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eine quanti ta tive Längsschnittanalyse

4.3 Gesetze und Verordnungen

5.1.2 Präferenzen der Nutzung von liechtensteinischen Tageszeitungen

In diesem Kapitel kann kein eigenständiger Beitrag zur Rezeptions for -schung geleistet werden, indem etwa Prädispositionen der Rezipienten, Selektions und Verarbeitungsmechanismen der Leserschaft oder ähn -liches untersucht werden.416 Im Rahmen dieser Arbeit werden nur die Prä ferenzen in der Nutzung der Zeitungen untersucht. Eine Analyse der Dauer und Intensität der Nutzung würde ein ganz anderes Untersu -chungs design verlangen. Soweit Daten von anderen Ländern vorliegen werden auch Vergleiche angestellt.

Wir haben eine quantitativ sehr hohe Verbreitung der liechtenstei-nischen Tageszeitungen festgestellt. Im vorliegenden Abschnitt interes-sieren wir uns nun dafür, welche Teile der Zeitungen besonders hohes Interesse in der Leserschaft hervorrufen. Es muss noch einmal daran

er-414 Cramer’s V = 0,62**. Es wurden nur die Fälle mit einer Parteiidentifikation zuguns -ten der FBP oder VU in das Modell einbezogen.

415 Carmer’s V = 0,27**.

416 Vgl. dazu etwa Früh 1991; Donsbach 1991, 1993; Brosius 1995, 2003; Charl ton/

Schneider 1997; Eilders 1997; die kritische Beurteilung von Halff 1998; Jäckel 1991;

Noelle-Neumann 1999; Schorr u.a. 1999; Bonfadelli 1999, 2000; Grossmann 1999; – oder auch der Bereich des Agenda-Settings, im deutschsprachigen Raum insbeson-dere untersucht bei Brettschneider 1994; Eichhorn 1996; Rössler 1997. Die Nutzung der Printmedien ist dabei gegenüber der Untersuchung der Nutzung und Wirkung des Fernsehens etwas in den Hintergrund getreten.

innert werden, dass sich die Befragung auf die Wahlberechtigten als Grund gesamtheit beschränkte.

Das grösste Interesse besteht für die liechtensteinische Politik.

55 Pro zent der Befragten haben ein starkes Interesse an diesem Teil der Tageszeitungen. Aber auch die Leserbriefe, der Wirtschaftsteil, der Be -reich Kultur / Veranstaltungsberichte sowie Informationen über die Men schen in Liechtenstein wecken noch ein grösseres Interesse in der Leser schaft. Exakt beim Mittelwert von 2 liegen die Themengebiete Sport, Unfälle/Ereignisse und der Serviceteil der Zeitungen. Etwas mäs-siger ist das Interesse am Anzeigenteil. Insgesamt besteht somit ein rela-tiv starkes Interesse an fast allen Zeitungsteilen. An vorderster Stelle ran-gieren aber die lokalpolitischen Aspekte.

Ein Vergleich mit Untersuchungsdaten aus Deutschland weist auf eine unterschiedliche Prioritätensetzung hin. Gemeinsam ist in beiden Ländern das hohe Interesse an der lokalen und innenpolitischen Bericht erstat tung. Hier zeigt sich der hohe Stellenwert von Zeitungen als Infor ma tionsdrehscheibe in Politik und Gesellschaft. Bei den weiteren Nen

-417 Mittelwert aus einer 3er-Skala (1 = stark interessiert; 2 = mittelmässig interessiert;

3 = kaum interessiert).

418 Heiraten, Geburten, Todesfälle u.ä.

419 Veranstaltungshinweise, Kino-, Fernsehprogramme u.ä.

Tabelle 16: Interesse für verschiedene Zeitungsrubriken in Liechtenstein

N starkes % Mittelwert auf

Interesse Skala 1–3417

FL Politik 782 433 55 1,5

Leserbriefe 783 354 45 1,7

Wirtschaft 782 302 39 1,8

Kultur/Veranstaltungen 782 286 37 1,8

Menschen418 783 262 34 1,9

Sport 783 270 35 2,0

Unfälle/Ereignisse 778 238 31 2,0

Service419 780 226 29 2,0

Anzeigen/Inserate 779 118 15 2,3

Quelle: Nachwahlumfrage 2001.

nun gen treten jedoch Differenzen zutage. In Liechtenstein rangieren die Leserbriefe und die Wirtschaftsberichte deutlich höher als in Deutsch -land. Die Anzeigen, die in Deutschland offenbar rege zur Kenntnis ge-nommen werden, sowie die Sportberichterstattung lösen dagegen in Liechtenstein ein geringeres Interesse aus als in Deutschland. Da die Fra -ge stellung in den Umfra-gen in Deutschland und Liechtenstein voneinander abweicht, dürfen die Prozentwerte nicht direkt miteinvoneinander ver -glichen werden. Bezüglich der relativen Präferenz einzelner Rubriken, also der Rangfolge in der Beachtung, ist ein Vergleich jedoch zulässig.

Offen bleiben muss jedoch die Frage, ob das liechtensteinische und das deutsche Publikum an sich ein unterschiedliches Leseverhalten aufwei-sen, oder ob dies eine Wirkung des unterschiedlichen Zeitungsangebotes und des jeweiligen geografischen Horizonts darstellt. Es wäre nämlich durchaus denkbar und plausibel, dass in Deutschland bei Lokalzeitun -gen beispielsweise die Leserbriefe ähnlich hoch gewichtet werden wie in Liechtenstein, während dies für überregionale Tageszeitungen weit we-Tabelle 17: Interesse für verschiedene Zeitungsrubriken in Deutschland (in Prozent)

«... das lese ich im Allgemeinen immer»

1991 1999

Lokale Berichte 78 85

Innenpolitik 66 68

Auslandsmeldungen 54 53

Anzeigen 46 49

Leserbriefe 40 47

Leitartikel 36 46

Sport 37 41

Tatsachenberichte aus dem Alltag 41 41

Kultur 26 34

Wirtschaft 29 34

Gerichtsberichte 33 34

Frauenseite 29 31

Technik und Wissenschaft 21 29

Fortsetzungsroman 9 8

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach, IfD Archiv 6075, zit. nach Bundesverband Deutscher Zeitungsverlage (www.bdzv.de/Zugriff am 20. Mai 2003).

niger der Fall sein dürfte. Was auch immer die Ursache sei, bleibt den-noch festzustellen, dass das Leseverhalten in Bezug auf die liechtenstei-nischen Tageszeitungen anders ausfällt als das Leseverhalten bei den deutschen Zeitungen.

Zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen Liechtensteins zei-gen sich markante Unterschiede. Im Vergleich zu den Frauen ist das Interesse der Männer im Bereich Wirtschaft, Sport und Politik höher, während sich die Frauen mehr als die Männer für Menschen, Kultur und den Anzeigenteil interessieren. Die Älteren haben ein besonderes Interesse im Bereich Politik, Menschen und Kultur. Die Jüngeren interessieren sich mehr als die Älteren für Veranstaltungshinweise. Aus ge -prägt sind die Unterschiede in der Präferenz der Zeitungsteile auch bei verschiedenen Bildungssegmenten. Die besser Gebildeten interessieren sich überdurchschnittlich für Politik, Wirtschaft und Kultur, die weniger Gebildeten hingegen eher für Menschen, Unfälle/Ereignisse und den An zei genteil. Auch die WählerInnen der Parteien setzen ihre Prioritäten

420 Berechnet auf Grundlage einer fünfteiligen Altersgruppierung.

421 Nach Wahlentscheid bei den Landtagswahlen 2001. VP = Volksparteien (VU und FBP zusammen); FL = Freie Liste.

Tabelle 18: Signifikante Interessenunterschiede für verschiedene Zeitungsteile nach Gruppenmerkmalen (Cramer’s V)

Zeitungsteil Geschlecht Alter420 Bildung Partei421

Sport Mann 0.20** VP 0.08*

FL Politik Mann 0.15** Alte 0.16** hoch 0.18**

Kultur/Veranstaltungen Frau 0.17** Alte 0.12** hoch 0.09* FL 0.10**

Leserbriefe Alte 0.10* tief 0.10*

Wirtschaft Mann 0.27** hoch 0.14** VP 0.11**

Menschen Frau 0.25** Alte 0.15** tief 0.27** VP 0.11**

Unfälle/Ereignisse tief 0.23** VP 0.12**

Anzeigen/Inserate Frau 0.10* tief 0.15** FL 0.09*

Service Junge 0.15** FL 0.11**

Quelle: Nachwahlumfrage 2001. Lesehilfe: Mann 0.20** bedeutet Cramer’s V = 0.20 (** hochsignifikant), wobei das Sendeformat eher bei den Männer als bei den Frauen auf Interesse stösst. Bei Feldern ohne Eintrag besteht keine signifikante Assoziation.

anders. Die WählerInnen der Freien Liste interessieren sich überdurch-schnittlich für den Kulturteil und den Serviceteil der liechtensteinischen Ta geszeitungen, während sich die WählerInnen der beiden grossen Volks parteien überdurchschnittlich für Unfälle/Ereignisse, Menschen und die Wirtschaft interessieren.

5.1.3 Nutzung ausländischer Tageszeitungen in