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Archiv "Aut-idem-Regelung: Aut idiota" (12.04.2002)

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S C H L U S S P U N K T

[100] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 15½½½½12. April 2002

H

eiße Tipps sind out.

Equity Stories hingegen schwer in. Selbst Leute, die noch relativ unerfahren auf dem glatten Parkett des Börsendschungels sind, fallen mittlerweile nicht mehr ohne weiteres auf platte Sprüche rein, wie etwa: „Fundressing musst du unbedingt kaufen, hat mir – und nur mir – mein Anlageberater als hundert- prozentige Hundertprozent- chance empfohlen.“

Nein, wer so richtig beein- druckt werden will, dem muss der Experte schon mit einer runden und schlüssigen Ge- schichte kommen. Die Equity Story hat aus einem gesunden Mix aus Solidität und Sach- verstand zu bestehen und muss dennoch so einfach in der Schlussfolgerung sein, dass der Anleger wie von selbst auf den Gedanken kommt, diesen Wert und kei- nen anderen dringendst kau-

fen zu müssen, bevor die Meu- te losschlägt.

Das Problem: Schon seit ge- raumer Zeit ist das mit der Equity Story auch so eine Sa- che. In vielen Fällen folgte dem schönen und sehr verständigen Schein der harte Aufprall der Realitätswahrnehmung. EMTV und die vielen aufregenden Zukäufe (Formel Eins, Mup- pet Show) stehen für eine kras- se Diskrepanz zwischen Dich- tung und Wahrheit, das gilt un- ter anderem auch für die Herren Manfred Krug und Ron Sommer in Sachen Tele- kom (tolles Wachstumsunter- nehmen und Dividendenkonti- nuität), den Mobilcom-Chef Schmid (UMTS), Daimler- Chrysler (Schwäbisches Un-

ternehmen erobert die Welt) und so fort.

Nicht immer bloß lästern, selber eine stimmige Equity Story erzählen, könnten Sie jetzt einwenden. Durchaus mit Fug und Recht.

Meine Geschichte handelt von der Techem AG.Wer jetzt ein aufregendes Wirtschafts- abenteuer erwartet, den muss ich aber sofort enttäuschen.

Denn vergleichsweise langwei- lig ist das Geschäft der Techem AG, die Gesellschaft bietet Sy- stemtechnik an, die den Ver- brauch von Heizwärme und Wasser in Gebäuden umfasst.

Interessant ist aber doch, dass das in Frankfurt (1952) ge- gründete Traditionsunterneh- men in Deutschland bereits ei-

nen Marktanteil von fast einem Drittel erobert hat und auch forsch weiterwächst. Spannen- der sind aber die Expansions- chancen in Europa. Die be- vorstehende Umsetzung einer EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass in allen Haushalten die Erfassung von Heizenergie und Wasser verbrauchsabhän- gig zu erfolgen hat, könnte Te- chem gewaltig auf die Beine helfen. Bei diesem Potenzial scheint mir die Aktie (Wert- papierkenn-Nummer 547160) mit einem Kurs um 17 Euro ziemlich attraktiv bewertet.

Das Spannende an einer guten Aktienidee ist meiner Meinung nach nicht so sehr die Idee selbst, sondern der Zyklus, wann mehr und mehr Anleger darauf abfahren. Ob sich hinter der Techem AG wirklich eine gute Equity Story verbirgt, wird allerdings die Zeit entscheiden. Gut Ding will sowieso Weile haben. ✮

zu Aktien

Geheizt wird immer

W

enn das kein Lehr- stück ist! Das absurde Theater um die in- zwischen Gesetz gewordene Aut-idem-Regelung ist an seinem Höhepunkt ange- langt, und niemand weiß, wel- ches Stück gespielt wird. Die Apotheker sollen und dürfen, müssen aber nicht, und wüss- ten, selbst wenn sie wollten, nicht einmal, was sie dürften.

Die Ärzte sollen wegkreuzen, was zuvor angekreuzt wurde, oder stempeln, wenn sie nicht kreuzen mögen, oder auf neue Formulare warten, auf denen sie wieder kreuzen könnten. Die Patienten und die Versicherten sollen nur merken, dass alles so bleibt, bloß besser und billiger. Die Kassenärztliche Bundesver- einigung (KBV) und ärztliche Verbände raten vorerst zum Gesetzesboykott, und an der

Basis in den Praxen weiß so- wieso niemand was.

So läuft es also, wenn ver- sucht wird, unsinnigen und unpraktikablen Gesetzen ar-

gumentativ ein wenig ärztli- chen Sachverstand einzuhau- chen, damit der Schaden be- grenzt bleibt. Genau dies ha- ben KBV und Verbände in

den letzten Monaten ver- sucht, nur haben diese lo- benswerten Anstrengungen nicht gefruchtet, sie haben bei aller Mühe seit Jahren schon nicht mehr gefruchtet und nur die offene Ankündigung der Abschaffung der ärztlichen Selbstverwaltung zur Folge gehabt.

Daher der Rat: Beim näch- sten Mal nicht gegen Gesetze opponieren, sondern befol- gen! Alle Ampeln auf Grün stellen und brav sein. Endlich mal nur das tun, was die Ge- sundheitspolitiker wollen! Das gilt zwar als unärztlich und bedeutet eine schwere Durst- strecke für die Patienten, aber es wäre ungleich wirksamer.

Es sind die Versicherten, die mehrheitlich die Berliner Re- gierung gewählt haben, nur sie können sie abwählen.

Apropos Ampeln: Wenn man den Verkehr in einer Stadt lahm legen will, kann man alle Ampeln auf Rot stellen. Wesentlich rascher geht es, wenn alle grün leuch- ten! Dr. med. Dierk Abele

Aut-idem-Regelung

Aut idiota

Post Scriptum

Börsebius

Zeichnung: Ralf Brunner

Referenzen

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Das ist nicht verwun- derlich, denn noch sind die austausch- baren Darreichungsformen durch den Bundesausschuss der Ärzte und Kran- kenkassen nicht festgelegt, ebenso we-