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Der Pferdebestand des Marstalls

4 Ergebnisse der Quellenauswertung

B. ohne Berücksichtigung derjenigen Fohlen, von denen der Vater nicht überliefert ist

4.1.6 Die Marstallpferde

4.1.6.3 Der Pferdebestand des Marstalls

In diesem Kapitel soll im engeren Sinne nur auf den Bestand der Marstallpferde eingegangen werden. Eine sichere Trennung der Pferde nach ihren Funktionen ist allerdings nicht immer möglich, da in manchen Quellen nicht nur die Reit- und Kutschpferde, sondern auch Zucht- und Arbeitstiere angegeben sind. Diese werden daher am Rande ebenfalls erwähnt, sofern die Quellen Informationen über sie hergeben. Ähnliches gilt für die Fohlen, die teilweise ebenfalls mit aufgeführt sind.

Ansonsten sind die Zahlen zum Stuten- und zum Fohlenbestand in den entsprechenden Kap. 4.1.2.5 und 4.1.3.9 zu finden. Ein vollständiger Überblick über die Gesamtzahl aller Pferde des Anholter Hofs liegt nur für das von Sparmaßnahmen geprägte Jahr 1739 vor, während für alle anderen Jahre entweder nur mehr oder weniger vollständige Verzeichnisse des Bestands im Marstall und im Bongard oder des Fohlenbestands, nicht aber sämtliche Informationen gleichzeitig vorhanden sind.

Über die Anzahl der Marstallpferde im 16. und 17. Jahrhundert liegen kaum Angaben vor. Tinnefeld zufolge schwankte die Zahl der Pferde, die am Schloss unterhalten wurden, im September 1548 zwischen 14 und 18 (1913, S. 69).

Eine genaue Angabe nicht nur des Bestands an Marstallpferden, sondern auch der Änderung der Anzahl der Pferde im Laufe eines ganzen Jahres liefert ein kleines Heft aus den Hofhaltungsakten von 1704/05, welches betitelt ist mit „Ausgahb ahn haber für die Hofhaltung Martini 1704 – Martini 1705“192. Es enthält neben wichtigen Auskünften zur Fütterung der Pferde auch Informationen über das Stallpersonal und v. a. über die Pferde, die sogar nach ihrer Funktion als Kutsch- und Reitpferde193 unterschieden werden können. Für jede Woche des Jahres wurde eine tabellarische Aufstellung gemacht, in der die Namen der Stallbedienten, dahinter die Anzahl der Pferde, die sie betreuten, und anschließend deren Verbrauch an Hafer in Maltern und Scheffeln aufgeführt sind. Den Stallbedienten konnte teilweise ihre Funktion zugeordnet werden. So handelte es sich bei Conrad, Niclas und Hans um Kutscher, bei Jan und Janco um Postillione und bei Albert und Hans Hindrig um Reitknechte (s.

Kap. 4.5.1). Die übrigen Personen werden ebenfalls Reitknechte, Stallknechte oder Vorreiter gewesen sein. Man kann davon ausgehen, dass die Kutscher die Kutschpferde und die übrigen Angestellten die Reitpferde und übrigen Pferde pflegten. Auf der Grundlage dieser Annahme wird im Folgenden die Unterscheidung zwischen Kutsch- und Reitpferden vorgenommen.

Die Anzahl der Marstallpferde bewegte sich im genannten Zeitraum zwischen 39 und 52, im Mittel betrug sie 44,6. An Kutschpferden gab es stets 21 oder 22. Damit entfielen auf jeden Kutscher immer mindestens sieben Pferde, was einem vollständigen Sechsergespann und einem Reservepferd entsprach. Die Zahl der Reitpferde schwankte zwischen 18 und 30, im Durchschnitt 23,2. Jeder Knecht hatte drei bis sechs Pferde zu versorgen. Das Verhältnis zwischen Kutsch- und Reitpferden war also in etwa 1 : 1, mit geringfügig mehr Reitpferden. Eine entsprechende grafische Darstellung liegt mit der Abb. 36 vor.

192 FSSA, AA, Nr. 18.

193 Falls sich unter den Tieren noch Arbeits-, Zuchtpferde o. ä. befanden, was nicht auszuschließen ist, werden diese im Folgenden zu den Reitpferden gezählt.

0 10 20 30 40 50 60

ReitpferdeKutschpferde

bb. 36: Bestand an Marstallpferden von November 1704 bis November 1705

Es ist nicht bekannt, ob in dieser Zahl nur die Marstallpferde oder auch die Arbeitspferde eingeschlossen sind. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass im Marstall in der Vorburg die Tiere untergebracht wurden, die den Reit- und Fahrdienst für den Fürsten zu verrichten hatten, während im Bongard, dem hofeigenen Wirtschaftshof, diejenigen Pferde aufgestallt waren, die nicht immer unmittelbar für die Herrschaft zur Hand sein mussten, wie Arbeitspferde, Zuchtstuten und Fohlen. Falls nun die oben genannten Zahlen sich ausschließlich auf die Marstallpferde bezogen, bedeutete dies jedoch, dass nicht immer alle von ihnen im Marstall stehen konnten, denn dort war nur Platz für 46 Pferde (s. Kap. 4.1.6.5).

Allerdings wurde diese Zahl erst ab Mitte September überschritten. Dies könnte damit zusammenhängen, dass zu dieser Zeit gewöhnlich die Remonten aufgenommen wurden.

Auf der anderen Seite liegt es nahe, dass die Arbeits-, Zucht- und sonstigen Pferde in den Futterplänen inbegriffen waren. Auch sie gehörten zur Hofhaltung, und ihr Futterbedarf musste im Etat berücksichtigt werden. Nichts desto trotz können evtl.

zusätzlich vorhandene, nicht eingeschlossene Pferde den aus oben genanntem Dokument hervorgehenden Pferdebestand kaum wesentlich erhöht haben. Es wird vermutlich nicht sehr viele Arbeitspferde gegeben haben, denn wenn von diesen eine größere Zahl wie etwa für Transporte oder Reisen gebraucht wurde, verpflichtete man die bäuerlichen Untertanen, ihre Tiere zur Verfügung zu stellen. Auch Zuchtpferde benötigte man kaum, da Fohlen zum weitaus größten Teil aus der Landespferdezucht bezogen wurden. Es ist daher nicht anzunehmen, dass der Gesamtpferdebestand, sofern er nicht in oben stehendem Schriftstück bereits genau angegeben wurde, eine Zahl von schätzungsweise 50 bis 60 Pferden – die Fohlen nicht eingerechnet – deutlich überstieg.

Einige Rätsel gibt eine dreiseitige Liste von 1717 auf (13). Es ist nicht ersichtlich, zu welchem Zweck sie angefertigt wurde, zumal sie lediglich einen Auszug aus einem umfangreicheren Verzeichnis darzustellen scheint. Es könnte z. B. sein, dass die darin genannten Pferde gekauft, oder dass sie nach Anholt überführt worden waren.

Auf der ersten Seite, die mit „Liste der von Mr. Van de Poll abgelieferten Pferde, am 1. Okt. 1717“ überschrieben ist, werden 26 Pferde aufgezählt, die nicht fortlaufend nummeriert sind mit Zahlen zwischen vier und 70. Die Beschreibungen der Tiere anhand von Geschlecht, Farbe, Alter und sonstigen Angaben fallen sehr unterschiedlich aus. Bei fast der Hälfte der Tiere handelte es sich um Hengste, aber bei mehr als einem Drittel ist das Geschlecht gar nicht angegeben. Es werden nur zwei Wallache und drei Stuten genannt. Neben einem Großteil an Pferden unbekannter Fellfarbe und je einem einzeln vorkommenden Fuchs, Tiger und

„graublauen“ Pferd waren die meisten Tiere braun oder schwarz. Die drei- und sechsjährigen Tiere machten je knapp ein Viertel aus, während einzelne Pferde ein, fünf oder sieben Jahre alt waren. Das Alter der übrigen Pferde ist nicht bekannt. Als Rassen waren lediglich ein türkisches und ein polnisches Pferd auszumachen. Mehr als ein Drittel der Tiere wird als „echen“ bezeichnet, wobei die Bedeutung dieses Begriffs trotz intensiver Recherchen nicht herausgefunden werden konnte. Einige der Tiere waren anscheinend Bauern abgekauft worden.

Weitere 13 Pferde sind auf der dritten Seite aufgeführt. Neben zwei Wallachen waren alle anderen Pferde Hengste. Es gab gleich viele schwarze wie braune Tiere und nur einen Fuchs. Das Alter reichte vom Fohlenalter bis zu fünf Jahren. Sechs der Pferde wurden offensichtlich gegen einige der oben genannten Tiere getauscht, wie aus der

Liste der zweiten Seite hervorgeht. Dort werden, ebenfalls nur auszugsweise, solche Pferde von der ersten Seite aufgezählt, die durch Verkauf, Tausch oder Schenkung abgingen. Während der Fürst seinem Stallmeister Van de Poll ein Tigerpferd schenkte und ihm einen Wallach für umgerechnet 34 Reichstaler verkaufte, wurden fünf weitere Tiere ausgetauscht.

Aus dem genannten Grund, dass die Verzeichnisse möglicherweise nicht komplett sind, und weil die Tauschvorgänge schwer nachvollziehbar sind und die Listen sehr unübersichtlich machen, kann das Dokument 13 keinen vollständigen Überblick über den Pferdebestand im Jahr 1717 geben. Es liefert lediglich eine ungefähre Vorstellung davon, welche Pferde sich u. a. im Marstall befanden, und soll deshalb nicht unerwähnt bleiben. Festzuhalten ist, dass die Pferde überwiegend jung, d. h.

bis zu einem Alter von sieben Jahren, und in der Mehrheit Hengste waren.

Erst aus dem Jahr 1723 gibt es erneut eine aussagekräftige Notiz über die Menge der Pferde, die sich im fürstlichen Pferdestall befanden (105 und 106). Zu dieser Zeit gehörten dem Fürsten Ludwig Otto zu Salm 30 Pferde, darunter 17 Kutsch- und 13 Reitpferde, während vom Rheingrafen Nicolaus Leopold zu Salm neun Kutschpferde und vier Reitpferde dort untergebracht waren. Der amtierende Landesherr teilte sich den Marstall demzufolge mit dem Rheingrafen, der 1719 seine Tochter Dorothea geheiratet hatte und seither zeitweise in Anholt lebte (s. Kap. 3.1.2). Aus seinen Kutschpferden konnte der Fürst maximal zwei Sechsergespanne zusammenstellen, während fünf weitere Tiere die Reserve bildeten oder in kleineren Gespannen eingesetzt wurden. Mit den insgesamt 43 Pferden war die Kapazität des Marstalls nahezu ausgeschöpft. Daneben kann es jedoch noch Arbeits- und vielleicht auch Zuchtpferde gegeben haben, die im Bongard aufgestallt waren.

Aus dem Juli des Jahres 1729 ist eine detailliertere Zusammenstellung der Marstallpferde überliefert (18). Dabei werden jedoch nur die vorhandenen 15 Kutschpferde aufgelistet, die mit Namen und Alter genannt werden. Die jüngsten Tiere waren drei, das älteste zehn Jahre alt, und das Durchschnittsalter betrug 4,9 Jahre. Wenn man berücksichtigt, dass einer Randnotiz zufolge im September und November des gleichen Jahres zwei siebenjährige Pferde unter Zuzahlung von je 11

½ Louis d’or, d. h. umgerechnet 57 ½ Reichstaler, gegen zwei Pferde von zweieinhalb Jahren getauscht wurden, verringert sich das Durchschnittsalter gegen Ende des Jahres sogar noch einmal geringfügig. Eins der Pferde wurde umgetauscht, weil es krank und ohne Aussicht auf Genesung war und noch andere

„Macken“ hatte.

Der Grund für die Anfertigung der Liste, die immerhin keine komplette Bestandsübersicht liefert, geht aus dem Dokument nicht hervor. Daher ist nicht sicher, ob es sich bei dem Verzeichnis um eine vollständige Aufzählung aller Kutschpferde des Marstalls handelte, oder ob nur eine Auswahl getroffen wurde, denn zu anderen Zeiten waren mehr als 20 Kutschpferde vorhanden. Vielleicht wurden nur die Kutschpferde des Fürsten und nicht die des Rheingrafen aufgeführt, oder nur die Nachwuchspferde o. ä. Zweifellos wird es neben den Kutschpferden noch etwa genauso viele Reitpferde gegeben haben, so wie dies auch in anderen Jahren der Fall war.

Auffällig ist das geringe Alter der Tiere. Gewöhnlich kann man, selbst unter den Verhältnissen des 18. Jahrhunderts, eine durchschnittliche Nutzungsdauer der

Marstallpferde von mindestens zehn Jahren annehmen. Damit wäre, bei einem Beginn der Dienstzeit mit drei Jahren, im Marstall normalerweise ein Durchschnittsalter von wenigstens acht Jahren zu erwarten gewesen. Unter den 15 Kutschpferden befanden sich jedoch je 26,7 % Drei- und Vierjährige, 20 % Fünfjährige, 20 % Siebenjährige und 6,7 % Zehnjährige. Die Abb. 37 veranschaulicht den deutlichen Schwerpunkt bei den jungen Pferden. Nach dem Austausch durch die Remonten im Herbst dürfte sich die Altersstruktur noch mehr in Richtung der Jungen verlagert haben. Ein siebenjähriges Pferd wurde wie bereits erwähnt aus nachvollziehbaren Krankheitsgründen ausgemustert, aber bei dem anderen Gleichaltrigen bleibt die Frage offen, warum es abgeschafft wurde.

0 1 2 3 4 5

drei vier fünf sieben zehn Alter (in Jahren)

Anzahl Pferde

Abb. 37: Alter der Kutschpferde des Marstalls im Jahr 1729

Warum derartige Verhältnisse in Anholt vorlagen, kann nicht ohne weiteres begründet werden, zumal es keine mit dem Dokument 18 vergleichbaren Schriftstücke gibt, welche die angestellten Vermutungen erhärten würden. Dass der

„Verschleiß“ an Pferden in Anholt besonders hoch war, ist nicht mehr als eine vage Spekulation. Der geringe Umfang des Dokuments lässt weitreichende Interpretationen eigentlich nicht zu. Es stellt lediglich die Situation in einem Jahr dar, d. h. dass die Altersstruktur der Tiere im Anholter Marstall in anderen Jahren möglicherweise ganz verschieden war. Das starke Übergewicht der sehr jungen Tiere legt den Verdacht nahe, dass kurz zuvor eine regelrechte Verjüngung des Bestands durchgeführt worden war, sei es gezwungenermaßen aufgrund hoher Tierverluste, sei es wegen persönlicher Vorlieben oder aus anderen Gründen, denn in einem allmählich gewachsenen, gleichmäßig erneuerten Tierbestand würde die Altersstruktur, selbst bei einer sehr hohen Remontierungsrate und einem geringen Durchschnittsalter, der Normalverteilung folgen.

Es gibt also einige Gründe, die dagegen sprechen, dass das Schriftstück aus dem Jahr 1729 ein repräsentatives Bild von der Altersstruktur der Pferde des Anholter Marstalls liefert. Davon abgesehen, dass es zweifellos ein sehr teurer Luxus war, wenn man ein Pferd nach etwa zwei Jahren Dienst bereits wieder austauschte, war der Einsatz sehr junger Pferde, v. a. vor der Kutsche, problematisch. In der Regel

war es nicht empfehlenswert, Gespanne ausschließlich aus jungen, unerfahrenen Pferden zusammenzustellen, sondern diese an die Seite von älteren, ruhigeren und zuverlässigeren Tieren zu stellen. Bei dem frühestmöglichen Ausbildungsbeginn mit zweieinhalb Jahren konnten laut dem Dokument 18 im Jahr 1729 mehr als ein Viertel der Kutschpferde lediglich eine Ausbildungsdauer von gerade mal einem halben Jahr vorweisen. In diesem Fall musste u. U. die mangelnde Erfahrung der Tiere durch eine strenge Ausbildung, eine harte Hand, eine scharfe Zäumung o. ä. ausgeglichen werden. Dies würde allerdings wiederum einen hohen Verschleiß an Pferden und somit eine hohe Remontierungsrate erklären. Andererseits belegt eine weitere Akte, dass man sich in Anholt nicht nur von den älteren Pferden trennte, sondern durchaus auch sehr junge Tiere verkaufte, die erst am Anfang ihrer Dienstzeit standen, und zwar u. U. gleich massenhaft (43; s. Kap. 4.1.6.4).

In einem Kostenvoranschlag für den jährlichen Unterhalt des Pferdestalls, den der Hofmeister De Tiege im April 1739 anfertigte, als sich der Fürst Nicolaus Leopold zu Salm im Ausland aufhielt, nahm er einen Bestand von 30 Pferden an, nämlich 14 Kutschpferde und 16 Reitpferde, von denen zwei gleichzeitig als Zuchthengste eingesetzt wurden (107). Dabei handelte es sich allerdings nur um einen Richtwert, den er gemäß den Vorstellungen der Fürstin Dorothea festgesetzt hatte und der ihm als Berechnungsgrundlage für die Aufstellung seines Etats dienen sollte. Wie viele Pferde genau zu dieser Zeit im Marstall standen, ist nicht überliefert, aber ihre Anzahl dürfte sich nicht gravierend von diesem Wert unterschieden haben. Daneben hielt De Tiege die Haltung von 14 ein- und zweijährigen Fohlen bei Bauern für angemessen.

Im Ganzen summierte sich damit die Zahl der herrschaftlichen, sowohl am Schloss als auch außerhalb untergebrachten Pferde auf 44 – eine Zahl, die in anderen Jahren bereits allein durch die Marstallpferde erreicht wurde.

Eine Übersicht über den tatsächlichen Pferdebestand während des Auslandsaufenthalts des Fürsten gibt eine Akte vom Juni 1739, in welcher dieser Anweisungen bezüglich der Hofhaltung für die Zeit seiner Abwesenheit vom Schloss Anholt gibt (108). Während seines Fortbleibens übertrug er seiner Frau, der Fürstin Dorothea, die Verantwortung über den Hof. Er erstellte eine vorläufige Liste der Pferde, die in seiner Abwesenheit sowohl in dem großen Pferdestall am Schloss als auch im Bongard zu unterhalten waren, und setzte die Anzahl der Fohlen fest, die man alljährlich behalten wollte. Im Marstall standen zu dieser Zeit 16 Pferde, und zwar ein Sechsergespann, drei junge Pferde, der Türke, der zwar schwierig zu reiten, aber als Zuchthengst nicht unbrauchbar war194, der Engländer, der hingegen ein taugliches Dienstpferd abgab, ein alter Däne, zwei Dänen von fünf Jahren, der

„Graes“ und ein kleiner junger Hengst. Im Bongard befanden sich darüber hinaus vier schöne Stuten, die für die Feldarbeit und sonstige notwendige Arbeiten verwendet werden konnten. Sie sollten außerdem zur Zucht eingesetzt werden, indem pro Jahr zwei von ihnen Fohlen tragen sollten. Was die Fohlen betraf, äußerte er seine Vorstellungen zum Umfang der Remontierung und beschränkte ihre Anzahl streng verbindlich auf 24 Tiere bis zum Alter von vier Jahren (s. Kap. 4.1.6.1).

Während der Abwesenheit des Fürsten befanden sich demzufolge im Marstall, im Wirtschaftshof und bei den bäuerlichen Fohlenhaltern insgesamt 44 Pferde aus dem Besitz der Herrschaft. Diese Zahl wird um einiges höher gewesen sein, wenn der

194 Im Originaltext: „le Turc mais qu’on doit tacher de monter – et point d’etalon inutil“ (108).

Fürst in Anholt residierte, zumindest die der Reit- und Kutschpferde im Marstall, die dann schätzungsweise doppelt bis dreimal so groß war.

Im Jahr 1746 existierten sechs Kutschpferde, 13 Reitpferde, elf Wagenpferde, neun Maultiere und ein Karrenpferd am Anholter Hof (85). Hier ist es sehr wahrscheinlich, dass nicht nur die Marstallpferde, sondern auch die Arbeitspferde aus dem Bongard eingeschlossen waren. Damit summierte sich ihre Anzahl auf 40, von denen wahrscheinlich nur die 30 Kutsch-, Reit- und Wagenpferde zum Marstall im engeren Sinne gehörten. Außerdem gab es noch 17 Fohlen, die offensichtlich ebenfalls am Hof gefüttert wurden. Neu sind die Maultiere, die bisher noch nie erwähnt wurden.

Insgesamt war der Hof nur minimal mit Pferden besetzt, wie er es nur zu Zeiten der Abwesenheit des Fürsten war.

Um die Größe des Anholter Marstalls vor dem Hintergrund seiner Zeit einordnen zu können, sollen zum Schluss noch die Bestandsgrößen der Marställe einiger anderer Landesherrschaften im 18. Jahrhundert genannt werden. Die Pferdebestände der herrschaftlichen Gestüte und der evtl. außerhalb der Residenzstädte vorhandenen Ställe werden dabei nicht berücksichtigt, sondern nur die Marställe im engeren Sinne, einschließlich der Pferde – ggf. auch Maultiere und Esel – für das Personal und für die Hofhaltung. So konnten im fürstbischöflichen Marstall zu Münster 90 Tiere untergebracht werden (Stoffregen-Büller 1995, S. 204-205), während der Herzog von Zweibrücken 1792 110 Pferde hielt (Ehrensberger 1922, S. 14). Mit 120 Pferden im gleichen Jahr war der Darmstädter Marstall der Landgrafen von Hessen-Darmstadt kaum größer (von Borell 1968/69, S. 86). Verhältnismäßig bescheiden fiel der Pferdebestand des Potsdamer Marstalls unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm I.

(1713-1740) von Brandenburg mit 200 Pferden aus (Hauffe 1937, S. 5). Der kurmainzische Marstall konnte um die Mitte des 18. Jahrhunderts neben 228 Pferden 64 Maultiere und Esel, und der Stuttgarter Marstall des Herzogs von Württemberg im Jahr 1770 die stolze Zahl von 341 Pferden vorweisen (von Borell 1968/69, S. 86). Zu den größten Marställen des Deutschen Reichs zählte der des Kurfürstentums Sachsen in Dresden. Unter August dem Starken (1694-1733) und Friedrich August II.

(1733-1763) wuchs die Anzahl der Pferde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von etwa 350 auf 861 Pferde im Jahr 1746 an, fiel dann aber bis zum Ende des Jahrhunderts wieder auf teilweise unter 300 (Wüsthoff 1936, S. 13-35).

Die Daten zeigen, dass es Marställe in allen Größenordnungen gab. Bei den oben genannten handelte es sich um fürstliche Pferdeställe in den Residenzstädten, also gewissermaßen um die Hauptdepots größerer bis sehr großer Landesherrschaften.

Die Landesherren besaßen jedoch in ihren Nebenresidenzen weitere Aufstallungsmöglichkeiten, und sie zogen die Nachwuchspferde i. d. R. in eigenen Hofgestüten, deren Anzahl an Pferden diejenige in den Marställen um ein Vielfaches überstieg. Der Marstall des Kurfürsten von Hannover wurde durch einen zweiten Marstall in der Sommerresidenz Herrenhausen mit Platz für 60 Pferde, das Gestüt Neuhaus und das Gestüt Memsen ergänzt (Naber 1990, S. 23-27), und Clemens August Fürstbischof von Münster (1700-1761) ließ mehrere Marställe in den bevorzugten Parforcejagdgebieten errichten, u. a. Clemenswerth mit einem Stall für 100 Pferde (Stoffregen-Büller 1995, S. 140-142). Im Falle des Fuldaer Marstalls summierte sich die Anzahl der Pferde in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf 284, wenn alle Tiere, inkl. der außerhalb der Residenzstadt und im herrschaftlichen Gestüt untergebrachten Pferde, eingerechnet wurden (von Borell 1968/69, S. 86).

Der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. (1688-1713), der spätere König Friedrich I., hielt sogar 2628 Pferde in seinen Stutereien (Wittenburg 1939, S. 9).

Mit seinen etwa 45 bis gut 50 Pferden zählte der Anholter Marstall zu den kleinsten seiner Art, und es gab kein Hofgestüt, das den Pferdebestand ergänzt hätte. Man muss dabei jedoch bedenken, dass die Herrlichkeit Anholt eines der kleinsten Territorien des Deutschen Reichs war! Außerdem besaßen auch die Fürsten zu Salm weitere Schlösser, die mit Sicherheit mit Pferdeställen ausgestattet waren. Fürst Nicolaus Leopold zu Salm, der den Großteil seiner Zeit in seinem Schloss in Hoogstraten verbrachte, hat dort ebenfalls Pferde gehalten, vielleicht sogar noch mehr als in Anholt, das für ihn eigentlich nur eine Nebenresidenz darstellte. Zufällig ist in den Marstallakten aus dem Jahr 1757 eine Aufstellung des benötigten Hafers für die Pferde, die in Hoogstraten standen, erhalten, aus der die genaue Bestandsgröße hervorgeht (92). Dies waren 19 Kutschpferde, neun Reitpferde, vier

Mit seinen etwa 45 bis gut 50 Pferden zählte der Anholter Marstall zu den kleinsten seiner Art, und es gab kein Hofgestüt, das den Pferdebestand ergänzt hätte. Man muss dabei jedoch bedenken, dass die Herrlichkeit Anholt eines der kleinsten Territorien des Deutschen Reichs war! Außerdem besaßen auch die Fürsten zu Salm weitere Schlösser, die mit Sicherheit mit Pferdeställen ausgestattet waren. Fürst Nicolaus Leopold zu Salm, der den Großteil seiner Zeit in seinem Schloss in Hoogstraten verbrachte, hat dort ebenfalls Pferde gehalten, vielleicht sogar noch mehr als in Anholt, das für ihn eigentlich nur eine Nebenresidenz darstellte. Zufällig ist in den Marstallakten aus dem Jahr 1757 eine Aufstellung des benötigten Hafers für die Pferde, die in Hoogstraten standen, erhalten, aus der die genaue Bestandsgröße hervorgeht (92). Dies waren 19 Kutschpferde, neun Reitpferde, vier