Wachkoma
Verbesserungs- bedarf
Studie zur Pflege von Wachkoma-Patienten
D
ie Situation von Wachkomapa- tienten und ih- ren Familien muss dringend verbessert wer- den, heißt es in einer Langzeit- studie des Insti- tuts für Pflege- wissenschaft der Uni- versität Witten/Herdecke. In Deutschland werden nach Schätzungen der Bundesar- beitsgemeinschaft für Rehabi- litation etwa 6 000 Wachko- ma- und Langzeitpatienten in Familien und Pflegeeinrich- tungen betreut. Die Studie appelliert an den Gesetzge- ber, Instrumente zur Erfas- sung des Pflegebedarfs zu ent- wickeln, die Qualität von Pfle- geeinrichtungen zu verbes- sern und tagesbetreuendeAngebote zu schaffen. Zur Entlastung von Familien emp- fehlen die Autoren, nach holländischem Beispiel ein so genanntes Family-Nursing einzuführen. Dabei soll eine Pflegemanagerin den Pflege- bedarf des Betroffenen ermit- teln, Ansprüche ge- genüber den Kas- sen durchsetzen und geeignete Therapeuten, Pflegende und Ärzte vermitteln sowie deren Arbeit koordinieren. Dies wirke sich auch ko- stendämpfend aus.
Schädel-Hirnpatien- ten in Not im Bundes- verband für Schädel-Hirnver- letzte, Patienten im Wachko- ma und ihre Angehörigen be- treibt seit zwölf Jahren eine Notrufzentrale für die Be- troffenen (Telefon: 0 96 21/
6 48 00). Der Verband, dem 4 000 Familien angehören, gibt unter anderem die Zeit- schrift Wachkoma für die „am meisten benachteiligte Pati- entengruppe“ heraus. Infor- mationen im Internet: www.
schaedel-hirnpatienten.de
A K T U E L L
Aut idem 2
A
A2608 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 41½½12. Oktober 2001
Türkei
Patientenakten beschlagnahmt
amnesty kritisiert Vorge- hen gegen Türkische Menschenrechtsstiftung.
D
ie Menschenrechtsorgani- sation amnesty interna- tional und der Menschen- rechtsbeauftragte der Bundes- ärztekammer, Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, haben ge- gen das Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte protestiert.Diese hatten Anfang Septem- ber die Räumlichkeiten der Türkischen Menschenrechts- stiftung in Diyarbakir durch- sucht und Patientenakten be- schlagnahmt. Der Stiftung, die sich seit 1990 in landes- weit fünf Zentren für die Be-
handlung und Rehabilitation von Folteropfern einsetzt, werden „illegale Aktivitäten“
vorgeworfen.
Montgomery forderte in ei- nem Brief an den türkischen Ministerpräsidenten Bulent Ecevit, der Stiftung die Pa- tientenakten umgehend zu- rückzugeben sowie Patienten und ihre Ärzte vor staatlichen Repressionen zu schützen. Die Beschlagnahmung von Patien- tenakten sei ein klarer Verstoß gegen die medizinische Ethik.
Seit ihrer Gründung hat die Stiftung nach eigenen An- gaben mehr als 6 500 Fol- teropfer medizinisch und psy- chologisch betreut. Für ihren Beitrag zum Schutz der Men- schenrechte und ihren Ein- satz für die Abschaffung der Folter in der Türkei wurde sie 1998 mit dem Europäischen Menschenrechtspreis des Eu- roparates ausgezeichnet.
Patientenrechte
Patient als Partner
Bundesgesundheitsministerium fördert zehn Modellprojekte.
M
it der Gesundheitsreform 2000 wurde eine Umorien- tierung in die Wege geleitet, die Patienten mehr Rech- te und Mitsprachemöglichkeiten in medizinischen Ent- scheidungsprozessen einräumt. Das Bundesministerium für Gesundheit unterstützt dies durch die Förderung von Modellprojekten. Seit September werden zehn Projekte gefördert, die „praxistaugliche Beispiele entwickeln sollen, wie eine partnerschaftlicheBeteiligung der Patienten bei medizinischen Ent- scheidungen erreicht wer- den kann“, erklärte Bun- desgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Notwendig sei dabei eine Schulung der beteiligten Ärzte, wie die Patienten einbezogen wer- den können. Die Projek- te befassen sich mit chroni- schem Schmerz, kindlichen Atemwegsinfekten, Brust- krebs, arterieller Hyperto- nie und Verschlusskrank-
heit, Alkoholismus, multipler Sklerose, Depression, Schizo- phrenie und Sterbebegleitung. An Fördermitteln stehen für drei Jahre rund 6,5 Millionen DM zur Verfügung.
Ärzte sollen Patienten in Ent- scheidungen einbeziehen.
Foto: Peter Wirtz