Kran- kenhäuser (DNGfK), die als nationale Koordinierungsstel- le des „European Network for Smoke-free Hospitals“ein Netzwerk für rauchfreie Krankenhäuser in Deutsch- land aufbauen will. Die Bun- desärztekammer ist an dem Projekt beteiligt; die Drogen- beauftragte der Bundesregie- rung, Marion Caspers-Merck, hat die Schirmherrschaft über- nommen.
Eine größere Rolle sollen Krankenschwestern und -pfle- ger bei der Raucherberatung und der Förderung des Nicht- raucherschutzes spielen. Schu- lungsmodule für die Aus- und Fortbildung der Pflegekräfte
werden am Institut für Thera- pieforschung München im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits- medizin entwickelt. Weitere Informationen im Internet unter www.dngfk.de. PB
Aut idem
Optimierung ist möglich
Schmeinck: Preiswett- werb fast eingeschlafen
D
ie jetzige Aut-idem-Re- gelung ist im Kern akzep- tabel, sie muss aber noch praktikabler werden. Diese Auffassung hat Dr. med.Leonhard Hansen bei einer Veranstaltung des Verban- des Pro Generika Anfang Juni vertreten. Der Vor- standsvorsitzende der Kas- senärztlichen Vereinigung
Nordrhein regte an, den Apo- thekern durch das Aut-idem- Kreuzchen auf einem Re- zept zwar weiter die Wahl des Medikaments zu über- lassen. Bezahlen sollten die Krankenkassen allerdings nur die drei preisgünstigsten Prä- parate. So bliebe den Apo- thekern Spielraum für Ra- battverhandlungen, und die Patienten erhielten seltener unterschiedliche Präparate.
Der Präsident der Bun- desvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Heinz- Günter Wolf, reagierte zu- rückhaltend. Die Preise für Generika schwankten, wes- halb häufig unterschiedliche Präparate die günstigsten sei-
en.Wolfgang Schmeinck,Vor- standsvorsitzender des Bun- desverbandes der Betriebs- krankenkassen, kritisierte die derzeitige Entwicklung bei den Generika: „Der Preiswettbewerb ist fast ein- geschlafen.“ Für ein nicht mehr patentgeschütztes Me- dikament würden derzeit durchschnittlich 27 Euro aus- gegeben, für ein generisches 21 Euro.
Der Verband Pro Gene- rika hat im Vorfeld der Dis- kussionsrunde Eckpunkte zur Bundestagswahl verab- schiedet. Eine vorausschau- ende Gesundheitspolitik stel- le die Weichen „pro Generi- ka“, heißt es darin. Rie
Der „Europäische Leitfaden zur Schaffung rauch- freier Krankenhäuser“ kann im Internet unter www. dngfk.de heruntergeladen werden.
Sieht den morbiditätsorientier- ten Risikostrukturausgleich in Gefahr: Hans Jürgen Ahrens
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