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Haltung und Unterbringung der Fohlen

4 Ergebnisse der Quellenauswertung

4.1 Pferdezucht und Pferdehaltung in der Herrlichkeit Anholt

4.1.3 Der Fohlenbestand

4.1.3.4 Haltung und Unterbringung der Fohlen

Nachdem die Fohlen größtenteils im Mai geboren wurden (75), blieben sie zunächst während der gesamten Weideperiode bei den Mutterstuten. Das Absetzen erfolgte mit rund fünf Monaten zwischen September und November im Rahmen der Aufstallung zur Wintersaison135. In größeren Gestüten war es üblich, die Trennung von der Mutterstute plötzlich und vollständig zu vollziehen, und normalerweise wurden mehrere Fohlen gleichzeitig abgesetzt (von Nathusius 1910, S. 447). Auch wenn die genaue Vorgehensweise in Anholt nicht genannt wird, wurde dort vermutlich ebenso verfahren. Wenn die jungen Fohlen das Quartier bei den Züchtern verließen, wurde diesen ein Abschlag gezahlt, der für Hengstfohlen drei Pistolen betrug. Die Aufzucht der Fohlen vom Absetzen bis i. d. R. zur Vollendung des dritten Lebensjahres fand überwiegend bei bäuerlichen Untertanen statt, die ihre Höfe vom Fürsten gepachtet hatten. Somit belief sich die Aufenthaltsdauer bei den Bauern auf zweieinhalb Jahre bzw. fünf Saisons (20). Die Zuteilung der Tiere zu ihren Haltern erfolgte jedoch vor Beginn einer jeden Saison aufs Neue. Oft wechselten die jungen Pferde dann die Unterkunft. Aber auch in den Fällen, in denen Fohlen für ein weiteres halbes Jahr bei den gleichen Bauern gelassen wurden, wurde dies gewöhnlich exakt schriftlich festgehalten.

Die Sommersaison, in der die Fohlen auf der Weide gehalten wurden, dauerte durchschnittlich fünf Monate, gewöhnlich vom 1. Mai bis zum 30. September. Diese Daten konnten jedoch um einige Wochen variieren. Auf diese Weise konnte man flexibel auf die Witterungsverhältnisse reagieren, die bei der Festlegung der Termine die entscheidende Rolle gespielt haben dürften. Die Beschaffenheit des Bodens und der Vegetation werden ebenfalls einen Einfluss auf den Zeitpunkt des Weideaustriebs gehabt haben. Vor allem zu nasses und zu kaltes Wetter bedingen ein schlechtes Wachstum des Grases und damit einen späteren Austrieb des Viehs.

Verkürzend auf die Weideperiode wirken sich lange Trockenperioden, wodurch das Grünfutter knapp wird, oder sehr hohe Niederschlagsmengen aus, welche die Weiden zu schlammig werden lassen. Daher war es auch damals unumgänglich, die Dauer der Weidesaison den äußeren Umständen anzupassen. Allgemein kann man sagen, dass der Beginn der Weideperiode zwischen Mitte April und Mitte Mai schwankte. Als Stichtag zum Wechsel von der Winter- zur Sommersaison wurde manchmal St. Jakob, der 11. Mai136, herangezogen (25, 29). Zwischen Mitte September und Mitte Oktober endete die Sommersaison normalerweise.

Ob die Fohlen in Anholt im Sommer Tag und Nacht im Freien gehalten wurden, wird nirgends erwähnt. von Nathusius hält dies für machbar, allerdings müssen edle Fohlen dann einen Sommerstall oder wenigstens einen Schuppen haben, der ihnen Schutz vor der Witterung bietet und in dem sie zugefüttert werden können (1910, S.

457). Schutzhütten waren auch in Anholt vorhanden, zumindest ist einmal von einer Schutzhütte für die Stuten die Rede137 (20). Auch Winter von Adlersflügel erwähnt

tauschte einen schwarzen Wallach mit seinem Bruder (67). Der Fürst erhielt ein anderes Mal einen vom Berber abstammenden Wallach vom Hofmeister im Tausch gegen ein „träges“ Pferd (80).

135 Diese Praxis des Absetzens wurde in zeitgenössischen Gestüten ähnlich betrieben. Im Gestüt Memsen wurden die Fohlen entweder gemeinsam mit den Mutterstuten aufgestallt, um im November oder Dezember abgesetzt zu werden, oder sie wurden schon im September abgesetzt und getrennt aufgestallt (Naber 1990, S. 102).

136 Auch St. Jacques genannt; Festtag des Heiligen Jakobus des Jüngeren.

137 Der entsprechende Halbsatz lautet, aus dem Französischen übersetzt „[...] die Weiden mit der Schutzhütte für die Stuten, welche ich Mühe habe dort zu finden“. Die genaue Bedeutung dieser

ebenfalls die Möglichkeit, Fohlen sowohl tagsüber als auch nachts draußen zu lassen (1703, S. 44-46). Die Alternative war, die Fohlen nachts aufzustallen. Sie war zu damaliger Zeit in den zahmen Gestüten verbreitet.

Welche Art der Haltung, sei es mit oder ohne nächtliche Aufstallung, in Anholt etabliert war, muss letztlich offen bleiben. Fest steht jedoch, dass auch die Weidehaltung den Bauern Arbeit machte, wenngleich weniger als die Stallhaltung im Winter. Die Fohlen wurden keinesfalls völlig sich selbst überlassen. Wie aus den Rechnungen und Quittungen hervorgeht, bekamen die Personen, die sich um die Fohlen kümmerten, Trinkgeld, wenn sie ihre Arbeit besonders gut gemacht hatten.

Durch diese Dokumente erfährt man, dass u. a. Knechte die Pflege übernahmen (29). Daneben waren es oft die Bauernsöhne, welche die Tiere versorgten und großzügig mit Trinkgeld bedacht wurden, weil sie „eine große Sorge trugen“ und

„wegen ihrer ganzen Lauferei“ (63, 71 u. a.). Es war sogar vertraglich vereinbart, dass die Söhne des Bauern Jan Gerlichs zweimal täglich nach den Fohlen sehen mussten (69; s. Kap. 4.1.3.6).

Mit sieben Monaten war die Wintersaison, die sich i. d. R. vom 1. Oktober bis zum 30. April erstreckte, länger als die Weideperiode. Diese Zeit verbrachten die Tiere überwiegend im Stall. Beginn und Ende der Wintersaison waren ebenso variabel wie die der Weideperiode, d. h. zwischen Mitte September bis Mitte Oktober und Mitte April bis Mitte Mai. Noch später, nämlich erst am 1. November, begann die Stallperiode für die Pferde nur einmal im Winter 1733/34 (32). Die Fohlen wurden nicht unbedingt alle gleichzeitig zu ihren Haltern geschickt. Teilweise bezogen einige Tiere bereits im September ihre Winterquartiere, während andere Pferde erst im Oktober nachgeschickt wurden138.

Ebenso war es keine Seltenheit, wenn einzelne Fohlen innerhalb einer Saison umgestellt wurden. Aus diesem Grund sind in Kap. 8.3 nicht selten mehrere Fohlenhalter pro Fohlen und Saison aufgeführt. Wie bereits erwähnt, stimmen manchmal die Verteilungspläne oder Aufzeichnungen zu Beginn einer Saison nicht mit den Rechnungen überein, in denen anteilig nur die Monate berechnet wurden, welche ein Pferd tatsächlich bei dem jeweiligen Bauern verbracht hatte. Wechsel der Unterkünfte sind sowohl für die Stall- als auch für die Weideperiode belegt (z. B. 29, 41). Die Gründe für diese Umgruppierungen sind unbekannt. Möglich wären u. a.

Unverträglichkeiten unter den Pferden, die eine Trennung notwendig machten, damit einzelne Tiere nicht durch permanenten Stress in ihrer Entwicklung gestört wurden.

Ebenso könnte ein Mangel an Kapazitäten eines Bauern bezüglich Futter, Platz und Fürsorge, der sich erst im Laufe der Saison herausstellte, ein Grund für eine Reduktion seines Fohlenbestands gewesen sein, während ein anderer Bauer, dessen Kapazitäten noch nicht ausgeschöpft waren, den überschüssigen Anteil aufnehmen konnte.

Der Übergang von der Weide zur Stallhaltung erfolgte für die Fohlen, ausgenommen die Absatzfohlen, fließend. In einer die Fohlenhaltung betreffenden Vereinbarung

Worte bleibt allerdings im Dunkeln. Es könnten die hofeigenen Weiden gemeint sein, auf der die Stuten des Wirtschaftshofs untergebracht waren, und der Hofmeister könnte sein Bedauern zum Ausdruck gebracht haben, dass nicht genügend Weideflächen zur Verfügung standen.

138 So geschah es beispielsweise in der Wintersaison 1733/1734, dass die ersten Fohlen im September und einige weitere Anfang Oktober zu Ludwig und Luhrhaas gebracht wurden, wie eine Nebenbemerkung am Schluss des Dokuments 26 verrät.

zwischen dem Anholter Hof und einem Bauern findet sich ein Hinweis, dass die älteren Fohlen zu Beginn der Wintersaison im Herbst zunächst noch auf die Weide kamen. Spätestens dann werden sie jedoch nachts aufgestallt und zugefüttert worden sein, denn zu dieser Jahreszeit bietet die Weide nur noch eine unzureichende Futtergrundlage. Martini139 war der Stichtag, an dem die Tiere endgültig in den Stall kamen. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die Winterfütterung der Absatzfohlen, die wahrscheinlich gleich nach der Trennung von den Mutterstuten aufgestallt wurden. Ab Ende März hatten dann aber wieder alle Fohlen tagsüber Auslauf, so dass auch der Wechsel von der Stallhaltung zur Weide allmählich vorgenommen wurde (69; s. Kap. 4.1.3.6). Man bemühte sich folglich bereits zu damaliger Zeit, nicht nur den Fohlen so lange wie möglich Bewegung an der frischen Luft zu verschaffen, die von großer Bedeutung für ihr gesundes Aufwachsen ist, sondern ihnen auch Gelegenheit zu geben, sich allmählich von trockenem auf Grünfutter und umgekehrt umzustellen.

Ein Vergleich zeigt, dass die Fohlenhaltung in Anholt auf ganz ähnliche Weise gehandhabt wurde wie im Gestüt Marbach gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Dort kamen die Tiere im Sommer nachts in den Stall. Wenn die Nächte länger wurden und die Weide abnahm, bei Regenwetter oder nächtlichem Frost wurden sie morgens erst nach der Fütterung mit Raufutter auf die Weide getrieben. An Martini endete der Weidegang schließlich ganz, und die Tiere wurden aufgestallt. Sie konnten dann aber immer noch tagsüber einige Stunden auf der Herbstweide laufen, bis Schneefall dies nicht mehr ermöglichte (Krause 1933, S. 15-17). Im Sennergestüt hingegen durften sich die Pferde sogar die gesamte Stallperiode, die erst mit starkem Schneefall begann und bis etwa Mitte Mai dauerte, hindurch tagsüber von morgens früh bis zum Einbruch der Dunkelheit gruppenweise im Freien auf großen Kämpen und Laufplätzen bewegen (von Anderten 1873, S. 95). Da es sich bei dem Sennergestüt jedoch um ein halbwildes Gestüt handelt, sind diese Verhältnisse nicht ohne weiteres auf Anholt übertragbar.

Da die Informationen über die Stallhaltung der Fohlen in Anholt sowohl bei den bäuerlichen Untertanen als auch im Wirtschaftshof insgesamt sehr spärlich sind, kann die Frage nicht geklärt werden, ob die Tiere in Ständern oder Laufställen gehalten wurden. Letzteres ist wahrscheinlicher, da dies der damals üblichen Haltungspraxis und den Empfehlungen für die Fohlenhaltung entsprach, denn in den gemeinsamen Boxen hatten die jungen Pferde Gelegenheit, sich zu bewegen und soziale Kontakte zu gleichaltrigen und gleichgeschlechtlichen Tieren zu unterhalten.

Fugger sprach sich gegen die Anbindung von Fohlen aus, „damit sie sich im Stall wol künden ergehen/ umblauffen/ unnd also desto besser wachsen und zunemen“ (1584, Bl. 65). Beispielsweise waren die Fohlen im Sennergestüt140 und in den Gestüten des hannoverschen Königshauses in Laufställen untergebracht (Naber 1990, S. 32).

Detailliertere Ausführungen zur Gruppeneinteilung sind den Kap. 4.1.3.6 und 4.1.3.7 zu entnehmen.

Neben der Versorgung bei den Bauern war die Haltung der Pferde auch auf Weideflächen und in Stallungen möglich, die zum Schloss gehörten. Den

139 11. November, Festtag des Heiligen Martin von Tours.

140 Im Sennergestüt wurden die Pferde im Winter in Laufställen nicht nur nach dem Geschlecht, sondern auch nach dem Alter getrennt: ältere Zuchtstuten, junge Zuchtstuten, einjährige Stuten, zweijährige Stuten, Saugfohlen, zweijährige Hengstfohlen und einjährige Hengstfohlen erhielten separate Ställe (Marx 2002, S. 36-37).

Aufzeichnungen zufolge kamen – zumindest hin und wieder – einige Stutfohlen des Hofmeisters oder des Fürsten im Sommer in den Hagen, einige Hengst- und Stutfohlen des Fürsten im Winter auch in den Bongard. Darüber hinaus gab es weitere potentielle Weideflächen am Hof, von denen nicht bekannt ist, ob überhaupt oder mit wie vielen Pferden sie betrieben wurden. Sie sollen dennoch der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Der Hagen war die „herrschaftliche Weide“, einst ein sumpfiges Gebiet, das durch die Verlegung der Issel und das Anlegen von Entwässerungsgräben trockengelegt worden war. Er lag im Osten der Wasserburg, begrenzt durch Wassergräben und Teiche im Westen und Osten, die Issel im Süden und „de Tonge“, einem Gelände mit Laubbaumbestand im Norden (s. Abb. 5 und 7). Noch im 16. und 17. Jahrhundert wurde er hauptsächlich forstwirtschaftlich als Brennholzlieferant genutzt und war nur sehr bedingt als Viehweide geeignet, da das Gelände zu feucht war. Erst seit 1700 ist Vieh auf der Hagenweide nachweisbar, und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Entwässerungsgräben und Deiche angelegt. Seitdem konnte er zur Beweidung von Kühen und Pferden verwendet werden (van Krugten 1994, S. 31).

Die Größe des Hagens betrug 17 Morgen und 449 Ruten (s. Abb. 7). Die benötigte Weidefläche für eine Zuchtstute betrug in etwa drei Morgen, während sowohl den Hengst- und Stutfohlen als auch den Wallachen und Arbeitspferden rund zwei Morgen zur Verfügung gestellt werden mussten. Diese Angaben macht Naber für die Pferde in den Gestüten des hannoverschen Königshauses (1990, S. 42). Zur Ernährung eines Rindes waren ebenfalls zwei bis drei Morgen notwendig (Abel 1967, S. 316). Daraus kann man schließen, dass auf dem Hagen nicht mehr als fünf bis acht Pferde und Rinder geweidet haben können.

Der Bongard, im Südwesten des Schlosses gelegen, war der herrschaftliche Wirtschaftshof (s. Kap. 3.2.3). Dort gab es Stallungen für Vieh und Pferde, über die jedoch nichts Näheres bekannt ist. Das zum Hof gehörige Gelände, der Bongardgarten, umfasste einen Morgen und 390 Ruten (van Krugten 1994, S. 26).

Es müssen sich dort Unterbringungsmöglichkeiten für mindestens zehn Pferde befunden haben, denn in zwei Dokumenten aus dem Jahr 1739 wurde die Aufstallung von vier Stuten für Zucht und Arbeit sowie von sechs Fohlen im Bongard einkalkuliert (107 und 108). Allerdings kann der Bongardgarten aufgrund seiner geringen Größe unmöglich die Ernährung der Tiere gewährleistet haben. Er wird eher als Gemüse- und Obstgarten gedient haben.

van Krugten zufolge gab es eine weitere Pferdeweide, die sog. Bridou, die von der unmittelbaren Burgumgebung durch die Issel getrennt war (s. Abb. 6). Das fünf Morgen 591 Ruten große Gelände war allseitig von Gräben und teilweise von Hecken umgeben und wurde im 18. Jahrhundert als Koppel und Baumschule genutzt. Da sie unmittelbar an den Wirtschaftshof angrenzte, stand die Bridou als Nutzfläche dem Betrieb des Bongards zur Verfügung. Dennoch diente sie nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch der Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, die von einem 1733 in der Mitte des Areals errichteten Lusthaus oder von Bänken aus den Pferden o. a. Tieren zusehen konnte (1994, S. 27). Die Bridou wird allerdings nirgends in den Marstallakten erwähnt. Sie kann auch langfristig nicht von mehr als zwei bis drei Pferden genutzt worden sein. Vermutlich wurden die Tiere nur zeitweise auf diese Weide gelassen.

Abb. 5: Gewässerkarte Wasserburg Anholt, 1651 (FSSA, Inv. Nr. 3)

Abb. 6: Karte Herrschaft Anholt, 1750 [Ausschnitt] (FSSA, Inv. Nr. Mappe B)

Abb. 7: Karte Herrschaft Anholt, 1749 [Ausschnitt] (FSSA, Inv. Nr. Mappe B)

Abb. 8: Pferd auf dem "Cingel"

(Gemälde Wasserburg Anholt, Nordwestansicht, 1711, FSSBi, Inv. Nr. 36 [Ausschnitt])

Auch der sog. Cingel im Süden des Schlosses, seit dem 17. Jahrhundert vom Hof als Bleichplatz verwendet, wurde zeitweise als Koppel genutzt (s. Abb. 8141). Seit Beginn des 18. Jahrhunderts diente er nachweislich regelmäßig der Heugewinnung (van Krugten 1994, S. 28-29). Über die Fläche des Cingels waren keine Angaben zu finden, wodurch sich Spekulationen über den Viehbesatz verbieten. In den Marstallakten findet er keine Erwähnung.

Die Unterbringung von Fohlen in den Stallungen des Schlosses hatte den Vorteil, dass sie vom Hofpersonal, dem man gewöhnlich mehr Vertrauen entgegenbrachte als den bäuerlichen Untertanen, versorgt wurden. Auf diese Weise verfuhr man mit besonders vielversprechenden und schönen Hengstfohlen, die der Hofmeister nicht bei einem Bauern zu lassen wagte (20). Stattdessen wurden sie im Bongard untergebracht, und für ihre Versorgung wurde eine einzelne Person abgestellt, nämlich „ein Grenadier, der zugleich das ganze Stroh schneidet142“. Dass anstelle eines Knechts ein Angehöriger der Schlosswache beauftragt wurde, die Aufsicht und Verpflegung einiger Fohlen zu übernehmen, unterstreicht die besondere Bedeutung

141 Ein Teil des Cingels mit Pferd und Wäsche ist unmittelbar rechts der Vorburg zu sehen.

142 Das Stroh, das ebenso wie Heu gebunden gelagert wurde, wurde erst unmittelbar vor dem Verbrauch geschnitten (s. Kap. 4.2.2). Dieses „Strohschneiden“ oder „Futterschneiden“, wie es in zeitgenössischen Texten auch genannt wird, war i. d. R. die Arbeit von Knechten.

und den Wert, den diese Tiere in den Augen des Fürsten und seines Hofmeisters besaßen. Während herausragende Fohlen früh von den Bauern weggeholt und am Hof aufgestallt wurden, blieben die eher unscheinbaren Tiere solange zur Fütterung in der Obhut der Untertanen, bis der Hofmeister sich entschloss, sie fortzunehmen (25).