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2.4 Medienökonomische Betrachtungen zur liechtensteini- liechtensteini-schen Medienlandschaft

2.4.4 Ebene Gesamtgesellschaft

In gesamtgesellschaftlicher Perspektive ist die Interdependenz zwischen den Medien, der Politik, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit ange-sprochen, wobei unter medienökonomischem Blickwinkel insbesondere die finanziellen Verflechtungen und deren Konsequenzen für die Be -richt erstattung, die Gestaltung usw. zu berücksichtigen sind. Auf diese Aspekte wird in diesem Abschnitt nicht gesondert eingegangen, weil sie an anderen Stellen dieser Studie ausführlich zur Sprache kommen. Ähn-lich wie für die Wirtschaft gilt auch für die Gesamtgesellschaft, dass Kom munikation notwendig ist. In der sich entwickelnden und zuneh-mend anonymisierenden liechtensteinischen Gesellschaft verschiebt sich dabei der Schwerpunkt der Kommunikation von der interpersonalen zur medialen Kommunikation. Die Medien – und im Falle Liechtensteins insbesondere die Tageszeitungen – erfüllen eine eminent wichtige Auf -ga be auf dem Gebiet der Kommunikation, und zwar nicht nur der poli-tischen Kommunikation, sondern auch der Information über kulturelle, sportliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ereignisse sowie einer öffentlichen Debatte, nicht nur in einem PingPong zwischen den Par -teistandpunkten, die in den beiden Zeitungen zum Ausdruck gebracht werden, sondern auch in Form einer regen Teilnahme des Publi kums und von Vereinen, Verbänden und Interessengruppen in den Le ser brief -spalten, den Forumsbeiträgen und eingesandten Mitteilungen.

2.5 Zusammenfassung

Liechtenstein stellt einen kleinen, aber auf Grund der Souveränität den-noch einen eigenen, abgeschlossenen Medienmarkt dar. Die meisten bis-herigen Medienprojekte zielen auf diesen kleinen Markt, der aus ökono-mischer Perspektive wenig aussichtsreich wirkt. Es ist daher verständ-lich, dass die Medien in der Regel nicht in erster Linie als ökonomische Vorhaben, sondern mit publizistischen oder noch viel eher politischen Absichten entstanden sind. Nach zwei gescheiterten Presseanläufen ge-lang dem Liechtensteiner Volksblatt im Jahr 1878 der dauerhafte Erfolg.

Nach der Lancierung einer zweiten Zeitung 1914 mit deutlich politi-schem Anspruch begann die schleichende Verbindung von Politik und Medien, die mit der Gründung der ersten Parteien 1918 endgültig herge-stellt wurde. Das gesamte 20. Jahrhundert war auf der Ebene der Medien wie auch der Politik geprägt von der parallelen Existenz zweier zuge-ordneter Parteien und Zeitungen, die sowohl bei den Medien wie auch in der Politik eine fast hegemoniale Dominanz aufwiesen. Die beiden Zei tungen – das Liechtensteiner Volksblatt und das Liechtensteiner Va -ter land – überstanden auch den andernorts festzustellenden Niedergang der Parteipresse und von unabhängigen Lokalzeitungen. Der damit ein-hergehende Strukturwandel der Öffentlichkeit ist somit in Liech ten stein bis dato nicht oder nur in Ansätzen eingetreten.

Weitere Zeitungen haben in Liechtenstein immer einen schweren Stand gehabt. Es gab diesbezüglich im Verlaufe der Zeitungsgeschichte zahlreiche Versuche, die aber nach kürzerer oder längerer Dauer ge-scheitert sind. Bezeichnend auch für die Entwicklung der zusätzlichen Print medien, dass die meisten Lancierungen politisch, weniger publizis -tisch und selten ökonomisch motiviert waren. Die kommerzielle Basis für ein langfristiges Überleben war daher vielfach nicht vorhanden, und mit dem Erlöschen einer politischen Bewegung war vielfach auch das Aus für die entsprechende Zeitung gekommen. Als Ausnahme erweist sich bislang die Wochenzeitung LieWo, die schon seit 1993 jeweils am Sonntag erscheint. Doch auch ihr blieben finanzielle Engpässe nicht erspart, sodass sie ihre Unabhängigkeit aufgeben und sich in den Me -dien ver bund des Liechtensteiner Vaterlandes aufnehmen lassen musste.

Das Auf tauchen von weiteren Zeitungsprojekten korrespondiert denn auch mit den Konjunkturen von politischem Aktionismus mit entspre-chenden Schwerpunkten in den 1920er/30er Jahren, den 1960er Jahren

und den 1980er/90er Jahren. Die meisten Projekte hatten nur kurzen Be stand. Als relativ dauerhaft erwies sich die Wochenzeitung «Der Liech ten steiner» bzw. «Liechtensteiner Wochenspiegel» zwischen 1964 und 1976.

Noch deutlicher stellt sich das Ressourcen- und Marktproblem bei den elektronischen Medien, deren Rentabilität in der Regel von einem potentiellen Publikum abhängt, das weit über der Grösse der liechten-steinischen Bevölkerung liegt. Nach einer kurzen Radioepisode 1938/39 wurde viele Jahrzehnte von Liechtenstein aus kein Radio mehr betrie-ben. Die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks machte Liech ten stein nicht mit. Aber auch die Liberalisierung im Rundfunk recht, in deren Zuge europaweit zunehmend private Radio und Fern -seh statio nen zugelassen wurden, wurde in Liechtenstein nur zögerlich in Angriff ge nommen. Diesbezügliche private inländische Initiativen, die seit 1974 bekannt sind, führten erst 1995 mit der Konzessionierung von Radio L zum Ziel. In der Folge stellten sich den privaten Radiobetrei bern jedoch finanzielle Probleme, die mit der mangelhaften Betriebsfüh -rung einerseits, aber auch mit dem begrenzten Markt andererseits zu-sammenhängen. In Liech ten stein wurde Radio L zum Radiosender Num mer eins. Die Reich weite in der angrenzenden Region blieb jedoch marginal. Selbst die grosszügigen staatlichen Subventionen konnten die enormen Betriebs de fizite des Senders nicht aufwiegen, sodass im Jahr 2003 die Ein stel lung des Sendebetriebes angekündigt wurde. Die Regie -rung schrieb die Kon zes sion nicht neu aus, sondern verfolgte stattdessen den Weg zu einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der als «Radio Liechtenstein» die Nach folge von Radio L antrat. Radio L hatte die Hoff nungen auf eine un abhängige und kritische Medienstimme nicht einlösen können. Das Programm blieb flach und von zweifelhafter jour-nalistischer Qualität. Ob Radio Liechtenstein die im Jahr 2003 vom Land tag verabschiedeten Rund funkgesetz formulierten hohen journalis -tischen Qualitäts stand ards zu erfüllen vermag, muss sich indes erst noch weisen.

Wie beim Radio wurde auch beim Fernsehen der seit den 1940er Jahren einsetzende Aufbau von öffentlichrechtlichen Rundfunk an stal -ten in Liech-tenstein nicht nachvollzogen. Auch für die Etablierung von privaten Fernsehstationen wurden lange Zeit die gesetzlichen Grund lagen verschleppt und erst im Gefolge der Liberalisierungswelle in Europa mit Verspätung geschaffen. Alle bisherigen Versuche von

priva-ten Fern seh be treibern, sei dies eine Liechpriva-tenstein-bezogene Anstalt wie der Fernseh sender XML, seien dies international ausgerichtete Fernseh -sta tionen, blieben bis dato allerdings erfolglos. XML musste nach be-scheidenen Anfängen mit einer einstündigen Magazinsendung pro Woche selbst diese Dienste aus finanziellen Gründen einstellen. Die teil-weise lautstark angekündigten international ausgerichteten Sender ka-men bisher über Konzepte und illusionäre Businesspläne nicht hinaus.

In der Lokal-TV-Szene hat nach anfänglicher Goldgräberstimmung ohne hin Ernüchterung Einzug gehalten. Davon sind nicht nur winzige Märkte wie Liechtenstein betroffen. Aber auch die international operie-renden Stationen und Pay-TV-Kanäle sehen sich mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert. Unter anderem macht auch die Mehrspra chig keit Europas eine Übertragung von USamerikanischen Format vor -bil dern auf Europa nicht ohne weiteres möglich.