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Kapitel 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8

Ulrich Moser Monika Eichholzer

Das Kapitel 2 beschreibt Ernährungsgewohn-heiten von Individuen sowohl aus gesamt-schweizerischen Befragungen als auch aus ver-tieften Studien zu speziellen Bevölkerungs-gruppen wie Säuglingen, Kindern, Jugendli-chen, Erwachsenen, Senioren, Vegetariern und Elitesportlern. Punktuell lässt sich daraus die Qualität der Ernährung zwar abschätzen, hin-gegen dürfte es schwierig sein, daraus Erfolg oder Misserfolg von Ernährungsempfehlungen zu messen.

Die vermehrte Stillförderung in der Schweiz hat vermutlich dazu geführt, dass die Stilldauer in den vergangenen 10 Jahren zugenommen hat. Wie die Studie von Merten et al. zeigt, be-folgte die überwiegende Mehrheit der Mütter die Richtlinien zur Säuglingsernährung und gab erst ab dem fünften Lebensmonat Beikost.

Weitere Stillförderungsmassnahmen sind aber notwendig. Als Risikogruppen sind insbeson-dere Frauen jüngeren Alters, niedriger Bil-dungsstufe, Raucherinnen, nicht normalge-wichtige Frauen und Migrantinnen zu nennen.

Der Beitrag von Sutter weist darauf hin, dass die von der Weltgesundheitsversammlung (WHA) in 2002 verabschiedete «Global Stra-tegy for Infant and Young Child Feeding» alle relevanten Deklarationen und Initiativen in einem umfassenden praktikablen Umsetzungs-programm verbindet. Es liegt nun an den ein-zelnen Ländern, basierend auf dieser globalen Strategie eine nationale Stillpolitik umzusetzen.

Vier Beiträge des Kapitels 2 konzentrieren sich auf die Ernährungsgewohnheiten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachse-nen, fünf Artikel beschreiben den Ernährungs-zustand Erwachsener unterschiedlichen Alters inklusive Senioren. Im Vordergrund steht dabei das zu hohe Körpergewicht, ein zunehmendes

Ernährungsproblem in der Schweiz. Laut der Schweizerischen Gesundheitsbefragung SGB von 2002 sind 38% der Männer und 22% der Frauen übergewichtig, knapp 8% sind adipös.

Die Nutri-Trend-Studie 2000 ergibt vergleich-bare Zahlen (Übergewicht: Männer 32%, Frauen 19%; Adipositas: Männer 6%, Frauen 4%). Die in der SGB 02 etwas höher liegenden Prozentsätze decken sich mit der angedeuteten Zunahme des zu hohen Körpergewichts in den zehn Jahren von 1992 bis 2002. Da in beiden Studien das Körpergewicht nicht gemessen sondern erfragt wurde, wird das Ausmass des Problems wahrscheinlich deutlich unterschätzt.

Auch Kinder und Jugendliche weisen in der Schweiz häufig ein zu hohes Körpergewicht auf. Laut der Übersichtsarbeit von Suter sind in Abhängigkeit von Region, Geschlecht, Alter und diversen Lebensstilfaktoren zwischen 3 und 17% übergewichtig, 0 bis 4% adipös; die neuesten Daten von St. Galler Schülerinnen und Schülern liegen in den unteren Teilen die-ser Bereiche. Einige wenige Daten deuten dar-auf hin, dass Übergewicht und Adipositas in der Schweiz auch bei Kindern und Jugendlichen zunehmen. Die Studie von Aeberli et al. stellt ergänzend fest, dass sich für normal- und über-gewichtige Kinder kein Unterschied in der ab-soluten Energie-, Kohlenhydrat- oder Fettauf-nahme zeigt; hingegen konsumierten Über-gewichtige mehr Protein und weniger Nah-rungsfasern, wendeten weniger Zeit für Sport auf und verbrachten mehr Zeit vor dem Fern-seher und dem Computer als Normalgewich-tige. Die Berufstätigkeit der Mütter, die auch in anderen Studien ein Risikofaktor für kindliches Übergewicht zu sein scheint, könnte ein Indi-kator für die soziale Grundschicht sein. Diese zwingt die Mutter zur Berufstätigkeit und ist

gleichzeitig ein klarer Risikofaktor für zu hohes Körpergewicht. Leider wird das präventive Po-tential bekannter und etablierter Massnahmen zur Kontrolle von Übergewicht und Adipositas in der Schweiz nicht ausgeschöpft; es besteht nach Suter diesbezüglich dringend Handlungs-bedarf.

Die generelle Nährstoffversorgung der schweizerischen Bevölkerung ist insgesamt als gut zu bezeichnen. In vielen der untersuchten Bevölkerungsgruppen (VD-Jugendliche, Gen-fer Bevölkerung, Senioren, Veganer, Spitzen-sportler etc.) sind aber Zeichen der Fehlernäh-rung (zu viel tierisches Fett, zu wenig komplexe Kohlenhydrate, zu niedriger Früchte- und Ge-müsekonsum etc.) und marginale Versorgung mit Mikronährstoffen (v.a. mit B-Vitaminen inklusive Folsäure, Calcium und Eisen) und Nahrungsfasern zu beobachten. Es muss hier allerdings betont werden, dass aufgrund der vorliegenden Daten keine umfassende Beurtei-lung der Nährstoffversorgung der schweizeri-schen Bevölkerung möglich ist. Insbesondere was die Versorgung mit Mineralstoffen an-betrifft, ist die Datenlage immer noch sehr lückenhaft. In regelmässigen Abständen durch-geführte umfassende nationale Verzehrsstu-dien sind damit dringend erforderlich. Zudem bleibt die Frage offen, wieso die Mortalitäts-raten von schweizerischen Senioren im euro-päischen Vergleich im untersten Drittel aller Studienzentren lagen und dies obschon schwei-zerische Seniorinnen und Senioren die höchs-ten Mittelwerte für atherogene Blutfaktoren aufwiesen.

Grobe Längsvergleiche im Ernährungsver-halten der schweizerischen Bevölkerung deu-ten zwar auf einige Verbesserungen hin. So nehmen z.B. St. Galler Jugendliche

regelmässi-ger Frühstück und Zvieri ein als früher, und die Qualität beider Mahlzeiten hat sich verbessert.

Auch für die Genfer Bevölkerung wird eine Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten zwischen 1994 und 2003 festgestellt. Hingegen ist das zu hohe Körpergewicht weit verbreitet und in den Schweizerischen Gesundheitsbefra-gungen von 1992, 1997 und 2002 lassen sich nur unwesentliche Verbesserungen der Ernäh-rungsgewohnheiten aufzeigen. Zudem haben sich die sozialen Unterschiede im Ernährungs-verhalten der Genfer Bevölkerung zwar bei Personen mediterraner Herkunft verkleinert, bei den nichtmediterranen aber nicht. Dies un-terstreicht die Notwendigkeit, laufende Inter-ventionsprogramme fortzuführen und zu in-tensivieren. Trotz der Komplexität erlaubt der aktuelle Wissensstand breit abgestützte (d.h.

Regierung, verschiedene Berufsorganisationen im Gesundheitsbereich, Ausbildungsstätten und -institutionen, Nahrungsmittelindustrie u.a. mehr) wirksame präventive Massnahmen.

Sonja Merten Julia Dratva

Ursula Ackermann-Liebrich

Zusammenfassung

Ziel: Die Studie «Säuglingsernährung in den ersten neun Lebensmonaten» untersucht die Stilldauer und das Stillverhalten von Schweizer Müttern im Vergleich zu 1994, deren Einfluss-faktoren sowie die Auswirkungen der Baby Friendly Hospital Initiative (BFHI). Zudem wird erstmals die zeitgerechte Einführung von Bei-kost in der Schweiz und die Gabe von Vitamin D an Säuglinge dargestellt.

Methode: Im Sommer 2003 sandten wir ei-nen Fragebogen an eine Zufallsstichprobe von Müttern, die in den letzten neun Monaten ent-bunden hatten. Dieser enthielt Fragen zur Ge-burt, Gesundheit der Mutter und sozioökono-mischen Situation, zur Säuglingsernährung seit der Geburt und in den letzten 24 Stunden.

Ergebnisse: 94% der Mütter haben initial ge-stillt, 2% mehr als in 1994. Die mittlere Total-stilldauer betrug 31 Wochen (1994 22 Wo-chen). Der positive Einfluss der BFHI auf die Stilldauer konnte nachgewiesen werden. Nur 5% der Schweizer Mütter führten vor dem von der Schweizer Gesellschaft für Pädiatrie frühest empfohlenen Zeitpunkt, d.h. vor dem fünften Lebensmonat, Beikost ein. Nach den WHO-Richtlinien, die sechs Monate ausschliessliches Stillen empfehlen, erhielten zwei Drittel der Kinder zu früh Beikost. Ausschliesslich gestillt wurden im sechsten Lebensmonat nur noch 14% der Kinder. Jüngere Mütter und solche mit niedrigem Ausbildungsstand, Immigran-tinnen, Raucherinnen und Übergewichtige stillten weniger lang und führten früher Bei-kost ein. Nur 64% der Säuglinge erhielten wie empfohlen täglich Vitamin D. Ein Viertel der Mütter erhielt vor der Geburt keine Informati-on zum Stillen. Zur Säuglingsernährung

wur-den die Mütter am häufigsten von Mütterbera-terinnen, Ärztinnen und Ärzten beraten.

Schlussfolgerungen: Die Studienergebnisse zei-gen eine deutliche Zunahme der Stilldauer in den vergangenen neun Jahren, welche unter anderem mit der vermehrten Stillförderung in der Schweiz zu erklären ist.

Die überwiegende Mehrzahl der Mütter be-folgt die schweizerischen Richtlinien zur Säug-lingsernährung. Bezüglich der WHO-Richtlini-en sind jedoch weitere Stillförderungsmass-nahmen und vermehrte Beratung notwendig.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen Frauen jüngeren Alters, niedriger Bildungsstufe, Rau-cherinnen und übergewichtige Frauen sowie Migrantinnen.

Es zeigte sich, dass die Gabe von Vitamin D in der Studienpopulation als zu gering einzu-stufen ist. Hier zeichnet sich ein möglicher Handlungsbedarf ab.

Einleitung

In keinem anderen Lebensabschnitt kommt der Ernährung eine so grosse Bedeutung zu wie in der Säuglingsphase und frühen Kindheit. In dieser Phase des raschen Wachstums, der Ent-wicklung des zentralen Nervensystems und anderer Organe werden Grundsteine für das spätere Leben gelegt.

Die offiziellen Empfehlungen der Schweizeri-schen Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) unter-scheiden im ersten Lebensjahr drei ernäh-rungs- und entwicklungsphysiologisch begrün-dete Altersabschnitte (1):

die Still- oder Saugphase in den ersten 4 bis 6 Lebensmonaten,

die Beikostphase, frühestens ab dem fünften, aber spätestens ab dem siebten Lebens-monat,

die Phase der Heranführung an die Erwachsenen-/Familienkost ab dem 10. Lebensmonat.

Muttermilch ist die am besten an die Bedürfnis-se des Säuglings angepasste Ernährung in den ersten Lebensmonaten. Die Bedeutung des Stil-lens für die Gesundheit ist nicht nur in Ent-wicklungsländern, wo gestillte Kinder eine ge-ringere Sterblichkeit aufweisen, sondern auch in den industrialisierten Ländern wissenschaft-lich gut belegt (2). Gestillte Kinder leiden bei-spielsweise seltener an gastrointestinalen (3), respiratorischen (4) und HNO-Infektionskrank-heiten (5). Positive Effekte wurden auch für die kognitive Entwicklung beschrieben (6, 7).

Auch kindliches Übergewicht wird bei gestill-ten Kindern selgestill-tener beobachtet (8, 9). Berück-sichtigt man, dass der protektive Effekt des Stil-lens jedem gesunden Neugeborenen zugute kommen kann, wird die gesundheitsfördernde Bedeutung auf Bevölkerungsebene deutlich.

Die WHO empfiehlt deswegen in ihren Richtli-nien zur Säuglingsernährung, ein Kind wäh-rend der ersten sechs Lebensmonate aus-schliesslich zu stillen (10). Im Anschluss an diese reine Stillphase folgt die Beikostphase.

Der in der Schweiz empfohlene früheste Zeit-punkt für die Einführung von Beikost, ab dem fünften Lebensmonat (1, 11), beruht einerseits auf den Verdauungsmöglichkeiten des kindli-chen Magen-Darm-Traktes, andererseits auf der neuromotorischen Entwicklung des Kindes sowie der Funktionskapazität der Nieren. Ab dem siebten Lebensmonat wird eine reine Milchernährung den energetischen

Bedürfnis-sen und dem Bedarf des Kindes an esBedürfnis-sentiellen Nährstoffen nicht mehr gerecht. Zudem konn-ten Zusammenhänge zwischen dem Zeitpunkt der Einführung von Beikost und der Entwick-lung von Lebensmittelallergien (12) und er-höhtem Körpergewicht (13) gezeigt werden.

Für verschiedene Lebensmittel wie Kuhmilch- und Milchprodukte oder glutenhaltige Getreide liegen spezielle Empfehlungen vor (1, 11).

In der Schweiz wurden bereits 1994 gesamt-schweizerische Daten zu Stillhäufigkeit und Stilldauer erhoben (14). Die nationale Studie im Jahre 2003 untersuchte neun Jahre später erneut die Stillsituation und erstmals die Bei-kosteinführung. Einflussfaktoren auf die Säug-lingsernährung (Stillen und Beikost) und die Auswirkungen der Baby Friendly Hospital Ini-tiative auf das Stillverhalten wurden ebenfalls erfasst. Die Daten erlauben einen Vergleich mit den Ergebnissen von 1994.

Methode

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine Querschnittsstudie. Die Auswahl der Müt-ter erfolgte durch MütMüt-terberaMüt-terinnen: Sie zo-gen auf zo-genaue Anweisung zwischen April und September 2003 eine Zufalls-Stichprobe an Müttern, die in den letzten neun Monaten ent-bunden hatten. Im Tessin und im Kanton Genf, wo Mütter- und Väterberatungsstellen fehlten, wurden die Stichproben vom Kantonsarzt aus den Geburtenmeldungen (TI) beziehungsweise vom Spital, das 90% der Geburten des Kantons Genf registriert, gezogen. Die Mütter erhielten Fragebögen zugesandt mit der Bitte, diese di-rekt (anonym) an das Institut für Sozial- und

Präventivmedizin in Basel zurückzuschicken.

Auch die Erinnerung erfolgte über diesen Weg.

Der Inhalt des Fragebogens umfasste sozio-demographische Daten, Umstände und Kom-plikationen der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts, Angaben zur Gesundheit von Mutter und Kind, Informationsquellen, el-terliche Einstellung zum Stillen und Gründe des Abstillens sowie detaillierte Angaben zur Ernährung des Säuglings. Die Fragen zur Säug-lingsernährung seit der Geburt und zur Ernäh-rung des Säuglings in den letzten 24 Stunden erlauben den Vergleich mit der schweizerischen Vorgängerstudie von 1994 (14) sowie einen in-ternationalen Vergleich anhand der von der WHO definierten Indikatoren für ausschliessli-ches und volles Stillen.

Rücklauf

Insgesamt lag der Rücklauf bei 74% und darf als gut bezeichnet werden. 3087 Kinder wur-den erfasst. Nach Berücksichtigung der Aus-schlusskriterien (Fragebogen fehlerhaft ausge-füllt, leer oder doppelt vorliegend, Kind zu alt) konnten 2919 Datensätze (einschliesslich 51 Zwillingspaare) für die Datenanalyse verwen-det werden.

Die Datenanalyse wurde mit dem Statistik-programm STATA8 durchgeführt. Die Daten wurden primär deskriptiv ausgewertet. Häufig-keiten wurden in Prozenten angegeben. Chi2-Test und log-rank-Chi2-Test wurden zur Gruppen-Testung und multivariate Regressionsmodelle wurden bei der Analyse von Einflussfaktoren angewandt. Die Resultate wurden als Hazard Ratios mit 95% Konfidenzintervall angegeben (Signifikanz bei 0.05).

Bei der Analyse der Daten wurden folgende Definitionen verwendet:

Ausschliessliches Stillen (exclusive breast-fee-ding): keine andere Flüssigkeit oder Nahrung als Muttermilch.

Volles Stillen (full breast-feeding): Muttermilch und allenfalls Flüssigkeiten auf wässriger Basis, keine Säuglingsmilch oder andere Nahrung.

Teilweises Stillen: Muttermilch, Muttermilch-ersatzpräparate und andere Flüssigkeiten/

Nahrungsmittel.

Vollstilldauer: Dauer des vollen Stillens Totalstilldauer: Gesamte Stilldauer – von Ge-burt bis Abstillen

Beikost wird in unserer Studie als feste Nah-rung sowie Flüssigkeiten mit Nährwert, die zu-sätzlich zur Mutter- oder Säuglingsmilch gege-ben wird, definiert.

Resultate

Beschreibung des Studienkollektivs

Im Vergleich mit dem gesamtschweizerischen Durchschnitt der Geburten waren die Mütter der Studie etwas älter (im Mittel 32 Jahre) und wiesen eine höhere Bildungsstufe auf. Das trifft auch für die Väter der Kinder zu. Drei Viertel der Mütter waren vor der Geburt erwerbstätig.

Vergleichende Zahlen zur Erwerbstätigkeit werdender Mütter lagen uns nicht vor. Höher als im schweizerischen Durchschnitt lag der Anteil Erstgebärender. Der überwiegende Teil der Mütter war verheiratet (Tabelle 1).

80% der Mütter waren Schweizer Nationa-lität. Der Anteil der Migrantinnen ist mit 20%

hoch, insbesondere da das Studiendesign aus-ländische Mitbürgerinnen nicht speziell be-rücksichtigt hat.

Studie Schweiz 1

n % %

Alter der Mutter

< 20 Jahre 13 0.5 1.5

20–29 Jahre 762 27 42

30–39 Jahre 1949 68 54

> 39 Jahre 122 4 3

verheiratete Mütter 2531 89 89

Erstgebärende 1509 53 45

Nationalität

Schweizerinnen 2294 80 73

Migrantinnen 563 20 27

Landesteile

Deutschschweiz 1937 67 69

Westschweiz 645 22 28

Tessin 286 10 4

höchster Schulabschluss

ohne Abschluss 93 3

Volksschule 1060 38

Gymnasium 869 31

Fachhochschule 384 14

Universität 390 14

Erwerbstätigkeit

vor der Geburt 2193 77

1 Statistisches Jahrbuch 2003 Bundesamt für Statistik:

Geburtenstatistik

Angabe «Erstgebärende» nur von verheirateten Müttern, «Schulabschluss» und «Erwerbstätigkeit»

keine vergleichbaren Daten

Stillprävalenz und Abstillen

94% aller Neugeborenen in der Schweiz wur-den gestillt. Dies sind 2% mehr als 1994 (14).

Demnach erhielten im schweizerischen Mittel lediglich 6% aller Kinder gar nie Muttermilch (=primäres Abstillen). Dabei waren Unterschie-de zwischen Unterschie-den Sprachregionen feststellbar. In der italienischen Schweiz haben mehr Frauen gar nie mit Stillen begonnen (10%) als in den übrigen Landesteilen. Der häufigste bekannte Grund für primäres Abstillen waren Schwierig-keiten beim Stillen eines früheren Kindes. Müt-ter, die primär gestillt hatten, nannten als häu-figsten Grund des Abstillens, «zu wenig Milch»

zu haben (64%). Erwerbstätigkeit gaben ledig-lich 17% der Mütter als Grund fürs Abstillen an.

Stilldauer

Deutlich zugenommen hat insbesondere die Still-dauer. 1994 waren bereits mit 22 Wochen die Hälfte aller Säuglinge abgestillt worden, während 2003 erst mit 31 Wochen die Hälfte der Kinder nicht mehr gestillt wurde. Auch die Dauer des vollen Stillens hat von 15 auf 17 Wochen zuge-nommen (Median). Betrachtet man die Kinder im vierten Lebensmonat, erhielten 52% zum Zeitpunkt der Befragung ausschliesslich Mutter-milch und 61% wurden voll gestillt, im sechsten Lebensmonat waren es noch 14% resp. 20%.

Wenn man alle Kinder betrachtet, die zum Zeit-punkt der Befragung noch nicht sechs Monate alt waren, hatten dennoch nur 38% in den letzten 24 Stunden ausschliesslich Muttermilch erhalten, obwohl eine Ernährung ausschliesslich mit Mut-termilch für diese Altersgruppe von der WHO empfohlen wird (10). Die Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse zur Stilldauer aus 1994 und 2003. Ver-gleichende Zahlen zu ausschliesslichem Stillen aus 1994 liegen nicht vor.

Tabelle 1: Soziodemographische Charakteristika der Mütter im gesamtschweizerischen Vergleich (bezieht sich auf 2868 Mütter der 2919 erfassten Kinder)

in den letzten 24 Std. mindestens Altersstufen

ausschliess-liches Stillen volles Stillen einmal gestillt einmal Pulvermilch

erhalten einmal Beikost erhalten

1. und 2.Lebensmonat 58% 73% 83% 23% 5%

3. und 4.Lebensmonat 53% 64% 76% 34% 5%

5. und 6. Lebensmonat 21% 27% 60% 51% 57%

7., 8., 9. Lebensmonat 2% 2% 40% 61% 97%

>= 10. Lebensmonat 0% 0% 29% 60% 99%

Stillprobleme

Die Hälfte der Mütter berichtete über Stillprob-leme. Am meisten Probleme bereiteten den Frauen wunde Brustwarzen (23%) und Man-gel an Muttermilch (17%). Bereits an dritter Stelle wurden Erschöpfungszustände der Mut-ter genannt (14%). Erschöpfungszustände der

Mütter mögen zum Teil mit dem Stillen und Stillschwierigkeiten in Zusammenhang stehen.

Von allen genannten Stillproblemen handelte es sich somit um Schwierigkeiten, die mögli-cherweise durch ein verbessertes Stillmanage-ment und -beratung beeinflussbar wären. Den-noch haben nur 53% aller Mütter mit

Stillprob-lemen eine spezialisierte Stillberatung in den ersten Wochen zu Hause in Anspruch genom-men.

Die Häufigkeit, mit der Mütter in den ersten Monaten nach der Geburt Erschöpfungszu-stände erleiden, stellt, unabhängig von der Be-deutung für das Stillen, ein ernst zu nehmendes Ergebnis dar.

Beikosteinführung

Mit zunehmendem Alter der Säuglinge erhal-ten diese Pulvermilch oder andere Flüssigkei-ten als Ergänzung oder Ersatz zur Muttermilch.

Bereits ein Drittel der Kinder unter vier Mona-ten erhalMona-ten Pulvermilch, 3% der Kinder er-hielten vor dem zehnten Lebensmonat Kuh-milch, davon 1% in unverdünnter Form. Die Einführung von Kuhmilch sollte erst nach Be-endigung des ersten Lebensjahres erfolgen.

Der Grossteil der Mütter führte ab dem fünf-ten Lebensmonat Beikost ein. Nur 5% der Kin-der hatten vor Beginn des fünften Lebensmo-nats Beikost erhalten.

Als erste Beikost wurde Gemüse- und Früch-tebrei gegeben, gefolgt von Getreidebrei und Brot. Glutenhaltige Getreide als Brei oder Brot sollten erst ab dem siebten Lebensmonat der Ernährung des Kindes hinzugefügt werden. Die Mehrheit der Mütter (60%), die ihren Kindern vor Ende des sechsten Lebensmonats Getreide gaben, hatte auf glutenfreies Getreide geachtet.

Ein Drittel machte zum Glutengehalt jedoch keine Angabe. Fleisch wurde entsprechend der Richtlinien später eingeführt (Abbildung. 2).

14% der Kinder im Studienkollektiv hatten gesüsste Speisen oder Getränke erhalten. Es zeigte sich, dass in allen Sprachregionen bis zum fünften Lebensmonat nur selten süsse Speisen oder Getränke gegeben werden, ab

dem siebten Lebensmonat aber bis zu einem Viertel der Kinder gesüsste Speisen oder Ge-tränke erhalten hatten.

Mütter stellten zu einem hohen Prozentsatz Säuglingsnahrung selbst her. Mütter, die ihren Kindern in den letzten 24 Stunden eine Frucht-, Gemüse-, Fleisch- oder Fischmahlzeit gegeben hatten, hatten diese zu 81% und Getreide-mahlzeiten zu 17% mindestens einmal selber hergestellt.

Einflussfaktoren auf die Säuglingsernährung Regionale Unterschiede:

Bei den Einflussfaktoren auf die Säuglingser-nährung fallen zunächst regionale Unterschie-de auf. Die mittlere Totalstilldauer in Unterschie-der Deutschschweiz betrug 31 Wochen, in der fran-zösischen und italienischen Schweiz 28 Wo-chen (respektive 19 im Vergleich zu 15 WoWo-chen lang volles Stillen, Abbildung. 3). Diese Unter-schiede waren aber nicht mehr signifikant, wenn für andere Einflussfaktoren korrigiert wurde.

Analog zur Stilldauer zeigte sich ein regio-naler Unterschied auch bezüglich der Bei-kosteinführung, wobei in der Deutschschweiz Beikost später als in der französischen und der italienischen Schweiz eingeführt wurde (Abb.

4). In der Gruppe der Kinder unter vier Mona-ten hatMona-ten in der französischen Schweiz bereits 7%, im Tessin 5% und in der Deutschschweiz 3% Beikost erhalten.

Herkunft und Alter der Mütter

Unterschiede zeigten sich auch beim Vergleich der Nationalitäten. 50% der Mütter aus den Balkanländern stillten nach 15 Wochen noch voll, im Vergleich zu Müttern aus anderen eu-Abbildung 1: Stillen in den ersten 12 Lebensmonaten 2003 und 1994 im Vergleich (anhand der

retrospekti-ven Daten)

Tabelle 2: Säuglingsernährung verschiedener Altersstufen

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ropäischen Ländern, die im Mittel 20 Wochen voll stillten. Auch das mütterliche Alter erwies sich als Einflussfaktor. Mütter unter 25 Jahren stillten deutlich kürzer (13 Wochen voll und 26 Wochen insgesamt), am längsten stillten Müt-ter über 39 Jahren.

Parallel zur Stilldauer standen Nationalität und Alter in einem hochsignifikanten Zusam-menhang zur Beikosteinführung. Gegenüber Schweizerinnen lag bei Kindern von Nicht-schweizerinnen eine höhere Wahrscheinlich-keit vor, früher Beikost zu erhalten (Median 20 gegenüber 22 Wochen). Je älter die Mutter, des-to geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder früh Beikost bekamen. Bis zur 17. Wo-che hatte die Hälfte der Kinder jüngerer Mütter (<25 Jahre) bereits Beikost erhalten, Kinder der älteren Mütter dagegen erst in der 20. Woche.

Parallel zur Stilldauer standen Nationalität und Alter in einem hochsignifikanten Zusam-menhang zur Beikosteinführung. Gegenüber Schweizerinnen lag bei Kindern von Nicht-schweizerinnen eine höhere Wahrscheinlich-keit vor, früher Beikost zu erhalten (Median 20 gegenüber 22 Wochen). Je älter die Mutter, des-to geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder früh Beikost bekamen. Bis zur 17. Wo-che hatte die Hälfte der Kinder jüngerer Mütter (<25 Jahre) bereits Beikost erhalten, Kinder der älteren Mütter dagegen erst in der 20. Woche.