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Punktuelle Hochwasserschutzmassnahmen und ein erster grösserer Eingriff

Im Dokument Der Hochwasserschutz an der Gürbe (Seite 165-172)

5. DIE SCHUTZBEMÜHUNGEN AN DER GÜRBE

5.1 Frühe Hochwasserschutzmassnahmen und der holprige Weg zur Gürbekorrektion

5.1.1 Punktuelle Hochwasserschutzmassnahmen und ein erster grösserer Eingriff

Bis ins 19. Jahrhundert wurden die hochwassergefährdeten Gebiete in der Schweiz grösstenteils gemieden. Wo dies nicht möglich war oder wo die Vorteile des Siedelns und der Landnutzung in den Gewässerräumen über-wogen, versuchten die Anstösser, die Lage mit punktuellen Hochwasser-schutzmassnahmen zu verbessern. Diese zwei grundsätzlichen Strategien zum Umgang mit Naturgefahren wurden auch im Gürbetal angewandt.3

1 Die Liste aller Hochwasserschutzprojekte der Jahre 1855–2010 befindet sich in An-hang 4. Sofern die Hochwasserschutzprojekte keine eindeutigen Namen haben, werden sie nach dem Jahr des Subventionsbeschlusses des Bundes benannt. So wird dies üblicher-weise auch in den zeitgenössischen Quellen gehandhabt.

2 Vgl. dazu Kap. 6.5.1.

3 Zu den Möglichkeiten des Menschen, die negativen Auswirkungen von Naturgefahren zu reduzieren, vgl. Dikau, Weichselgartner 2005: 19.

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Am stärksten durch Überschwemmungen bedroht und durch deren Fol-gen beeinträchtigt war hier die flache Talebene, durch welche sich die Gürbe teils mäandrierend und teils mehrarmig ihren Lauf bahnte. Aufgrund der Geschiebemasse, welche die Gürbe bei Hochwasser aus dem Gebirgs-teil anschwemmte, war das Gewässerbett Gebirgs-teilweise mehrere Meter höher als das umliegende Land (vgl. dazu Kapitel 2.4).4

Angepasst an die Gegebenheiten wurde der Talboden – wie in der traditionellen Landwirtschaft bei versumpften oder vernässten Böden üb-lich – hauptsächüb-lich als (Allmend-)Weide genutzt.5 In den fast jährlich von Überschwemmungen betroffenen Gebieten grasten die Tiere zwischen dem Schilf- und Lieschgras, welches auch geschnitten und als Futter oder Streue verwendet wurde.6 Die Anbauflächen befanden sich entlang der Seitenhänge des Tals.7 Der Regierungsstatthalter des Amts Seftigen be-richtete 1839 über den Ackerbau in seinem Amt:

4 TBA (Hg.) 1951: 23.

5 Vgl. Egger 1958: 9–11; Pfister 1995: 328. Nach Christian Pfister lagen die Allmenden «auf mageren, steinigen oder versumpften Böden, welche den Aufwand an Arbeit und kost-barem Saatgut schlecht lohnten und deshalb in einer ersten Phase der Landnahme und der Konsolidierung der Besitzverhältnisse nur extensiv als Weide genutzt worden waren».

Bereits früh wurde mit einfachen Hilfsmitteln versucht, die Böden zu verbessern. Pfister 1995: 166. Die Nutzung der gürbenahen Gebiete als Allmendweide ist an den Flurbe-zeichnungen auf vielen alten Karten ablesbar. Vgl. z. B. Aufsatzplan über die Talebene der Gürbe, nebst den Linien des über dieselbe aufgenommenen Hauptnivellements, 1849.

StAB AA V 125b; Gürbekorrektion 2. Sektion. Toffen bis Belp. Situation 1870. StAB AA V 130; Plan des Gürbenbachs von Seelhoffen bis nach Wattenwyl, zu grund gelegt von J.

Rud. Reinhardt von 1731, Ausschnitt Wattenwil–Kirchenthurnen. StAB AA V Gürbe 1.1.

6 Egger 1958: 9–10. Im Bericht von Emanuel von Graffenried ist zu lesen, dass die Wei-den auf dem Allmend-Land nicht genügend Futter für die Tiere ergaben. Graffenried schrieb: «gegenwärtig hat aber das Vieh nach 14. Tagen oder 3. Wochen nicht mehr ge-nugsame Nahrung. Wenn der Bauer Milch haben will, muss er jeden Tag seiner Kuh Heu oder Gras auf die Weide tragen, wodurch seine Güter einen starken Abgang an Dünger leiden, und die Milch öfters so theuer zu stehen kommt, als ob man sie kaufen würde.» Graffenried 1761: 387.

7 Egger 1958: 9–10. Im 18. Jahrhundert wurden im Gürbetal hauptsächlich Getreide (vor-wiegend Dinkel) und Kartoffeln angebaut. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann im Zuge der Agrarmodernisierung die Viehwirtschaft an Bedeutung, wodurch die Weide-fläche zu Lasten der Getreidefelder ausgedehnt wurde. Zur Sicherstellung der Ernährung waren besonders auch die Gärten von grosser Bedeutung. Vgl. zur Landwirtschaft im Gürbetal im 17., 18. und 19. Jahrhundert: Graffenried 1761; Leuenberger 1935: 101–126.

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«Der Ackerbau besonders beschäftigt die höher gelegenen Gegenden dieses Bezirks und macht bedeutende Fortschritte, die niederer gelegenen Gegenden sind wegen beynahe stillen Bergwassern und dehren öfterem Austreten sowie daraus entste-hendem Sumpfland nicht so vorteilhaft für diesen Industriezweig beschaffen».8 Einzig in erhöhten Lagen wurden Kulturpflanzen angebaut, dabei beson-ders der auf saurem Boden gut gedeihende Kohl.9 Entlang der Gürbe be-trieben die Bauern stellenweise situative Flurverteidigung und schützten das umliegende Land mit lokalen Holzleitwerken.10 In der Talebene lei-teten sie das Wasser mit einfachen Entwässerungsgräben ab und erhofften sich, so der Versumpfung entgegenzuwirken. Der Erfolg war jedoch wie in anderen Flusstälern bescheiden.11

Die eingeschränkte Nutzung der Ebene belegen auch die Siedlungs-standorte und Verkehrswege. Mit Ausnahme von Wattenwil und Belp, wo die weiteren Standortvorteile die Nachteile der Hochwassergefahr überwogen zu haben scheinen, befanden sich alle Siedlungen entlang der Seitenhänge. Auch die grösseren Verkehrswege führten entlang des Belp-bergs und des LängenBelp-bergs. In Wattenwil und Belp galt es, mit dem Risiko zu leben und sich möglichst gut an die Gefahr anzupassen. Verschiedene Karten und Pläne belegen, dass in den Siedlungsgebieten schon früh Ein-griffe in die Gewässer vorgenommen wurden. Wie die Felder wurden auch die Gebäude und Verkehrswege mit lokalen Holzleitwerken ge-schützt. In Belp bewahrten Hochwasserdämme das Dorf vor den Fluten der Gürbe und Aare.12 Sowohl in Wattenwil wie auch in Belp verfügten die in Gefahrengebieten liegenden Häuser über keine Keller.13 Für Watten-wil existieren zudem Belege einer frühen Organisation des Hochwasser-schutzes: Hier war bereits im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Schwellenkommission, bestehend aus den nutzungsberechtigten Burgern,

8 Amtlicher Bericht über den Amtsbezirk von Seftigen vom Jahr 1839. StAB A II 3431.

9 Leuenberger 1935: 113; Egger 1958: 20. Ein Hinwies zum Anbau von Feldfrüchten im Talboden findet sich auch im Bericht von Emanuel von Graffenried. Nach Graffenried wurden um die Mitte des 18. Jahrhunderts nun «Erdfrüchte und Getreid bis ans Ufer»

angepflanzt. Graffenried 1761: 384.

10 Egger 1958: 20.

11 Egger 1958: 11. Vgl. dazu Kap. 4.1.1.

12 Protokoll der Sitzung des Grossen Rathes vom 06.11.1846. In: Tagblatt des Grossen Rathes des Kantons Bern 30/2 (1846). StAB LS AMS 3 TGR.

13 Egger 1958: 18.

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für die Schwellenarbeiten an der Gürbe und ihren Seitenbächen verant-wortlich.14

Von frühen Wasserbauten in den Siedlungsbereichen zeugen auch die in der Folge von Hochwasserereignissen verfassten Schadensmeldungen und Bittschriften. Nach der Überschwemmung vom Sommer 1804, welche

«merklichen Schaden an Schwellungen angerichtet» hatte,15 gingen beim klei-nen Rat aus verschiedeklei-nen Gemeinden des oberen Gürbetals Bittschriften um Hilfe für die Wiederherstellung der Schwellen ein. Ausführliche Infor-mationen über die Schutzbauten im Siedlungsbereich liefert ein Bericht zum Hochwasser von 1810. Das durch ein heftiges Gewitter ausgelöste Ereignis führte im oberen Talgebiet zu grossen Schäden. In Wattenwil vernichtete das Wasser und Geschiebe nicht nur die sich auf der Allmende und somit in Gewässernähe befindenden Pflanzungen der Armen, sondern zerstörte auch zahlreiche Schwellenbauten und beschädigte die Hochwasserdämme.

In der Bittschrift um staatliche Hilfe für die Bewältigung der Schäden wird deutlich, dass solche Hochwasserereignisse keine Seltenheit waren und der Aufwand für die Schutzbemühungen schwer auf der Gemeinde lastete:

«Wattenwyl hat mehrere hundert Klafter ganz neue Schwellen zu machen und ebenso viele verdorbene wieder herzustellen, wozu ein beträchtlicher Aufwand so-wohl an Holz als an Arbeit erforderlich wird, das schlimmste bey der Sache aber ist, dass selbst diese neuen Arbeiten nicht von langem Nutzen seyn werden.»16 Der Staat Bern erbarmte sich der armen Gemeinde und versprach finan-zielle Hilfe für die Präventionsbauten, verknüpfte diese jedoch mit der Forderung, dass sich Wattenwil und die Nachbargemeinde Blumenstein zur Ausführung der Schwellenarbeiten freundschaftlich miteinander be-raten müssten.17 Die Beschreibung der geplanten Massnahmen liefert Auf-schluss über die Art und Bauweise der frühen Schutzbauten:

14 Schwellen-Reglement für den Schwellenbezirk der Einwohnergemeinde Wattenwyl.

Amtsbezirk Seftigen. 16.10.1889. StAB V Obere Gürbe 5.

15 Protokoll der Sitzung vom 18.12.1804. In: Manual des Kleinen Raths des Kantons Bern 5 (1804–1805): 252–253. StAB A II 1051.

16 Vortrag an den kleinen Rath. 22.01.1811. Manual der Schwellenkommission 1810–

1812. Transkription durch H. Egger. StAB N Nachlass Egger 20.

17 Protokoll der Sitzung vom 08.02.1911. In: Manual des Kleinen Raths des Kantons Bern 21 (1811): 132. StAB A II 1067. Die Gemeinden Wattenwil und Blumenstein konnten sich jedoch nicht einigen, woraufhin der Staat den Beitrag nicht bezahlte und das Gürbebett nicht verlegt wurde. Vgl. Manuale der Schwellenkommission 1810–

1812. Transkription durch H. Egger. StAB N Nachlass Egger 20.

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«Die Schwellen selbst dann werden ohne Faschine und bloss von ganzen Tannen ge-macht und die Zwischenräume, sowie der Raum hinter denselben mit grossen Stei-nen aus dem Bette ausgefüllt, wodurch dann auch zugleich das Bett, aber nur höchst unbedeutend geräumt wird, eine eigentliche Räumung desselben müsste mit ganz unverhältnismässigen und ungeheuren Kosten verbunden seyn, nur bey obgenannter Brüge wo solches nicht zusammengedrängt ist, kann diss zum Theil statt finden.»18 Wie dieser Quellenausschnitt zeigt, war die Ablagerung des Geschiebes am Fusse des Wildbachteils ein bedeutendes Problem. Das Bett der Gürbe war bis zu 15 Meter höher als das Ufer und 90 bis 150 Meter breit, was die Hochwassergefahr für die umliegenden Gebiete deutlich vergrösserte. Die gewaltige Geschiebeablagerung auf dem Schuttkegel machte deutlich, dass sich die Massnahmen im Oberlauf der Gürbe – wie zu dieser Zeit allge-mein üblich – auf den untersten Teil des Wildbachs beschränkten und im steilen Gebirgsteil noch keine Schutzmassnahmen vorgenommen wurden.

Ein erster grösserer Versuch, die Gürbe über eine längere Strecke zu korri-gieren, war bereits in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts vorge-nommen worden. Hinweise dazu finden sich in Emanuel von Graffenrieds Beschreibung der Herrschaft Burgistein. Graffenried schrieb, dass an der Gürbe «vor 40. oder mehr Jahren mit Graben einen geraden Lauf verschaf-fet, hat es nun so viel Erde weggeschwemmt, dass es viel tiefer liegt als das angränzende Land, mithin bey den grössten Wassergüssen dasselbe nicht mehr überschwemmen kan.»19 Dieses kanalisierte Teilstück zwischen Gauggleren und der Lohnstorfbrücke ist auch auf einer der ältesten Karten der Gürbe, dem Plan des Gürbenbachs von Seelhoffen bis Wattenwyl von Johann Rudolf Reinhardt aus dem Jahr 1731, zu erkennen (Abbildung 5.1).20

18 Vortrag an den kleinen Rath. 22.01.1811. Manual der Schwellenkommission 1810–

1812. Transkription durch H. Egger. StAB N Nachlass Egger 20.

19 Graffenried 1761: 384.

20 Nach Hans Egger war auch ein Teilstück im Bereich der Mühlethurnen-Allmend ka-nalisiert. Tatsächlich erscheint dieser Bereich auf dem Plan von 1731 auffällig gerade, doch sind hier keine alten Mäander eingezeichnet. Auch finden sich keine weiteren Belege dazu. Zudem schrieb Emanuel von Graffenried, dass das Land in Thurnen fast alljährlich überschwemmt wurde. Falls dieses Teilstück tatsächlich künstlich kanalisiert worden war, scheint der Erfolg nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. Vgl. Plan des Gürbenbachs von Seelhoffen bis nach Wattenwyl, zu grund gelegt von J. Rud. Rein-hardt von 1731, Ausschnitt Wattenwil–Kirchenthurnen. StAB AA V Gürbe 1.1; Egger 1958: 20–21; Graffenried 1761: 384.

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Die Kanalisierung zeigte für einige Zeit Wirkung. Über vier Jahr-zehnte nach seiner Erstellung lobte Emanuel von Graffenried: «Zuvor diente das Gras die meiste Zeit nur anstatt der Streue zum Dünger, jetzt aber pflanzet man Erdfrüchte und Getreid bis ans Ufer.»21 Damit unter-schied sich die Nutzung des Umlandes im Bereich des Kanals deutlich von den übrigen Talbereichen, wo das Land «fast alljährlich durch Über-schwemmungen mitgenommen [worden ist]; weil daselbst dem Wald-strome kein gerades Bett gebahnet ist, und der Kies (Grien) in den Krümmungen, dahin er von oben geführt worden, liegen bleibt.»22 Nach Hans Egger füllte sich der Kanal zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die häufigen Überschwemmungen jedoch wieder auf.23 Tatsächlich ist er auf den Karten und Plänen der Gürbe des 19. Jahrhunderts nicht mehr zu erkennen.

Obwohl die Kanalisierung der Gürbe günstige Auswirkungen auf das umliegende Land hatte und damit dem Hochwasserschutz diente, ist nicht klar, ob dies die eigentliche Absicht hinter dem Eingriff war. Egger vermutet als Grund für die frühe Teilkorrektion die Förderung der Landwirtschaft, ausgehend von den Herrschaftsherrn von Burgistein, der Familie von Graffenried.24 Möglicherweise steht der Kanal aber auch in Verbindung mit den im 18. Jahrhundert verschiedentlich unternomme-nen Versuchen, das Wasser der Gürbe zum Flössen von Holz zu

verwen-21 Graffenried 1761: 384.

22 Graffenried 1761: 384.

23 Egger 1958: 21.

24 Egger 1958: 21.

Abb. 5.1: Begradigter Gewässerabschnitt im Plan der Gürbe von Johann Rudolf Reinhardt von 1731, Ausschnitt Wattenwil–Kirchenthurnen.

Quelle: stAb AA V gürbe 1.1.

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den.25 Der Wasserbauingenieur Walter Kirchhoff beschreibt in seiner vielzitierten Gürbebaugeschichte, dass bereits in den 1710er-Jahren über Eingriffe an der Gürbe diskutiert wurde, welche den Holztransport auf derselben möglich machen sollten.26 Weitere Belege zu Wasserbaupro-jekten mit dem Ziel des Flössens stammen aus den 1730er-Jahren.27 Nach 1732 wurden unter der Leitung Samuel Hartmanns zur Erleichterung des Holztransports auf der Gürbe einfache Wasserbauten erstellt, die Ufer gesäubert und befestigt sowie hinderliches Holz und Gebüsche entfernt.28 Diese Arbeiten, dabei wohl vor allem die Ausräumung des Gerinnes, wirkten sich zumindest kurzfristig positiv auf die Hochwassersituation aus.29 Da die Flös serei und die Trift auf der Gürbe jedoch langfristig keine grosse Bedeutung erhielten, dürften die Bauten nicht unterhalten und fortgeführt worden sein.30

25 Die Flösserei war in der vorindustriellen Zeit die wichtigste und billigste Art des Holz-transportes. Aus den Waldgebieten der Alpen und Voralpen wurden die Stämme auf den Gewässern durch Holzriesen (Holzleiten und Holzrutschen), Trift (Flössen einzel-ner unverbundeeinzel-ner Baumstämme, u. a. auf Wildbächen bei Hochwasser) oder Klusen (Schwemmen der Stämme mittels Stauwasser) zu den grossen Talflüssen und von dort aus in die Städte transportiert. Einen ersten Aufschwung erlebte das Flössen im 16. Jahr-hundert. Nach und nach wurden auch Wasserläufe zum Holztransport ausgebaut, wel-che von Natur aus dazu nicht geeignet waren. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert – zur Zeit des grössten Holzmangels – erlebte die Flösserei und die Trift eine Blütezeit.

Zur Geschichte des Flössens vgl. Vischer 2015: 257–308; Radkau 2012: 108–114; Küster 2008: 143–154; Brönnimann 1997: 124–134; Grossmann 1972.

26 Die Burgergemeinde Bern deckte zu dieser Zeit ihren Brenn- und Bauholzbedarf unter anderem aus ihren Waldungen am Gurnigel, da die Bestände in stadtnahen Wal-dungen angeblich erschöpft waren. Vgl. Hartmann 1752: 5; TBA (Hg.) 1951: 1–2.

27 Die Versuche der 1730er-Jahre, die Gürbe zum Flössen von Holz zu nützen, beschreibt Samuel Hartmann in seiner Bittschrift an die Räte von 1752. Hartmann schildert, wie sein Vater in den 1730er-Jahren die von der Obrigkeit zur Verfügung gestellte Geld-summe verlor und bittet um Erlass der Schulden. In seinen Ausführungen erwähnt er auch die zur Flösserei vorgenommenen Wasserbauten: An der Gürbe zwischen Watten-wil und Selhofen seien Wasserleitungen erstellt, Durchstiche vorgenommen, das Ge-wässer gesäubert und Arbeiten an Wegen, Brücken, Gebüschen ausgeführt worden. Vgl.

Hartmann 1752. Die für das Flössen erstellten Kanäle sind auch auf einem Plan von 1735 erkennbar. Vgl. StAB AA IX 15.

28 Samuel Hartmann erhielt den Auftrag für diese Arbeiten im Jahr 1732. Vgl. Hartmann 1752: 5–8.

29 Vgl. TBA (Hg.) 1951: 1–2.

30 In welchem Ausmass die Gürbe tatsächlich zur Flösserei oder zur Trift von Holz ge-nutzt wurde, lässt sich aus den Quellen nicht abschliessend beurteilen. Verschiedene

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5.1.2 Erste Koordinationsversuche und wiederholte Vorstösse für

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