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2.3 Ergebnisse der Lautlängenbestimmung: Vokale und Konsonanten

2.3.1 Vokale

Laut Lexikon (V.GREYERZ/BIETENHARD 1997) werden im Bernd. Kurz- und Langvokale unterschieden. Kurze Hochzungenvokale kommen in gespannter und ungespannter Qualität in offenen wie auch in geschlossenen Silben vor: Chr[i].de (Kreide), Chr[ɪ].bel (Kritzel) sowie d[u]s.le (schlummern), g[ʊ]s.le (stochern). Ungespannte Kurzvokale treten vor Einfach- und Doppelkonsonanz auf. Gespannte Vokale erscheinen vor Plosiven üblicherweise kurz, z.B.

W[i]de (Weide), l[u]ter (lauter). Gespannte Langvokale können vor kurzen Konsonanten und langen Frikativen (schn[u:]fe, ‚schnaufen‘, Pf[i:]ffe, ‚Pfeife’) stehen. Gespannte und

ungespannte Langvokale stehen in Monosyllaben vor einfachen Konsonanten sowie vor <r>, z. B. in den Wörtern Z[ʊ:]g, R[i:]s, M[ʏ:]rggel (Zug; Reis; Brotanschnitt).

Für alle möglichen Wort- und Silbenstrukturen des Berndeutschen wurden Beispiele aus dem Lexikon herausgesucht, um sie – möglichst als (Quasi)-Minimalpaare in die Wortliste mit einzubeziehen, die Gespanntheit der Hochzungenvokale wie auch ihre Quantität ist jeweils im Lexikon vermerkt. Für eine Aufstellung der in der Wortliste abgefragten Wort- und Silben-strukturen vgl. Tab. 2.1 (in Abschnitt 2.1). Über die Wortliste wurden pro Person 230 Wörter mit Hochzungenvokalen abgefragt, dabei war <i> in 78 Wörtern, <u> in 73 Wörtern und <ü>

in 75 Wörtern vertreten. 100 dieser Belegwörter standen in Sätzen, 130 in Isolation. Von den 230 Wörtern wurden 225 ausgewertet: 140 davon waren kurze Hochzungenvokale (59 dem Lexikon nach gespannt, 81 ungespannt), 85 lang (57 gespannt, 28 ungespannt). Von den 72 Wörtern mit Vokalen tieferer Vokalstufen wurde die Dauer von 67 Wörtern bestimmt.

Die beiden Kategorien von kurzen und langen Hochzungenvokalen liegen bei den älteren und jüngeren Gewährspersonen in getrennten Verteilungen vor, vgl. Abb 2.13 a) und b). Die Mittelwertunterschiede bei Kurz- und Langvokalen zwischen den beiden Gruppen (vgl. Tab.

2.7) lassen sich auf die allgemein schnellere Sprechgeschwindigkeit von Jüngeren im Vergleich zu den Älteren zurückführen, darüber hinaus zeigen sich keine prinzipiellen Unterschiede in der Produktion. Einige Überlappungen am Rand der Verteilungen, die in beiden Sprechergruppen auftreten, deuten auf Umkategorisierungen zwischen Kurz- und Langkategorie hin, dies kommt jedoch nicht übermäßig häufig vor.

Tab. 2.7: Vokaldauer von kurzen und langen Hochzungenvokalen: Mittelwert und Standardabweichung.

Ältere: Anzahl (n): Jüngere: Anzahl (n):

Langvokale sind bei den Älteren im Durchschnitt knapp doppelt so lang wie Kurzvokale, bei den Jüngeren 1,7 Mal so lang. Zwischen den Hochzungenvokalen <i>, <u> und <ü> gibt es in de Kurz- und Langkategorie in beiden Altersgruppen keinen signifikanten Unterschied, wenn sie in derselben Lautumgebung stehen. Im Vergleich zu den Hochzungenvokalen werden Kurz- und Langvokale tieferer Vokalstufen durchschnittlich etwas länger produziert.4 2.3.1.1 Varianz aufgrund der Stellung im Satz/in Isolation

Die Dauer der bernd. Kurz- und Langvokale hängt stark davon ab, ob sie im Satzkontext oder isoliert gesprochen werden, vgl. Abb. 2.14 a) und b).

Kurzvokale im Satz werden von beiden Altersgruppen etwa 10% kürzer produziert als isoliert stehende Kurzvokale, Langvokale im Satz werden gegenüber Langvokalen in Isolation um 25 % gekürzt (vgl. Tab. 2.8). Diese Unterschiede sind signifikant (t-Test p < 0,0001). In der unteren Graphik zu Vokalen „nicht im Satz“ überschneiden sich die beiden Verteilungen weniger stark als in der Kondition „im Satz“. Diese Überschneidungen deuten auf Umkategorisierungen hin: Kurzvokale erscheinen gelängt, Langvokale gekürzt – andere Langvokale sind wiederum deutlich länger als in der Kondition „im Satz“. Die Kürzung von

4 Kurzvokale: 122 ms (Ältere; n = 259) bzw. 113 ms (Jüngere; n = 281), Langvokale: 230 ms (Ältere; n = 162) bzw. 186 ms (Jüngere; n = 162).

Abb. 2.14 b) Jüngere: Verteilung von Kurz- und Langvokalen im Satz (oben)/ nicht im Satz (unten) im Histogramm mit Mittelwert und Standardabw.

50 100 150 200 250 300 350 400 450

Abb. 2.14 a) Ältere: Verteilung von Kurz- und Langvokalen im Satz (oben)/ nicht im Satz (unten) im Histogramm mit Mittelwert und Standardabw.

Langvokalen scheint bei den Jüngeren häufiger vorzukommen als bei den Älteren (s.u. zu den Umkategorisierungen). In der Kondition „im Satz“ überlappen die Verteilungen der Lang- und der Kurzvokale stärker, dies gilt für beide Altersgruppen. Dies hängt – neben den vorgenommenen Umkategorisierungen – mit einer typischen prosodischen Eigenschaft des Berndeutschen zusammen, der Dehnung am Phrasenrand (vgl. Kap. 1.1.2 bzw. 4.2.2.2).

Ältere: Anzahl (n): Jüngere: Anzahl (n):

Kurzvokale phrasenmedial: 99,5 ms ± 23 ms 212 86 ms ± 16 ms 214 Kurzvokale phrasenfinal: 118 ms ± 28 ms 178 102 ms ± 21 ms 188 Kurzvokale in Isolation: 117 ms ± 33 ms 503 104 ms ± 27 ms 553 Langvokale phrasenmedial: 170 ms ± 52 ms 178 136 ms ± 38 ms 179 Langvokale phrasenfinal: 206 ms ± 56 ms 48 151 ms ± 43 ms 53 Langvokale in Isolation: 240 ms ± 64 ms 313 188 ms ± 52 ms 333

Tab. 2.8: Länge von Kurz- und Langvokalen im Satzkontext/isoliert: Mittelwert und Standardabweichung (ohne Diphthonge und Monosyllaben).

Aus diesem Grund werden in Tab. 2.8 die 3 Konditionen getrennt voneinander aufgeführt.

Die mittlere Dauer für Langvokale am Phrasenrand liegt zwischen der in den beiden anderen Konditionen und unterscheidet sich signifikant von ihnen. Im Satz vorkommende Kurzvokale haben in phrasenfinaler Stellung bei Jüngeren und Älteren die gleiche Dauer wie Kurzvokale in Wörtern, die isoliert stehen. Phrasenmedial werden Kurzvokale in beiden Altersgruppen im Mittel um ca. 15% kürzer – d.h. signifikant kürzer als die anderen Kurzvokale – produziert.

Aus den Mittelwert-Berechnungen in Tab. 2.8 ausgeklammert ist die Dauer von Langvokalen in Monosyllaben, die nicht durch Konsonant gedeckt sind: Für Langvokale in diesen CV-Silben wurden Mittelwerte von 307 ms (Ältere) bzw. 234 ms (Jüngere) (mit sehr hohen

Standardabweichungen) bestimmt. „Rekordhalter“ ist ein älterer Sprecher, der den gespannten Hochzungenvokal [u:] des Wortes Guu (Geschmack) 491 ms lang aushält. Der längste Vokal bei den Jüngeren wurde mit 348 ms Dauer im Wort Schnee gemessen. Diese Vokale können in ihrer Dauer offenbar variabel produziert werden, und werden am Phrasenrand in Isolation (wie Guu) oder am Satzende (D’Wösch isch wiiss wie Schnee) extrem gelängt. Phrasenmedial werden Langvokale in CV-Silben mit üblicher „Langvokallänge“ produziert.

Neben der Stellung in der Phrase hängt es von der Folgekonsonanz und der Silbenstruktur ab, wie lang ein Vokal im Bernd. ist. Dies gilt hauptsächlich für Vokale, die am Phrasenrand, d.h.

in isolierten Wörtern oder phrasenfinal, stehen. Für die breite Verteilung in den unteren Graphen von Abb. 2.14 ist folgende Staffelung in der Dauer verantwortlich:

• Vokale in isoliert stehenden CVC-Silben werden überlang produziert, sofern der

silbenschließende Konsonant kein p, t, k ist (Ältere: im Mittel 270 ms, Jüngere: 220 ms).

• In isoliert stehenden Disyllaben werden Langvokale vor Einfachplosiv, vor Frikativen und vor <r> im Vergleich dazu kürzer produziert (Ältere: im Mittel 230 ms, Jüngere: 180 ms).

• Phrasenfinal gedehnte Langvokale in ein- und zweisilbigen Wörtern liegen mit ihrem Mittelwert zwischen der mittleren Dauer von langen Vokalen in Isolation und in phrasen-medialer Stellung (Mono-/Disyllaben: Ältere: 260 ms/200 ms, Jüngere: 190 ms/140 ms).

• In beiden Altersgruppen werden unregelmäßig Kurzvokale gelängt, auf die ein Einfach-konsonant (Nidle, ‚Sahne’) oder <r> (Kurve) folgen oder die durch eine Frikativ- oder Liquidgeminate (dusse bzw. Sunne; ‚draußen; Sonne’) gedeckt sind.

• Kurzvokale vor Plosiv-Geminaten (gritte, ‚geritten’) und vor <t> (rite, ‚reiten’) werden fast nie gelängt.

In phrasenmedialer Stellung hängt die Dauer langer Vokale nicht von der Folgekonsonanz ab:

Langvokale in Monosyllaben sind ebenso lang wie solche vor Einfachplosiv, vor Frikativen (Biise bzw. Müüssi; ‚Nordwind; Beule’) sowie vor <r>. Kurzvokale in phrasenmedialer Stellung zeigen mehr Varianz; sie können im Satz unter Betonung in manchen Umgebungen gedehnt werden, z.B. in einer Monosyllabe vor Sonorant (Hund). Bei Umkategorisierungen der Vokallänge muss unterschieden werden zwischen einer Dehnung unter Betonung bzw.

gekürzten Aussprache eines Vokals, die durch die Phrasierung bedingt ist, und einer

„Neuaussprache“. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass oft individuell verändert wird.5

5 Kürzungen im Satzkontext finden sich z.B. im Satz Jitz isch füüf ab füfi (Jetzt ist es fünf nach fünf): den ungespannten langen Vokal (f[y:]f > f[y]f) kürzen 5 der 7 Älteren und 7 der 8 Jüngeren. Beispiel für eine Dehnung am Phrasenrand ist der Beispielsatz D’Bü(ü)ri reicht d’Ni(i)dle (Die Bäuerin holt die Sahne): den gespannten Vokal von Ni(i)dle längen 6 der 7 Älteren und 5 der 8 Jüngeren (zum Satzkontext s. Kap. 4.3.2.2).

Kürzungen von gespannten Langvokalen finden sich sporadisch phrasenmedial sowie in Isolation:

Phrasenmedial: gruusigi (grausige, 2 Ältere, 2 Jüngere), ufgruumt (aufgeräumt, 1 Älterer, 3 Jüngere) sowie wiiss (weiß, 2 Ältere, 2 Jüngere); in Isolation: Chiischteri (Heiserkeit, 3 Ältere, 3 Jüngere), schiine (scheinen) und versuume (versäumen) wird 5 Mal von Jüngeren gekürzt, in 4 Fällen wird der Vokal ungespannt produziert.

Außerdem werden lange Vokale vor Langfrikativen (z.B. biisse, Pfiiffe, ‚beißen, Pfeife’) von Jüngeren in 13 der 71 Belege gekürzt, aber nur 3 Mal von Älteren (s. Kap. 2.4.2.9).

Dehnungen von ungespannten Kurzvokalen treten meist am Phrasenrand in Monosyllaben auf: Häufig werden Kurzvokale vor Frikativgeminate gedehnt (Schuss, Nuss, dusse, gwüsst: 6 Mal Ältere, 16 Mal Jüngere) sowie vor Liquidgeminate (Sunne: 3 Ältere, keine Jüngeren, dummet/Dümmi: je 1 jüngere und 1 ältere Person sowie Fülli/Füllung: 2 Ältere, 1 Jüngere). Eine Dehnung vor Plosivgeminate am Phrasenende wird hingegen praktisch nicht vorgenommen (1 Älterer in l[ʊ]gg, ‚locker‘).

Dehnungen des gespannten Kurzvokals in Chrut, Giz, Lüt, Schut, Zit, schigg (Kraut, Geiz, Leute, Schuss, Zeit, schick) werden sporadisch vorgenommen: 3 Mal Ältere, 6 Mal Jüngere. Dehnung des gespannten Vokals vor Liquid ist in Füli (Fäule), mule (maulen), fule (faulen) analog zu Müüli (Mündchen) zu beobachten: 5 Mal Ältere, 4 Mal Jüngere; Dehnung des ungespannten Kurzvokals in dieser Lautumgebung kommt fast nicht vor: in Füli (Fohlen), Müli (Mühle): keine Älteren, 2 Mal Jüngere.

Aussprachevarianten finden sich in Monosyllaben vor Frikativ, so wurde das Wort Bruch (Bruch; Unsinn) als Br[ʊ:x] (4 Ältere, 7 Jüngere) bzw. Br[ʊx:] (3 Ältere, 1 Jüngere) produziert, ebenso druff (darauf) als dr[ʊf:] (5 Ältere, 6 Jüngere) bzw. dr[ʊ:f] (2 Ältere, 2 Jüngere). Nicht angegeben ist hier variable Länge vor <r>.

Dennoch fallen bestimmte Muster auf: So erscheint die Dehnung von ungespannten kurzen Vokalen vor Sonorant- und Frikativgeminate als ein interessantes Phänomen, das recht oft vorgenommen wurde und eine klare Umkategorisierung in die Langvokalkategorie darstellt.

Interessant ist auch die öfters vorgenommene Dehnung eines kurzen gespannten Vokals vor dem Liquid <l>. – Die Umkategorisierung der Vokalquantität muss vorsichtig interpretiert werden, weil eine gewisse Vorgabe zur Vokallänge in der Wortliste gemacht worden war, der die Gewährspersonen in den meisten Fällen folgten.

2.3.1.2 Korrelation von Vokaldauer und Gespanntheit

Wie Abb. 2.15 zeigt, produzieren Älteren und Jüngeren ungespannte Kurzvokale (‚V lax‘) im Mittel etwas länger als gespannte Kurzvokale (‚V tense‘), gespannte Langvokale (‚VV tense‘) sind im Mittel hingegen etwas länger als ungespannte Langvokale (‚VV lax‘).

Dieser Dauerunterschied zwischen gespannten und ungespannten kurzen Hochzungenvokalen ist für beide Altersgruppen statistisch signifikant (t-Test: p < 0,0001). Er lässt sich

Abb. 2.15 a) Ältere: Histogramm der kurzen (‚V’) und langen (‚VV’) Hochzungenvokale, mit Vokalqualität gespannt (tense, n = 465) und ungespannt (lax, n = 465), Mittelwert und Standardabweichung.

Abb. 2.15 b) Jüngere: Histogramm der kurzen (‚V’) und langen (‚VV’) Hochzungenvokale, mit

Vokalqualität gespannt (tense, n = 510) und ungespannt (lax, n = 501), Mittelwert und Standardabweichung.

50 100 150 200 250 300 350 400 450

zurückzuführen auf fakultative Dehnungen des ungespannten Kurzvokals vor <r> (z.B. in Turte) und auf Dehnung am Phrasenrand, hauptsächlich vor Frikativgeminaten (z.B. Nuss), d.h. auch hier ist die Folgekonsonanz von Bedeutung.

Vergleicht man die Gruppen der gespannten und ungespannten langen Hochzungenvokale miteinander, die in isoliert stehenden Monosyllaben vorkommen (CVC – 17 Wörter), so existiert kein signifikanter Dauerunterschied (t-Test Ältere: p = 0,85; Jüngere: p = 0,76). Für gespannte und ungespannte kurze und lange Hochzungenvokale in Mehrsilblern werden folgende Umgebungen unterschieden und in der Stellung am Phrasenrand verglichen:

CV – Gespannte und ungespannte Kurzvokale in offener Silbe sind in Isolation gleich lang (Ältere: 109 ms, p = 0,68, n = 246, Jüngere: 96 ms, p = 0,97, n = 278).

CV: (ohne V/_r) – Gespannte Langvokale in offener Silbe (CV:) sind signifikant länger als ihre Entsprechungen vor langem Frikativ (CV:C:) (Ältere: 237 ms/210 ms, p = 0,003, n = 121, Jüngere: 177 ms/163 ms, p = 0,05, n = 142).

CVC – Die Dauer von Kurzvokalen in geschlossener Silbe unterscheidet sich aufgrund der Vokalqualität: Gespannte Vokale können gedehnt werden und sind signifikant länger.

(Ältere: 130 ms/106 ms, p = 0,002, n = 76, Jüngere: 107ms/93 ms, p = 0,006, n = 79).

CVC: – Ungespannte Kurzvokale vor Langkonsonant werden signifikant länger produziert, wenn sie vor einer Sonorantgeminate, verglichen mit der Stellung vor

Plosivgeminate (Ältere: 131 ms/108 ms, p < 0,0001, n = 89, Jüngere: 106 ms/97 ms, p = 0,004, n = 101).

Die phonetische Dauer kurzer Hochzungenvokale in CV-, CVC- und CVC:-Silben hängt somit nicht signifikant von der Vokalqualität ab (Ältere: p = 0,99, n = 479; Jüngere: p = 0,5, n = 526).

2.3.1.3 Fazit

Die zwei Kategorien der Kurz- und Langvokale, die im Lexikon vorgegeben sind, werden in der Produktion von den Gewährspersonen klar unterschieden. Langvokale sind bei den Älteren im Mittel doppelt so lang wie Kurzvokale, bei den Jüngeren sind sie 1,7 Mal so lang.

Vokale tieferer Vokalstufen werden im Vergleich zu Hochzungenvokalen durchschnittlich etwas länger produziert. Aufgrund ihrer höheren Sprechgeschwindigkeit produzieren Jüngere im Vergleich zu Älteren in allen Kategorien Vokale von kürzerer Dauer, aber sie

reproduzieren Vokale, die Längungs- und Kürzungsprozessen aufgrund ihrer Stellung im Satz bzw. aufgrund der Silbenstruktur des Wortes, in dem sie stehen, unterworfen sind, meist analog zu den Älteren. Überlappungen in den Verteilungen von kurzen und langen

Hochzungenvokalen im Histogramm können zum einen mit der Varianz der Produktion aufgrund des Satzkontextes oder der Silbenstruktur erklärt werden (Dehnung am Phrasenrand bzw. phrasenmediale Kürzung von Langvokalen in Einsilblern), zum anderen mit (wenigen) tatsächlichen Umkategorisierungen vor Frikativen und Liquiden. Die Vokalqualität, die im Berndeutschen nur in den Hochzungenvokale differenzierend wirkt, hat einen nur geringen Einfluss auf die phonetische Dauer von Kurzvokalen. Dass ungespannte Kurzvokale im Mittel etwas länger produziert werden, lässt sich etwa auf variable Dehnungen vor <r>

zurückführen. Bei Langvokalen lässt sich kein systematischer Zusammenhang von

phonetischer Dauer und Vokalqualität feststellen, allerdings treten ungespannte Langvokale nur in bestimmten Kontexten wie CVC-Silben auf. (Für die phonologische Interpretation der phonetischen Befunde vgl. Kap. 4).