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eine quanti ta tive Längsschnittanalyse

4.3 Gesetze und Verordnungen

5.1.4 Abonnentenhäufigkeit und -merkmale in Liechten stein

Umfragedaten – ein beachtlicher Teil des Publikums zusätzlich ausländi-sche Tageszeitungen.

5.1.4 Abonnentenhäufigkeit und -merkmale in Liechten stein

Aus den folgenden Tabellen geht hervor, wie viele Zeitungen in den Haus halten der befragten Personen abonniert sind und wie viele Zeitun -gen regelmässig sonst noch gelesen werden. Dabei werden sowohl die liechtensteinischen Tageszeitungen wie auch die ausländischen Zei tun -gen berücksichtigt. Unter allen Befragten der Nachwahlumfrage ist nur bei 10 Prozent im Haushalt keine Zeitung abonniert. In 43 Prozent der Haus halte ist eine Zeitung, bei 35 Prozent sind zwei Zeitun gen, bei 13 Pro zent drei oder mehr Zeitungen abonniert. Der Zeitungs kon sum liegt logischerweise noch etwas höher. Nur 4 Prozent geben an, dass sie überhaupt keine Zeitung regelmässig lesen. 20 Prozent lesen regelmässig eine Zeitung, 40 Prozent zwei Zeitungen und 37 Prozent drei oder mehr Zeitungen.

Der Mittelwert der Zeitungsabonnements bei allen Befragten be-trägt 1,5 Zeitungen. Die regelmässige Zeitungslektüre bewegt sich bei einem Mittelwert von 2,3 Zeitungen. Einen überdurchschnittlichen Zei tungs konsum weisen Männer, Verheiratete, Personen mit höherer Bil -dung auf. Unter den Abonnenten heben sich Verheiratete und Personen mit höherer Bildung und mittelalte bis ältere Pesonen etwas ab.422

422 Es werden nur die Merkmalsdifferenzen auf hochsignifikantem Niveau (**) zitiert.

423 Die Frage zu den abonnierten Zeitungen lautete: «Würden Sie mir sagen, welche Ta ges zeitungen in ihrem Haushalt abonniert sind?» Es wird im Modell davon aus ge -gangen, dass die abonnierten Zeitungen auch regelmässig gelesen werden. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig der Fall sein, da das Zeitungsabonnement von einem Haus haltsmitglied stammen kann und die befragte Person nicht unbedingt die ent-

spre chende Zeitung regelmässig lesen muss. Die Nachfolgefrage lautete: «Kön nen Sie mir sagen, welche Tageszeitungen Sie persönlich (sonst noch) regel mäs sig, also fast täglich lesen (zu Hause oder anderswo)?» Die Summe der abon nierten und zu -sätzlich gelesenen Zeitungen ergibt die neu gebildete Variable «Zahl regelmässig ge-lesener Zeitungen».

424 «Welcher Partei standen Sie in den letzten 10 bis 20 Jahren normalerweise am nächs -ten?»

425 «Tief» umfasst obligatorische Schule bis Berufsschule, «hoch» bedeutet Mittel schule bis Universität.

Tabelle 20: Anzahl abonnierter und regelmässig gelesener (in Klammer) Zeitungen nach ausgesuchten Gruppenmerkmalen (in Prozent ge run -det)423

Gruppenmerkmal Anzahl abonnierter (regelmässig gelesener) Cramer’s V Zeitungen Quelle: Nachwahlumfrage 2001. Lesehilfe: 10 Prozent der Män ner haben keine Zeitung abonniert (4 Prozent lesen keine Zeitung), 38 Prozent haben 1 Zeitung abonniert (14 Pro zent lesen 1 Zeitung) usw. Männer und Frauen unterscheiden sich hinsichtlich der Zahl von Zeitungs-Abonnements nicht (Männer lesen aber hoch signi fikant** mit Cramer’s V = 0.19 mehr Zeitungen als Frauen).

5.1.5 Zusammenfassung

Das Lesepublikum in Liechtenstein sieht sich weitgehend gezwungen, beide existierenden liechtensteinischen Tageszeitungen zu lesen, um sich über die politischen Begebenheiten im Landes möglichst umfassend zu informieren. Ein Anspruch auf eine neutrale Berichterstattung besteht weder auf Seiten der beiden Parteizeitungen, noch macht sich das Lese -publikum diesbezüglich grosse Illusionen. Die Strategie der Leserschaft ist daher die Doppelnutzung beider Zeitungen, um in der politischen Berichterstattung die eine wie die andere Seite zu hören, und sich daraus, sowie aus den weiteren Informationen, die in einem Ministaat durch per-sönliche Erfahrungen, durch interpersonelle Kommunikation und wei-teres Wissen aus Schule, Beruf oder der Nutzung ausländischer Medien gewonnen werden kann, ein Bild zu machen. Den beiden Zeitungen kann es recht sein, wenn möglichst viele Leser beide Zeitungen lesen, oder noch besser abonnieren. Rund zwei Drittel der Erwachsenen lesen tatsächlich beide Zeitungen regelmässig. Liechtenstein weist wegen der pa ral lelen Existenz von zwei Tageszeitungen eine im internationalen Ver gleich grosse Mediendichte auf – immerhin zwei Zeitungen und an-dere Medien in einem Land mit rund 34 000 Einwohnern –, obwohl die Medienvielfalt absolut betrachtet eher ärmlich ist. Die Reich weite der beiden Tageszeitungen bewegt sich bei rund 70 bis 80 Pro zent, also ebenfalls auf äusserst hohem Niveau. Das Liechten stei ner Vaterland weist gegenüber dem Volksblatt einen Reichweitenvor sprung auf. In der Abonnementenstruktur unterscheiden sich die beiden Zeitungen gering-fügig, aber dennoch signifikant. Insbesondere die Par tei identifikation steuert das Abonnentenverhalten, indem Anhänger der VU eher das Vater land, Anhänger der FBP eher das Volksblatt vorziehen. Die Leser -schaft interessiert sich dabei beim Konsum liechtensteinischer Zeitungen insbesondere für die innenpolitischen Aspekte. Na ment lich finden auch die Leserbriefe eine hohe Beachtung. Die liechtensteinischen Tageszei -tun gen bedienen damit jene Interessen, die generell von der Lokalpresse abgedeckt werden. Da in Liechtenstein die lokale zugleich die nationale Ebene ist, müssen die Zeitungen auch Informa tions interessen abdecken, die den üblichen Rahmen von Lokalzeitungen übersteigen. Das grosse Interesse an der politischen Berichterstattung und den Meinungen der Leser schaft unterstreicht, dass die Zeitungen eine wichtige Funktion für die politische Diskussion und Meinungs bil dung in Liechtenstein

erfül-len. Die Form der Leserbriefe unterläuft dabei auch massgeblich die par-teipolitisch motivierte Berichterstattung der Redaktionen und relativiert dabei die politische Meinungsmacht der Medien. Je nach Geschlecht, Alter und Bildung variieren die Interessen an den verschiedenen Zei -tungs teilen leicht. Die Nutzung einheimischer Zeitungen wird von man-chen noch ergänzt durch die Nutzung ausländischer Zeitungen, insbe-sondere aus der Schweiz. Blick, Neue Zürcher Zeitung und Tages-Anzeiger erreichen in Liechtenstein rund 15 bis knapp 20 Prozent der Leserinnen und Leser. Die Lesefreudigkeit ist besonders hoch bei Men -schen mit höherer Bildung und bei Männern etwas ausgeprägter als bei Frauen.

Die politische Meinungsmacht der beiden Parteizeitungen in Liechtenstein wird somit durch mindestens vier Faktoren in Frage ge-stellt. Erstens lesen viele sowohl das Vaterland wie auch das Volksblatt, womit sie in vielen politischen Auseinandersetzungen sowohl das Pro wie auch das Contra erfahren und abwägen können. Zweitens kann die Leserschaft in den kleinräumigen und sozial eng verflochtenen Ver hält -nis sen Liechtensteins wesentliche Informationen auch direkt und unabhängig von den Medien aufnehmen, sei dies durch persönliche Erfah -rung, Teilnahme an Veranstaltungen, interpersonelle Kommunikation u.a. Drittens stellen die abgedruckten Lesermeinungen ein bedeutendes Korrektiv zur redaktionellen Berichterstattung dar. Sie können Themen auf die Agenda setzen, die sonst untergehen würden oder die als poli-tisch zu heikel betrachtet werden. In die Reihe dieser Leserbriefe hat sich in den letzten Jahren auch die Form von Forumsbeiträgen eingereiht, die Verlautbarungen von Vereinen, Verbänden, Interessengruppen oder so-gar der konkurrenzierenden Freien Liste enthalten. Auf diese Weise ist das Meinungsmonopol der Parteien in ihren eigenen Zeitungen mass-geblich unterminiert. Viertens stellt Liechtenstein keine Insel dar. Die Menschen können die lokalen Informationen und Ereignisse auch in einen internationalen Kontext stellen. Sie konsumieren ausländische Medien – Printmedien ebenso wie elektronische Medien. Einerseits wer-den damit auch in beschränktem Umfang Berichte und Reportagen über Liechtenstein von ausländischen Medien zur Kenntnis genommen.

Diese können die einheimische Berichterstattung teilweise korrigieren, obwohl darauf hingewiesen werden muss, dass solche Berichte eher ten sind, auf wenige herausragende Ereignisse fokussiert und nicht sel-ten auch holzschnittartig oder clicheehaft aufgemacht sind. Andererseits

– und dies ist die wichtigere Funktion ausländischer Medien – können Ereignisse, Erfahrungen, politische Auseinandersetzungen, politische The mensetzungen und vieles weitere, welches aus ausländischen Medien erfahren wird, auf die politischen Einstellungen, die politische The men stel lung, Auseinandersetzung, Zielsetzung und Problemlösung in Liech -ten stein abfärben. Bedingung ist hierfür die Nutzung ausländischer Medien. Dies ist in beschränktem Umfang bei den Printmedien, jedoch vollständig beim Fernsehen der Fall.

5.2 Elektronische Medien