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ist mit 38 % die in meiner Stichprobe am stärksten vertretene Gruppe und steht für das primäre Interesse der Frauen an Informationen zum Schwangerschaftsabbruch

3.B Ergebnisse der Latent Class Analysen

Gruppe 1 ist mit 38 % die in meiner Stichprobe am stärksten vertretene Gruppe und steht für das primäre Interesse der Frauen an Informationen zum Schwangerschaftsabbruch

Frauen in dieser Gruppe geben zu 100 % ein Interesse an den Informationen zum Schwangerschaftsabbruch an. Nächst relevant ist ihnen die Einschätzung ihrer

Situation durch die Beraterin mit 31 %. Informationen zu finanziellen Hilfen spielen noch für 18 % eine Rolle, andere Variablen sind nur noch mit max. 10 % vertreten.

Das Interesse an Informationen zum Schwangerschaftsabbruch lässt sich vor dem Hintergrund einordnen, daß die Frauen dieser Gruppe ihren Entschluss für einen Abbruch gefasst zu haben scheinen und somit nicht so sehr Hilfe für die Entscheidungsfindung, sondern bei der Umsetzung ihrer Entscheidung brauchen. Da Informationen zu dem Ablauf, den Kosten und den Schwangerschaftsabbruch durchführenden Einrichtungen meist nur von Beratungsstellen gegeben werden, ist das primäre Interesse der Frauen an diesen

Informationen durchaus nachvollziehbar.

Interessant wird bei dieser Deutung das relativ hohe Interesse auch dieser Frauen an der Einschätzung ihrer Situation durch die Beraterin. Stellt dies ein generelles Bedürfnis nach Bestätigung oder der Akzeptanz für ihre Entscheidung, die von Teilen der Gesellschaft geächtet wird, dar? Oder wird darin das Bedürfnis nach geteilter und gerade nicht völlig allein zu verantwortender Entscheidung erkennbar?

Gruppe 2 ist mit 30 % der Stichprobe die kleinste Gruppe: sie ist beratungsorientiert und kommt mit vielfältigen Erwartungen in die Beratung.

Die am stärksten vertretene Erwartung ist mit 90 % dennoch die nach Informationen zu einem Schwangerschaftsabbruch. Anders als bei Gruppe 1 sind aber auch die

beratungsorientierten Variablen mit ca. 60-80% stark vertreten, am stärksten (81 %) wieder das Bedürfnis nach Einschätzung der eigenen Lage durch die Beraterin.

Das Interesse an Informationen zu finanziellen Hilfen ist im Vergleich zu den anderen in dieser Gruppe am grössten (43 %).

Die Frauen dieser Gruppe scheinen im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen die grösste Offenheit für ihre Ambivalenzen oder auch Unsicherheit bzgl. ihrer Entscheidung in die

Beratung mitzubringen. Dies zeigt sich zum einen an dem relativ hohen Interesse nach Informationen zur Möglichkeit, das Kind auszutragen (also zu finanziellen Hilfen), wenn auch das Bedürfnis nach Informationen zum Schwangerschaftsabbruch überwiegt. Zum anderen wünschen sie sich explizit Hilfe bei der Entscheidungsfindung (zu 60 %).

So entsteht das Bild von Frauen, die zwar zu einem Schwangerschaftsabbruch tendieren, die

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Beratung aber als Gelegenheit nutzen wollen, sich mit dieser Entscheidung noch einmal genauer auseinanderzusetzen.

3.B.4.2 Übersicht über die Kontingenzanalysen

Die auf einen Zusammenhang mit der Klasseneinteilung prüfenden Kontingenzanalysen werden in folgender Tabelle 31 zusammengefasst. Auf signifikante Ergebnisse gehe ich im Anschluss genauer ein.

betrachtete Kovariate: Chi 2 Df betrachtete Kovariate: Chi 2 Df

Alter 1.81 6 BS-Träger 9.91∗∗ 2

Nationalität 5.37 2 Begleitung in Beratung 2.49 4

Schulabschluss 3.94 6 Bedenken Schein 6.40 4

Konfession 9.18 6 Freiwilligkeit d. Beratung 45.06∗∗∗ 4

Familienstand 1.88 4 Beratungsdauer 6.54 6

Kinder 0.86 2 Zeit seit Beratung 0.01 2

Partner 0.25 2 Änd. Ents.sicherheit 2.74 6

Vater des Kindes 6.39 8

vorher. Schw.abbruch 1.09 2

Tab. 31: Übersicht über die Ergebnisse der Signifikanzprüfung zwischen den Kovariaten und der Gruppenzuteilung zu den inhaltlichen Erwartungen vor der Beratung (∗: signifikant bei p<.05; ∗∗: signifikant bei p<.01; ∗∗∗: signifikant bei p<.001; die Leerzeilen zwischen den Merkmalen kennzeichnen die inhaltliche Zusammenlegung)

A - Nähere Betrachtung der Kovariate Beratungsstellenträger

Zwischen der Gruppenzugehörigkeit innerhalb der inhaltlichen Erwartungen vor der Beratung und der Trägerschaft der aufgesuchten Beratungsstelle ergibt sich ein, auch nach der Alpha-Fehler-Adjustierung, signifikanter Zusammenhang (Chi-Quadrat = 9.91; df = 2; p<.01).

Darstellung der relativen Häufigkeiten der Daten:

Klasse | 1 2 3 | Gesamt ---|---|--- kath. TS | 0.0349 0.0299 0.0994 | 0.1642 freie TS | 0.3450 0.2706 0.2202 | 0.8358 ---|---|--- Gesamt | 0.3799 0.3005 0.3196 |

Tab. 32: Gemeinsame Verteilung des Beratungsstellenträgers (TS = Trägerschaft) und der Gruppenzugehörigkeit (Gruppen 1-3), Angabe der relativen Häufigkeiten

Abbildung 14 veranschaulicht die Wahrscheinlichkeit für die Gruppenzugehörigkeit je nach Beratungsstellenträger.

Ergebnisse S.106 0

0.2 0.4 0.6 0.8

kath.

TS

freie TS

Art der Beratungsstelle

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3

Abb. 14.: Graphische Darstellung der Gruppenverteilung nach Beratungsstellenträger (ohne Berücksichtigung der relativen Vertretenheit der Beratungsstellenträger in meiner Stpr.)

Abbildung 14 verdeutlicht, daß Frauen in konfessionellen Stellen am häufigsten (zu 60 %) der dritten, nur am Schein interessierten Gruppe, zuzuordnen sind. Frauen, die in

Beratungsstellen freier Träger gehen, gehören dagegen nur zu 26 % dieser Gruppe an.

Umgekehrt ist der Anteil an informations- oder beratungsuchenden Frauen bei

nicht-konfessionellen Stellen höher (41 % zu 21 % in Gruppe 1 und 32 % zu 18 % in Gruppe 2) als in den katholischen Stellen.

Dieses Ergebnis verdichtet den Eindruck der Kontingenzanalyse Beratungsstellenträger- Entscheidungsgründe für die Beratungsstelle (Abschnitt 3.3.2.1). Wenn Frauen

Entscheidungsberatung oder Informationen in der Beratung suchen, liegt es nahe, daß sie eine grössere persönliche Motivation haben, sich ihre Beratungsstelle auszusuchen. Beides ist häufiger bei den nicht-konfessionellen Beratungsstellen der Fall.

Dagegen scheint der höhere Anteil der durch Arzt/Ärztin an die Beratungsstelle verwiesenen Frauen mit dem vorrangigen Bestreben, den Schein zu erhalten und damit diese Instanz hinter sich zu bringen, zusammenzufallen. Dieses Motiv ist in Beratungsstellen katholischer Trägerschaft stärker vertreten.

Diese Ergebnisse hinterfragen das weit verbreitete Vorurteil, Frauen, die „mal schnell“ den Schein wollen, gingen dafür zu nicht-konfessionellen Beratungsstellen (vgl. Abschnitt 4.1.4).

B - Nähere Betrachtung der Kovariate Freiwilligkeit der Beratung

Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Gruppenzugehörigkeit bzgl. der inhaltlichen Erwartungen vor der Beratung und der Beantwortung der Frage, ob frau auch freiwillig in Beratung gekommen wäre (Chi 2 = 45.06, df=4, p<.000). Auch nach der Alpha-Niveau-Anpassung ist dieses Ergebnis signifikant.

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Darstellung der relativen Häufigkeiten der Daten:

Klasse | 1 2 3 | Gesamt --- |---|--- weiss nicht | 0.1319 0.0924 0.0145 | 0.2388 freiw. nicht| 0.1708 0.0687 0.2904 | 0.5299 freiw. JA | 0.0772 0.1394 0.0147 | 0.2313 --- |---|--- Gesamt | 0.3799 0.3005 0.3196 |

Tab. 33: Gemeinsame Verteilung der Freiwilligkeit der Beratung und der Gruppenzugehörigkeit (Gruppen 1-3), Angabe der relativen Häufigkeiten

Folgende Abbildung 15 veranschaulicht, mit welcher Wahrscheinlichkeit Frauen aus den unterschiedlichen inhaltlichen Erwartungsgruppen wie die Frage nach der Freiwilligkeit der Beratung beantwortet haben.

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1

Gruppe 1

Gruppe 2

Gruppe 3

weiss nicht nicht freiw.

freiwillig

Abb. 15.: Graphische Darstellung der Antwortverteilung zu der Freiwilligkeit der Beratung nach der Gruppenzugehörigkeit (ohne Berücksichtigung der Gruppengrössen)

Die Analyse zeigt, daß Frauen der „nur Schein-interessierten“ 3. Gruppe zu 90 % angeben, sie wären freiwillig in keine Beratungsstelle gegangen. Dies sagen in der

informationsorientierten Gruppe 1 45 %, in der Beratung-suchenden Gruppe 2 nur 22 %.

Umgekehrt geben Frauen der Beratung-suchenden Gruppe zu 46 % an, sie hätten freiwillig eine Beratung aufgesucht, in der informationsorientierten Gruppe sagen das nur 20 %, in der 3. Gruppe so gut wie keine (4 %).

Nach diesen Ergebnissen sind die ablehnenden Frauen in ihrer Haltung konsequenter: sie wollen nur den Schein und geben fast nie an, freiwillig in eine Beratung gekommen zu sein.

Auf der anderen Seite gibt noch nicht einmal ganz die Hälfte der Beratung-suchenden Frauen an, daß sie selber eine Beratungsstelle aufgesucht hätten (vgl. Abschnitt 4.1.2).

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Zusammenfassung der Ergebnisse:

Die Latent Class Analyse zu der Variablengruppe inhaltliche Erwartungen an die Beratung bestimmt drei qualitativ verschiedene Gruppen von Frauen.

Danach erwartet Gruppe 1 von der Beratung vorrangig Informationen zum

Schwangerschaftsabbruch. Gruppe 2, ca. ein Drittel der Stichprobe, ist beratungsorientiert und kommt sowohl mit dem Wunsch nach Informationen als auch nach persönlicher Auseinandersetzung zu der Entscheidung mit der Beraterin.

Gruppe 3, ein weiteres Drittel, erwartet von der Beratung nur den Beratungsnachweis. Es zeigt sich, daß diese Gruppe besonders stark in katholischen Beratungsstellen vertreten ist.

Zudem geben Frauen dieser Gruppe am häufigsten an, daß sie nicht freiwillig eine Beratungsstelle aufgesucht hätten.

Die Frauen der beratungssuchenden 2. Gruppe hätten nach eigenen Angaben am ehesten, allerdings auch nur zu ca. der Hälfte, von sich aus eine Beratungsstelle aufgesucht.

3.B.5 Variablengruppe der emotionalen Erwartungen vor der Beratung Die Emotionen vor der Beratung wurden anhand von sieben dichotomen Variablen

(Kategorie 0: trifft nicht zu, Kategorie 1: trifft zu) erfasst (Frage 8 im Fragebogen). Diese lassen sich aufteilen in eher negative Erwartungen (Var. 1-4) sowie eher positive Erwartungen (Var. 5-7). Zu den negativen Erwartungen zählt die Unsicherheit, ob die eigene Entscheidung akzeptiert wird (Var. 1+4) und das Empfinden der ganzen Situation als unangenehm

(Var.216+3). Positive Erwartungen betreffen die Hoffnung auf Verständnis (Var. 5) sowie die Hilfe bei der Entscheidungsfindung (Var. 7) bzw. die Stärkung der Entscheidungssicherheit (Var. 6).

Angaben unter „sonstiges“ werden inhaltlich wiedergegeben, wurden aber nicht in die LCA aufgenommen.

Tabelle 34 zeigt, daß die emotionalen Erwartungen an die Beratung durchaus gemischt sind:

alle Variablen der positiven und negativen Erwartungen sind relativ stark vertreten. Dennoch steht die Erwartung nach Verständnis an der Spitze (für 73 %), gefolgt von der Hoffnung auf Unterstützung der gefällten Entscheidung (55 %). Die am stärksten vertretenen negativen

16 Dabei hat Variable 2 „ich wollte es nur schnell hinter mich bringen“ einen Sonderstatus, da sie im engeren Sinne keine Erwartung, sondern eher deren Verneinung bezeichnet. Angesichts ihrer inhaltlichen

Orientierung habe ich sie hier den negativen Erwartungen zugeordnet.

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Erwartungen sind der Wunsch, es nur schnell hinter sich zu haben (41 %) sowie die Unsicherheit, ob die eigene Entscheidung akzeptiert wird (39 %).

Kategorie 1 Variablen:

1. unsicher, ob Entschluss akzeptiert 0.396

2. nur schnell hinter mich bringen 0.418

3. peinlich, einer Fremden zu erzählen 0.187

4. fürchtete Vorwürfe 0.239

5. erhoffte Verständnis 0.739

6. erhoffte Unterstützung für gefällte Entscheidung 0.552 7. erhoffte grössere Sicherheit bei der Entscheidungsfindung 0.343

sonstiges 0.037

Tab. 34: Verteilung der relativen Häufigkeiten der Variablengruppe emotionale Erwartungen an die Beratung

Die Angaben unter „sonstiges“ (N=5) beziehen sich in zwei Fällen eher auf inhaltliche Erwartungen (Neutralität, zusätzlicher Blickwinkel, vgl. Abschnitt 3.B.4), in zwei Fällen auf negative Erwartungen („Angst, sich fremder Person anzuvertrauen“ und „Angst vor Kreuzverhör und moralischen Zwang, zu dem sich die Beraterin vielleicht verpflichten mußte“) und beschreibt einmal eine gelassene Haltung („mal sehen, was die einem so erzählen“).

3.B.5.1 Ergebnisse der LCA

Goodness of fit statistics:

***************************

Model * LOG-Like. * Npar.* LIK.ratio * DF. * AIC ********************************************************

1 9 * -574.437 * 7 * 177.765 * 120 * 1162.873 2 9 * -541.390 * 15 * 111.672 * 112 * 1112.780 3 9 * -523.403 * 23 * 75.698 * 104 * 1092.807⇐ 4 9 * -521.580 * 31 * 72.051 * 96 * 1105.160

Saturated model : * -485.554

Tab. 35: ´Goodness of fit-Statistik´ der LCA für die Variablengruppe emotionale Erwartungen an die Beratung

Die Goodness-of-fit-Statistik in der Tabelle 35 zeigt, daß zur Beschreibung der Daten eine 3-Klassen-Lösung (mit einem AIC-Index von 1092.807) am besten geeignet ist.

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Variablen/ latente Klassen Kategorie Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Var. 1 (unsicher, ob akzeptiert) 0

1 Var. 6 (Unterstützung für gefällte

Entscheidung) Var. 7 (grössere Sicherheit) 0

1

relative Häufigkeit 0.326 0.518 0.156

Tab. 36: Ausprägungen der latenten Klassen in Bezug auf die Variablen 1-7 unter Berücksichtigung der beiden Antwortkategorien (0,1).

Die LCA zeigt, daß die Frauen in meiner Stichprobe bzgl. der emotionalen Erwartungen vor der Beratung drei qualitativ verschiedene Gruppen bilden. Dabei umfasst die grösste dieser Gruppen, Gruppe 2, gut die Hälfte der Klientinnen (52 %), Gruppe 1 ca. ein Drittel (32 %) und Gruppe 3 als kleinste Gruppe 15 % der Frauen.

Die Unterschiede in der Verteilung der Variablen verdeutlicht folgende graphische Darstellung der Gruppen (Abbildung 16).

0%

Abb. 16: graphische Darstellung der Verteilung der Variablen in den latenten Klassen (Gruppen 1-3)

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Beschreibung und Interpretation der einzelnen Gruppen:

Gruppe 2 charakterisiert gut die Hälfte der TeilnehmerInnen: sie steht für eine überwiegend

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