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Qualitätssprung. Die große Stadt – Die Großstadt

3 Der literarische Raum Großstadt in der augusteischen und

3.3 Formen der Ausdehnung. Die Größe einer literarischen

3.3.3 Qualitätssprung. Die große Stadt – Die Großstadt

Im Zeitkorsett sich täglich wiederholender Abläufe sind die Figuren in unter-schiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs. Das zeitige Aufstehen394 und das zügi-ge Tempo einizügi-ger Figuren erklärt sich aus dem Gefühl, bei dem Alltagszügi-geschehen einem Konkurrenzdruck ausgesetzt zu sein.

In der erste Ekloge Vergils versucht ein Hirte namens Tityrus die Unterschiede zwischen der urbs Roma und den ihm bekannten Landstädten mit einem Größen-vergleich zu beschreiben.

Vrbem quam dicunt Romam, Meliboee, putaui 20 stultus ego huic nostrae similem, quo saepe solemus

pastores ouium teneros depellere fetus.

sic canibus catulos similis, sic matribus haedos noram, sic paruis componere magna solebam.

uerum haec tantum alias inter caput extulit urbes 25 quantum lenta solent inter uiburna cupressi.399

Der erste Vergleichsgegenstand entstammt dem Bereich der Fauna. Diese Anlage des Vergleichs zwischen Jungtieren und ausgewachsenen Tieren hat sich jedoch laut Tityrus zur Veranschaulichung des Unterschieds zwischen der urbs Roma und einer urbs nostra als wenig geeignet erwiesen. Die urbs Roma ist keiner Stadt ähnlich, sie erhebt ihr caput400 über andere Städte, wie eine schlanke Zypresse ihre Baum-krone über vor sich hin kriechende Wandelröschen.401 Der Hirte bringt mit die-sem Vergleich zum Ausdruck, dass natürliche Maßstäbe eines Vergleiches zwi-schen Groß und Klein in Bezug auf die urbs Roma nicht funktionieren. Rom ist nicht nur eine größere Stadt als die Städte, die er als Bewohner einer ländlichen Welt, aber mit Kontakt zu nahen Landstädten, im Kopf hat (sic paruis componere magna solebam, v. 23). Diese urbs sprengt vielmehr die vorher bekannten Maßstäbe.

Sie ist nicht nur eine andere größere Stadt, sondern von anderer Art. Es ist der Sprung von der Quantität in eine andere Qualität, die sich in der Bewunderung des Tityrus ausdrückt.402 Eine weitergehende Beschreibung dieser Stadterfahrung, die sich aus eigenem Erleben speist, ist innerhalb der eng gesetzten Gattungs-konventionen der Bukolik nicht vorgesehen.

Selbstverständlich sind die hier kommunizierten räumlichen Vergleiche funktio-nalisiert. Wird die urbs Roma mit dem Vergleich aus dem Bereich der Flora nicht auf einer flächigen, sondern vertikalen Achse mit anderen Städten verglichen, geht es wohl nicht darum auszudrücken, dass Rom höher als andere Städte gebaut ist,

Imperium Romanum. Vgl. Schöffel (2002), 474. Mart. 7, 96, 2: cui genus et nomen maxima Roma dedit.

399 Verg. ecl. 1, 19-25.

400 Die Wortgruppe caput extollere ist anspielungsreich. In Beziehung zum ländlichen Schauplatz ist mit caput sicher ‚Wipfel‘ gemeint.

401 Vgl. Clausen (1994), 43.

402 Wenn er auch ein Mensch des Landes bleibt und dahin zurückgekehrt ist, hat er die Anders-artigkeit dieser Großstadt nicht als beängstigende Verunsicherung der eigenen Welt erlebt, son-dern durch einen Wissenszuwachs (stultus putavi) seine gewohnte Vorstellungen überwunden (solebam,/ verum …).

sondern die Herausarbeitung der vertikalen Achse dient der Charakterisierung einer räumlichen Umgebung eines hierarchisch höherstehenden Gott-Herrschers, den der Hirte dort getroffen hat.403

Ein naheliegender Kunstgriff, eine gegenwärtige enorme Ausdehnung einer Groß-stadt zu veranschaulichen, wäre ein Vergleich mit ihren einstigen Ausmaßen. Auch derartige Vergleiche finden sich vielfach in der Dichtung der augusteischen Lite-ratur.

Mit einem Vergleich zwischen dem Schauplatz und einem zeitlich getrennten Fernraum (temporally distant frame), der das Areal in den Anfängen der Siedlung darstellt, beginnt die Elegie 4, 1 des Properz.

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‚hoc quodcumque uides, hospes, qua[m] maxima Roma est, ante Phrygem Aenean collis et herba fuit;

atque ubi Nauali stant sacra Palatia Phoebo, Euandri profugae concubuere boues.

fictilibus creuere deis haec aurea templa, nec fuit opprobrio facta sine arte casa;

Tarpeiusque pater nuda de rupe tonabat et Tiberis nostris aduena bubus erat.

qua gradibus domus ista Remi se sustulit, olim

403 Die Frage nach dem Wesen des Gottes beantwortet Tityrus mit einem Verweis auf die Wir-kungsstätte des Gottes. Vgl. Verg. ecl. 1, 18: sed tamen iste deus qui sit, da, Tityre, nobis. Die Formu-lierung in Verg. ecl. 1, 26: Et quae tanta fuit Romam tibi causa uidendi? setzt wiederum Gott und Stadt gleich, denn Tityrus berichtet über seine Vorhaben in der Stadt und schließt damit die ‚ab-weichende‘ Beantwortung der Frage nach dem Gott. Vgl. Servius zu Vers 19: VRBEM QVAM DICVNT ROMAM quaeritur, cur de Caesare interrogatus, Romam describat. et aut simplicitate utitur rustica, ut ordinem narrationis plenum non teneat, sed per longas ambages ad interrogata descendat: aut certe quia nullus, qui continetur, est sine ea re, quae continet, nec potest ulla persona esse sine loco: unde necesse habuit interrogatus de Caesare locum describere, in quo eum viderat. Die Stadt Rom wird mit einseitig positiven semantischen Wertungen wie Freiheit (vgl. Verg. ecl. 1, 27), Gottgegenwärtigkeit (vgl. Verg. ecl.

1, 40 f.: licebat/ nec tam praesentis alibi cognoscere divos. und 42 f.) und Gnade (vgl. Verg. ecl. 1, 44 f.) in Zusammenhang gebracht. Hierin unterscheidet sich die Darstellung der Stadt Rom von ande-ren städtischen Siedlungen, die den Hirten jeweils bekannt sind: nicht nur in Größe und Bedeu-tung, sondern auch in der ihr entgegengebrachten Wertschätzung. Vgl. auch Coleman (1977), 77:

solemus (20) (…) solebam (23) (…) solent (25) „emphasize by contrast the uniqueness of Rome.“

Dagegen Skoie (2006), 305. Ihr Ziel ist es, ausgehend von der Dichotomie Stadt-Land aufzuzei-gen, dass die Stadt in den Eklogen keine simple Negativfolie zum Land ist. Damit trifft sie sicher einen wichtigen Punkt, differenziert aber m. E. nicht ausreichend zwischen der besonders positi-ven Konnotation Roms und der anderer Städte. Skoie verallgemeinert ebenso, dass Städte sich durchaus in Sichtweite der Hirten befinden, es verbindende Wege gebe usw. Diese relative Ent-fernung trifft auf die nicht namentlich genannten Städte zu, in Bezug auf Rom aber wird gerade die lange Abwesenheit betont. Die Abwesenheit des Tityrus versetzt die Umgebung in Trauer, vgl. Verg. ecl. 1, 38 f.: ipsae te, Tityre, pinus,/ ipsi te fontes, ipsa haec arbusta uocabant. Zur Unverein-barkeit der Gattung Bukolik und der Beschreibung der Stadt vgl. Calp. ecl. 7.

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unus erat fratrum maxima regna focus.

Curia, praetexto quae nunc nitet alta senatu, pellitos habuit, rustica corda, Patres.

bucina cogebat priscos ad uerba Quiritis:

centum illi in prato saepe senatus erat.

nec sinuosa cauo pendebant uela theatro, pulpita sollemnis non oluere crocos.404

Mit einer expliziten Referenz bezeichnet der Sprecher in Properzens Elegie 4, 1 den vor ihm liegenden literarischen Raum als Roma und weist einen Fremden (hospes, v. 1) auf Veränderungen im Stadtbild hin.405 Rom ist im Auge des heutigen Betrachters, des Sprechers wie des hospes, eine besondere, eine besonders große Stadt. Vor der Ankunft des Aeneas, so erklärt der historisch Versierte, war hier vieles anders, sah man eine Landschaft aus Hügeln und Gras. Der gegenwärtige Anblick der Stadt verrät nichts mehr von den Anfängen der Siedlung: Auf die heutige Bebauung wird in den Bereichen des Palatin, des tarpejischen Felsens und des Forums verwiesen. Auf eine räumliche Vergrößerung wird – akzentuiert auch auf vertikaler Achse – im Zusammenhang mit dem Eigenort der Hütte des Romu-lus insistiert (gradibus domus ista … se sustulit, olim/ unus erat … maxima regna focus, v.

9 f.), wohl aber auch in Bezug auf eine Expansion des städtischen Areals (Tiberis

… aduena erat, v. 8).406

Neben dem flächigen Ausbau weist der Sprecher auf visuelle Veränderungen ein-zelner Bereiche hin: goldene Tempel statt tönerne Götterbilder, eine von den Togen strahlende Curie statt bäuerlicher Fellumhänge der Senatoren, Sonnensegel für das Theater. Ebenfalls weist er auf eine akustische als auch eine olfaktorische Veränderung hin: Das Horn ruft heutzutage nicht mehr zur Versammlung und die Bühne des Theaters riecht nach Safran.

404 Prop. 4, 1, 1-16.

405 Vgl. Rea (2007), 103-123, bes. 106-113. Stahl (1985), 255 nennt als Standort den Palatin: „placing him on the Palatine Hill, i.e., on the site of Augustus’ residence – the viewpoint of Augustus in the most literal way – not far from the Temple of the Actian Apollo celebrated in 4.6.“ Vgl. da-gegen Schmitzer (2001), 526: „Properz evoziert in der Tat auf den ersten Blick die Atmosphäre einer Fremdenführung, (…) aber daraus ergibt sich weder die Abfolge eines Rundgangs noch ein Standpunkt für den Panoramablick.“

406 Diese Textpassage ist in ihrer Bedeutung umstritten, vgl. ausführlich dazu Hutchinson (2006), 63. Die neue Textausgabe von Heyworth (2007) emendiert: Tiberis nostris aduena murus erat. Hin-sichtlich der Raumgestaltung fällt eher die Privilegierung einer vertikalen Achse auf. In der Ge-genüberstellung von früher und jetzt, werden in dieser Passage der Gegenwart vorrangig räum-lich aufstrebende Bewegungen (creuere, se sustulit) resp. höherliegende Bereiche zugeordnet.

(Schilderungen der Gegenwart: v. 5: fictilibus creuere deis haec aurea templa; v. 9: qua gradibus domus ista Remi se sustulit olim; v. 11: Curia, praetexto quae nunc nitet alta senatu.; Vergleich Gegenwart und gangenheit: v. 3 f.: atque ubi Nauali stant sacra Palatia Phoebo,/ Euandri profugae concubuere boues.; Ver-gangenheit: v. 7: Tarpeiusque pater nuda de rupe tonabat.

In der aparten Kombination visueller, akustischer und olfaktorischer Sinnlichkeit wird dem Fremden der Schauplatz Großstadt als Ort des Neuen anhand der Ver-änderung typischer römischer „Erinnerungsorte“407 vor Augen geführt. Durch den Kontrast mit einer Vergangenheit – aus der im visuellen Gedächtnis vor allem Rinder, Gras, Hügel und bescheidene Bauten verankert sind – gewinnt in dieser Elegie der moderne Mythos der urbs Roma an ästhetischer Strahlkraft: Durch die vergleichende Aufzählung verschiedener Teilelemente entsteht der Eindruck einer nun geordneten Bebauung. Verleihen diese zahlreichen Tempel und vor allem die Theater dem Raum auch einen städtischen Charakter, so ist in dieser Elegie die Gestaltung der urbs Roma als eine sakrale Landschaft vorherrschend.408

In Fall der Elegie 4, 1 handelt es sich um einen für seine Gegenwart begeisterten Betrachter,409 der die Erinnerung an eine Vergangenheit als Kontrast für die enor-men Errungenschaften der Gegenwart nutzt. Herausgestellt wird vor allem die visuelle Veränderung der Großstadt, ihr Ausbau, Umbau und Glanz. Diese Affir-mation des Modernisierungsprozesses und der Zugewinn für die Wahrnehmungs-sensibilität werden aber nicht in einem Vergleich mit einer jüngeren Vergangen-heit präsentiert, sondern mit dem zeitlich zur Gegenwart wohl am weitesten ge-trennten Fernraum (temporally distant frame), dem schlichten Gelände in seinen länd-lich-bukolischen Anfängen. Einen geeigneten Vergleichspunkt, um eine besondere Ausdehnung einer Siedlung zu veranschaulichen, bietet dieser Zeitpunkt der räumlichen Kontrastierung daher kaum.410

In der Elegie Tibulls 2, 5 stellt der Sprecher ebenfalls in einer Retrospektive die ursprüngliche arkadische Umgebung des Siedlungsgebietes vor.411 Diese

407 Vgl. zu stadtrömischen „Erinnerungsorten“ ausführlich Edwards (1996), 41 f. Die Bedeutung für die römische Identität unterstreicht auch Welch (2005), 23, zur Identifizierung der Merkzei-chen in der stadtrömisMerkzei-chen Topographie vgl. ebd., 169. Zur Rezeption dieser memorialen Wahr-nehmung in der Neuzeit vgl. Vout (2007), 304 f. Zum Begriff Erinnerungsorte vgl. Nünning (42008), 385.

408 Vgl. Hutchinson (2006), 64: „dominating theme of religion“.

409 Im ersten Teil fehlen gegenwartskritische Betrachtungen oder Themen des Niedergangs. Rea (2007), 106-109 legt Anspielungen auf eine gewaltsame Vergangenheit in dieser und der folgen-den (Prop. 4, 1, 11-38; dazu ebd., 111-113) Passage offen, deutet dies als eine Darstellung einer bis in die Gegenwart des Properz reichenden Kontinuität. Vgl. auch Glaser (2005). Zur Mehr-stimmigkeit in der Elegie 4, 1 – besonders durch die später eingeführte Figur des Horos – vgl.

Welch (2005), 19-34.

410 Vgl. dagegen Stahl (1985), 255: „(…) the huge contemporary city (maxima Roma) (…).“ Das Attribut maxima wird aber in relativ kurzem Abstand sowohl der Roma (v. 1) als auch den regna des Romulus (v. 10) zugeschrieben.

411 Vgl. Tib. 2, 5, 23-34. Folgende räumliche Gegebenheiten werden selektiert: Romulus aeternae nondum firmaverat urbis/ Moenia, (…),/ Sed tunc pascebant herbosa Palatia vaccae/ Et stabant humiles in Iovis arce casae./ (…) illic suberat Pan ilicis umbrae/(…) / Pendebatque (…) in arbore (…)/ (…) fistula (…)/ At qua Velabri regio patet, ire solebat/ (…) per vada linter aqua. Außer den moenia urbis tauchen keine städtischen Teilelemente in dieser Passage auf. Allein die beiden Eigennamen verweisen

sche Umgebung wird zum zeitweiligen Schauplatz der Elegie. In der Prophezeiung einer Seherin wird von diesem Schauplatz aus auf die ausnehmende Größe der künftigen Siedlung hingewiesen:

55 Carpite nunc, tauri, de septem montibus herbas, Dum licet: hic magnae iam locus urbis erit.412

Auf dem Weideland, den sieben Hügeln, und damit dem Nahrungslieferant der Tiere wird der Prophezeiung zufolge nicht nur die künftige Siedlung einer urbs entstehen, sondern einer magna urbs, einer besonders großen Stadt.413 Diese enor-me Entwicklung wird nicht in Form eines zeitlichen Rückgriffs dargestellt, son-dern in Form einer prophetischen Vorhersage, die sich an eine indigene Tierwelt, nämlich Rinder in bukolisch-bäuerlicher Umgebung, richtet.414 Die große urbs Roma ist erst eine künftige Siedlung, ein noch nicht bestehender Raum (non-factual frame). Das Siedlungsareal wird sich auf einem Gebiet von sieben Hügeln erstre-cken.415 Die Größe, die die spätere Großstadt erhalten soll, zeichnet sich in dieser Elegie aber in erster Linie durch eine göttliche Vorsehung aus und – wie der Fort-gang der Elegie hervorhebt – durch ihre Bedeutung als Herrscherin über eine urbar gemachte Welt.416 Die Größe der literarischen urbs Roma bezieht sich dem-zufolge ebenfalls nicht eindeutig auf eine konkrete räumliche Ausdehnung einer städtischen Siedlung, sondern auf ihre Bedeutung als Hauptstadt eines gewaltigen Reiches.

auf größere Bereiche innerhalb des städtischen Areals der urbs Roma. Der Vergleich einer Ge-genwart im Kontrast zu einer weit zurückliegenden vorwiegend bukolisch gestalteten Vergan-genheit findet sich gelegentlich in der augusteischen Dichtung. Vgl. Ov. fast. 6, 395-416.

412 Tib. 2, 5, 55 f.

413 Vgl. Murgatroyd (1994), 202: „Magnae here encompass any or all of the following: ‚large in size‘,

‚of importance/consequence‘, ‚famous‘, ‚powerful‘, ‚splendid‘, ‚outstanding‘, and ‚proud‘.“

414 Die Apostrophe an Rinder, in der sie zudem dazu angetrieben werden, den ihnen verbleibenden Zeitraum noch zum Weiden zu nutzen (dum licet, v. 56.), wirken im Hinblick auf die anvisierte Zeitspanne übertrieben und sind womöglich als ein Indiz für Ironie zu werten.

415 In der Elegie überwiegt die Schilderung des Siedlungsplatzes von Rom, bevor Aeneas dorthin kam. Vgl. Tib. 2, 5, 23-38. Motivisch verwandt sind Prop. 4, 1 und Tib. 2, 5, 1-18 mit Verg. Aen.

8, 306-368. Zu Vergil, Properz vgl. Weeber (1978), Edwards (1996), 31-43 und Rea (2007), 105 f.; zu Tibull und Vergil vgl. Rea (2007), 85-102; zu Vergil und Ov. trist. 3, 1 vgl. Edwards (1996), 120. In der Tat teilen sie Referenzen auf wichtige Merk- und Wahrzeichen auf die urbs Roma. Es fehlt bei Tibull und Properz jedoch jeglicher Hinweis auf eine Bewegung durch das Gelände, weswegen Begriffe wie Stadtführung oder tour für diese Beispiele unzutreffend sind.

Vgl. Amann (2006), 134: „poetischer Stadtrundgang“; Rea (2007), 105: „a visitor to Rome is giv-en a monumgiv-ental tour of the city“. Vgl. aber auch Ov. fast. 5, 93 f.: hic, ubi nunc Roma est, orbis caput, arbor et herbae/ et paucae pecudes et casa rara fuit, der im Zusammenhang mit den Unterschie-den einer Gegenwart und Vergangenheit das gegenwärtige Rom in seiner Bedeutung hervorhebt.

416 Vgl. Tib. 2, 5, 57 f.: Roma, tuum nomen terris fatale regendis,/ Qua sua de caelo prospicit arva Ceres, (…).

Für die Ausgestaltung einer räumlichen Ausdehnung der literarischen urbs Roma erweisen sich die Passagen, in denen eine maxima urbs mit zeitlichen oder räumli-chen Kontrasträumen vergliräumli-chen wird, bemerkenswerter Weise gerade als wenig aussagekräftig. Die hier explizite lexikalische Dimensionierung einer Größe Roms wie auch die ihrer Bauwerke beschreibt nicht die Physis eines konkreten Raumes, sondern gehört in ein elaboriertes symbolisches Netzwerk, mit dem auf Strukturen einer gesellschaftlichen Ordnung für die Stadt oder das Imperium verwiesen wird.417