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Wenn es irgendwie gegen Israel geht oder auch nur zu gehen scheint, stehen die Gesell-schaften wie im Wimpernschlag geharnischt auf dem Blachfeld. Das haben beispielsweise ihre Reaktionen auf die christliche Gottes-dienstordnung des „Weltgebetstages der Frau-en 2003” gezeigt. Weil darin das Gebet einer Palästinenserin vorkam, die den lieben Gott um Hilfe bei der Rückkehr in „unsere rechtmäßige Heimat” ersuchte, wurde Protest erhoben: Bei der Fürbitte handele es sich um „Desinformati-on” und die gebetliche Verurteilung „der Beset-zung des Landes der Palästinenser” sei, so befanden die Gesellschaften für Christlich-Jüdi-sche Zusammenarbeit,

»eine Position, die darauf hinausläuft, das Existenzrecht des Staates Israel in Frage zu stellen«.

Vom deutschen Weltgebetstagskomitee sei

„diese Tendenz sogar noch verstärkt” worden, denn es habe angeregt, Altäre mit Hausschlüs-seln zu schmücken, wie sie als Symbol für die

Zentralratsblatt-Kritik an der „ Woche der Brüderlichkeit”

alte Heimat von Familien palästinensischer Flüchtlinge aufbewahrt werden. Empörter Kom-mentar des Koordinierungsrates:

»Man stelle sich das Schlüsselsymbol einmal auf dem Altar eines Gotteshauses in der Bundesrepublik Deutschland vor, in dem das Schicksal der nach 1945 vertriebenen Sude-tendeutschen bzw. ihrer Nachkommen ange-sprochen wird!«

In einer Stellungnahme des Koordinierungs-rates vom Februar 2003 hieß es:

»Christliche Theologie und Frömmigkeit, die diesen Namen verdient, darf und kann nicht Israel-vergessen sein, und das gilt auch im Hinblick auf den Staat Israel.«

So wünschen sich die Gesellschaften beispiels-weise bei Gebeten zu Gott in den Kirchen de-monstrativ und obligatorisch den Hinweis auf

»Dein Volk Israel«

als Abschluss, direkt vor dem Amen.

Der Koordinierungsrat geißelt deutsche Medien als angeblich zu israelkritisch. In einer entspre-chenden Anklageschrift vom April 2002 hieß es:

»Die israelische Seite wird in erster Linie als brutale Täter dargestellt, die palästinensi-sche als bloßes Opfer.«

Dieses sei

— »Schüren antiisraelischer Stimmung, - als Antizionismus getarnter

Antisemitis-mus«.

Sorge und Mitgefühl gelte auch palästinensi-schen Opfern, wird vom Präsidium des Deut-schen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit betont, doch gleichzeitig unmissverständlich klar-gestellt, wer schuldig, wer unschuldig ist:

»Die von Israel ausgehenden Gegenmaßnah-men verstehen wir als Mittel der Abwehr und des Selbstschutzes.«

Trotz alledem wird den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit israeliti-scherseits immer mal wieder der Hosenboden

stramm gezogen. Vor allem die „Woche der Brüderlichkeit” begleitet man dann mit Häme.

»Der Festakt als Farce ... Seit fünfzig Jahren wirkungslos: „Woche der Brüderlichkeit".«

So lauteten beispielsweise die Schlagzeilen in der „Allgemeinen Jüdischen” am 30. März 2000. Und in der Ausgabe des 1. März 2001 war wegwerfend von einer „ritualisierten Form des Dialogs” die Schreibe. Den Gesellschaften wurde in diesem Beitrag des Zentralrats-Zen-tralorgans beispielsweise vorgeworfen:

»Sie sprechen von gegenseitigem Verständ-nis. Wie weit ist es damit her, wenn Ver-anstaltungen der Gesellschaften am Schab-bat stattfinden?«

» Wie kann ein Dialog stattfinden, wenn der jüdische Partner praktisch nicht anwesend ist?«

»Juden werden wieder einmal auf die Op-ferrolle reduziert.«

»Manche jüdische Mitglieder fühlen sich untergebuttert.«

Einhundertzweiunddreißig Bundestagsabgeordnete ...

Die Frage, was politische Gestalten von solch unterschiedlicher Färbung wie beispielsweise

Angela Merkel, CDU/CSU-Fraktionschefin im Deutschen Bundestag,

Reinhold Robbe, SPD-Vorsitzender des Ver-teidigungsausschusses des Bundestages,

Dirk Niebel, FDP-Fraktionssprecher für Ar-beitsmarktpolitik im Bundestag,

Jerzy Montag, Abgeordneter der Grünen im Hohen Haus zu Berlin und bayerischer Lan-desvorsitzender seiner Partei,

Petra Pau, PDS-Bundestagsmitglied, miteinander verbindet, beantwortet sich wie folgt: Alle Genannten sind

»ausgesprochene Freunde Israels, die Zei-chen der Solidarität setzen«.

So jedenfalls hat die Bundestagsvizepräsidentin und Bundesministerin a. D. Anke Fuchs (SPD) das Wesen und Wollen der Deutsch-Israelisch-en ParlamDeutsch-Israelisch-entariergruppe im Bundestag charak-terisiert, in welcher die Aufgelisteten gemein-sam aktiv sind.

Frau Fuchs muss wissen, was gespielt wird. Sie stand über viele Jahre, bis 2002, an der Spitze der 1971 gegründeten Abgeordnetenvereini-gung. Wobei unter ihrem Vorsitz etliche Pro-minente erheblichen politischen Kalibers in der Parlamentariergruppe gedient haben, beispiels-weise

die Bundeschefin der Grünen Angelika Beer,

der Schriftführer des Bundestages Wolf-gang Grotthaus (SPD),

der CDU-Generalsekretär a. D. Peter Hintze, der ehemalige Geheimdienstchef (BND), Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzende Klaus Kinkel.

Mit im Schnitt 125 Mitgliedern (es schwankt je Legislaturperiode; derzeit sind es sogar 132) ist die Israelische neben der Deutsch-Amerikanischen die stärkste unter den bilatera-len Abgeordnetengruppen des Bundestages.

Und das, obwohl Israel von der Einwohnerzahl nur den 98. Rang, von der Landesfläche sogar nur den 148. Platz unter den Staaten der Erde einnimmt.

Im seit Herbst 2002 amtierenden 15. Deutschen Bundestag wird die Deutsch-Israelische Par-lamentariergruppe geführt von

— Hildegard Mülller (CDU/CSU-Fraktion) als Vorsitzender,

- Jerzy Montag (Fraktion Bündnis 90/Die Grü-nen),

- Dirk Niebel (FDP-Fraktion) und

- Reinhold Robbe (SPD-Fraktion) als Vizevor-sitzende.

Niebel und Robbe sind dem Leser in diesem Buch schon als Führungsfunktionäre der Deutsch-Israelischen Gesellschaft begegnet.

Niebel hat 1982/83 im Schweiße seines Ange-sichts im israelischen Kibbutz Kfar Giladi als

„freiwilliger Büßer für deutsche Verbrechen”

geochst; er wirkt auch als Kuratoriumsmitglied des Max-Planck-Instituts für Kernphysik, Vor-standsmitglied der auf USA-Treue fixierten Deutsch-Atlantischen Gesellschaft und als Mit-glied des Bundestagsausschusses für Wirt-schaft und Arbeit. Robbe hält zusätzlich den Vorsitz im Verteidigungsausschuss des Bundes-tages, den Beiratsvorsitz im Initiativkreis Wirt-schaft — Junge Führungskräfte für die SPD e. V.

und die Vizepräsidentschaft der Karl-Schiller-Stiftung. Montag ist Rechtsanwalt und gehört dem Wahlprüfungsausschuss sowie dem Rechts-ausschuss des Deutschen Bundestages an.

Gruppenchefin Hildegard Müller, Ex-Bundes-vorsitzende der Jungen Union, 2002 über die Landesliste der CDU NRW in den Bundestag gelangt, politische Zielvorstellung: „Weniger Na-tion, mehr Globalisierung” („Spiegel", 18/2001), stammt aus dem mittleren Management der Dresdner Bank AG (Abteilungsdirektorin). Sie tritt auch in Erscheinung als

Beiratsmitglied der Barmenia-Versicherung, Kuratoriumsmitglied der Jakob-Kaiser-Stif-tung,

Kuratorin von Politik Digital Internet (pol-di.net) e. V.,

Mitglied des Zentralkomitees der Deut-schen Katholiken,

Präsidiumsmitglied der CDU,

stellvertretende Vorsitzende der Mittel-stands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU NRW,

Mitglied des Rechnungsprüfungsausschus-ses des Bundestages,

Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung des Bundestages, Mitglied der „Herzog-Kommission” zur Re-form der sozialen Sicherungssysteme.

Kaum war Frau Müller zur Vorsitzenden der Parlamentariergruppe auserwählt, gewährte

Is-raels Botschafter in Berlin Shimon Stein ihr eine Antritts-Audienz. Im Spätsommer 2003 war sie treibende Kraft, als es darum ging, EU-Mittel für den Aufbau der palästinensischen Selbstverwaltung schärfer zu kontrollieren bzw.

die Gelder wegen angeblichen Missbrauchs für Terrortaten ganz einzufrieren.