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Liechtenstein hat sich an der Aufbauphase des Fernsehens seit den 1940er Jahren, verstärkt aber in den 1950er Jahren, nicht beteiligt. In den meisten europäischen Ländern war die erste Phase des Aufbaus von Fernsehanstalten eine Domäne des Staates.135 Diese öffentlichrecht -lichen Sender – das Schweizer Fernsehen mit ihren sprachregionalen Sendern, ORF in Österreich oder ARD mit den Landesanstalten in Deutsch land – waren in der Anfangsphase nur terrestrisch mit Antenne zu empfangen. Das Publikum war daher in der Auswahl von Sendern stark eingeschränkt. Ein erster Ausbau des Fernsehangebotes fand statt, indem die Fernsehanstalten zweite Programme aufschalteten (SRG, ORF), oder einen zweiten öffentlich-rechtlichen Sender (ZDF in Deutsch land) einrichteten. Erst seit den 1980er Jahren erreichte die Libera lisierungswelle auch die deutschsprachigen Länder, sodass in der Folge eine zunehmende Zahl von privaten Fernsehsendern den Betrieb aufnahm, teilweise als frei empfangbare Sender, teils als abonnierbare Pay-TV-Sender. Längst war auch der Empfang via Antenne durch po-tentere und qualitativ hochwertigere technische Empfangsmöglichkeiten

135 Vgl. Meier 2002; Steinmaurer 2002; Dreier 2002.

ergänzt bzw. weitgehend abgelöst worden, zunächst in Form von Kabel -ein speisung, in der weiteren Folge substituierend oder ergänzend durch Satellitenübertragung.

2.3.1.1 Landeskanal

Wie erwähnt richtete Liechtenstein keinen öffentlich-rechtlichen Sender analog zur SRG, zur ARD oder zum ORF ein. Erst in den 1990er Jahren wurde ein Sender gestartet, allerdings nicht mit Vollprogramm, sondern als Informationskanal. Der Landeskanal ist der offizielle Fernsehkanal des Landes Liechtenstein, der von der Regierung betrieben wird. Die ad-ministrative Zuständigkeit liegt beim Presse- und Informationsamt.136 Der Landeskanal nahm im Oktober 1992 den Betrieb auf. Das inhalt liche Konzept wurde seit Beginn keiner Änderung unterzogen. Der Lan -des kanal vermittelt Informationen aus Fürstenhaus, Landtag, Regierung und Landesverwaltung im Vollbild und im TXTSystem. Als Service leis tung werden die Notfallnummern und dienste publiziert. Mit tei lun -gen von Privatpersonen, Vereinen, Verbänden, Parteien etc. können nicht aufgenommen werden. Die Übertragungen der Landtagssitzungen erfolgt mit Standbildern. Die Übertragung von bewegten Bildern (z.B.

Wahl sendungen, Staatsfeiertagsansprachen) kann von der Regierung bewilligt werden. Livesendungen werden jedoch nur spärlich übertragen. Am regelmässigsten werden Sendungen zu Wahlen und Ab stimm -ungen produziert, die jedoch bis anhin nur mit Texten, Grafiken und Bildern sowie einem Live-Ton versehen waren. Diskussionssendungen vor Wah len und Abstimmungen werden in der Regel vorab produziert und später auf dem Landeskanal abgespielt, allenfalls auch noch wieder-holt. Ein Beispiel für eine Live-Sendung mit bewegten Bildern stellt die Fuss ball über tragung des Länderspiels Liechtenstein gegen England aus dem Rhein parkstadion Vaduz vom 29. März 2003 dar.137 Weitere

136 Die Informationen über den Landeskanal wurden vom Presse und Informations -amt, Frau Daniela Clavadetscher, zur Verfügung gestellt.

137 Das Bildsignal konnte dabei kostengünstig von der Produktionsfirma übernommen werden, die das Fussballspiel für den Sender Sat1 aufzeichnete. Als Moderator fungierte Christoph Kindle, der für Radio L kommentierte und der von einem Modera -tions kollegen im Publikum sowie dem Trainer des FC Vaduz, Walter Hörmann, assistiert wurde.

Live über tragungen von Fussballspielen wurden angekündigt und reali-siert.138

Der finanzielle Aufwand für den Landeskanal betrifft die Ab gel tung der Sendeplätze, Service und Gebühren, Ausbau und Anschaf -fungen, Aus- und Weiterbildung sowie Übertragungen von Anlässen (z.B. Wahlsendungen). 1993 bis 1998 betrug der durchschnittliche Auf -wand 55’000 Franken pro Jahr. In den Folgejahren verdreifachte sich der jährliche Aufwand für den Landeskanal beinahe, sank dann aber ab dem Jahr 2001 wieder fast auf das ursprüngliche Niveau. Die Ursache für die kurzfristige Kostensteigerung waren insbesondere technische Neuerun -gen sowie Ausgaben im Vorfeld der Landtagswahlen 2001.

Im März 2004 gab die Regierung bekannt, dass sie den Landeskanal künftig verstärkt für Übertragungen mit bewegten Bildern nutzen möchte. Die Kosten für den Landeskanal sollen sich jedoch im beste-henden Rahmen bewegen. Gedacht wird insbesondere an Übertragun-gen von besonderen Anlässen wie etwa Aktivitäten am Staatsfeiertag, Staatsbesuche, wichtige Pressekonferenzen, Wahl und Abstimmungs -sendungen sowie weitere Anlässe von landesweitem Interesse. Es sollen zudem vermehrt neue technische Möglichkeiten eingesetzt werden, wel-che zu einer attraktiveren Gestaltung der Texttafeln im Vollbildsystem beitragen können (z.B. Newsband, Zeitfenster, Verknüpfung mit ande-ren Medien). Mittelfristig ist für den Landtag ein eigener Fernsehkanal vorgesehen, um während der Sitzungsübertragungen ungehindert den Landeskanal empfangen zu können.139

138 Im Rahmen der Ausscheidungsspiele zu den Fussball-Europameisterschaften wurde wiewurderum ein Spiel – nämlich Liechtenstein gegen die Türkei im Rheinpark sta -dion von Vaduz – auf dem Landeskanal am 6. September 2003 live übertragen.

Kom mentatoren waren Christoph Kindle (Radio L) mit Studiogast Rolf Fringer, einem bekannten Fussballtrainer (zu jenem Zeitpunkt ohne Club).

139 Pressemitteilung des Presse- und Informationsamtes vom 1. März 2004.

Tabelle 6: Finanzieller Aufwand für den Landeskanal 1993–2002 (in Franken, auf 1’000 abgerundet)

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 72’000 54’000 52’000 41’000 65’000 44’000 139’000 152’000 59’000 72’000 Quelle: Landesvoranschlag/Rechenschaftsberichte 1995–2002.

2.3.1.2 Gemeindekanäle

Die Gemeinden betreiben eigene Gemeindekanäle und machen ihre Pro -gramme völlig unabhängig. Sie sind beim Landeskanal nicht involviert.

Auf den Kanälen der Gemeinden werden Teletextinformationen und wechselnde Bildtafeln aufgeschaltet, die in der Regel einen besonderen Bezug zur jeweiligen Gemeinde haben. Dazu zählen etwa die Beschlüsse des Gemeinderates, Veranstaltungen in der Gemeinde, Adressen, Öff-nungszeiten von öffentlichen Einrichtungen und Ähnliches. Es steht den Gemeinden jedoch auch frei, Gemeinderatssitzungen live zu übertragen oder überhaupt Sendungen auszustrahlen. Die Gemeinden Eschen und Mau ren produzierten beispielsweise gemeinsam eine Wahlsendung zu den Gemeinderatswahlen vom 2. Februar 2003, die auf den beiden Ge -mein dekanälen live am Wahlnachmittag ausgestrahlt wurde.