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Im Dezember 2002 wurden Paul Spiegel als Präsident sowie Charlotte Knobloch und Dr. Mi-chel Friedman („Mischu, wie er von seinen Freunden genannt wird”; „Allgemeine Jüdi-sche”, 2. November 1995) als Vizepräsidenten von den Mitgliedern des Zentralratsdirektori-ums auf drei Jahre wiedergewählt. Dem

ins-gesamt neunköpfigen obersten Führungsgremi-um, dem PräsidiFührungsgremi-um, gehörten fortan neben dem Präsidenten und seinen beiden Vize die folgen-den sechs Beisitzer an

— Dr. Alexander Brenner, - Nathan Kalmanowicz, - Dr. Dieter Graumann, - Dr. Salomon Korn, - Dr. Josef Schuster,

— Johann Schwarz.

Im September 2003 rückte Korn für Friedman ins Vizeamt auf und kam Dr. Hanna Sperling, Vorsitzende der Dortmunder Gemeinde sowie Chefin des Landesverbandes Westfalen-Lippe, neu ins Präsidium.

Als Geschäftsführer fungiert Stephan J. Kra-mer, zugleich Stellvertreter von Karl Brozik, dem Repräsentanten der für die Durchsetzung von Wiedergutmachungsforderungen und Ab-wicklung entsprechender Leistungen zuständi-gen Claims Conference GmbH in Deutschland.

Engagiert verficht Kramer die Interessen seiner Gemeinschaft gegenüber Organen der Bundes-republik auch hinsichtlich anderer Belange. So berichtete die „Allgemeine Jüdische” am 26.

September 2001:

»Zum achten Mal hatte die Zentralwohl-fahrtsstelle der Juden in Deutschland ihre Dienstbesprechung mit Vertretern von Minis-terien und Behörden sowie Delegierten der Jüdischen Gemeinden Deutschlands organi-siert. Thema: „Jüdische Emigration aus der ehemaligen Sowjetunion.” ... In diesem Zu-sammenhang forderte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, von Bund und Ländern:

„ Wir sind bereit, überall Jüdische Gemein-den aufzumachen. Bezahlen Sie es bitter«

Von den jüdischen Präsidialen tritt nur Johann Schwarz, Richter von Beruf, Chef der Krefelder jüdischen Gemeinde und im Zentralrat für Zivil-rechtsfragen und Schiedsgericht zuständig, relativ selten öffentlich in Erscheinung. Nicht aus

-zuschließen, dass seine Kraft durch Schlichten internen Streits reichlich absorbiert wird. Immer-hin stöhnte die „Allgemeine Jüdische” schon am 29. Oktober 1998 titelseitig über eine Entwick-lung, die sich seither nicht abgeschwächt hat:

»Es ist inzwischen derart viel innerjüdischer Zores sub judice, dass wahrscheinlich mehr Juden vor Gericht zu finden sind als am Schabbat in der Synagoge.«

Juristischer Streit unter Juden sei „eine Wachstumsbranche”. Früher habe man internen Streit auch intern zu regeln gepflegt, „getreu der Devise ,Was sollen sonst die Gojim (also die Nichtjuden, D. K.) denken?”' Seit aber vor ein paar Jahren „dieses Tabu gebrochen” wor-den sei, seien auch „die Dämme geborsten”.

Weiter im Klagetext der Zentralratszeitung:

»Jetzt ist die erste Reaktion, wenn man li est, dass irgendwo in einer Jüdischen Ge-meinde wer jemanden verklagt hat, nicht mehr das traditionelle „Wie kann der nur?”, sondern ein „Das mach' ich auch".«

Angesichts „dieser Welle innerjüdischer Ge-richtsgänge” frage man sich, warum es neben Fachanwälten für Arbeits-, Steuer-, Miet-, Ehe-, Familienrecht etc.

»nicht auch endlich den Fachanwalt für in-nerjüdischen Zores gibt, der bestens präpa-riert ist für drei Instanzen Goldstein gegen Kohn«.

Ansonsten ist die mannigfach mit jüdischen wie nichtjüdischen Instanzen und Institutionen der Bundesrepublik Deutschland verwobene, ämterpralle Zentralratsspitze sozusagen Hans-dampf in allen Gassen des öffentlichen Lebens.

So hat sich Präsident Paul Spiegel einen Na-men gemacht auch als:

langjähriger Vorsitzender der Zentralwohl-fahrtsstelle der Juden in Deutschland, Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Jüdischen Gemeinden und des jüdi-schen Gemeinderats Düsseldorf,

Paul Spiegel ruft auf

Kurator der „Freunde und Förderer des Leo-Baeck-Instituts”,

Mitglied des „Freundeskreises Heinrich Hei-ne”

Schirmherr des „Else-Lasker-Schüler-Fo-rums”,

Schirmherr der Aktion „Anders — na und?”

(will „Toleranz fördern"),

zweiter Vorsitzender des Vereins „Gesicht zeigen” (richtet sich „gegen Rassismus"), Ehrenmitglied der Stiftung „Dialog der Ge-nerationen”,

Mitglied der Zuwanderungskommission der Bundesregierung,

Mitglied des Rundfunkrates des Westdeut-schen Rundfunks,

Mitglied des WDR-Programmausschusses.

Geradezu phänomenal hat die Tausendsasserei von Michel Friedman angemutet. Bis zu seinem affärenvollen Absturz im Sommer 2003 und sei-ner Ankündigung des Rücktritts „von allen ge-wählten Ämtern” bekleidete er neben seiner Vi-zepräsidentschaft im Zentralrat und seiner Tätigkeit als Fernseh-„Talkmaster” folgende Posten (die Aufzählung ist keineswegs ab-schließend!):

— Präsident des Europäischen Jüdischen Kon-gresses,

Vorsitzender der Medienkommission des Zentralrats der Juden in Deutschland, Geschäftsführer der Jüdischen Presse GmbH (bringt auch die „Jüdische Allgemei-ne” heraus),

Vorstandsmitglied der Freunde der Hebräi-schen Universität Jerusalem,

Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main,

Mitglied des Aufsichtsrates der „Weltkul-turerbe Völklinger Hütte — Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur GmbH”,

Aufsichtsratsvorsitzender der Saarlän-dischen Staatstheater GmbH,

Mitglied im Kuratorium Stiftung Saarlän-discher Kultur-Besitz,

Mitglied des Aufsichtsrates der Saarlän-dischen Investitionskreditbank AG,

Mitglied des Koordinierungsrates des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums,

Alsman sich noch mit Friedman schmückte ...

Mitglied des Bundesfachausschusses „Me-dienpolitik” der CDU,

Mitglied des Bundesfachausschusses „Bil-dung, Forschung und Kultur” der CDU, Mitglied des Bundesfachausschusses „Ge-sprächskreis Kultur” der CDU,

Vorstandsmitglied der Speyer-Stiftung, Vorstandsmitglied der Geschwister Korn-und Gerstenmann-Stiftung,

stellvertretender Aufsichtsrat des Friedrich-stadtpalastes,

stellvertretender Aufsichtsrat der Trans-atlantik-Quandt-Stiftung,

Beiratsmitglied der Bundesakademie für Si-cherheitspolitik (BAKS) der Bundesregie-rung,

Fernsehrat des Zweiten Deutschen Fernse-hens (ab Anfang 2003 auch Schriftführer dieses Aufsichts- und Führungsgremiums des ZDF).

Dem CDU-Bundesvorstand hatte Friedman von 1994 bis 1996 angehört, 2000 war er von Saarlands christdemokratischem Ministerpräsiden

-ten Peter Müller zum Leiter einer „Stabsstelle für kultur- und europapolitische Fragen” beru-fen worden. Zudem ist der lange Zeit geradezu omnipräsent gewesene jüdische Funktionär als maßgebliches Mitglied der „Atlantik-Brücke” in Erscheinung getreten. Diese Vereinigung wurde bis zu dessen Sturz über „Schwarze Koffer” von Walter Leisler Kiep geleitet, dem langjährigen CDU-Bundesschatzmeister; der einflussreiche Zirkel kann als Scharnier der transatlantischen Beziehungen zwischen bundesdeutschen „Eli-ten” und führenden Kräften der „US-Ostküste”

gelten.

Übrigens hat Friedman nie modifiziert oder rela-tiviert, was er sozusagen als Auftakt seines bundesweiten Auftretens im Gespräch mit dem

„Rheinischen Merkur” (16. November 1985) ver-kündete:

»Versöhnung ist ein absolut sinnloser Be-griff. Den Erben des judenmordenden Staa-tes kommt gar nichts anderes zu, als die schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen, generationenlang, für immer.«

Friedman im „Rhei-nischen Merkur” vom

16.November 1985

Hymne auf Friedman in der „ Welt” vom 21. Juni 2003