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Auch sonst lassen viele Repräsentanten sämtli-cher etablierter Parlamentsparteien keinen Zweifel an ihrer Solidarität mit Israel aufkom-men, die mal „unverbrüchlich”, mal „unerschüt-terlich” ist, manchmal „kein Wenn und Aber kennt”, bisweilen sogar „hundertprozentig” be-schworen wird.

Nicht selten kommt Israel-Solidarität von MdBs

— von grün bis schwarz — in Titelseiten-Inter-views mit dem jüdischen Zentralrats-Zentral-organ zum Ausdruck. Zwei typische Beispiele:

Christian Sterzing, „Nahostexperte” der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, auf der Frontseite der „Allgemeinen Jüdi-schen” vom 10. Mai 2001:

» Wir haben sehr enge und freundschaftliche Beziehungen zu Israel. Wir machen regel-mäßige Besuche und haben Kontakte zu ver-schiedenen Parteien und Gruppierungen.

Man kann das Verhältnis schon als solida-risch bezeichnen.«

Christian Schmidt, außenpolitischer Spre-cher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, auf der Titelseite der „Allgemei-nen” vom 28. Februar 2002:

»Ich kann Außenminister Fischer nur darin bestärken, dass er in der Kontinuität aller deutschen Bundesregierungen bleibt, und dass er das Existenzrecht Israels über eine

vermeintlich einheitliche europäische Nah-ostpolitik stellt. Insbesondere muss die Bun-desregierung auch den Anspruch Israels auf gesicherte Grenzen mit vertreten.«

Mehr als manchmal hat man den Eindruck, dass Politiker in Deutschland nicht um deutsche Wähler werben, sondern um israelische buhlen.

Typisch dafür dürfte folgende Meldung der ei-nem bedingungslosen Israelizismus huldigen-den Internet-Nachrichtenagentur „Israel-Netz”

vom 27. August 2002 sein:

»Deutschlands Politiker gehören an die Seite Israels. Dies erklärte der Spitzenkandidat der Berliner CDU für die Bundestagswahl, Günter Nooke, vor deutschen Israelfreunden in Berlin.

Er sprach bei einer Kundgebung „Deutschland an der Seite Israels".«

Nooke (Deutsch-Israelische Parlamentariergrup-pe) leitete in seiner Ansprache die Festbindung an Israel nicht nur aus der Hitler-, sondern obendrein auch noch aus der Honecker-Vergan-genheit ab. Er führte aus:

»Zur belasteten Geschichte zählen nicht al-lein die Verbrechen der Nazis, sondern auch die Ausbildung palästinensischer Terroristen in der DDR. Im „Neuen Deutschland” war Arafat zu DDR-Zeiten regelmäßig auf der Ti-telseite. Seine Waffen kaufte er bei Hon-ecker.«

Israel selbst allerdings stellt sich weitaus weni-ger pingelig im Umgang mit der DDR-Vergan-genheit an. Dieses jedenfalls dann, wenn es um gewisse höchstrangige Vertreter des Stasi-, Mauermord- und „PLO-Terroristenunterstützer"-Regimes geht. So meldete die Deutsche Pres-se-Agentur am 3. April 1996:

»Bei seinem ersten Besuch in Israel hat sich der ehemalige Chef der Stasi, Markus Wolf, mit israelischen Berufskollegen aus alten Zeiten getroffen (auch übrigens mit Ex-Pre-mier Schamir, D. K.), die ihm höchstes Lob aussprachen. Der ehemalige Chef des israe-lischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet,

Jaacov Peri, sagte zu ihm: „Du bist eine Le-gende.” Laut Wolf hat die Stasi nie direkt gegen Israel agiert, da ihr Hauptziel West-deutschland war. Wäre sein Vater Zionist gewesen und 1933 nach Palästina aus-gewandert, wäre Wolf vielleicht eines Tages der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad geworden, spekuliert der ehemalige Chef des israelischen „Aman"-Militärnach-richtendienstes, Schlomo Gazit.«

Bei Vater Friedrich Wolf aber handelte es sich nun einmal nicht um einen zionistischen, son-dern um einen kommunistischen Juden. Wie auch Stasi-Vizeminister Hans Fruck ein Her-kunftsjude war, der bei der MfS-internen Ein-schätzung des Zionismus als

»reaktionär, nationalistisch, rassistisch, kon-terrevolutionär, antisozialistisch, antisowje-tisch«

und der Bewertung der Zionistischen Weltorga-nisation als

»vom israelischen Geheimdienst miss-braucht«

die Feder führte. Und jüdisch von Geburt war nicht minder Hermann Axen, von 1966 bis zum Untergang der SED-Diktatur als ZK-Sekretär für internationale Beziehungen mit der Pflege der Kontakte zur PLO beauftragt gewesen. Und auch Albert Norden, der als jahrzehntelanger Agitpropchef in Ostberlin die Leitlinien der Nahost-Stellungnahmen in SED-Medien wie etwa dem Zentralorgan „Neues Deutschland”

festlegte, entstammte einer jüdischen Familie.

Das vorgenannte Quartett ließ auch immer wie-der „antisemitische” Zwischenfälle durch Agen-ten und Provokateure in Westdeutschland in-szenieren, die das Image der Bundesrepublik weltweit bräunlich verdüsterten (und es allen möglichen Anspruchstellern leichter machten, noch mehr Sühnesummen für Hitlerverbrechen aus den Deutschen herauszuquetschen).

„Zweite Heimat Israel”

Was nun die Träger des höchsten Amtes der Republik betrifft, so hat SPD-Rau (Spitzname:

„frommer Johannes”) in einem Jahrfünft als Bundespräsident, 1999-2004, mit seinen Hosi-annas auf den Hebräerstaat alle Vorgänger, auch die mit Dezenniumsperiode, übertroffen.

Zuvor schon, als NRW-Minister bzw. -Minister-präsident, hatte er sich für Israel alle Naselang in die Schanze geworfen, und immer wieder, auch beispielsweise bei seiner Nahost-Visite im November 1998, über die Deutschen und die Hitlerzeit Ansichten geäußert wie:

»Es gibt eine kollektive Haftung und Verant-wortung.«

Nicht von ungefähr sangen die „Israel Nach-richten” am Tag der Bundespräsidentenwahl, 23. Mai 1999, eine Hymne auf Rau als den Mann, „der in seinem politischen Leben fast al-les erreicht hat”, der „legendär” sei, der „schon als Landesvater etwas Präsidiales an sich hat-te”, der „als charismatischer ,Menschenfischer'

und ,Brückenbauer' gilt” — vor allem aber,

»der ein treuer und überzeugter Freund Isra-els ist«.

Einsamer Spitzenreiter unter allen deutschen Politikern ist Rau mit der Anzahl seiner Israel-Besuche. Unmittelbar bevor er wieder einmal einschwebte, schrieben die „Israel Nachrich-ten” in ihrer Ausgabe des 16. Februar 2000:

»Es ist sein einunddreißigster Besuch in Isra-el.«

Was zu niedrig gegriffen war, wie der Verfas-ser jenes Artikels im eigenen Archiv hätte fest-stellen können. Denn schon rund eineinviertel Jahre zuvor, 27. November 1998, hatte es in denselben „Israel Nachrichten” geheißen:

»Anfang der 60er-Jahre, damals bereits SPD-Abgeordneter, reist Rau gemeinsam mit Probst Heinrich Grüber zum ersten Mal nach Israel. Nach diesem Besuch lässt ihn die Faszination des Gelobten Landes nicht mehr

los. Fünfunddreißig (!) Mal ist der Politiker seither in unterschiedlichen Ämtern und Funktionen nach Israel zurückgekehrt.«

Die „Süddeutsche Zeitung” wies am 17. Febru-ar 2000 dezent dFebru-arauf hin, dass ja noch die Pri-vataufenthalte hinzugerechnet werden müssten und wählte die Formulierung:

»Kaum zu zählende Male war Rau privat wie politisch in Israel.«

Die „Frankfurter Allgemeine” desselben Tages enthielt sich ebenfalls der konkreten Erbsen-zählerei und schrieb zum Thema kurz und bün-dig

»Israel ist Raus zweite Heimat.«

Sein erster bundespräsidialer Israel-Trip, Febru-ar 2000, kam dem „frommen Johannes” beson-ders recht. Denn gerade war die Affäre um das

„System Rau” (Banken/Politik-Filz) aus seiner Ministerpräsidentenzeit in Düsseldorf aufgeflo-gen. Da traf es sich gut, dass sich die Schein-werfer der Medien wiejr, weit zurück in die Vergangenheit auf Hitler und Holocaust richte-ten, was bei einer deutschen Politikerreise nach Jerusalem garantiert ist. Übrigens war auch Raus israelischer Amtskamerad Ezer Weizman just in jenen Tagen wegen eines Skandals um Geld und Gunst in die Bredouille geraten. Im Gegensatz zu seinem bundesdeut-schen Kollegen allerdings konnte er sich nicht im Sattel halten und stürzte bald darauf.

Vor seinem Abflug in den Vorderen Orient hatte Rau gegenüber der „Allgemeinen Jüdischen”

des Zentralrats (veröffentlicht in der Ausgabe vom 17. Februar 2000) seine Überzeugung be-kundet, dass

»Israel für das Bewusstsein aller Bürger jüdi-schen Glaubens ein Rückhalt ist«,

und beteuert, was ihm Herzensangelegenheit sei:

»Ein unerschütterliches Verhältnis zwischen Deutschland und Israel.«