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von 1991/92 mit denen von 1998/99

Ein Vergleich zwischen den zwei Erhebungen im Abstand von 7 Jahren lässt sich vor allem dort anstellen, wo die methodischen Bedin-gungen gleich waren und auch die gleichen Fragen gestellt wurden. Dies war leider nicht überall der Fall. Folgende Daten der Alters-gruppe 7 bis 9 Jahre und 10 bis 12 Jahre konn-ten miteinander verglichen werden: Frühstück und Frühstücksgewohnheiten, Essensdauer bei den drei Hauptmahlzeiten, Zwischenmahlzei-ten, Beliebtheit bestimmter Speisen, Milchge-tränke und Milchprodukte, Fertiggerichte, Fast Food sowie fleischlose Mahlzeiten.

Frühstück

Bei beiden Altersgruppen hat die Zahl der Kin-der, die regelmässig, d.h. täglich frühstücken, zugenommen (Tabelle 7). Allerdings blieb die Zahl der Mädchen, die kein Frühstück zu sich nehmen, mit etwa 2% gleich, bei den Knaben hat sich diese Zahl eher verringert. Ein Ver-gleich der Zusammensetzung des Frühstücks ist nur schwer möglich, da bei der ersten Umfrage nach einfachem oder reichhaltigem Frühstück gefragt wurde, in der zweiten Erhebung hinge-gen nach einzelnen Nahrungsmitteln. Die Ein-nahme eines einfachen Frühstücks (Milch, Brot, Butter Konfitüre) ist ungefähr gleich ge-blieben, unabhängig vom Alter und Geschlecht.

Etwa 20% der 7- bis 9-jährigen und 13% der 10- bis 12-jährigen Kinder nehmen zusätzlich Fruchtsaft zu sich. Die morgendliche Einnahme von Zerealien hat deutlich zugenommen von 26% im Jahre 1991 auf 47% im Jahre 1998 bei den 7- bis 9-Jährigen und von 13% auf etwa 37% bei den 10- bis 12-Jährigen. Auch Honig ist beim Frühstück recht beliebt, nämlich bei 23%

der 7- bis 9-jährigen und bei 13% der 10- bis 12-jährigen Schüler (Tabelle 8).

Zwischenmahlzeiten

Die Zahl der Kinder, die kein Znüni einnehmen, ist mit 28% (1991) und 26% (1998) bei den Knaben und mit 13%/17% bei den Mädchen ungefähr gleich geblieben. Beim Zvieri jedoch hat sich eine deutliche Änderung ergeben, in-dem 1998 eindeutig mehr Kinder ein Zvieri einnehmen. Die Qualität der Zwischenmahl-zeiten hat sich auch geändert: Es wird deutlich mehr Obst und Gemüse gegessen sowohl beim Znüni als auch beim Zvieri. Besonders das Zvie-ri ist 1998 viel reichhaltiger. Neben Obst und Gemüse werden auch Milchprodukte und vor allem Schnitten und Süssigkeiten verzehrt (Ta-belle 9).

Ort der Mahlzeiteneinahme

Der Ort der Mahlzeiteneinnahme hat sich in den 7 Jahren nicht geändert. 98% der Schüle-rinnen und Schüler beider Altersklassen neh-men das Frühstück zuhause ein, nur etwa 1 bis 2% in der Schule. Das Mittagessen wird von 95 bis 97% der Schüler zuhause eingenommen (Quartierschulen), von 1 bis 2% in der Schule und von 2 bis 3% anderswo. Das Abendessen wird praktisch von allen Kindern zuhause ein-genommen.

7– 9 Jahre 10–12 Jahre

1991 1998 1991 1998

m w m w m w m w

n= 81 81 146 139 92 80 139 133

kein Frühstück/nie 1.2 1.2 0.0 1.4 2.2 1.3 2.2 2.3

1–2-mal pro Woche/selten 6.2 6.2 1.4 6.5 7.6 16.3 7.9 15.8

3–4-mal pro Woche/öfters 0.0 3.7 5.5 8.6 2.2 3.8 3.6 6.8

5–6-mal pro Woche/meistens 9.9 9.9 4.1 4.3 13.0 11.3 5.0 5.3

täglich/immer 82.7 79.0 89.0 78.4 75.0 67.3 81.3 69.8

keine Angaben 0.8 0.6

7–9 Jahre 10–12 Jahre

1991 1998 1991 1998

m/w m w m/w m w

nichts 3.7 0.7 2.9 10.3 5.8 6.8

einfaches Frühstück 50.6 54.6

Brot 65.1 56.1 47.5 50.4

Butter 44.5 43.7 32.4 30.8

süsser Aufstrich 50.7 48.2 44.6 25.6

reichhaltiges Frühstück 12.2 15.5

Milchprodukte 63.7 64.0 64.0 54.1

Früchte/-saft 26.0 17.3 13.7 12.8

Ovo-/Kakaogetränk 43.2 39.6 35.3 36.1

Frühstückszerealien 26.2 51.4 43.9 13.2 40.3 34.6

Honig 24.7 21.6 16.5 9.8

Sonstiges 7.3 6.3

Tabelle 8: Was zum Frühstück (%) (Mehrfachnennung ist möglich) Tabelle 7: Frühstück: Häufigkeit der Einnahme (%)

Dauer der Mahlzeiten

Die Zeit, die sich Kinder zum Essen nehmen, hat sich bei den 7- bis 9-Jährigen verbessert, d.h. etwas verlängert, sowohl beim Frühstück als auch beim Mittag- und Abendessen (Tabelle 10). Dies trifft allerdings für die 10- bis 12-Jäh-rigen nicht zu. Nach wie vor dauert ein Früh-stück aber bei den meisten weniger als 15 Mi-nuten und ein Mittagessen und Abendessen zwischen 15 und 30 Minuten.

Wie gern haben Kinder gewisse Nahrungsmittel Ein Vergleich zwischen 1991 und 1998 ist er-schwert, da bei der 2. Umfrage ein gewisser Teil der Fragen nicht beantwortet wurde. Anhand der vorliegenden Daten bestehen leichte Ver-schiebungen: so eine Abnahme bei der Vorliebe für Milch, Fleisch und Fisch. Beim Gemüse und Obst sind kaum Veränderungen vorhanden (Tabelle 11).

Milchgetränke und Milchprodukte

Im Vergleich der beiden Erhebungen ergibt sich ein gewisser Trend zu weniger Milchgetränken, weniger Früchtejoghurt, Früchtequark und Käse, vor allem bei den 10- bis 12-Jährigen. Die Unterschiede sind weniger ausgeprägt bei den 7- bis 9-Jährigen. Es gibt auch geschlechtsspezi-fische Unterschiede bei der Einnahme von Milch und Milchprodukten, z.B. trinken 10- bis 12-jährige Knaben mehr Vollmilch und essen mehr Früchtejoghurt als die gleichaltrigen Mädchen.

1991 1998

m w m w

nichts 28.2 13.4 25.8 17.4

Obst/Gemüse 18.5 30.7 32.5 35.8

Brötchen/Gipfeli 37.9 37.0 44.6 35.4

Gebäck/Süssware 9.2 13.0 8.7 16.5

Milch/Milchprodukt 0.0 0.4 3.9 2.2

reichhaltiges Znüni 6.0 5.5

sonstiges 7 19.1

Was zum Zvieri? (%)

(Mehrfachnennung ist möglich)

1991 1998

m w m w

nichts 36.7 33.6 9.6 8.6

Obst/Gemüse 20.2 24.8 51.6 59.0

Brötchen/Gipfeli 8.1 7.6 47.7 48.1

Gebäck/Süssware 14.9 10.0 53.2 53.1 Milch/Milchprodukt 6.9 6.3 31.1 24.2 reichhaltiges Zvieri 13.3 17.6

sonstiges 10.9 10.3

Frühstück 7–9 Jahre 10–12 Jahre

1991 1998 1991 1998

m/w m w m/w m w

<15 Min. 70.1 52.1 58.3 69.7 63.3 68.4

15–20 Min. 25.6 35.6 28.8 25.1 23.7 18.8

20–30 Min. 3.7 6.2 7.2 4.0 4.3 3.8

>30 Min. 0.6 2.7 0.7 1.2 2.2 0.8

keine Angaben/ungültig 2.1 0.0 1.4 0.8

kein Frühstück 1.4 5.0 5.0 7.5

Mittagessen 7–9 Jahre 10–12 Jahre

1991 1998 1991 1998

m/w m w m/w m w

<15 Min. 6.7 4.8 9.4 9.1 7.2 3.8

15–20 Min. 42.7 34.9 32.4 35.3 34.5 30.1

20–30 Min. 34.1 46.6 40.3 40.3 37.4 49.6

>30 Min. 16.5 11.6 15.1 15.3 20.1 16.5

keine Angaben 2.1 2.2 0.7

kein Mittagessen 0.0 0.7 0.0

Nachtessen 7–9 Jahre 10–12 Jahre

1991 1998 1991 1998

m/w m w m/w m w

<15 Min. 12.8 8.2 11.5 16.0 11.5 6.0

15–20 Min. 39.6 32.9 25.2 32.0 32.4 29.3

20–30 Min. 29.9 33.6 34.5 35.4 36.0 37.6

>30 Min. 17.7 22.6 25.2 16.6 18.0 25.6

keine Angaben 2.8 2.9 1.4 1.5

kein Nachtessen 0.7 0.7

Tabelle 10: Dauer der einzelnen Mahlzeiten Tabelle 9: Was zum Znüni? (%)

(Mehrfachnennung ist möglich)

1991 1998

m w m w

Milch ja 83.3 82.8 73.8 76.5

Milch nein 16.7 17.2 13.6 13.8

keine Angaben 12.6 9.7

Fleisch ja 86.6 87.5 81.9 72.8

Fleisch nein 13.4 12.5 12.6 21.8

keine Angaben 5.5 5.4

Fisch ja 74.0 61.4 66.0 56.4

Fisch nein 26.0 38.6 32.7 39.9

keine Angaben 1.3 3.7

Gemüse ja 72.0 77.3 71.8 74.5

Gemüse nein 28.0 22.7 24.9 20.8

keine Angaben 4.7

Salat ja 86.6 90.3 80.6 86.2

Salat nein 13.4 9.7 16.5 11.7

keine Angaben 2.9 2.1

7–9 Jahre 10–12 Jahre

1991 1998 1991 1998

Verzehr pro Woche m w m w m w m w

ausschliesslich täglich 0 2 2.7 1.4 0 3.3 2.9 3.8

häufig 3–6 x 1.9 2.8 3.4 2.2 2.9 8.8 10.8 6.8

ab und zu 1–2 x 9.1 15.8 17.1 14.4 17.3 22.3 25.2 19.5

selten < 1 x 62.2 37.5 38.4 36.7 48.6 36.6 28.8 44.4

nie nie 26.8 41.2 37.7 44.6 31.2 28.3 31.7 24.8

k.A./ungültig 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.8

* Die Fragestellungen waren bei den beiden Erhebungen nicht genau gleich Fertiggerichte

Bei den Fertiggerichten kam es im Verlauf der sieben Jahre zu einer Verschiebung. Sowohl bei den 7- bis 9-Jährigen als auch den 10- bis 12-Jährigen wurden Fertiggerichte 1998/99 häufiger verwendet als sieben Jahre zuvor. Die 10- bis 12-jährigen Schüler bevorzugen Fertig-gerichte häufiger als die gleichaltrigen Schüle-rinnen (Tabelle 12).

Fast Food

Die Einnahme von Fast Food (nicht im häusli-chen Umfeld) in Form von Bratwurst, Pommes frites, Pizza und Hamburger hat sich im Ver-gleich der beiden Erhebungen bei beiden Altersgruppen nicht wesentlich verändert (Ta-belle 13).

Fleischlose Mahlzeiten

Der Fleischkonsum gehört bei den Kindern zum Plan einer gesunden Ernährung. Wie all-gemein in der schweizerischen Bevölkerung in den letzten Jahren hat er sich auch bei den Kin-dern in St. Gallen im 7-Jahres-Vergleich deut-lich verringert (Tabelle 14). Während 1991 praktisch keine Kinder ausschliesslich fleisch-Tabelle 12: Fertiggerichte*

7–9 Jahre 10–12 Jahre 1991 1998 1991 1998

nie 73 63.3 65.1 54.9

<1/Woche 22.6 24.9 26.2 29

1–2/Woche 4.4 3.4 8.1 8

3–4/Woche 0 0.2 0.6 1.8

>4/Woche 0 0.1 0 0.6

ungültig/k.A. 8.1 5.7

los assen, waren es 1998 annähernd 6% bei beiden Altersgruppen, wobei die Mädchen ei-nen deutlich höheren Anteil als die Knaben ausmachten (in Tabelle nicht ersichtlich). Auch die Zahl der Kinder, die häufig (3- bis 6-mal/

Woche) fleischlose Mahlzeiten einnehmen, hat von ca. einem Fünftel im Jahre 1991 auf annä-hernd die Hälfte der Kinder im Jahr 1998 zuge-nommen. Etwa 75% der Kinder geben an, dass ihnen fleischlose Gerichte durchaus gut bis sehr gut schmecken, etwa 15–20% äussern sich eher zurückhaltend, d.h. «es geht so» und etwa 1 bis 3% lieben sie gar nicht.

Diskussion

Wiederholungen von Ernährungserhebungen in regelmässigen Abständen bei den gleichen Populationsgruppen sind erwünscht, weil sie Änderungen durch Interventionen aufzeigen können und einen Trend angeben. Dies ist heu-te besonders wichtig im Rahmen der weltwei-ten Zunahme von Übergewicht und Adipositas.

Im Abstand von 7 Jahren haben wir deshalb bei Primarschülern eine zweite Erhebung mit glei-cher oder ähnliglei-cher Methodik durchgeführt.

Die Schülerinnen und Schüler wurden in bei-den Untersuchungen klassenweise ausgewählt, ohne dass sich besonders Gesundheitsbewusste hätten melden können. Bei der ersten Untersu-chung beteiligten sich Klassen aus allen Schul-häusern der Stadt, bei der 2. Untersuchung sol-che aus 4 ausgewählten Schulhäusern unter Berücksichtigung der verschiedenen sozialen Schichten. Ein wichtiger Unterschied bestand darin, dass bei der ersten Erhebung Fachleute beim Ausfüllen der Fragebogen anwesend wa-ren und auf Fragen eingehen konnten, so dass Tabelle 11: Wie gerne haben Kinder gewisse

Lebens-mittel? (%)

Tabelle 13: Fast Food

Pommes frites, Hamburger, Bratwurst, Pizza

Tabelle 14: fleischlose Mahlzeiten*

7–9 Jahre 10–12 Jahre 1991 1998 1991 1998

täglich tgl. 0 5.7 0 5.9

häufig 3–6/Woche 26.6 48.4 19 45.2

ab und zu 1–2/Woche 62.3 33.1 61.3 33.4 selten < 1/Woche 8.6 8.1 16.8 7.7

nie nie 2.5 1.1 2.9 5.9

k.A./ungültig 0 1.5 0 1.9

* Die Fragestellungen waren bei den beiden Erhebungen nicht genau gleich

alle Fragen korrekt beantwortet wurden. Dies war bei der zweiten Untersuchung nicht ganz der Fall, so dass manche Fragen unbeantwortet blieben oder ungültig waren. Dies erschwerte z.T. die Auswertung, den Vergleich und den Aussagewert der Resultate und zeigt die Gren-zen solcher Erhebungen auf, die nicht durch Fachleute bis in alle Details begleitet und kon-trolliert werden.

Dennoch lassen sich einzelne, recht ein-drückliche Trends aus den Resultaten erken-nen: so beim Frühstück, bei der Zusammenset-zung des Znüni und Zvieri, in der Mahlzeiten-dauer, bei den Fertiggerichten und fleischlosen Mahlzeiten und etwas weniger auch bei der Beliebtheit einzelner Speisen.

Es scheint, dass die Kinder gegen den allge-meinen Trend regelmässiger frühstücken, v.a.

die Knaben. Eindrücklich ist die Zunahme bei den Zerealien, die 1991/92 nur von 26% der Kinder eingenommen wurden, 1998/99 aber von 47%. Auch wenn sich bezüglich der Häu-figkeit des Znüni nur wenig geändert hat, so ist doch die Zusammensetzung desselben deutlich verändert, indem mehr Gemüse und Obst ver-zehrt wird. Etwa 90% der Kinder (27% mehr als 1991) haben im Jahre 1998 ein Zvieri einge-nommen und dabei erst noch auf eine breitere und gesündere Zusammensetzung geachtet.

Die Dauer der einzelnen Mahlzeiten hat sich zu einem geruhsameren Essen hin verschoben.

Erstaunlich, dass die Knaben in der Regel eher länger bei Tisch bleiben als die Mädchen.

Bei der Einnahme von so genannten Fertig-gerichten kommt auch in unserer Erhebung der allgemeine Trend zum Ausdruck, dass in der Familie heute häufiger vorgefertigte Le-bensmittel, d.h. Convenience Food, eingesetzt werden (12).

Bei der Einnahme von Fast Food haben sich erstaunlicherweise nur wenige Änderungen ergeben, hingegen werden deutlich mehr fleischlose Mahlzeiten eingenommen. 1991 haben keine Kinder regelmässig fleischlos ge-gessen, 1998 aber annähernd 6%. Hier mag die BSE-Krise mitgewirkt haben, aber auch die all-gemeine Empfehlung, weniger Fleisch zu essen (13). Bei denjenigen Speisen, bei denen die Kinder angeben durften, ob sie dieselben gerne haben, konnten wir einen leichten Rückgang bei der Beurteilung von Milch, Fleisch, Fisch und erstaunlicherweise auch beim Gemüse feststellen. Vergleiche mit Angaben aus der Li-teratur sind aber kaum möglich, da die Kinder bei unserer Befragung die Beliebtheit der Spei-sen nur aus einer engen Auswahl treffen konn-ten, im Gegensatz zu Erhebungen bei 10- bis 15-jährigen Kindern in England (14) oder in Deutschland (15), wo sie aus einer Vielzahl die beliebtesten Speisen ankreuzen durften.

Es stellt sich die Frage, was zu den erwähn-ten Verbesserungen des Ernährungsverhalerwähn-tens bei den St. Galler Schulkindern geführt hat. Bei der ersten Studie im Jahre 1991/92 hat eine in-tensive Begleitung und Ernährungsinformation sowohl der Kinder wie auch der Eltern und Leh-rer stattgefunden. Ein Grossteil dieser Kinder und Familien von 1991 wurden aber 1998 kaum mehr erfasst, da die Kinder inzwischen die städtischen Schulen verlassen haben. Einzig die unteren Jahrgänge bei der ersten Erhebung oder eventuell jüngere Geschwister könnten 1998 von den Interventionen im Jahre 1991 profitiert haben. Allgemein haben das Wissen und die Sensibilität für eine gesunde Ernährung in der 2. Hälfte der 90er Jahre zugenommen. In der Schule allerdings waren die Bemühungen um eine gesunde Ernährung noch wenig

vor-handen und nur einzelnen Projekten vorbehal-ten, wie der Bericht «Schule und Ernährung»

zeigt (16). Hingegen war die Gesundheitsförde-rung in der Schule zu dieser Zeit bereits etabliert und wurde vom Bundesamt für Gesundheit BAG und einzelnen Kantonen unterstützt und gefördert. Projekte wie der Pausenkiosk (17), der zwischenzeitlich auch im Kanton St. Gallen festen Fuss gefasst hat, waren 1998 bereits aktu-ell und haben seither sicher viel zu einer besse-ren Pausenverpflegung beigetragen (18).

Als Konsequenz des 4. Schweizerischen Er-nährungsberichts wurde unter anderem ange-regt, das Wissen über die gesunde Ernährung der Schulkinder und ihr Ernährungsverhalten zu verbessern (19). Auch WHO und Unicef ha-ben sich mit weltweiten Projekten für eine bes-sere Ernährung der Schulkinder eingesetzt (20).

Die weltweite «Adipositas-Epidemie» hat in den letzten Jahren die Bemühungen um eine bessere Ernährung und mehr Bewegung ins Zentrum mancher Aktivitäten gestellt. Die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas liegt in unserem Kollektiv tiefer als angenom-men und auch tiefer als die im Jahre 2000 von Zimmermann et al. ermittelten Werte (21). Ein Grund dafür könnte die Selbstdeklaration bei unserer Auswertung sein, die erfahrungsge-mäss tiefere Werte ergibt. Vielleicht spielen aber auch die Pausenverpflegung mit mehr Obst und Gemüse sowie die recht hohe sportli-che Betätigung bei unseren Schülern eine Rol-le. Erstaunlich ist in dieser Hinsicht auch der hohe Anteil an Knaben, die ein- oder mehrmals versuchten, ihr Gewicht zu reduzieren. Dies spricht einerseits für die zunehmende Sensibili-sierung für ein gesundes und normalgewichti-ges Leben, ist andererseits aber auch problema-tisch. Frühe Gesundheitsförderung und

Pri-märprävention sind dazu bessere und notwen-digere Ansätze.

Die präventive Bedeutung der Ernährung bei gewissen chronischen Krankheiten macht deutlich, dass die Massnahmen bereits im Kin-desalter einsetzen müssen, wenn sie erfolgreich sein sollen. Die diesbezügliche Aufklärung der Schweizer Bevölkerung erfolgt durch verschie-dene Aktionen des BAG, der schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), der Krebsli-ga (Kampagne «Fünf am Tag») sowie Gesund-heitsförderung Schweiz (22).

Neuerdings hat die grosse Durchmischung der Schulklassen mit Kindern aus verschiede-nen Kulturen auch im Ernährungsbereich zu neuen Situationen geführt. Auch dies legt es nahe, Erhebungen, wie solche in St. Gallen, in Zukunft in regelmässigen Abständen und brei-terem Ausmass durchzuführen, um daraus entsprechende Massnahmen für eine gesunde Ernährung der Schulkinder abzuleiten. Solche Massnahmen sind ebenfalls dringend notwen-dig angesichts der drastischen Zunahme der Übergewichtsproblematik in den letzten sechs Jahren, die allerdings in unserer Erhebung noch nicht in diesem Ausmass ersichtlich ge-wesen ist.

Dank

Wir danken dem Bundesamt für Gesundheit für die finanzielle Unterstützung (Vertrag 03.000105).

Literatur

1 Baerlocher K, Seidel S, ter Velde A. Ernährung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. In:

Ernährung von Kindern und Jugendlichen. SVE (Hrsg.), Bern/Zollikon, 1994; Heft 73: 5–32.

2 Baerlocher K, Laimbacher J, ter Velde A.

Essgewohnheiten und Nährstoffversorgung von Jugendlichen in St. Gallen. In: 4. Schweizerischer Ernährungsbericht. Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.), EDMZ, Bern, 1998; 290–305.

3 Etterlin Ch, Laimbacher J, ter Velde A, Baerlocher K.

Ferritin-Werte in der Adoleszenz-Interpretation und klinische Relevanz. Z Ernährungswiss 1997; 36: 73 4 Etterlin Ch, Laimbacher J, Baerlocher K, ter Velde A. Cholesterin-Werte und BMI in der Adoleszenz – Interpretation und Zusammenhänge. Monatsschr Kinderheilkunde 1997; 145 Suppl 1,: 171.

5 Baerlocher K, Laimbacher J, ter Velde A. St. Galler Ernährungsstudie: Ist die Calciumzufuhr der Schulkinder und Jugendlichen genügend? Schw Med Wschr 1996; 126 Suppl 78: 116.

6 Baerlocher K, ter Velde A, Trummler A. Intake of car-bohydrates in the form of snacks and caries preven-tion. In: Carbohydrates in Infant Nutrition and Dental Health. Curon M.E (ed.), Urban and Vogel, 1995, 99–118.

7 Elmer H, Heuschmann P. Ernährungserhebung und Ernährungserziehung am Kindergärtnerinnense-minar St. Gallen, 1995, Diplomarbeit, Schule für Ernährungsberatung, Zürich.

8 Gehrig B, Schneble M. Ernährungserziehung im Kindergarten, 1996, Diplomarbeit Schule für Ernährungsberatung, Zürich.

9 Meier B. Erfassung und Optimierung des Menu-Angebots an der Kantonsschule Sargans, 2003, Diplomarbeit, Schule für Ernährungsberatung, Zürich.

10 Egli S, Serafini B. Essi’s Reise durch den

Ernährungsdschungel, 2004, Diplomarbeit, Schule für Ernährungsberatung, Zürich.

11 Cole TJ, Bellizi MC, Flegel KM, Dietz WH.

Establishing a standard definition of child overweight and obesity worldwide: international survey. BMJ 2000; 320: 1240–3.

12 Nutri-Trend-Studie 2000 der Nestlé Suisse S.A. mit Unterstützung durch das Bundesamt für Gesundheit.

Vevey, Bern: 2000.

13 Baerlocher K. Gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche, Stellenwert von Fleisch, Fachtagung Proviande, Bern, Febr. 2004.

14 Departement of Health, Report on Health & Social Subjects, London, 1989.

15 Diehl JM. Nahrungspräferenzen 10–14jähriger Jungen und Mädchen. Schweizer Med Wochenschr 1999; 129: 151–161.

16 Baerlocher K, Sutter-Leuzinger A, Straub S. Die Ernährungssituation von Schulkindern und das Thema Ernährung im Schulunterricht in der Schweiz.

Hrsg. Arbeitsgruppe Schule und Ernährung, Eidgen.

Ernährungskommission, BAG Fachstelle Ernährung, Bern, Sept. 2000.

17 Pausenkiosk. Kant. Lehrstelle für Gesundheitsförderung, Luzern. gf@lu.ch

18 Baerlocher K, Laimbacher J. Ernährungsprogramme als Mittel zur Gesundheitsförderung in Schulen. J Ernährungsmed 2000; 2: 7–12.

19 Konsequenzen aus dem 4. Schweizerischen Ernährungsbericht. Internes Arbeitspapier der Fachstelle Ernährung, Bundesamt für Gesundheit, Bern:, 2000.

20 WHO. Healthy Nutrition: An essential Element of a Health-Promoting School. 1998.

21 Zimmermann MB, Hess SY, Hurrell RF. A national study of the prevalence of overweight and obesity in 6-12y-old Swiss children: body mass index, body weight perceptions and goals. Eur J Clin Nutr 2000;

54: 568–572.

22 Suisse Balance, die Ernährungsbewegung vom Bundesamt für Gesundheit und von der Gesundheitsförderung Schweiz, Bern, www.suissebalance.ch.

Paolo M. Suter

Einleitung

Wer kennt nicht die Aussage «Unsere Kinder, unsere Zukunft». Früher galt ein leicht über-gewichtiges Kind oder gar adipöses Kind als gesundes Kind, zumal die vermehrten Energie-reserven für Lebensphasen mit Nahrungs-knappheit oder während Krankheitsphasen für das Überleben absolut notwendig oder zumin-dest hilfreich waren. Die Veranlagung zur ver-mehrten Energiespeicherung in Zeiten des Überflusses wirkt sich jedoch in der modernen Gesellschaft, welche charakterisiert ist durch wenig körperliche Aktivität und eine über dem Bedarf liegende Energiezufuhr, kontraproduk-tiv aus (1, 2). Je nach Alter, Geschlecht, geo-graphischer Region, Rassenzugehörigkeit und diversen Lebensstilfaktoren variiert die Häufig-keit des Übergewichtes und der Adipositas bei Erwachsenen in der Schweiz zwischen 1 und 50% (siehe auch S. 171 in diesem Bericht) (3–5). In den letzten Jahren zeigte sich jedoch, dass diese vom Lebensstil abhängigen Erkran-kungen nicht mehr nur im Erwachsenenalter anzutreffen sind. Auch bei Kindern und Ado-leszenten haben das Übergewicht und die Adi-positas mittlerweile pandemische Ausmasse angenommen (6). Während der letzten 25 Jah-re hat sich die Häufigkeit des Übergewichts bei Kindern in den USA beinahe vervierfacht (6, 7). In diesem Kapitel soll die Epidemiologie des Übergewichtes und der Adipositas bei Kindern in der Schweiz, deren Determinanten und mögliche Lösungsansätze angesprochen wer-den.

Bedeutung von Übergewicht