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In den Anholter Akten, insbesondere in den Arzneimittelrezepten, befinden sich auch die nicht volumen- oder gewichtsmäßig exakt definierten Maßeinheiten Löffel, Prise, Messerspitze, Handvoll und sogar Schröpfkopf oder sonstige, vergleichende Mengenangaben wie haselnussgroß. Für einige konnten ungefähre Anhaltswerte gefunden werden:

1 Esslöffel = 15 ccm

1 Kaffee- oder Teelöffel = 5 ccm (ein gestrichener TL = ca. 3 g Salz oder Zucker, ca. 1,5 g Pflanzenpulver, ca. 1 g Teeblätter usw.)

1 Messerspitze = 0,5 – 1 ccm (Hunnius 1966, S. 806).

Strohmengen wurden auch in Bunden oder Fimmen angegeben, wobei galt:

1 Fimm (vimme) = 100 Bund Stroh.

2.1.6 Zahlungsmittel

In der Herrlichkeit Anholt wurden im 18. Jahrhundert als Münzen am häufigsten verwendet (in Klammern die niederländischen Synonyma): Taler (Daalder), Reichstaler (Rijksdaalder), Stüber (Stuiver), Écu, Sou oder Sol, Louis d’or, Pistole und Gulden. Seltener wurde in den Rechnungen mit Florin, Dukaten oder Karolin gerechnet, während Kronentaler, Kreuzer, Schilling, Heller und Pfennig nur ausnahmsweise erwähnt wurden. Einige Währungen wurden mit Adjektiven versehen, die auf ihre Herkunft hindeuten, insbesondere „Dalers Cleefs“, also Klevische Taler, und „Stuiver Cleefs“, aber auch holländische Gulden und Stüber,

„Ecus de Cleves“, holländische Dukaten, brabantische Gulden, brabantische Stüber und Klever Reichstaler sind hin und wieder zu lesen. Die Herren von Anholt besaßen

das Münzrecht und ließen bis ins 17. Jahrhundert u. a. Anholter Stüber und Kreuzer prägen. Im 18. Jahrhundert wurde dieses Recht jedoch verpachtet17.

Man kann davon ausgehen, dass in den Anholter Akten die Begriffe Écus und Sous als Synonyma für die deutschen bzw. Klevischen Reichstaler und Stüber gebraucht werden, denn erstere werden in den französischen und letztere in den deutschen und niederländischen Texten erwähnt. Außerdem ist eine regelmäßige Verwendung französischer Währung in Anholt nicht anzunehmen18. Das gleiche gilt für die Rijksdaalder und Stuiver, sofern diese nicht ausdrücklich als holländische Währung ausgewiesen werden. Gulden könnten sowohl deutscher als auch niederländischer Herkunft gewesen sein, was jedoch für die Kaufkraft dieser Münzen unerheblich ist und daher an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden soll.

Ein Vergleich zwischen dem Kaufwert früherer Münzen und dem heutiger Währung ist nahezu unmöglich. Nicht nur Gewicht und Feingehalt der Münzen waren sehr unterschiedlich, sondern auch das Verhältnis der Münzen untereinander und das Wertverhältnis von Gold zu Silber wechselten, und darüber hinaus hatten Kriege, Seuchen, Missernten und ähnliches unkalkulierbare Teuerungen und Geldentwertungen zur Folge (Verdenhalven 1968, S. 6-7). Dennoch haben einige Autoren versucht, einen derartigen Vergleich anzustellen19. Sinnvoller als ein direkter Vergleich ist es jedoch, die Kaufkraft damaliger Zahlungsmittel mit Arbeitseinkommen sowie Nahrungsmitteln, Dienstleistungen, Kaufpreisen für verschiedene Waren, Tiere und ähnliches auf zeitgenössischer Basis in Beziehung zu setzen. Hierzu wird auf die einzelnen Kapitel verwiesen, in denen die Unterbringungskosten und Kaufpreise für Pferde (s. Kap. 4.1), die Futterkosten (s. Kap. 4.2) oder die jährlichen Einkünfte des Stallpersonals (s. Kap. 4.5) genannt werden. In den folgenden Ausführungen sollen vielmehr insbesondere die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Währungen, v.

a. im Hinblick auf ihre Herkunft und ihren Wert, herausgestellt werden. Da in den zahlreich vorhandenen Rechnungen aus den Marstallakten häufig mit mehreren Währungen gleichzeitig gerechnet wurde, ließen sich daraus eindeutige Wertverhältnisse zwischen den verwendeten Münzen ableiten. Diese werden im Kap.

2.1.6.2 angegeben.

2.1.6.1 Münzen

Der Taler wurde erstmals 1486 in Tirol geprägt, weil aufgrund mangelnder Goldvorräte Bedarf nach einer Silbermünze, deren Wert dem des Goldguldens entsprach, bestand. Diesem Beispiel folgten bald Kaiser Maximilian und viele andere Landesherren. Der Vorläufer des Talers wurde in Süddeutschland Guldiner und in Norddeutschland Guldengroschen genannt. Innerhalb weniger Jahre setzte sich dieser als Zahlungsmittel und neue Grundlage für eine Silberwährung durch. Der Name Taler geht zurück auf den seit etwa 1520 in Joachimstal (Böhmen) geprägten Guldengroschen, der eine besonders große Auflage hatte. Erst im Rahmen der Reichsmünzordnung 1566 wurde der Taler endgültig im Rau-20 und Feingewicht21

17 van Krugten, mdl. Mitt., 01.09.04.

18 van Krugten, mdl. Mitt., 08.07.05.

19 Beispielsweise entsprach ein Reichstaler aus dem Zeitraum von 1622 bis 1775 im Jahr 1982 der Kaufkraft von 62,57 bis 83,18 DM (von Hagen und Behr 1987, S. 112).

20 Das Rauhgewicht oder Schrot ist das Bruttogewicht einer Münze (Verdenhalven 1968, S. 13).

fixiert und in dieser Form als Reichstaler bis um 1750 beibehalten. In Deutschland bildeten sich neben dem Reichstaler zahlreiche variierende Talerfüße22 heraus. So entstanden im Laufe der Zeit Typ- und Währungsvarianten, die nach ihrem Wert oder Land, nach Form oder Anlass der Prägung benannt wurden (z. B. Kronentaler, s.

dort), Laubtaler, Konventionstaler u. a.). Als Fremdwort wurde Taler in viele Sprachen übernommen, z. B. Daalder in den Niederlanden. Andere Länder schufen für den Münztyp neue Namen, beispielsweise in Frankreich Écu blanc (s. dort), in den südlichen Niederlanden Dukaton und in Italien Scudo. Der Taler wurde die beliebteste und verbreitetste Münze aller Zeiten. In Deutschland wurde der Taler von den meisten Münzständen geprägt. (Verdenhalven 1968, S. 49-50, Klimpert 1972, S.

336-337, Kahnt und Knorr 1986, S. 308-309 und Kroha 1997, S. 456-457).

Der Reichstaler stellte den Taler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation dar und wurde mit dem Reichsmünzedikt von 1566 auf 68 Kreuzer festgelegt. Mit zeitlich und örtlich schwankender Bewertung kursierte er als Zahlungsmittel bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als Hauptwährungsmünze wurde der Reichstaler zur vorherrschenden Großsilbermünze im Römisch-Deutschen Reich und auch zum Vorbild ausländischer Talermünzen wie den Rijksdaalder (Kahnt und Knorr 1986, S.

250 und (Kroha 1997, S. 383).

Das Äquivalent zum deutschen Reichtaler war der Rijksdaalder in den Niederlanden, nachdem diese 1566 den Münzfuß des Deutschen Reichs übernommen hatten. Seit 1581 schlugen die meisten Provinzen und Städte Rijksdaalder nach diesem Fuß. Da der sog. Niederländische Rijksdaalder nach 1606 den Wert von 2 ½ Gulden besaß, ging sein Name ab 1659 auf den Silberdukaten zu 2 ½ Gulden oder 50 Stuivern über (Kahnt und Knorr 1986, S. 254 und Kroha 1997, S. 387).

Als Rechnungs- und Scheidemünze23 wurde in den Niederlanden der silberne Stuiver verwendet. Ursprünglich war er eine Groschenmünze der Grafen von Flandern in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, ehe er sich zur bestimmenden Münze der Niederlande entwickelte. Bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde er jedoch in den einzelnen Provinzen unterschiedlich bewertet. Erst nach Erringung der Unabhängigkeit 1579 wurde der Stuiver generell als der zwanzigste Teil eines Guldens gewertet. Auf einen Rijksdaalder kamen 50 Stuiver. Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts drang die Silbermünze in das Rheinland, in Westfalen und in Ostfriesland ein und wurde unter dem Namen Stüber oder Stüver nachgeprägt. Preußen prägte Stüber für seine Klevischen Besitzungen in der Zeit von 1751 bis 1764. Das Kurfürstentum Brandenburg schlug für seinen

21 Das Feingewicht ist das Nettogewicht einer Münze, also die Gewichtsmenge an Edelmetall. Das Verhältnis zwischen Fein- und Raugewicht wird Feingehalt oder Korn genannt (Verdenhalven 1968, S.

13).

22 Als Münzfuß bezeichnet man die gesetzliche Bestimmung über Schrot und Korn, also über Raugewicht und Feingehalt, bzw. über die Stückzahl der aus einer bestimmten Metallmenge zu prägenden Münzen (Verdenhalven 1968, S. 13).

23 Die Rechnungsmünze liegt dem Münzwesen eines Staates als Werteinheit zugrunde, ohne dass sie wirklich ausgeprägt wird. Sie stellt also nur ein fingiertes oder ideales Geld dar (Klimpert 1972, S.

286). Bei Scheidemünzen handelt es sich um kleine Münznominale, mit deren Hilfe sich Verkäufer und Käufer ohne Restschuld scheiden (verabschieden) können (Kahnt und Knorr 1986, S. 267). Ihr Nennwert wird deutlich höher angesetzt als ihr reiner Metallwert, da sie einem starken Verschleiß unterliegen und deshalb regelmäßig eingeschmolzen und umgeprägt werden müssen (Klimpert 1972, S. 303-304).

Märkischen Anteil v. a. Schillinge zu 6 Stüber. Ein Klever Reichstaler entsprach 60 Stübern (Kahnt und Knorr 1986, S. 303-305 und Kroha 1997, S. 451).

Die französische Talermünze war der Écu blanc, auch Écu d’argent oder Louis d’argent genannt, da er von vier Königen mit Namen Ludwig in Folge ausgegeben wurde. Im Jahr 1266 war der Écu unter Ludwig IX. ursprünglich als Goldmünze geschaffen worden, was ihm die Bezeichnung Écu d’or einbrachte. In verschiedenen Varianten geprägt, wurde dieser jedoch nur bis 1640 gemünzt und dann vom Louis d’or abgelöst. Der silberne Écu blanc wurde 1641 unter Ludwig XIII. eingeführt und kam in verschiedenen Typen mit unterschiedlichen Namenszusätzen, Gewichten und Feingehalten in Umlauf. Er wurde 1829 aus dem Verkehr gezogen (Klimpert 1972, S.

86, Kahnt und Knorr 1986, S. 79-80 und Kroha 1997, S. 132-133).

Der Sou, früher auch als Sol bezeichnet, war in Frankreich bereits seit der Karolingerzeit als Rechnungsmünze in Gebrauch, die dem deutschen Schilling entsprach, aber er wurde zuerst 1266 in der Form des sog. Gros tournois (Turnosegroschen) in Silber ausgeprägt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verfiel der Sou zur geringhaltigen Billonscheidemünze24 und wurde schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur reinen Kupfermünze (Kahnt und Knorr 1986, S. 287 und 289, und Kroha 1997, S. 433).

Als Goldmünze fand in Frankreich der Louis d’or Verwendung, der zuerst 1640 unter Ludwig XIII. gemünzt wurde. Sein Gewicht und Feingehalt und damit sein Wert wechselten im Laufe der Zeit. Von vielen deutschen Münzständen nachgeahmt, nannte man unzutreffend die verschiedenen deutschen oder dänischen Pistolen oder goldenen Fünftalerstücke, vorzugsweise die nicht-preußischen Stücke, Louis d’or. In vielen Typvarianten wurde er bis zur Französischen Revolution ausgeprägt (Klimpert 1972, S. 205, und Kahnt und Knorr 1986, S. 171).

Pistole war ursprünglich der Name des seit 1537 unter Karl V. ausgegebenen spanischen Doppelescudos, einer Goldmünze. Nach deren Vorbild schuf man in Frankreich 1640 den oben erwähnten Louis d’or. Die Pistole wurde im 18.

Jahrhundert auch von vielen deutschen Münzständen nachgeahmt. Diese Goldstücke wurden entweder mit demselben Namen, als Fünftalerstück oder als Louis d’or bezeichnet. In Anlehnung an diesen hießen die betreffenden Pistolen häufig wie der jeweilige regierende Fürst zuzüglich des Zusatzes „d’or“, z. B.

Friedrich d’or. In ihrem Wert waren diese Münzen nicht alle völlig gleich. Die Pistole wurde in Deutschland zur Hauptgoldmünze vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts. Sie hatte ihre Geltung in Norddeutschland mit Ausnahme Hamburgs und wurde bis 1847 ausgeprägt (Klimpert 1972, S. 276, Kahnt und Knorr 1986, S. 226-227, und Kroha 1997, S. 355).

Der Gulden (abgeleitet von „golden“) hat seinen Ursprung in der als Fiorino d’oro bezeichneten, erstmals 1252 ausgegebenen Goldmünze der Stadt Florenz, die in hohen Stückzahlen geschlagen wurde und sich als Handelsmünze v. a. nach Mitteleuropa ausbreitete. Sie wurde bald in vielen europäischen Staaten nachgeahmt. Obgleich der so entstandene Goldgulden zur verbreitetsten Goldmünze des späten Mittelalters avancierte, wurde er seit dem 17. Jahrhundert allmählich durch den Dukaten verdrängt. In der Mitte des 17. Jahrhunderts ging man zum

24 Als Billon wird eine Silberlegierung mit hohem Kupfer-, Zinn- oder Zinkgehalt bezeichnet (Duden 1994: Das Große Fremdwörterbuch. Stichwort „Billon“. Mannheim u. a.: Dudenverlag. S. 202).

Gulden als Silbermünze über. Er stellte lange Zeit in fast ganz Deutschland und in mehreren angrenzenden Ländern die am meisten verwendete Münze dar. Fast überall rechnete man drei Gulden auf zwei Taler. In den Niederlanden wurde der silberne Gulden unter Karl V. mit dem Carolus-Gulden zu 20 Stuiver geschaffen.

Diese Unterteilung des Guldens wurde bis 1816 beibehalten (Klimpert 1972, S. 138-139, Kahnt und Knorr 1986, S. 114-116, und Kroha 1997, S.197). In Anholt wurden holländische und rheinische Gulden verwendet.

Der Floren (frz. Florin) ist ein vom Fiorino abgeleiteter Münztyp, den es ab dem frühen 14. Jahrhundert in Deutschland gab. Dergleichen Münzen wurden bald auch von anderen Ländern geschlagen, z. B. als Florin d’or in Frankreich. Der Floren war der Vorgänger sowohl des Goldguldens des Mittelalters als auch des Guldens der neueren Zeit (s. o.). Die Goldmünze besaß ungefähr Dukatenwert. Auch der holländische Gulden wurde als Floren bezeichnet, was sich in der Abkürzung fl.

niederschlug (Klimpert 1972, S. 104-105, und Kroha 1997, S. 153).

Der Dukat gelangte aus Italien, wo er 1284 in Venedig als Goldmünze unter dem Namen Zecchino eingeführt wurde, in das Deutsche Reich und in andere Länder. Er entwickelte sich zur verbreitetsten europäischen Handelsmünze und wurde fast überall in Europa geprägt. Im Unterschied zum Goldgulden, der sich in seinem Wert immer weiter verschlechterte, erhielt er den Namen Dukaten. Ausgezeichnet durch seine Beständigkeit von Gewicht und Feingehalt, wurde er bald von allen deutschen Reichsständen geschlagen und 1559 in der Augsburger Reichsmünzordnung zur offiziellen Goldmünzeneinheit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erklärt. Er blieb bis 1857 deutsche Reichsmünze. Der Dukat ist nicht zu verwechseln mit dem Dukaton, einer talerförmigen Silbermünze, die das Silberäquivalent des goldenen Dukatens darstellte. Er wurde in den spanischen Niederlanden seit 1618 und in den Generalstaaten seit 1659 verwendet und besaß den Wert von drei Gulden. Nachdem die spanischen Niederlande 1700 an Habsburg gefallen waren, galt ein Dukaton im 18. Jahrhundert 60 Sols. Dort wurde er bis 1755 geprägt. Die nördlichen Niederlande münzten den Dukaton in Form des Zilveren Rijders bis 1792 (Klimpert 1972, S. 83-85, Kahnt und Knorr 1986, S. 77, und Kroha 1997, S. 128-129). Bei dem in den Anholter Akten erwähnten Dukaten handelt es sich jedoch vermutlich um die „echte“ Goldmünze.

Der Karolin wurde 1726 im Kurfürstentum Bayern als Goldmünze nach dem Vorbild des französischen Louis d’or eingeführt25. Als beliebte Handelsmünze wurde er von verschiedenen deutschen Münzherren nachgeschlagen. Nach dem Reichsmünztag von 1738 entsprach ein Karolin 8 Gulden 5 Kreuzern. Sein ursprünglicher Wert betrug jedoch laut Kahnt und Knorr 10 Gulden, und nach Klimpert war sein Handelswert etwa mit dem von 7 Talern zu vergleichen. Obgleich seine Prägung nur wenige Jahre dauerte, hielt der Karolin sich dennoch bis zum Ende des 18.

Jahrhunderts im Gebrauch (Klimpert 1972, S. 178, Kahnt und Knorr 1986, S. 138, und Kroha 1997, S. 232).

Seit 1755 prägte Österreich für die habsburgischen Niederlande eine silberne Talermünze namens Kronentaler. Später wurde sie auch von mehreren anderen süddeutschen Staaten unter verschiedenem Gepräge ausgemünzt. Ihr Wert entsprach 2,7 Gulden oder 2 Gulden 24 Kreuzer. Bis 1837 wurde der Kronentaler in

25 Nach Klimpert wurde der Karolin zuerst 1732 in der Pfalz geschlagen (1972, S. 178).

Süddeutschland geprägt (Klimpert 1972, S. 191, und Kahnt und Knorr 1986, S. 152-153). Er taucht nur einmal in den Marstallakten auf. Als der Stallmeister und Lieutnant Nözel im Jahr 1746 eine Reise nach Schwaben unternahm, musste er Kronentaler eintauschen, die in dieser Region verwendet wurden.

Der Kreuzer26 war ursprünglich eine kleine silberne Groschenmünze, die zuerst 1271 in Tirol geschlagen wurde und sich von da aus in fast ganz Deutschland und in der Schweiz ausbreitete. Um 1500 wurde die Kreuzerprägung von vielen deutschen Münzständen aufgenommen, auch im norddeutschen Raum. Der Kreuzer war überall da, wo es Guldenwährung gab, gebräuchliche Scheidemünze. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sanken die Kreuzer vieler Münzstände zur Billonmünze ab und wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts sogar zur Kupfermünze. Der Kreuzer wurde gewöhnlich geteilt in 4 Pfennig oder 8 Heller. Man unterschied zwischen leichten und schweren Kreuzern. Auf einen Gulden kamen 60 leichte oder 48 schwere Kreuzer, auf einen Reichstaler 90 leichte oder 72 schwere Kreuzer. Die süddeutschen Staaten prägten den Kreuzer bis zur Einführung der Markwährung 1871(Klimpert 1972, S. 189, Kahnt und Knorr 1986, S. 149-150, und Kroha 1997, S.

254).

Bereits unter den Karolingern war der Schilling (lat. solidus) als Rechnungsmünze in Gebrauch. Beginnend mit dem Gros Tournoise (Turnosegroschen), den König Ludwig IX. von Frankreich erstmals 1266 in Silber ausprägen ließ, wurde aus der Rechnungsmünze eine tatsächliche Handelsmünze, die auch nach Deutschland und in andere Länder wanderte, wo sie nachgeprägt und zum Vorbild für die deutschen Schillinge und Groschenmünzen wurde (s. dort). Seit dem 14. Jahrhundert bildeten sich territorial Schillingmünzen heraus, die nach sehr unterschiedlichen Münzfüßen und damit verschiedenem Wert geprägt wurden. So konnte man u. a. unterscheiden zwischen einem norddeutschen, einem preußischen, einem süddeutschen und einem westfälischen Schilling, wobei letzterer bereits im 16. Jahrhundert, in anderen Staaten erst später als Kupfermünze auftauchte. Ein Schilling war meist mit etwa 6 bis 8 Pfennigen gleichzusetzen. Der niederländische Schilling entsprach 6 Stuivern.

Durch den stetigen Wertverlust des Schillings gegenüber den Währungsmünzen Gulden und Taler wurde die Zahl der Schillinge, die einem Gulden oder Taler entsprachen, im Laufe der Zeit immer größer (Klimpert 1972, S. 305, Kahnt und Knorr 1986, S. 270, und Kroha 1997, S. 412-413). Der Schilling findet in den Anholter Marstallakten nur einmal Erwähnung, indem er als Trinkgeld gezahlt werden sollte.

Seit der Karolingerzeit wurde der Pfennig (lat. denarius) in weiten Teilen Europas als Silbermünze verwendet. Indem seit dem 13. Jahrhundert Groschen ebenfalls in Silber geprägt wurden und zudem Goldmünzen aufkamen, sank der Pfennig in den folgenden Jahrhunderten allmählich zur Scheidemünze herab, während die größeren Stücke an seiner Stelle zu Währungsmünzen wurden. Sein Wert variierte zeitlich und regional. Der Silberanteil wurde immer mehr verringert, und schon im 17.

Jahrhundert, in verschiedenen westfälischen Städten auch schon im 16. Jahrhundert, wurde er häufig in Kupfer ausgebracht. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Pfennig praktisch überall aus Kupfer geschlagen. Ein Reichstaler wurde in 24 gute Groschen oder 288 Pfennige geteilt. Der Pfennig konnte aber de facto in einem ganz anderen Verhältnis zum Taler stehen. In Preußen und den nach preußischen Münzfuß ausprägenden Staaten beispielsweise galt ein Taler 360

26 In der Herrlichkeit Anholt wurde der Kreuzer nur in der Bronckhorster Zeit, d. h. bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts verwendet (van Krugten, mdl. Mitt., 08.07.2005).

Pfennige (Klimpert 1972, S. 272, Kahnt und Knorr 1986, S. 219, und Kroha 1997, S.

350).

Der nach seiner Herkunft aus der Reichsmünzstätte Hall in Schwaben benannte Heller wurde erstmals in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter Kaiser Friedrich I. von Hohenstauffen in Silber geschlagen27. Im Laufe des 13. Jahrhunderts breitete er sich im südwestdeutschen Raum aus und eroberte sich große Teile Deutschlands als Umlaufgebiet. Zwar besaß er ursprünglich den gleichen Wert wie ein (leichter) Pfennig, aber im 14. und 15. Jahrhundert wurde der Feingehalt der Münze so weit verringert, dass er allgemein nur noch einen halben Pfennig repräsentierte. Der Heller wurde schon Ende des 16. Jahrhunderts in Kupfer geprägt.

Als Scheidemünze bestand er in einigen deutschen Staaten bis zur Einführung der Mark 1871 als halber Pfennig (Kahnt und Knorr 1986, S. 121, und Kroha 1997, S.

207). Es gibt keine Hinweise, dass in Anholt mit Hellern oder Pfennigen gezahlt wurde. Vielmehr tauchen die beiden Begriffe lediglich in einer Redewendung im Dokument 91 auf.

2.1.6.2 Münzrelationen

Sowohl aus den Anholter Akten als auch aus der Literatur gehen einige Münzrelationen hervor, von denen die wichtigsten an dieser Stelle genannt werden sollen. Sie stammen überwiegend aus dem 18. Jahrhundert. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Wertverhältnisse zeitlich und örtlich verschieden sein konnten! Meist stimmen die aus den Quellen ermittelten Verhältnisse mit den in der Literatur aufgeführten überein, aber es kommen auch leichte Abweichungen vor. In diesen Fällen werden die Angaben nebeneinander aufgeführt.

Tab. 1: Relationen der in Anholt gebrauchten Münzen

Münzrelationen Quelle/ Literatur

1 Reichstaler = 1 Écu FSSA 1 Reichstaler = 2 (Klevische) Taler oder Daeler (Cleefs) FSSA 1 Reichstaler = 40 Stüber (30er Jahre des 18. Jahrhunderts) FSSA 1 Reichstaler = 60 Stüber (40er Jahre des 18. Jahrhunderts) FSSA

1 Klever Reichstaler = 60 Stüber (2. Hälfte 18. Jh.) Kroha 1997, S. 451 1 Rijksdaalder = 2 ½ Gulden = 50 Stuiver Kahnt und Knorr 1986,

S. 254 1 Daeler = 30 Sous FSSA

1 Écu (blanc) = 60 Sous FSSA/ Kahnt und Knorr 1986, S. 79

1 Pistole = 1 Louis d’or = 5 Reichstaler = 5 Écus FSSA

1 Pistole = 5 Reichstaler Verdenhalven 1968, S.

40 3 Gulden = 2 Reichstaler FSSA

3 Gulden = 2 Taler Klimpert 1972, S. 139 1 Gulden (holländisch) = 20 Stüber (holländisch) FSSA/ Klimpert 1972,

S. 327

27 Klimpert datiert die Erstprägung des Hellers in das Jahr 1228 (1972, S. 144).

Tab. 1 (Forts.)

Münzrelationen Quelle/ Literatur

1 Dukat = 2 ¾ Reichstaler FSSA

1 Floren ~ 1 Dukat Klimpert 1972, S. 104

1 Florin = 40 Sous28 FSSA

1 Karolin = ca. 6 Reichstaler FSSA

1 Karolin = 7 Taler Klimpert 1972, S. 178 1 Kronentaler = 2,7 Gulden Klimpert 1972, S. 191 1 Schilling = 6 Stüber (Jülich-Kleve-Berg, 17. Jh.) Kahnt und Knorr 1986,

S. 304

1 Schilling = 6-8 Pfennig Klimpert 1972, S. 305 1 Schilling = 1 Sou Kahnt und Knorr 1986,

S. 287

1 Kreuzer = 4 Pfennig = 8 Heller Klimpert 1972, S. 189 1 Taler = 90 leichte Kreuzer = 72 schwere Kreuzer Klimpert 1972, S. 189 1 Reichstaler = 288 schwere Pfennig = 432 leichte Pfennig Verdenhalven 1968, S.

39

28 Mit dem in Anholt gebrauchten Florin muss an dieser Stelle der holländische Gulden gemeint sein, da der „eigentliche“, goldene Floren weit mehr als 40 Sous, nämlich rund viermal soviel wert war.