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Urbs und Roma als Kernlexeme einer lateinischen Großstadt-

Sucht man nach der Gattungsbezeichnung für Großstadt, so muss man feststel-len: Eine adäquate Bezeichnung existiert in der lateinischen Sprache nicht. Zur Bezeichnung einer Stadt kennt das Lateinische die Begriffe oppidum, urbs und civitas.

Die ersten beiden Begriffe, oppidum und urbs, bezeichnen dabei den konkreten Siedlungsraum, also das mit einer Mauer umschlossene Areal mit darin befindli-chen Häusern und Plätzen.87 Eine Übersetzung des Begriffs civitas mit Stadt dage-gen träfe die Sache nicht. Civitas bezeichnet ähnlich wie der griechische Begriff

πόλις die politische Gemeinschaft von partizipierenden Bürgern, die im städti-schen Areal oder auch in der näheren Umgebung wohnen, nicht aber den konkre-ten, sinnlich wahrnehmbaren Ort, das städtische Territorium.88

Von den beiden Begriffen, die das konkrete städtische Areal bezeichnen, urbs und oppidum, kommt als Kernwort zur Bezeichnung einer Großstadt am ehesten urbs in Betracht. Urbs ist laut der Untersuchung von Lorenz (1987) „die vornehmste un-ter den Bezeichnungen für ‚Stadt‘.“89 In der Gegenüberstellung mit oppidum

85 Bußmann (32002), 322.

86 Vgl. Mahler (1999), 17.

87 Vgl. Cic. rep. 1, 26. Vgl. Kolb (2005), 263. Urbs und oppidum existieren unabhängig von Men-schen und Objekten. Für einen Betrachter sind Innen und Außen klar zu unterscheiden und räumliche Merkmale wie Ausdehnung, Begrenzung, Dichte u. ä. sinnlich wahrnehmbar. Zur De-finition konkreter Räume vgl. Dennerlein (2009), 48. Zur Grundsatzdiskussion der Existenz von absoluten oder relativen Räumen vgl. Dünne/Günzel (2006), 19-42.

88 Vgl. Kolb (2005), 183. Nach Thuk. 7, 77, 7 bilden die Menschen die polis, nicht die leeren Mau-ern oder Schiffe. Das Verständnis von πόλις ist aber wohl auch einer Entwicklung unterworfen.

Pausanias beschreibt die πόλις eher über die Existenz typischer städtischer Teilelemente wie öf-fentliche Gebäude, Gymnasia, Theater, eine Wasserquelle etc. Vgl. Paus. 10, 4, 1.

89 Lorenz (1987), 7. Kolb (2005), 184.

zeichnet man mit urbs die größere, die Hauptstadt, die sich von kleineren Land-städten durch ihre Größe und Bedeutung abhebt. So definiert auch das OLD unter dem Lemma urbs: „a city, large town“90.

Innerhalb großer Zeiträume verschiebt sich jedoch nicht nur das Verständnis von dem, was eine Stadt ist, sondern auch eine Wortbedeutung. Althistoriker warnen daher vor einer vorschnellen Gleichsetzung aufgrund von sprachlichem Material:

Eine in den Quellen mit Stadt bezeichnete Siedlung muss keineswegs mit einer Stadt nach heutigen Vorstellungen übereinstimmen, sondern es kann „sich dabei (…) um nicht mehr als ein kleines Dorf handeln“.91 Ursprünglich bezeichnete auch urbs lediglich eine Siedlung, die nach einem etruskischen Ritus gegründet worden war.92 Um einen heiligen Mittelpunkt (mundus), einer mit Opfergaben gefüllten Grube, wurde eine heilige Furche gepflügt, die als magische Grenze (po-merium) das Böse abhielt und dadurch die Bereiche, die innerhalb und außerhalb der urbs lagen, voneinander schied. Dieses Vorgehen entspricht dem berühmten Gründungsmythos der Stadt Rom, die daher als urbs Roma bezeichnet wurde. De-ren einstmals sakrale GDe-renze umfasste aber spätestens ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr das gesamte Siedlungsgebiet Roms. Bereits die sogenannte Severianische Mauer umschloss weitere Stadtteile. In der Zeit der späten Republik wurde daher das pomerium erweitert. Trotz erneuter Vergrößerungen unter den Kaisern Claudius und Vespasian „hielt es [d. h. die Erweiterung des pomerium, Anm.

d. Verf.] (…) nicht Schritt mit der Ausdehnung des Siedlungsareals“.93 Bereits ab der späten Republik verlor das Wort urbs daher seine ursprünglich sakrale Bedeu-tung und bezeichnete zunehmend die höchste Ausformung einer Stadt in der Siedlungshierarchie. Diese Hierarchie bezog sich jedoch auf die relativen Strukturen eines Umlandes und nicht auf absolut gesetzte Standards. Mit urbs bezeichnete man fortan die Hauptorte, z. B. urbs Attica für Athen, und verband damit nicht eine feste bevölkerungsstatistische Qualität oder territoriale Ausdehnung. Bürger-kolonien, die als „Abbilder Roms“ galten, wurden ebenso wie besonders alte Orte, beispielsweise Capua oder Syrakus, als urbes bezeichnet.94

90 OLD (1992), s.v. urbs, 1 a, 2105.

91 Kolb (2005), 61.

92 Vgl. zum Folgenden die Quellensammlung antiker Autoren bei Lorenz (1987), 13-18 und Kolb (2005), 150 f.

93 Kolb (2005), 151. Den Vorgang der Erweiterung des Pomeriums beschreibt Gell. 13, 14. Dem-zufolge blieb der Aventin trotz seiner Bebauung und Nähe zu den anderen Hügeln (zunächst) außerhalb des Pomeriums. Zur Erweiterung des Pomeriums ausführlich bei Kolb (22002), 400-403.

94 Kolb (2005), 184; Lorenz (1987), 7. Eine relationierende Definition von Großstadt liegt auch der modernen Begriffsbestimmung zugrunde. Vgl. dazu Pfeil (21972), 4-7. Mit einer eingehenden Problematisierung der Definition von Großstadt als Definition e contrario zur Stadt. Bei den antiken Autoren ist kein Versuch einer bündigen Definition von Stadt überliefert. Vgl. Lorenz (1987), 3;

Braunert (1980), 12.

Infolge dieser Bedeutungsentwicklung kann die Raumreferenz urbs nicht als ein eindeutiges Kernlexem interpretiert werden, das den basalen Einzug einer Groß-stadt in das erzählte Universum der jeweiligen antiken Dichtung signalisiert. Denn von einer Großstadt spricht man auch in der althistorischen Forschung erst bei einer topographisch-administrativ geschlossenen Siedlung mit einer Bevölkerungs-zahl von mehreren 100 000 Einwohnern, die sich durch eine ausgeprägte Arbeits-teilung und soziale Differenzierung auszeichnet und von einer vielfältigen Bausub-stanz, einem urbanen Lebensstil und einer weitreichenden Funktion als Zentralort für ein Umland geprägt ist.95 Derartige Großstädte existierten in römischer Zeit mehrfach. Alexandria, Antiochia, Karthago, Aquileia und einige kleinasiatische Städte zählen dazu. Nur fehlt der lateinischen Sprache für genau diese besondere Siedlungskonzentration ein spezifisches Wort.

Die urbs Roma erreichte diese geforderte Qualität einer Großstadt nach dem Sieg über Hannibal, „als (…) verarmte Landbewohner nach Rom wanderten und die Zahl der Sklaven infolge der Kriege im griechischen Osten stark anwuchs. Die Stadt Rom vollzog im 2. Jahrhundert den entscheidenden Schritt zur Großstadt mit den entsprechenden Wohnungs- und Versorgungsproblemen.“96

Rom gilt ab diesem Zeitpunkt als die prototypische Großstadt der römischen Antike, deren Strahlkraft weit über ein näheres Umland und bis in die Gegenwart hinein reicht. Anstelle einer ausführlichen Begründung, wieso das Toponym Roma daher als Kernwort für eine Großstadt gewertet werden kann,97 seien nur einige Superlative kurz vor Augen geführt: Rom war bis zur Gründung von Konstanti-nopel (330 n. Chr.) das wichtigste Zentrum des Imperium Romanum. Bereits die augusteische Metropole hatte den Status einer Millionenstadt erreicht und sollte diesen für mehrere Jahrhunderte behalten. Als Lebensraum für Menschen unter-schiedlicher Herkunft bot sie trotz oder gerade wegen ihrer „bis zum 19. Jh. ein-maligen Bevölkerungskonzentration“98 viele Lebenschancen für unterschiedliche

95 Vgl. Kolb (2005), 15. Diese statistische Größe entspricht auch der einer modernen Großstadt, vgl. Pfeil (21972), 4 f. Trotz aller Kritik an einer vorrangig statistischen Definition (ebd., 6), ist man der Meinung: „Mit der Größe ändert sich die Struktur, sie hat nicht nur einen relativen, sondern einen absoluten Wert. Wie in der gesamten Lebenswelt gibt es auch in den mensch-lichen Ballungen Stellen, wo Quantität umschlägt in Qualität. Bei einer Größe von 100 000 Ein-wohnern beginnt die Unübersichtlichkeit eines Gemeinwesens: Seine Verhältnisse sind nicht mehr durch den bloßen Augenschein beurteilbar, seine Verwaltung bedarf der Statistik“ (ebd., 5 f.). Strukturveränderungen ergäben sich auch bei weiterer Zunahme der Bevölkerung, so sei bei modernen Millionenstädten eine „Orientierung auf einen Kern nicht mehr möglich, die Städte dieser Größenordnung werden multinuklear“ (ebd., 6).

96 Kolb (2005), 156. Gegen diese These vgl. Willem Jongman, Slavery and the growth of Rome.

The transformation of Italy in the second and first centuries bce, in: Edwards/Woolf (2003), 100-122. Er ist der Ansicht, dass für den enormen Zuzug zum einen die Attraktivität der Groß-stadt eine wesentliche Triebfeder darstellte, zum anderen der enorme Bedarf an Sklaven dafür verantwortlich war.

97 Eine ausführliche und anschauliche Stadtgeschichte Roms bietet Kolb (22002).

98 Jongman (2001), Sp. 1078.

Berufsgruppen. Zu den wichtigen Wirtschaftszweigen in der Stadt zählte das Bauwesen, denn die Stadt erfreute sich einer öffentlichen Bautätigkeit, die an Ausmaß und großzügiger Förderung durch die Herrscher „nie zuvor und in Eu-ropa bis zur Industrialisierung nicht mehr erreicht worden ist“99 und zu einer lü-ckenlosen Bebauung des Stadtgebietes führte.

Aufgrund der Größe des Siedlungsareals wurde aus administrativen Überlegungen heraus unter Augustus die Stadt in 14 Regionen unterteilt, deren innerstädtische Grenzen Hauptverkehrswege, der Tiber, aber auch ehemalige Mauerverläufe bil-deten. Zentraler Verkehrsknotenpunkt blieb die Senke des Forum Romanums.

Hier gingen sternförmig die Hauptstraßen ab, die außerhalb des Stadtgebietes in Überlandstraßen übergingen.100 Eine Mauer, die das gesamte Areal umschloss, existierte nicht: Rom war in diesem Sinne eine offene Stadt mit einer ausgeprägten Peripherie. Dionysios von Halikarnassos sieht sich bereits in augusteischer Zeit nicht in der Lage, eine Grenze der Stadt anzugeben: „Wenn jemand, mit Blick auf diese (um Rom gelegenen) Siedlungsplätze, die Größe Roms ermessen will, so wird er sich verloren fühlen und keinen sicheren Anhaltspunkt in Händen halten, der ihm erlauben würde zu bestimmen, bis wohin Rom sich noch als Stadt er-streckt und von wo es aufhört, eine Stadt zu sein; so sehr sind städtischer und ländlicher Siedlungsbereich ineinander verwoben und bietet sich dem Betrachter der Eindruck einer sich ins Unendliche ausdehnenden Stadt dar.“101 Rom war mithin auch für antike Verhältnisse eine ungeheuer große Stadt, zudem ein politi-sches und religiöses Zentrum eines gewaltigen Reiches.

Eine kontextlose, separate Verwendung von urbs oder eine in der Verbindung mit einem anderen Toponym muss nicht eine Großstadt bezeichnen. In der engen Verzahnung mit dem Toponym Roma oder ggf. dem einer anderen, anerkannt

99 Jongman (2001), Sp. 1080. Die rege Bautätigkeit ging nicht ausschließlich vom Kaiser aus, wurde aber von ihm gefördert. Zur öffentlichen Bautätigkeit gehörten Aquädukte, Tempelanlagen, Fo-ra, Thermen unter Nero, Titus, Trajan, Gebäude, die der Unterhaltung dienten wie ein Circus unter Caligula, ein hölzernes Amphitheater unter Nero, das Kolosseum unter Vespasian. Natür-lich war auch die Bereitstellung von genügend Wohnraum durch den Bau von mehrstöckigen Wohnhäusern von Anfang an ein wichtiges Projekt.

100 Entgegen der antiken Vorliebe für orthogonalen Straßenbau behielten viele Stadtteile Roms ihren unregelmäßigen, verwinkelten Straßenverlauf. Nur wenige innerstädtische Straßen waren für den Wagenverkehr geeignet, zu den Tagesstunden waren sie für diesen gesperrt. Die breites-ten Straßen Roms maßen 6-7 m. Kolb (22002), 415 und 417. Zum Folgenden vgl. ebd., 409-425.

101 Dion. Halik. 4, 13, 4-5. Übersetzung Kolb (22002), 309. Ausführlich zum Umland ebd., 309-316.

Kolb zählt einen Umkreis von 20 km zum Einzugsgebiet Roms. Vgl. die Definition des Stadtge-bietes in der juristischen Terminologie der continentia, die das Gebiet einer zusammenhängenden städtischen Bebauung meint. Vgl. dazu Kolb (22002), 406-409. Zur Bebauung in der Kaiserzeit vgl. ebd., 409-425. Sobald man die genaue geographische Ausdehnung und Bevölkerungsdichte dieser Großstadt berechnen will, verkomplizieren sich die Dinge, die für die vorliegende Unter-suchung nach der literarisierten Darstellung allerdings zu vernachlässigen sind. Vgl. Kolb (22002), 400-409, 448-457.

großstädtischen Siedlung wächst der Bezeichnung urbs erst die Qualität eines Kernworts für Großstadt zu.102

Für die Textauswahl ist es sinnvoll, auf eine synonyme Verwendung von Roma und urbs zu achten. So kann wohl am ehesten sichergestellt werden, dass die im Text dargestellten räumlichen Eigenschaften ein einheitliches Raumschema103 meinen, gleichzeitig aber ein erzählerischer Gestaltungsspielraum in seiner Breite erfasst wird.

Welche typischen Teilelemente und topographischen Merk- und Wahrzei-chen über die Gattungsbezeichnung urbs und das Toponym Roma hinaus als Indi-zien für den Einzug einer Großstadt in den literarischen Text dienen können, wur-de durch die vorangehenwur-den Ausführungen schon implizit beantwortet. Als spezifi-sche Eigenschaften einer antiken Großstadt galten ihre besondere horizontale Aus-dehnung und eine hohe Besiedlungsdichte. Diese besondere AusAus-dehnung eines großstädtischen Siedlungsareals machte Zentrum und Peripherie unterscheid-bar.104 Aus administrativen Gründen wurde das großstädtische Areal in verschie-dene Viertel unterteilt.105 Eine antike Großstadt war durch Häuserfronten und -blöcke, durch Haupt- und Nebenstraßen geprägt und wies eine differenzierte Bausubstanz auf. Gerade die variantenreiche Bausubstanz gilt in der althistorischen Forschung als ein städtisches Charakteristikum und könnte somit auch in literari-schen Texten als wichtiger Baustein einer Isotopie fungieren.106 In der römischen

102 Der Begriff urbs tritt häufig in Verbindungen wie urbs Roma und Romana urbs auf, er wird sogar synonym – also ohne jeglichen Zusatz – für das Toponym Roma verwendet, wie Quintilian be-zeugt: ut ‚urbem‘ Romam accipimus (…), cum sint urbes aliae quoque (…). Quint. inst. 8, 2, 8. Vgl. auch Quint. inst. 6, 3, 103 und die wohl weniger im alltäglichen, aber im literarischen Zusammenhang gebrauchte Zählung: ab urbe condita. Vgl. dagegen Cic. Brut. 18, 72 post Romam conditam. OLD (1992), 2105 differenziert unter dem Lemma urbs ebenfalls die spezielle Bedeutung: „the city of Rome“. Georges (1969), Bd. 2, 3313, s.v. urbs B) 1) „die Stadt Rom (…) als Hauptstadt und Mit-telpunkt des römischen Reiches“. Diese spezifische Verwendung von urbs wird in den Textaus-gaben bisweilen durch die Großschreibung (Urbs) kenntlich gemacht. Rom gilt als die bedeu-tendste urbs ihrer Art, was Niederschlag auch in einer Formulierung wie urbs urbium findet.

103 Vgl. Dennerlein (2009), 240.

104 Die Peripherie einer städtischen Siedlung bildeten Friedhöfe, spezielle Werkstätten und Stadtvil-len (villae urbanae). Im Umkreis von einigen Kilometern standen außerhalb der Stadt die villae rusticae und einige Tempel. Im Zentrum einer Stadt befand sich meist das Forum. Vgl. Vitr. 1, 7, 1. Es war von einer Säulenhalle umgeben, wichtige öffentliche Gebäude befanden sich dort, Eh-renstatuen, Tempel der wichtigsten Gottheiten, Basiliken und in der Nähe ein spezieller Ver-kaufsmarkt und Lagerhallen. Vgl. Kolb (2005), 192 f., 253. Vgl. dagegen Vitr. ebd., der vor-schlägt, die wichtigsten Tempel auf der höchstgelegenen Stelle der Siedlung zu errichten.

105 Bei einer in der Regel sehr heterogenen Bevölkerungsstruktur waren die Viertel einer antiken Stadt nicht bestimmten ethnischen Gruppen oder sozialen Bevölkerungsschichten zugewiesen oder durch Mauern o. ä. voneinander getrennt. (Eine Ausnahme bildete hier Alexandria.) Die Viertel waren vielmehr nach Funktionen wie Wohnviertel, Gewerbeviertel, administrativ-sakrales Viertel (Tempel, Amtsgebäude) unterteilt. Vgl. Kolb (2005), 264 und 267.

106 Vgl. im Folgenden Kolb (2005), 192-194.

Antike assoziierte man mit einer Stadt Aquädukte, Amphitheater, Thermen, Latri-nen, Brunnenhäuser, Basiliken, Säulenhallen, Bibliotheken, Märkte, Fora mit zahl-reichen öffentlichen Gebäuden und Ehrenstatuen, Tempeln und Befestigungs-mauern.107 Ein weitverzweigtes Straßennetz prägte das Stadtbild und große Ver-kehrsachsen teilten einzelne Viertel voneinander.108 Keines dieser Bauwerke ist einzeln betrachtet ein ausgewiesen städtisches Element. Auch in kleineren Sied-lungen wurden bisweilen Fora, Säulenhallen, Thermen oder Theater gebaut. Allein Größenunterschiede und eben „die Anhäufung der (…) Bauten an einem Ort [war]

Städten vorbehalten.“109 Dies trifft wohl auch für heutige Teilelemente einer Stadt zu. Die städtischsten Bauwerke der römischen Antike waren Kolb (2005) zufolge Bibliotheken, Amphitheater und der Circus, die „wegen ihrer gewaltigen Größe zu aufwändig für eine durchschnittliche civitas“110 waren und daher meist nur in den Provinzhauptstädten errichtet wurden.

Neben den typischen Teilelementen einer Großstadt gab es in Rom zahlreiche topographische Merk- und Wahrzeichen. Die Lage der Metropole zwischen den Hügeln und dem Fluss Tiber war bereits von dem natürlichen Siedlungsareal her markant. Neben den Naturbesonderheiten bot Rom auch an Bauwerken genü-gend Wahrzeichen, die in literarischen Texten als Metonyme für die Metropole verwandt werden konnten.

2.1.2 Die Verwendung von urbs und Roma in der römischen Dichtung