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Strukturgleichungsmodell-Berechnungen

6.4 Zu den statistischen Analyseverfahren

7.4.3 Strukturgleichungsmodell-Berechnungen

In Abbildung 7.8 ist das querschnittliche Strukturgleichungsmodell70 zur Bestim-mung der Leistungsmotivation durch die Eltern-Kind-Beziehung und die Lehrer-Schüler-Beziehung ersichtlich. Im Allgemeinen gilt: Die standardisierten Pfadkoef-fizienten in den Messmodellen entsprechen den Faktorladungen einer Faktorenana-lyse, die standardisierten Pfadkoeffizienten im Strukturmodell den Beta-Gewichten einer multiplen Regressionsanalyse (vgl. Rudolf & Müller, 2004, S. 283).

Lehrer-Schüler-Beziehung

mit 13 J.

.62

Bei den meisten Lehrer stehe ich gut da

r3

.27

glaube, dass LP nicht viel von mir halten (r)

r2

nehmen Rücksicht & erwarten dasselbe von mir

a4

Abbildung 7.8: Strukturgleichungsmodell zur querschnittlichen Erklärung der Leistungsmotivation mit 13 Jahren durch die Eltern-Kind- und Lehrer-Schüler-Beziehung bei männlichen Gymnasiasten im Alter von 13 Jahren (Sample-Size: 180)

Das Modell kann aufgrund der Fit-Indizes in Tabelle 7.18, welche in Kapitel 6.4.2 bezüglich ihrer Grenzwerte beschrieben sind, als gültig angesehen werden. Die

70 In den hier aufgeführten Strukturgleichungsmodellen wurde die Maximum-Likelihood-Methode ver-wendet. Für die Berechnung der Kovarianzmatrix ist ein paarweiser Ausschluss fehlender Werte genommen worden.

7 Ergebnisse 7.4 Differentielle Befunde: soziale Eingebundenheit und Leistungsmotivation

tungsmotivation kann so zu 24% erklärt werden. Allerdings gibt es eine Einschrän-kung: Normalerweise sollte als Daumenregel das Verhältnis Chi2 zu df zwischen 1 und 3 sein. Hier finden wir einen Wert unter 1 vor. Gemäß Berger (2007) ist dies möglich, wenn die Pfade theoretisch begründet sind.

Tabelle 7.18: SEM-Fit-Indizes der Modelle bei vier Gruppen: Vorhersage der Leistungsmotivation querschnittlich Chi2 df p gfi agfi aic rmsea (f): Im Modell existieren nicht signifkante Pfade, das Modell muss insofern insgesamt abgelehnt werden; schattiert: gültige Fit-Indizes

Die Fit-Indizes der Modelle der drei weiteren Gruppen (weibliche und männliche Jugendliche der Hauptschule, weibliche Jugendliche des Gymnasiums) sind eben-falls in Tabelle 7.18 für die querschnittliche Vorhersage der Leistungsmotivation durch die sozialen Beziehungen zu Eltern und Lehrern aufgelistet. Das Verhältnis Chi2 zu df ist auch bei den männlichen Hauptschülern nicht optimal. Insgesamt kann nur bei den männlichen Jugendlichen ein gültiges Querschnittsmodell berechnet werden, bei den weiblichen Jugendlichen liegt der rmsea-Wert über .05.

Das folgende Strukturgleichungsmodell (vgl. Abbildung 7.9) weist eine längs-schnittliche Aufklärung der Leistungsmotivation von männlichen Gymnasiasten mit 15 Jahren aufgrund ihrer sozialen Einbettung im Alter von 13 Jahren von 16% aus.

Lehrer-Schüler-Beziehung

mit 13 J.

.58

Bei den meisten Lehrer stehe ich gut da

r3

.29

glaube, dass LP nicht viel von mir halten (r)

r2

nehmen Rücksicht & erwarten dasselbe von mir

a4 Abbildung 7.9: Strukturgleichungsmodell zur längsschnittlichen Erklärung der Leistungsmotivation mit 15 Jahren durch die

Eltern-Kind- und Lehrer-Schüler-Beziehung bei männlichen Gymnasiasten im Alter von 13 Jahren

Alle Regressionsgewichte sind signifikant und das Gesamtmodell kann aufgrund der Fit-Indizes (vgl. unterer Teil der Abbildung) als gültig angesehen werden. Interes-sant ist, dass der Einfluss der Lehrer-Schüler-Beziehung (.27) bei männlichen

Gym-7 Ergebnisse 7.4 Differentielle Befunde: soziale Eingebundenheit und Leistungsmotivation

nasiasten in etwa gleich wichtig wie der Einfluss der Eltern-Kind-Beziehung (.29) für die Leistungsmotivation ist.

Im Folgenden werden die vier längsschnittlichen Modelle der vier Gruppen (weibli-che und männli(weibli-che Jugendli(weibli-che der Hauptschule und des Gymnasiums) gezeigt. Die verschiedenen Kennwerte sind sowohl in der Abbildung 7.10 als auch in der

darauffolgenden Tabelle 7.19 der Reihe nach aufgeführt. Es zeigt sich, dass beide Gesamtmodelle bei den Männern (mit der speziellen Einschränkung des Chi2 -df-Verhältnisses) gültig sind, jedoch sind nur bei den männlichen Gymnasiasten alle Regressionsgewichte signifikant. Bei den männlichen Hauptschülern erreicht die El-tern-Kind-Beziehung kein signifikantes Regressionsgewicht (.15 n.s.) für die Leis-tungsmotivation im Alter von 15 Jahren. Darum erweist sich das Modell nur bei den männlichen Gymnasiasten als signifikant.

Bei den meisten LP stehe ich gut da

Bei den meisten LP stehe ich gut da

Abbildung 7.10: Strukturgleichungsmodell zur längsschnittlichen Aufklärung der Leistungsmotivation mit 15 Jahren durch Eltern-Kind- und Lehrer-Schüler-Beziehung mit 13 Jahren bei verschiedenen geschlechtsspezifischen Schulformgruppen (1. bis 4. Ziffern: GY m / HS m / GY w / HS w)

Im Folgenden sind die Fit-Indizes der längsschnittlichen Strukturgleichungsmodelle der vier Gruppen aufgeführt (vgl. Tabelle 7.19). Bei den mit (f) bezeichneten Grup-pen kann von ungültigen Modellen ausgegangen werden.

Tabelle 7.19: Fit-Indizes der Strukturgleichungsmodelle zur längsschnittlichen Aufklärung der Leistungsmotivation mit 15 Jahren durch Eltern-Kind- und Lehrer-Schüler-Beziehung mit 13 Jahren bei verschiedenen geschlechtsspezifischen Schulformgruppen (f): Im Modell existieren nicht signifikante Pfade, das Modell muss insofern insgesamt abgelehnt werden; schattiert: gültige Fit-Indizes

7 Ergebnisse 7.5 Soziale Eingebundenheit und Motivation im Längsschnitt

Obwohl das Gesamtmodell bei den männlichen Hauptschülern abgelehnt werden muss, lässt sich feststellen, dass die Regressionsgewichte der beiden sozialen Bezie-hungen im Vergleich zu den männlichen Gymnasiasten sehr unterschiedlich ausfal-len. Bei männlichen Hauptschülern: Lehrer-Schüler-Beziehung (.36); Eltern-Kind-Beziehung (.15 n.s.); bei männlichen Gymnasiasten: (.29) bzw. (.27).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass insbesondere bei männlichen Gymnasiasten viele kontextuelle familiäre und außerfamiliäre Variablen der sozialen Eingebundenheit einen längsschnittlichen Zusammenhang mit der Leistungsmotiva-tion aufweisen, wenn die relative LeistungsposiLeistungsmotiva-tion als Kontrollvariable gebraucht wird. In Regressionsanalysen kann die Leistungsmotivation von männlichen Gym-nasiasten ebenfalls stimmig durch die soziale Eingebundenheit bestimmt werden.

Ein gültiges Strukturgleichungsmodell zur Aufklärung der Leistungsmotivation durch die Eltern-Kind-Beziehung und die Lehrer-Schüler-Beziehung kann sowohl quer- als auch zwei-Jahres-längsschnittlich nur bei den männlichen Gymnasiasten gefunden werden. Die Hypothese nach einer schulform- und geschlechtsspezifisch unterschiedlich ausgeprägten Verursachung der Leistungsmotivation kann somit aufrecht erhalten bleiben.

7.5 Soziale Eingebundenheit und Motivation im Längsschnitt

Ob ein längsschnittlicher Einfluss familiärer und außerfamiliärer sozialer Bedingun-gen über eine Zeitspanne von 22 Jahren auf motivationsbezoBedingun-gene Persönlichkeits-merkmale im Erwachsenenalter nachgewiesen werden kann, soll in diesem Kapitel beantwortet werden. Es geht hier also um den Kern der Arbeit, die Wirkungsmecha-nismen der sozialen Einbindung über 20 Jahre hinweg auf motivationale Persönlich-keitsmerkmale nachweisen zu können. Es soll auch hier schrittweise vorgegangen werden: korrelative, regressionsanalytische und strukturgleichungsbezogene Be-rechnungen sollen insgesamt ein konsistentes Bild über die Leistungsmotivations-entwicklung generieren.