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| Wer Vater oder Mutter flucht

17 Und wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll gewiss getötet werden.

Es wird nun die Übertretung des fünften Gebotes thematisiert, die sich hier nicht wie in Vers 15 als körperliche Gewalt zeigt, sondern als schändliches Reden über die Eltern. Kinder, die durch Tat oder Wort ihre Eltern misshandeln, sind sehr tief gesunken in ihren Gefühlen und missachten die meist elementare Beziehung, die Gott in der Schöpfung den Menschen gegeben hat.

Verse 18–27 | Strafen für körperliche Verletzungen

18 Und wenn Männer streiten, und einer schlägt den anderen mit einem Stein oder mit der Faust, und er stirbt nicht, sondern wird bettlägerig – 19 wenn er aufsteht und draußen an seinem Stab umhergeht, so soll der Schläger schuldlos sein; nur soll er sein Versäumnis erstatten und ihn völlig heilen lassen. 20 Und wenn jemand seinen Knecht oder seine Magd mit dem Stock schlägt, dass er unter seiner Hand stirbt, so soll er gewiss gerächt werden; 21 nur wenn er einen Tag oder zwei Tage [am Leben] bleibt, soll er nicht gerächt werden, denn er ist sein Geld. 22 Und wenn Männer sich zanken und stoßen eine schwangere Frau [so], dass sie gebiert, und es geschieht kein Schaden, so soll er gewiss mit Geld gestraft werden, je nachdem der Ehemann der Frau ihm auferlegen wird, und er soll es geben durch die Schiedsrichter. 23 Wenn aber Schaden geschieht, so sollst du geben Leben um Leben, 24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme. 26 Und wenn jemand in das Auge seines Knechtes oder in das Auge seiner Magd schlägt und es zerstört, so soll er ihn frei entlassen für sein Auge. 27 Und wenn er den Zahn seines Knechtes oder den Zahn seiner Magd ausschlägt, so soll er ihn frei entlassen für seinen

Das Zufügen von Körperverletzungen steht in Verbindung mit dem sechsten Gebot (Verse 18.19). Ein Streit eskaliert. Es gibt keinen Toten, wohl aber Verwundete. Der Verwundete kann eine Weile nicht arbeiten.

Die erzwungene Ruhezeit muss vergütet werden. Eine weitere Strafe wird nicht auferlegt, wenn der Verwundete sich soweit erholt hat, dass er wieder gehen kann, wenn nötig mithilfe eines Stocks.

Wenn ein Knecht oder eine Magd von dem Besitzer so schwer geschlagen wird, dass der Betreffende stirbt, muss der Besitzer dafür büßen (Verse 20.21). Er hat jemandem das Leben genommen, was niemand zusteht.

Wenn der Knecht nicht unmittelbar zu Tode kommt, muss der Besitzer nicht bestraft werden. Seine Strafe ist dann der Verlust des Knechtes. Ein christlicher Herr soll seinen Knecht nicht schlagen. Er wird angehalten, dass er noch nicht einmal drohen soll (Eph 6,9; vgl. Hiob 31,13–15).

Möglicherweise ist die Lage in Vers 22 so, dass die (schwangere) Frau eines der streitenden Ehemänner eingreifen will. Sie bekommt einen Stoß, woraufhin eine Fehlgeburt erfolgt. Dem Mann, der das verursacht hat, muss eine Strafe auferlegt werden, die durch den Ehemann der Frau festgelegt und von den Richtern bestätigt werden muss.

Wenn aber Schaden (Vers 23) an der Frau oder an dem Kind geschieht, dann muss die Todesstrafe ausgeführt werden. Wir sehen hier, dass das Töten eines ungeborenen Lebens (heutzutage: Abtreibung) von Gott als das Zufügen eines Schaden gesehen wird, worauf die Todesstrafe steht.

In geistlicher Anwendung kann ein Streit zur Folge haben, dass geistliches Leben, das im Entstehen ist, erstickt wird. Wie viel geistlicher Schaden ist schon durch Streit zwischen Gläubigen entstanden!

In den Versen 24.25 wird die Regel „Leben um Leben“ (Vers 23) weiter ausgearbeitet. Wir finden hier den Kerngedanken des Gesetzes: Die Vergeltung steht im Vordergrund, das Heimzahlen mit gleicher Münze;

ein absolut gerechter Grundsatz. Wenn Gott nach dem Grundsatz „Leben um Leben“ im Hinblick auf den Tod seines Sohnes gehandelt hätte, so wären alle Menschen vernichtet worden. Aber gerade an der Stelle der größten Missetat bat der Herr Jesus: „Vater, vergib ihnen“ (Lk 23,34).

Der Herr Jesus spricht auch von dem Gesetz der Vergeltung, vertieft es aber (Mt 5,38.39). Was das Gesetz fordert, ist immer gerecht. Darum ist

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“ richtig (wobei man nicht vergessen darf, dass es von einem Gericht ausgeführt werden soll und nicht in einer Sphäre persönlicher Vergeltung). Das hatten die Jünger als treue Juden gehört.

Aber die Gnade geht viel weiter. Darauf verweist der Herr mit seinem:

„Ich aber sage euch“. In dem, was Er sagt, zeigt Er den Geist, in dem seine Jünger handeln sollen, so wie Er selbst das vollkommen getan hat. Das heißt, dass wir uns nicht gegen einen bösen Nächsten wehren sollen, und dass wir uns nicht nur ein bisschen, sondern tief erniedrigen lassen.

Das eben Gesagte ist wichtig in Situationen, in denen man uns ungerecht behandelt. Dann sollten wir in der Nachfolge Christi, diese Gesinnung zeigen. Wenn wir aber selber Unrecht getan haben, müssen wir damit rechnen, dass wir auf irgendeine Weise das Unrecht, dass wir getan haben, zurückbekommen werden (Kol 3,25; Gal 6,8).

Gott sorgt auch für das Recht der Knechte (Verse 26.27). Wenn der Besitzer das Auge oder den Zahn seines Knechtes so beschädigt, dass es bzw.

er nicht mehr genutzt werden kann, muss der Besitzer seinen Knecht freilassen. Der Besitzer verliert dadurch die Arbeitskraft seines Knechtes und muss diesen ersetzen, was wiederum Geld kostet. Dem Knecht ergeht es etwas, aber nicht viel besser. Er hat zwar seine Freiheit wiedererlangt, ist aber deutlich geschädigt. Sein Sehvermögen ist beeinträchtigt oder das Essen seiner Nahrung ist nicht mehr so einfach wie früher.

Verse 28–32 | Körperliche Verletzungen durch ein Tier

28 Und wenn ein Ochse einen Mann oder eine Frau stößt, dass sie sterben, so soll der Ochse gewiss gesteinigt und sein Fleisch nicht gegessen werden;

aber der Besitzer des Ochsen soll schuldlos sein. 29 Wenn aber der Ochse vorher stößig war, und sein Besitzer ist gewarnt worden, und er hat ihn nicht verwahrt, und er tötet einen Mann oder eine Frau, so soll der Ochse gesteinigt und auch sein Besitzer soll getötet werden. 30 Wenn ihm eine Sühne auferlegt wird, so soll er das Lösegeld seines Lebens geben nach allem, was ihm auferlegt wird. 31 Mag er einen Sohn stoßen oder eine Tochter stoßen, so soll ihm nach diesem Recht getan werden. 32 Wenn der Ochse einen Knecht stößt oder eine Magd, so soll sein Besitzer ihrem Herrn dreißig Sekel Silber geben, und der Ochse soll gesteinigt werden.

Wenn ein Ochse jemand tötet, muss dieser getötet werden. Das wegen der Tat getötete Tier darf nicht als Nahrung dienen, weil es durch seine abscheuliche Tat als unrein betrachtet werden muss. Der Besitzer ist nicht verantwortlich. Er konnte nicht ahnen, dass sein Tier so etwas tun würde.

Allerdings ist der Besitzer in dem Fall verantwortlich, wenn ihm bekannt ist, dass er ein gefährliches Tier besitzt. Wenn er das Tier nicht bewacht und es einen Menschen tötet, müssen sowohl das Tier als auch der Besitzer getötet werden. Es wurde jedoch die Möglichkeit eingeräumt, ein Sühnegeld als Lösegeld für das Leben zu bezahlen.

Dinge, die in unserem Besitz sind, können anderen Schaden zufügen. Das kann durch etwas geschehen, das nach unserem Dafürhalten eigentlich keinen Schaden verursachen kann. Es kann aber auch durch Dinge geschehen, bei denen uns bewusst ist, dass sie Schaden bei anderen verursachen können. Im letzten Fall muss unbedingt darauf geachtet werden, wie wir diese Dinge gebrauchen. Es können sowohl praktische als auch geistliche Anwendungen gemacht werden (Röm 14,13; 1Kor 8,8.9).

Der in Vers 32 genannte Preis ist der, für den der Sohn Gottes in Gestalt eines Knechtes geschätzt wurde (Mt 26,15).

Verse 33–36 | Verletzung bei einem Tier

33 Und wenn jemand eine Grube öffnet oder wenn jemand eine Grube gräbt und sie nicht zudeckt, und es fällt ein Ochse oder ein Esel hinein, 34 so soll es der Besitzer der Grube erstatten: Geld soll er dessen Besitzer zahlen, und das tote [Tier] soll ihm gehören. 35 Und wenn jemandes Ochse den Ochsen seines Nächsten stößt, dass er stirbt, so sollen sie den lebenden Ochsen verkaufen und den Erlös teilen, und auch den toten sollen sie teilen. 36 Ist es aber bekannt gewesen, dass der Ochse vorher stößig war, und sein Besitzer hat ihn nicht verwahrt, so soll er gewiss Ochsen für Ochsen erstatten, und der tote soll ihm gehören.

Schaden, am Eigentum eines anderen verursacht, muss vergütet werden.

Im Fall, dass es nicht vorhersehbar ist, wird eine Regelung getroffen. Alle diese genannten Vorfälle ereignen sich im Volk Gottes und dienen uns zur Belehrung, „als Vorbilder für uns“ (1Kor 10,6.11). Es ist also durchaus biblisch, in allen Fällen eine geistliche Anwendung zu machen. In einem

Fall liegt eine solche auf der Hand, im anderen Fall ist sie weniger deutlich.

Wichtig ist, dass eine Anwendung nicht auf Fantasie beruht, sondern auf einer Wahrheit, die im Neuen Testament vorgestellt wird.

Wenn es um Besitz geht, können wir an alles das denken, was uns in materieller und geistlicher Form anvertraut ist. Wie gehen wir mit unserem Geld um, unserem Besitztum oder unseren Fähigkeiten, die der Herr uns anvertraut hat? Benutzen wir diese zum Segen oder zum Schaden anderer?

Wenn wir anderen einen materiellen oder geistlichen Schaden zugefügt haben, wie vergüten wir diesen? Auch materieller Schaden ist nicht immer nur mit einem Geldbetrag auszugleichen.

Im Allgemeinen können wir aus diesem Kapitel lernen, dass wir sehr wachsam sein müssen, dass das Böse sich nicht in uns offenbaren kann.

Wenn wir doch irgendetwas Böses getan haben sollten, dann müssen wir bereit sein, einen Schadenersatz zu geben. Es ist wichtig, eine Gesinnung zu haben, dass wir nicht wollen, dass jemand durch uns einen Verlust, materiell oder geistlich, erleidet.