• Keine Ergebnisse gefunden

4 METHODISCHES VORGEHEN

4.3 L EITFADENINTERVIEW

4.3.1 Struktur der Leitfäden für die Interviews

Im Folgenden wird die Struktur des Leitfadens für das Interview mit einem Leitungsmitglied des Lehrstuhls für Deutsche Philologie sowie der Leitfäden für die Interviews mit den Lehrenden und Studierenden dargestellt.

Leitfaden für das Interview zum Bildungskonzept des Lehrstuhls für Deutsche Philologie

Um mehr Daten zum Bildungskonzept des Lehrstuhls für Deutsche Philologie der PSU zu bekommen, wird ein Interview mit einer Mitarbeiterin aus dem Leitungsteam des Lehrstuhls für Deutsche Philologie geführt. Der Interviewleitfaden (s. Anhang 1) enthält die folgenden Aspekte: Entwicklungstendenzen des Lehrstuhls; das Bildungskonzept der germanistischen Studiengänge; das Qualifizierungsprofil der Studierenden; die Rolle der ethnischen Heterogenität im Ausbildungsprozess; den Stellenwert interkultureller Kompetenz im Rahmen germanistischer Ausbildung und in dem Forschungsbereich des Lehrstuhls. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sollen die Ergebnisse der Analyse der Bildungsdokumente ergänzen. Darüber hinaus sollen sie als eine Grundlage bei der Auswertung der Interviews mit Lehrenden und Studierenden dienen.

133

Leitfaden für die Interviews mit Lehrenden

Der Interviewleitfaden für die Interviews mit Lehrenden (s. Anhang 2) besteht aus einem einführenden Teil, einem Kurzfragebogen zu den personenbezogenen Daten und einem Hauptteil. Im einführenden Teil wird den Lehrenden für die Teilnahme an der Untersuchung gedankt. Außerdem wird der Verlauf des Interviews kurz vorgestellt. Darüber hinaus wird hier auf die Anonymität hingewiesen und das Einverständnis für die Tonbandaufzeichnung des Interviews sowie für die Anwendung der Daten in der Untersuchung eingeholt. Im Kurzfragebogen werden folgende personenbezogene Daten erfragt: Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, ethnische Zugehörigkeit, Muttersprache, Fremdsprachen, Dauer der Lehrerfahrung.

Der Hauptteil des Interviewleitfadens besteht aus vier Fragenblöcken. Der erste Fragenblock enthält Fragen zum beruflichen Werdegang der Lehrenden. Die durch diese Fragen gewonnenen Erkenntnisse sollen als Grundlage für die Interpretation darauf folgender Fragen dienen.

Der zweite Fragenblock betrifft die universitäre Unterrichtspraxis der Lehrenden im Kontext germanistischer Studiengänge. Die Fragen sollen Informationen zu den Zielen, Methoden, Sozialformen, Inhalten ihrer Lehrveranstaltungen liefern. Dadurch werden Erkenntnisse über deren Einfluss auf die Entwicklung interkultureller Kompetenz gewonnen. Darüber hinaus wird in diesem Frageblock das Augenmerk auf die Beziehungen der Lehrenden zu den Studierenden sowie auf ihre Erwartungen ihnen gegenüber gerichtet.

In der dritten Fragengruppe handelt es sich um die interkulturellen Erfahrungen der Lehrenden, wobei der Begriff „interkulturell“ bei der Formulierung der Fragen nicht verwendet wird. Aufgrund der Annahme, dass die Lehrenden Kulturen außerhalb ihrer Landesgrenzen eher als „anders“ oder „fremd“ wahrnehmen als kulturelle Gruppen innerhalb der Landesgrenzen, werden in diesem Fragenblock die grenzüberschreitenden Erfahrungen der Lehrenden untersucht. Da es in dieser Arbeit um die Entwicklung interkultureller Kompetenz im Kontext der germanistischen Ausbildung geht, werden die Lehrenden gebeten, über einen oder mehrere Aufenthalte in einem deutschsprachigen Land zu berichten. Die Fragen werden dabei absichtlich offen formuliert, um in konkreteren Fragen potenziell enthaltene Suggestionen zu vermeiden, die die Antworten der Befragten beeinflussen könnten. Außerdem ist es von Interesse festzustellen, welche Aspekte ihrer interkulturellen Erfahrungen die Lehrenden selbst thematisieren. Der erste Teil dieses Fragenblocks soll Erkenntnisse über die Wahrnehmung fremder Kulturen und interkultureller Situationen sowie über die damit verbundenen Emotionen und Verhaltensdispositionen von Lehrenden in interkulturellen

134

Interaktionen liefern. Diese Erkenntnisse sind wichtig, da die Art und Weise, in der die Lehrenden selbst mit interkulturellen Interaktionen umgehen, bei der Vermittlung interkultureller Kompetenz im Rahmen ihrer Lehrveranstaltungen einen wesentlichen Faktor darstellt (vgl. Kap. 2.6.2). Der nächste wichtige Teil dieses Fragenblocks soll dem Ziel dienen, Aufschlüsse über die Wahrnehmung eigener Kultur im Zusammenhang mit einer anderen Kultur zu geben. Außerdem soll die Darstellungsweise der eigenen Kultur in einer interkulturellen Situation sowie die Gestaltung einer interkulturellen Interaktion mit einer Person aus dem Ausland im eigenen Land untersucht werden.

Der letzte Fragenblock ist der Auseinandersetzung der Lehrenden mit den Begriffen „Kultur“

und „interkulturelle Kompetenz“ gewidmet. Sie werden direkt darum gebeten, diese zwei Begriffe zu definieren. Die begriffliche Vorstellung der Lehrenden in Bezug auf Kultur sind wichtig, da der Kulturbegriff auf dem Konzept der interkulturellen Kompetenz basiert (vgl.

Kap. 1.2), und von dieser Vorstellung hängt es ab, welche Interaktionen als interkulturell wahrgenommen werden. Weiterhin soll in Erfahrung gebracht werden, inwieweit der Begriff interkulturelle Kompetenz den Lehrenden bekannt ist, wie sie ihn verstehen und ob die Entwicklung interkultureller Kompetenz ein Ziel ihrer Lehrveranstaltungen darstellt.

Leitfaden für die Interviews mit Studierenden

Der Leitfaden, der die Grundlage der Interviews mit Studierenden abgibt (s. Anhang 3), weist die gleiche formale Struktur auf wie der Leitfaden, der für die Interviews mit den Lehrenden vorgesehen ist: einführender Teil, Kurzfragebogen zu den personenbezogenen Daten und Hauptteil. Der einführende Teil und der Kurzfragebogen sind bis auf das Studienfach und -semester bzw. die Dauer der Lehrerfahrung in beiden Leitfäden gleich. Der Hauptteil besteht auch in diesem Leitfaden aus vier thematischen Fragenkomplexen.

Der erste Fragenblock enthält allgemeine studienbezogene Fragen. Erstens werden die Studierenden gebeten, über ihr Studentenleben zu erzählen; dabei werden keine konkreten Bereiche genannt, da so den Studierenden die Freiheit gegeben wird, selbst Themen anzusprechen, die ihnen wichtig erscheinen. Diese Frage dient zum einen der Auflockerung der Interviewatmosphäre, andererseits ermöglicht sie einen Einblick in den Studienalltag der moldauischen Studierenden sowie die individuellen Hintergründe der Studierenden, die für die Auswertung darauf folgender Fragen wichtig sind.

Die zweite Frage – zu den Vorstellungen der Studierenden über ihre Berufsperspektive nach dem Studienabschluss – soll Auskunft über die Ziele, Motive und Erwartungen der Studierenden an das Studium liefern.

Die dritte Frage in diesem Block bezieht sich auf den Freundeskreis der Studierenden. Ziel

135

dabei ist es zu erfahren, wie die Studierenden ihre sozialen Kontakte konstruieren, welcher ethnischen Zugehörigkeit ihre Freunde und Bekannten sind, in welcher Sprache sie miteinander kommunizieren und wie sie ihre Beziehungen mit ihnen wahrnehmen. Die dadurch gewonnenen Daten sollen der Formulierung von Folgerungen in Bezug auf die inländischen interkulturellen Interaktionen der Studierenden dienen.

Der zweite Fragenblock bezieht sich – ähnlich wie der dritte Fragenblock im Leitfaden des Lehrerinterviews – auf die interkulturellen Erfahrungen der Studierenden. Dieser Themenkomplex wurde absichtlich hier eingeordnet, da er an die Fragen zu den sozialen Kontakten im ersten Fragenblock anschließt und im biographischen Bereich der Studierenden angesiedelt ist. Hier sollen – ähnlich wie im Interview mit den Lehrenden – Aufschlüsse über die Wahrnehmung grenzüberschreitender interkultureller Interaktionssituationen und fremder Kulturen sowie über die damit verbundenen Emotionen und Verhaltensdispositionen von Studierenden im Ausland gewonnen werden. Auch die Studierenden werden in erster Linie nach ihrer Erfahrung in einem deutschsprachigen Land gefragt. Die Studierenden, die noch nie in einem deutschsprachigen Land gewesen sind, sollen über einen beliebigen ihrer Auslandsaufenthalte erzählen. Außerdem werden die Kontakte zu Menschen aus anderen Ländern thematisiert. In einer nächsten Frage werden die Studierenden darum gebeten, sich vorzustellen, dass sie selbst – falls sie noch nie in einem deutschsprachigen Land gewesen sind – oder einer ihrer Bekannten nach Deutschland reisen wird. Hierbei sollen sie Vorbereitungsstrategien für die anstehende Reise darlegen. Das Ziel dabei ist es herauszufinden, welche Aspekte die Studierenden für einen Deutschlandaufenthalt bzw. für interkulturelle Interaktionen für wichtig halten. Der nächste Teil dieses Fragenblocks soll dem Ziel dienen, Auskunft über die Wahrnehmung der eigenen Kultur im Zusammenhang mit einer anderen Kultur zu geben, d. h. von kulturellen Selbstbildern und ihrer Darstellungsweise in einer interkulturellen Interaktion sowie über die Gestaltung einer interkulturellen Interaktion mit einer Person aus dem Ausland im eigenen Land zu sprechen.

Im dritten Fragenblock geht es um die Lehrveranstaltungen des Faches Deutsch. Die Studierenden werden in einer offenen Frage darum gebeten, eine ihrer Lehrveranstaltungen zum Fach Deutsch zu beschreiben. Hiermit wird das Ziel verfolgt, einen Einblick in die universitäre Unterrichtspraxis der germanistischen Ausbildung aus der Perspektive der Studierenden zu gewinnen. Von Bedeutung ist es zu erfahren, wie die Studierenden die Methoden, Sozialformen und Inhalte wahrnehmen, welche Erwartungen sie an die universitären Lehrveranstaltungen und an die Lehrenden haben. Diese Daten sollen Auskunft über den Einfluss der individuellen Studienvoraussetzungen und -erwartungen der Studierenden auf die Entwicklung interkultureller Kompetenz geben. Die Ergebnisse dieses

136

Fragenblocks sollen das Bild über die Lehrveranstaltungen germanistischer Studiengänge vervollständigen.

Ähnlich wie die Lehrenden sollen auch die Studierenden mit den Begriffen „Kultur“ und

„interkulturelle Kompetenz“ konfrontiert werden. Das Ziel dabei ist es, zum einen herauszufinden, wie sie den Kulturbegriff verstehen, denn davon hängt die Wahrnehmung interkultureller Situationen ab (s. Kap. 1.2 und 1.3), zum anderen in Erfahrung zu bringen, wie ihre Reaktion auf die Konfrontation mit dem Begriff „interkulturelle Kompetenz“ ist und welche inhaltlichen Aspekte sie bei dessen Erläuterung benennen.

Wie bereits oben erwähnt, ist die Reihenfolge der Themenbereiche in den beiden Leitfäden nur teilweise festgelegt. Der erste Fragenblock ist für die Interviews mit den beiden Akteursgruppen als Anfang festgelegt, da er die Funktion der Gesprächseröffnung hat. Auch der letzte Fragenblock, der die begriffliche Auseinandersetzung enthält, ist in beiden Fällen als Ende des Interviews festgelegt. Der Grund für diese Entscheidung liegt darin, dass damit ein suggestiver Einfluss auf die Formulierung der Antworten in den anderen Themenbereichen vermieden werden soll. Doch im Falle, dass die Befragten selbst im Laufe des Interviews diese Begriffe in ihren Antworten bereits erwähnen, werden sie auch früher gefragt, was sie darunter verstehen. Die Reihenfolge der Themenbereiche in der Mitte der Leitfäden ist flexibel und soll bei jedem Interview individuell angepasst werden.