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Zusammenfassende Beurteilung anhand des Ernährungsbewusstseins

Knapp ein Drittel (31%) gibt an, in der Ernäh-rung auf nichts zu achten (Tabelle 7). Entspre-chend weisen beträchtliche Gruppen der Be-völkerung problematische Ernährungsge-wohnheiten auf: Knappe 30% sind überge-wichtig und 8% adipös. 20% essen täglich mindestens einmal Fleisch oder Wurstwaren, 17% der Fleischesser bevorzugen rotes Fleisch, und grosse Prozentsätze weisen einen ungenü-genden, d.h. nicht täglichen Konsum an Früch-ten (34%), Gemüse/SalaFrüch-ten (18%), Milch (64%) und Milchprodukten (39%) auf. Zudem essen 38% selten oder nie Fisch.

Frauen sind wesentlich ernährungsbewuss-ter als Männer, d.h. von den Männern achten 38% auf nichts in der Ernährung, bei den Frau-en sind es 24%. Das VerhaltFrau-en der Männer Frau- ent-spricht denn auch, ausser was den Milch- und Fischkonsum anbetrifft, für alle im obigen Ab-schnitt erwähnten Ernährungsparameter

signi-fikant seltener den Empfehlungen als das Kon-sumverhalten der Frauen.

Junge Männer und Frauen sind weniger er-nährungsbewusst als ältere. Mit Ausnahme des Übergewichts, der Adipositas und des Milch-konsums ist das Verhalten für die anderen sechs diskutierten Variablen unerwünschter.

Was das Bildungsniveau betrifft, so achten besser Gebildete signifikant häufiger auf eine gesunde Ernährung als schlechter Gebildete bei-den Geschlechts. Leute mit tiefem Bildungsni-veau weisen denn auch für sieben der neun un-tersuchten Ernährungsvariablen unerwünsch-tere Ergebnisse auf (Ausnahmen: Konsum von Früchten und Milch sowie Übergewicht und Konsum von Milchprodukten bei Männern).

In der Französisch sprechenden Schweiz wird deutlich seltener auf die Ernährung ge-achtet als in den anderen Landesteilen. In der Nutri-Trend-Studie (12) waren vergleichsweise die Deutschschweizer am häufigsten auf eine ausgewogene Ernährung bedacht. Diese regio-nalen Unterschiede könnten darauf beruhen,

dass die gestellte Frage im sprachlich-kulturel-len Kontext der französischen Schweiz anders verstanden wird als z.B. in der Deutschschweiz.

Für konkrete Ernährungsparameter ist dieser Unterschied nämlich in der vorliegenden Stu-die weniger deutlich zu zeigen. So sind im Ver-gleich zur Deutschschweiz keine Unterschiede für Übergewicht und Adipositas zu verzeich-nen, ein erwünschteres Verhalten für den Kon-sum von Milchprodukten, Fisch und bei Män-nern Fleisch. Unerwünschter ist hingegen der Konsum von Milch und Früchten, bei Männern von Gemüse und rotem Fleisch, bei Frauen von Fleisch.

Ausländische Frauen in der Schweiz sind etwas weniger ernährungsbewusst als die Schweizerinnen; bei den Männern sind keine signifikanten Unterschiede zu zeigen. Angaben zum Ernährungsbewusstsein und zum Ernäh-rungsverhalten divergieren allerdings. Auslän-derinnen weisen zwar eher ein zu hohes Kör-pergewicht auf und essen seltener Milchpro-dukte, Früchte und Gemüse als Schweizerin-nen. Beim Fleischkonsum sind hingegen keine Unterschiede zu zeigen, und bezüglich Konsum von Fisch und Milch verhalten sich die Auslän-derinnen erwünschter. Schweizer Männer ver-halten sich bei fünf von neun der untersuchten Variablen unerwünschter als Ausländer.

Die oben beschriebenen Unterschiede zum Ernährungsbewusstsein und -verhalten sind alle statistisch signifikant, und die dazugehöri-gen p-Werte in den entsprechenden Tabellen sind jeweils für die anderen soziodemographi-schen Variablen kontrolliert, d.h. auf alle ande-ren Kovariaten im entsprechenden Logit-Mo-dell adjustiert.

Das Ernährungsbewusstsein der schweizeri-schen Bevölkerung blieb in den letzten zehn

Schnellimbiss Total Geschlecht Alter (Jahre) Bildungsniveau3

Tel. Befragung

n1 19’706 Männer

8’909 Frauen

10’797 p2 15–34

4’723 35–49

5’812 50–65+

4’809 65+

4’362 p2 Hoch

3’213 Mittel 12’246 Tief

4’212 p2

Nie/Selten 79.1 73.8 84.0 *** 58.0 81.6 90.8 96.9 *** 75.9 81.3 75.5 H: M ***; H: T ns; M:T***

1–3 Tg/Woche4 16.0 19.8 12.4 *** 32.6 13.9 6.7 2.6 *** 19.3 14.1 18.6 H: M ***; H: T *; M:T***

4–7 Tg/Woche4 4.9 6.3 3.6 *** 9.4 4.6 2.6 (0.6)5 *** 4.8 4.5 5.9 H: M ns; H: T ns; M:T**

1 gewichtete n

2 ns = statistisch nicht signifikant; *p < 0.05; ** p < 0.01; *** p < 0.001

3 für 35 Personen fehlen Angaben zum Bildungsniveau

4 Kategorien 1–3 Tg/Woche und 4–7 Tg/Woche mit nie/selten verglichen bei der Berechnung des Logit-Modells;

selten/nie vs. wöchentlicher Konsum

5 Prozente in Klammer: n liegt zwischen 10 und 29

Datenquelle: Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002, BFS

Tabelle 6: An wie vielen Tagen pro Woche essen Sie gewöhnlich in einem Schnellimbisslokal oder auf der Strasse? Resultate (in %) nach Geschlecht, Alter und Bildungsniveau

Jahren im Wesentlichen unverändert; nur bei den Männern ist eine schwache Besserung an-gedeutet (Tabelle 2). Dies weist darauf hin, dass Anstrengungen, das Bewusstsein und das Ver-halten zu verbessern, verstärkt werden sollten.

Die SGBen zeigen zudem, dass anhand von ein-fachen Ernährungsfragen Risikogruppen, de-nen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, überraschend klar aufzuzeigen sind. Die Grenzen der Ernährungsfragen der SGB werden aber ebenfalls deutlich; die Fragen sind zu wenig detailliert, um feine Änderungen im Ernährungsverhalten der Bevölkerung nachweisen zu können. Zudem werden mit diesen Fragen sicher nicht alle Risikogruppen erfasst, da damit die Nährstoffversorgung der schweizerischen Bevölkerung nicht abge-schätzt werden kann.

Tabelle 7: Auf nichts achten in der Ernährung: Resultate (in %) nach soziodemographischen Parametern

Geschlecht Alter (Jahre) Bildungsniveau3 Sprachregion Nationalität

Tel. Befragung

Total n1 = 19’706 Männer

8’909 Frauen

10’797 15–34

4’723 35–49

5’812 50–64

4’809 65+

4’362 p2 Hoch

3’213 Mittel 12’246 Tief

4’212 p2 D

13’216 F

4’937 I

1’553 p2 CH

17’316 Ausl.

2’390 p2

Auf nichts achten

in der Ernährung Total Männer Frauen p2

30.9 38.4 24.0

***

38.1 44.7 31.6

29.5 36.4 22.3

26.5 35.1 18.3

26.3 33.8 21.2

***

***

***

26.3 29.2 19.5

28.7 38.3 20.5

39.5 49.2 33.3

***

***

***

26.4 35.0 18.1

45.9 51.1 41.4

26.7 31.3 22.7

D:F ***

F:I ***

D:F ***

F:I ***

D:F ***

F:I ***

29.5 37.5 22.3

36.7 41.8 31.4

ns ns

*

1 gewichtete n

2 ns = statistisch nicht signifikant; *p < 0.05; ** p < 0.01; *** p < 0.001; Logit-Modelle vergleichen Extremgruppen falls nicht anders vermerkt

3 für 35 Personen fehlen Angaben zum Bildungsniveau Datenquelle: Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002, BFS

Dank

Unser spezieller Dank gilt dem Bundesamt für Statistik für das Überlassen der Ernährungsda-ten der SGBen 2002, 1997 und 1992. Wir dan-ken dem Bundesamt für Gesundheit für die finanzielle Unterstützung (Vertrag 03.001343).

Literatur

1 Gesundheitsförderung Schweiz, Bundesamt für Gesundheit. Gesundheit und Ernährung. Ein nati-onales Projekt. Synthesepapier, Stand Januar 2002.

www.suissebalance.ch.

2 D-A-CH. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungs-forschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.

Frankfurt: Umschau/Braus-Verlag, 2000.

3 IARC Handbook of Cancer Prevention. Fruit and vegetables, Vol 8. Lyon, France: International Agency for Research on Cancer, 2003.

4 Walter P, Baerlocher K, Camenzind-Frey E, Pichler R, Reinli K, Schutz Y, Wenk C. Gesundheitliche Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung. Bericht Bundesamt für Gesundheit 2005.

5 Eichholzer M, Levi F, Bopp M, Stähelin HB. Ernäh-rung und Krebs. Fünfter Schweiz. ErnähErnäh-rungsbericht.

Bern: Bundesamt für Gesundheit, 2005; Seite 513–532.

6 Eichholzer M, Bisig B, Gutzwiller F. Ernährung in der Schweiz. Schweizerische Gesundheitsbefragung 1992/93. Bern: Eidg. Drucksachen- und

Materialzentrale, 1995.

7 Eichholzer M, Bisig B, Gutzwiller F, Lüthy J. Aktuelle Ernährungsprobleme in der Schweiz. Resultate der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 1997. Mitt Lebensm Hyg 2000; 91, 251–73.

8 World Health Organization. Obesity: preventing and managing the global epidemic. WHO Obesity.

Report of a WHO Consultation on Obesity, Geneva, June 3–5 1997. Geneva, Switzerland: World Health Organization, 1998.

9 Anonymous. Obesity. A report of the Royal College of Physicians. J R Coll Physicians Lond 1983; 17: 5–65.

10 Eichholzer M, Lüthy J, Gutzwiller F. Epidemiologie des Übergewichts in der Schweiz: Resultate der schweizerischen Gesundheitsbefragung 1992/93.

Schweiz Med Wochenschr 1999; 129: 353–61.

11 Luong BL, Beer-Borst S, Morabia A. Übergewicht, Adipositas und zu geringes Körpergewicht in Genf:

Ergebnisse der Studie Bus Santé, 1993–2001. Bulletin des Bundesamtes für Gesundheit 2003; 38: 659.

12 Nestlé Schweiz AG (ed). Nutri-Trend-Studie 2000.

Nestlé Suisse S.A. mit Unterstützung durch das Bundesamt für Gesundheit. Vevey, Bern: 2000.

13 Groscurth A, Vetter W, Suter PM. Werden die Schweizer schwerer? Praxis 2003; 92: 2191–220.

14 Schweizerische Gesellschaft für Ernährung.

Ernährungsempfehlungen (Merkblatt).

15 www.5amtag.ch (Pressekonferenz 14. Mai 2004);

www.stg.ch; www.swissfruit.ch.

16 Elmadfa I, Freisling H, König J, et al. Österreichischer Ernährungsbericht 2003. Erste Auflage, Wien: 2003.

17 DRI: Dietary Reference Intakes for Water, Potassium, Sodium, Chloride, and Sulfate. Panel on Dietary Reference Intakes for Electrolytes and Water, Standing Committee on the Scientific Evaluation of Dietary Reference Intakes. Washington, D.C.:

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18 Haveman-Nies A, de Groot L, van Staveren W. Fluid intake of elderly Europeans. J Nutr Health Aging 1997; 1: 151–5.

19 Baerlocher K, Laimbacher J, ter Velde A.

Essgewohnheiten und Nährstoffversorgung von Jugendlichen in St. Gallen. In: Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.), Vierter Schweizerischer Ernährungsbericht. Bern: Eidg. Drucksachen- und Materialzentrale, 1998; 290–305.

20 Valtin H. «Drink at least eight glasses of water a day.»

Really? Is there scientific evidence for «8x8»? Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 2002; 283: R993–

R1004.

21 Diet, Nutrition and the Prevention of Chronic Diseases. Report of a Joint WHO/FAO Expert Consultation. WHO Technical Report Series 916, Geneva: World Health Organization, 2003.

22 State-of-the-Art-Bericht «Fast Food & Gesundheit».

Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit), 2005;

www.sge-ssn.ch.

Cécile Delhumeau Sigrid Beer-Borst Michael C. Costanza Alfredo Morabia

Résumé

Objectif: Evolution de la consommation alimen-taire de 1994 à 2003 chez les adultes genevois selon leur niveau d’éducation et leur pays d’origine.