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Partielle Produktivitäten

Im Dokument Agrarstrukturwandel im Berggebiet (Seite 110-125)

Teil III: Resultate und Folgerungen

6.1 Vergleich der einzelbetrieblichen Strukturen auf Betriebs- Betriebs-gruppenebene mit der Referenzlösung und über alle Szenarien

6.1.3 Partielle Produktivitäten

Da Umfang und Amortisationsstand des investierten Kapitals in den Interviews nicht flächendeckend erhebbar waren117, kann die Nettokapitalproduktivität, wie in Kapitel 2.5.3 diskutiert, in der vorliegenden Arbeit nicht bestimmt werden. Aus diesem Grund werden nachstehend ausschliesslich die monetären, bereinigten sowie die milchleis-tungsbezogenen Nettoarbeits- und Nettoflächenproduktivitätsmasse berechnet.

Da die Produktpreise zwischen Ausgangslage und Szenarien variieren, werden für die Bestimmung monetärer Produktivitäten zur Vergleichziehung die Preise aus dem Jahr 2002 herangezogen. Bei der für die monetären Produktivitätsmasse benötigten Brutto-wertschöpfungsberechnung werden die Löhne für flexibel einsetzbare Praktikantinnen und Praktikanten sowie für Kurzzeitaufenthaltende den variablen Vorleistungen zuge-wiesen. Die Berechnung der milchleistungsbezogenen Produktivitäten erfolgt nur für jene Betriebe, die Kuhmilch produzieren, aber nicht ausschliesslich für den FAT99-Betriebstyp der Verkehrsmilchbetriebe.

6.1.3.1 Grössenklassen: Monetäre Nettoarbeitsproduktivitäten

Die durchschnittliche Nettoarbeitsproduktivität liegt in allen Szenarien über dem Mit-telwert des Referenzszenariums 2002 (Abb. 30). Mit Ausnahme der grössten Betriebs-klasse im Szenarium V zeigen alle Klassen über 10 ha LN gegenüber 2002 in allen Szena-rien eine Produktivitätssteigerung im Umfang von bis zu 80 %. Diese Ausnahme im Sze-narium V ist auf den kompletten Umbau der Grössenklasse über 40 ha LN zwischen 2002 und 2015 zurückzuführen. Nur gerade ein Betrieb von ursprünglich sechs Betrieben

116 Dies betrifft nicht nur den FAT99-Betriebstyp »Verkehrs-milch«, sondern auch Betriebe

anderer Typen, die Milchkühe halten.

117 Der Umfang der Schulden lässt sich nicht aus den Schuldzinsen und

Amortisati-onen berechnen, da die Betriebe verschiedene Kredit-arten mischen können. Hypo-thekarkredite haben in der Regel längere Rückzahlungs-fristen als Investitionskredite, dafür sind letztere

unverzins-lich.

dieser Klasse bleibt in dieser Klasse zurück. Die übrigen Betriebe verkleinern die Betriebs-fläche oder geben in einem Fall sogar die Landwirtschaft auf. Die tiefere Produktivität ist damit auf den Klasseneintritt von ursprünglich kleineren Betrieben zurückzuführen, die aufgrund ihrer bestehenden Strukturen nicht dasselbe Produktivitätsniveau wie die sich ursprünglich in dieser Klasse befindlichen Betriebe erreichen können.

Mit 9,01 CHF/AKh liegt die monetäre Nettoarbeitsproduktivität im Referenzszena-rium 2002 22 % über dem durchschnittlichen Wert für die Bergzone III, der sich gemäss Zentraler Auswertung (ZA) von Buchhaltungsdaten im Jahr 2002 auf 7,37 CHF/AKh beläuft118. Einzig die Betriebsklasse mit Flächen unter 10 Hektaren erreicht das schweize-rische Mittel der Bergzone III nicht. Beim Vergleich mit den ZA-Werten ist allerdings Vor-sicht angebracht, weil der Arbeitseinsatz dort der Selbstdeklaration unterliegt und damit tendenziell zu hoch ausgewiesen wird. Die hier ausgewerteten Daten hingegen basieren auf Planungsdaten und führen damit zu eher tieferen ausgewiesenen Arbeitszeiten, was die Arbeitsproduktivität gegenüber den ZA-Daten erhöht.

Die grössten Produktivitätsunterschiede zwischen den einzelnen Szenarien weist erwartungsgemäss die kleinste Betriebsgruppe auf, zu der viele Freizeitbetriebe gehören (vgl. Abb. 28). Für diese Freizeitbetriebe leistet das landwirtschaftliche Einkommen defi-nitionsgemäss keinen wesentlichen Beitrag zum Haushaltseinkommen, weshalb die hohe Arbeitsproduktivität nicht im Vordergrund steht. In den übrigen Betriebsgrössenklassen sind die Unterschiede zwischen den Szenarien deutlich geringer.

Bei den Nettoarbeitsproduktivitäten zeigt sich in drei Szenarien auch der Effekt des abnehmenden Grenzertrags (vgl. Kapitel 2.7.1): In den beiden ökologischen Szenarien V und VI sowie im Mangelszenarium VIII ist die Arbeitsproduktivität der Betriebe von 30 bis 40 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche deutlich höher als in der nächsthöheren Grössenklasse. In allen anderen Szenarien – mit Ausnahme der Klassen zwischen 10 und 30 ha LN im Szenarium II – zeigen sich die in Kapitel 2.5.1 diskutierten Grösseneffekte durchgehend bis in die Klasse mit den grössten Betrieben.

6.1.3.2 Grössenklassen: Monetäre Nettoflächenproduktivitäten

Die durchschnittliche monetäre Nettoflächenproduktivität liegt mit Ausnahme des Mangelszenariums VIII in allen Szenarien unterhalb der Flächenproduktivität für die gesamte Bergzone III (Abb. 31), die im Jahr 2002 bei einer mittleren Betriebsfläche von

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Abb. 30:

Durchschnittliche mone-täre Nettoarbeitspro-duktivität je Betriebs-grössenklasse und Szenarium.

118 Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 2002 (Daten aus Hausheer Schnider et al. 2003, Tabellen D20 und E20): 47’071 CHF (Rohertrag aus landwirtschaftlicher Produktion) -1’703 CHF (Rohertrag Wald) +14’757 CHF (verschiedene Roh-erträge) -762 CHF (Sachkosten Pflanzenbau) -22’522 CHF (Sachkosten Tierhaltung) -2’235 CHF (Arbeiten durch Dritte und Maschinenmiete) -1’573 CHF (Treib- und Schmierstoffe) = 33’033 CHF.

Arbeitseinsatz: 448 Normal-arbeitstage à 10 AKh = 4’480 AKh.

18,6 ha LN bei 1’776 CHF/ha lag (Hausheer Schnider at al. 2003). Dies deutet auf eine gegenüber der übrigen Schweiz weniger intensive landwirtschaftliche Nutzung in den beiden Projektregionen hin. Bei dieser Interpretation muss allerdings betont werden, dass es sich hier nur um Mittelwerte handelt und insbesondere in Tallagen sehr wohl zu hohe Flächennutzungsintensitäten beobachtet werden können. Die relativ tiefen durchschnitt-lichen Flächenproduktivitäten sind primär auf die bereits in der Ausgangslage 2002 hohe Zahl von Freizeit- und Nebenerwerbsbetrieben zurückzuführen, die arbeitsextensive Tier-haltung betreiben.

Der Anteil dieser Erwerbskategorien erhöht sich in den meisten Szenarien bis 2015 weiter, wodurch eine allfällige Zunahme der Flächenproduktivität beschränkt bleibt. Das Ökologieszenarium VI ist das extensivste aller Szenarien und senkt die monetäre Netto-flächenproduktivität gegenüber dem Referenzszenarium 2002 weiter ab. Eine mit 41 % überdurchschnittliche Flächenproduktivitätssteigerung ist einzig im Mangelszenarium VIII zu beobachten, wo der Abfluss der Arbeitskräfte in andere Sektoren blockiert ist und die Betriebe mit den verfügbaren Arbeitskapazitäten in der Landwirtschaft maximale Ein-kommen zu erzielen versuchen.

6.1.3.3 Grössenklassen: Physische Nettoarbeitsproduktivitäten in der Milchproduktion

Bei der mittleren physischen Nettoarbeitsproduktivität in der Milchproduktion (Abb. 32) weisen die beiden ökologisch orientierten Szenarien V und VI sowie das Man-gelszenarium VII gegenüber dem Referenzszenarium 2002 die geringsten Produktivitäts-zunahmen aus.

Lieferte der durchschnittliche Verkehrsmilch produzierende Betrieb im Referenzszena-rium 78’857 kg Milch ab, war dies in den übrigen Szenarien im Bereich zwischen 73’127 kg (– 7 %; Szenarium V) und 117’033 kg (+ 48 %; Szenarium VIII) der Fall. In allen Szenarien zeigt sich die gegenüber dem Talgebiet niedrige physische Arbeitsproduk-tivität.

In den Liberalisierungsszenarien I, VI und VIII weisen die Betriebe mit mindestens 30 ha LN die höchsten Arbeitsproduktivitäten auf. In den Szenarien II bis V sind die klei-neren Betriebe durchaus auch kompetitiv. Es fällt auf, dass sich die tiefsten Arbeitspro-duktivitäten in den meisten Szenarien in den mittleren Betriebsgrössenklassen finden, wo einerseits die Betriebsstrukturen zu schlecht sind, als dass optimal von Grösseneffekten

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Abb. 31:

Durchschnittliche mone-täre Nettoflächenpro-duktivität je Betriebs-grössenklasse und

Szenarium.

profitiert werden kann, aber anderseits der ausserlandwirtschaftliche Arbeitseinsatz noch zu wenig wichtig ist, und damit die Opportunitätskosten der Arbeit nur wenig auf die Produktionsintensität einwirken.

Der Zuchtfortschritt, modelliert über wählbare Kuhtypen mit höherer Laktationsleis-tung, trägt in allen Szenarien deutlich zur Produktivitätssteigerung bei. Die mittlere Lak-tationsleistung je Kuh nimmt zwischen 65 kg und 126 kg pro Jahr zu, was einem Zucht-fortschritt von 1,0 bis 1,8 % pro Jahr entspricht (Tab. 25). Diese ZuchtZucht-fortschritte ermög-lichen innerhalb des betrachteten Zeithorizontes theoretisch eine Produktivitätszunahme von bis zu einem Viertel (Szenarium V), die aber nicht realisiert wird. Im ökologiedomi-nierten Szenarium V mit dem höchsten Milchleistungsniveau wird nämlich gleichzeitig der Kuhbestand am stärksten reduziert und die Milchproduktion am stärksten einge-schränkt. Der Kraftfuttereinsatz im Szenarium V beträgt noch 52 % des Einsatzes im Referenzszenarium 2002, bei einem GVE-Bestand, der 69 % von 2002 ausmacht. Das Futter für die Milchkühe wird in diesem Szenarium primär über Frischgras und Dürrfutter guter Qualität bereitgestellt.

Tab. 25: Laktationsleistung, Zuchtfortschritt und total produzierte Milchmenge.

Szenarium

Referenz 2002

I II III IV V VI VII VIII

Durchschnittliche Laktationsleistung

(kg) 6‘357 7‘872 7‘206 7‘602 7‘182 7‘936 7‘659 7‘168 7‘755

Zuchtfortschritt Laktationsleistung (kg/Jahr, %/Jahr)

-121 1,7 %

68 1,0 %

100 1,4 %

66 1,0 %

126 1,8 %

104 1,5 %

65 1,0 %

112 1,6 % Produzierte

Milch-menge,

jahres-korrigiert (t ECM)119 2‘689 2‘823 3‘345 2‘567 3‘243 2‘240 2‘735 2‘954 3‘095

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Abb. 32:

Durchschnittliche physische Nettoarbeits-produktivität je Betriebs-grössenklasse und Szenarium in der Kuh-milchproduktion.

119 Die Zwischenkalbezeit beträgt je nach Kuhkategorie zwischen 380 und 403 Tagen (Kilchenmann 2004: 2), wes-halb für Vergleiche die soge-nannte energiekorrigierte Milchmenge (ECM) herange-zogen wird, die auf die Dauer eines Kalenderjahres herunter-gebrochen wurde.

6.1.3.4 Grössenklassen: Physische Nettoflächenproduktivitäten in der Milchproduktion

In der Schweizer Bergregion lag die physische Nettoflächenproduktivität der Verkehrs-milchbetriebe im Jahr 2002 gemäss Zentraler Auswertung von Buchhaltungsdaten bei rund 5’800 kg/ha120. Die im Referenzszenarium 2002 resultierenden 5’238 kg/ha errei-chen damit 90 % des schweizeriserrei-chen Mittelwertes für die Bergregion. Die Nettofläerrei-chen- Nettoflächen-produktivität der Milchproduktion steigt nur in den Szenarien II, IV und VIII, in denen entweder die Direktzahlungssituation attraktiv ist und das Opportunitätskostenniveau nicht über 100 % der Ausgangslage steigt (II und IV) oder der Stellenmangel eine relativ intensive landwirtschaftliche Produktion begünstigt (VIII), über den Wert des Referenzs-zenariums 2002. Sobald die Direktzahlungssituation eine Ausweitung der ausserland-wirtschaftlichen Erwerbstätigkeit erforderlich macht, und diese auch möglich ist, wird im Durchschnitt aller Betriebe auf eine Erhöhung der Flächenproduktivität verzichtet (Szena-rien I, V und VI).

Die Flächenproduktivität entwickelt sich wiederum in der Betriebsgrössenklasse bis 10 ha LN am unregelmässigsten: Im Mangelszenarium VIII werden von zwei der drei milchproduzierenden Betrieben in dieser Grössenklasse maximale Flächenproduktivitäten von 10’900 und 13’400 kg/ha erreicht. Diese hohen Leistungen werden allerdings nur gerade von Beständen mit 14 bzw. sieben Milchkühen erbracht.

6.1.3.5 Altersklassen: Monetäre Nettoarbeitsproduktivitäten

Alle Altersklassen können ihre durchschnittlichen Nettoarbeitsproduktivitäten gegen-über der Ausgangslage in allen Szenarien verbessern, sowohl im direkten Vergleich der gleichen Kategorie als auch im Vergleich zur nächsttieferen Kategorie im Jahr 2002, zu der die Betriebe im Referenzszenarium, 13 Jahre früher, gehörten (Abb. 34). Aufgrund des besseren Ausbildungsniveaus haben die Betriebsleitenden unter 39 Jahren die höchs-ten Opportunitätskoshöchs-ten aller Altersklassen, was sich bei der in der Landwirtschaft einge-setzten Arbeitszeit in deutlich höheren Produktivitäten artikuliert. Einzig in den beiden Mangelszenarien VII und VIII können sie nur wenig von ihrem Ausbildungsniveau profitie-ren, da sie kaum ausserlandwirtschaftliche Arbeit finden. Damit sinken ihre Opportuni-tätskosten und ihr Produktivitätsniveau nähert sich dem Niveau der übrigen Altersklassen an.

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Abb. 33:

Durchschnittliche physi-sche Nettoflächen- produktivität je

Betriebs-grössenklasse und Szenarium in der

Kuh-milchproduktion.

120 Basis: 72’377 kg verkaufte Verkehrsmilch (52’835 CHF Ertrag aus der Produktion von Milch und Milchprodukten bei einem Milchpreis von 0,73 CHF/kg), 20,28 ha LN, 13,8 Kuh-GVE, 22,5 GVE total auf dem Betrieb. Quellen:

Haus-heer Schnider et al. (2003:

B12, D12) und Koordinations-konferenz für die Zentrale Auswertung von Buchhal-tungsdaten (2002: 7). Verein-fachend wird angenommen, dass ein einheitlicher

Milch-preis gilt und alle Kuh-GVE der Milchkuhkategorie

ange-hören.

6.1.3.6 Altersklassen: Monetäre Nettoflächenproduktivitäten

Bei den monetären Flächenproduktivitäten zeigt sich ein leicht anderes Bild als bei den Arbeitsproduktivitäten (Abb. 35). Zwar erreichen auch hier die Betriebe mit Leiten-den unter 39 Jahren die höchsten Ergebnisse, doch zeigen sich in Leiten-den übrigen Klassen im Gegensatz zur Arbeitsproduktivität keine generellen Zunahmen. Insbesondere die im Jahr 2002 zwischen 40- und 52-jährigen Betriebsleitenden, die im Jahr 2015 in der Klasse der über 53-Jährigen zu finden sind, steigern die Flächenproduktivität nur wenig oder produzieren zunehmend extensiver und erleiden bei der Flächenproduktivität Einbussen.

In den Szenarien I bis V betreiben die Betriebsleitenden über 53 Jahre 2015 die inten-sivere Landwirtschaft als die 40- bis 52-Jährigen und erreichen damit eine höhere Flä-chenproduktivität. Erstaunlicherweise sind die Zunahmen auch im Ökoszenarium V deut-lich. Dies ist unter anderem auf die gegenüber den anderen Szenarien höchste mittlere Laktationsleistung der Milchkühe und den mit 17 % hohen Anteil einwachsender Flä-chen zurückzuführen, was eine Konzentration auf die produktivsten FläFlä-chen ermöglicht.

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Abb. 34:

Durchschnittliche mone-täre Nettoarbeitspro-duktivität je Altersklasse und Szenarium.

Abb. 35:

Durchschnittliche mone-täre Nettoflächenpro-duktivität je Altersklasse und Szenarium.

6.1.3.7 Altersklassen: Physische Nettoarbeitsproduktivitäten in der Milchproduktion

Bei den Nettoarbeitsproduktivitäten der Kuhmilchproduktion lassen sich keine erklär-baren, systematischen Unterschiede feststellen (Abb. 36).

6.1.3.8 Altersklassen: Physische Nettoflächenproduktivitäten in der Milch-produktion

Auch bei den Nettoflächenproduktivitäten der Milchproduktion sind keine systemati-schen Unterschiede feststellbar (Abb. 37).

6.1.3.9 FAT99-Betriebstypen: Monetäre Nettoarbeitsproduktivitäten

Wertet man die durchschnittlichen Nettoarbeitsproduktivitäten nach Betriebstypen aus, fallen die tiefen bis negativen Werte der Schaf- und Ziegenbetriebe auf, die je nach Szenarium einen oder zwei Betriebe umfassen (Abb. 38).

Die negativen Werte werden mit einer Ausnahme ausschliesslich von Freizeitbetrieben mit weniger als zehn Hektaren LN erzielt, die sich nicht um eine rentable Produktion kümmern müssen. Die eine Ausnahme betrifft einen Mutterkühe haltenden

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Abb. 36:

Durchschnittliche physi-sche Nettoarbeitspro-duktivität je Altersklasse

und Szenarium in der Kuhmilchproduktion.

Abb. 37:

Durchschnittliche physi-sche Nettoflächen-produktivität je Alters-klasse und Szenarium in der Kuhmilchproduktion.

103

ART-Schriftenreihe 2, 2006 | betrieb, auf dem gemäss durchgeführtem Interview immer einige Schafe gehalten wer-den sollen, auch wenn dies nicht wirtschaftlich ist.

Die Verkehrsmilchbetriebe sind in allen Szenarien am produktivsten, in der Regel gefolgt von den Betrieben der Kategorie »Anderes Rindvieh«, die entweder Aufzucht betreiben oder eine Kombination von Milch- und Mutterkühen halten. Der Typ »Kombi-niert Andere« erreicht nur sehr tiefe Produktivitätswerte, was auf dessen mangelnde Spezialisierung zurückzuführen ist.

Nur die beiden Betriebstypen »Verkehrsmilch« und »Anderes Rindvieh« können ihre mittleren Arbeitsproduktivitäten in allen Szenarien steigern. Die übrigen Betriebstypen gehören überdurchschnittlich häufig den Erwerbsklassen der Freizeit- und Nebener-werbsbetriebe an, die nicht in jedem Fall auf eine ökonomisch optimale landwirtschaftli-che Tätigkeit abzielen.

6.1.3.10 FAT99-Betriebstypen: Monetäre Nettoflächenproduktivitäten

Das Bild der Nettoarbeitsproduktivität für die Kleinviehbetriebe zeigt sich analog auch bei der Nettoflächenproduktivität, wo negative mittlere Werte von bis zu minus 390 CHF

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Abb. 38:

Durchschnittliche mone-täre Nettoarbeits-produktivität je FAT99-Betriebstyp und Szenarium.

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Abb. 39:

Durchschnittliche mone-täre Nettoflächenpro-duktivität je FAT99-Betriebstyp und Sze-narium.

104 | ART-Schriftenreihe 2, 2006

pro Hektare resultieren (Abb. 39). Auch bei der Flächenproduktivität erreichen die Ver-kehrsmilchbetriebe die höchsten Werte, in der Regel gefolgt von den Betrieben der Kate-gorie »Anderes Rindvieh«.

Mit Ausnahme der Ökoszenarien V und VI können die Betriebskategorien »Anderes Rindvieh« und »Verkehrsmilch« ihre durchschnittlichen monetären Flächenproduktivitä-ten in allen Szenarien ausbauen, was den übrigen Typen wiederum nicht möglich ist. Die Verkehrsmilchbetriebe müssen im Ökologieszenarium VI, die übrigen Rindviehbetriebe im Szenarium V Flächenproduktivitätseinbussen hinnehmen, die sich aus der szenarien-bedingten Extensivierung ergeben.

6.1.3.11 FAT99-Betriebstypen: Physische Nettoarbeitsproduktivitäten in der Milchproduktion

Die Schaf/Ziegen-Betriebe und die Kombinationsbetriebe produzieren in keinem Fall Kuh-Verkehrsmilch, weshalb diese beiden FAT99-Betriebstypen in den nachfolgenden Auswertungen nicht weiter diskutiert werden.

Die typischen Verkehrsmilchbetriebe können ihre Arbeitsproduktivität je nach Szena-rium zwischen 10 % und 24 % steigern (Abb. 40). Der Betriebstyp »Anderes Rindvieh«

weist in den Szenarien I, II, IV, VI und VIII höhere physische Nettoarbeitsproduktivitäten als die spezialisierten Verkehrsmilchbetriebe auf. Dies hat zwei Gründe. Einerseits handelt es sich hier um Betriebe, deren Bestandeszusammensetzung pro Tier weniger zeitlichen Aufwand für die Futterernte und -bereitstellung als bei Betrieben des Typs »Verkehrs-milch« erfordert (»economies of scope«). Der Anteil der Nicht-Milchkühe erlaubt eine tie-fere Nutzungsintensität des Wieslandes und gleichzeitig einen höheren Weideanteil. Die hohen Milchleistungen in Verkehrsmilchbetrieben erkauft man sich mit überdurchschnitt-lichem Arbeitseinsatz. Der Arbeitsproduktivitätszuwachs bei einer zusätzlichen gemolke-nen Einheit Milch ist in diesem Bereich negativ. Anderseits wird die Nettoarbeitsproduk-tivität in der Kuhmilchproduktion über eine behelfsmässige Approximation ermittelt. Die totalen Arbeitskraftstunden eines Betriebes werden in der vorliegenden Arbeit dreisatz-mässig über den Anteil des Milcherlöses am gesamten Produkterlös der Kuhmilch-produktion zugeteilt (vgl. Kapitel 2.5.3). Wenn der Milcherlös die für die Produktion auf-gewendete Arbeitszeit schlechter vergütet als der Erlös aus der Mutterkuhhaltung, kann es daher bei den Verkehrsmilchbetrieben ebenfalls zu einer Arbeitsproduktivität kom-men, die tiefer als jene anderer Typen liegt.

Abb. 40:

Durchschnittliche physi-sche Nettoarbeitspro-duktivität je FAT99-Betriebstyp und Szenarium in der Kuhmilchproduktion.

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6.1.3.12 FAT99-Betriebstypen: Physische Nettoflächenproduktivitäten in der Milchproduktion

Betrachtet man die durchschnittlichen physischen Nettoflächenproduktivitäten, zeigt sich erneut der Intensitätseffekt des Futtermixes (Abb. 41). Die Ergänzung der Milchkuh-bestände mit Tierkategorien, die weniger intensiv produziertes Futter verwerten können, erlaubt die optimale Nutzung des anfallenden Futters. Betriebe, die so kombinieren, kön-nen den Milchviehbestand, der auf eine gute Futtergrundlage angewiesen ist, auf die verfügbare intensiv bewirtschaftbare Fläche ausrichten und sind nicht gezwungen, das anfallende extensive Grünfutter zusammen mit zugekauftem Kraftfutter ebenfalls im Milchkuhkanal zu verwerten. Das extensiv und wenig intensiv produzierte Futter wird durch das Nichtmilchvieh besser verwertet.

Die Verkehrsmilchbetriebe sind anpassungsfähig. In den Szenarien III, V und VII mit verhältnismässig hohen, entsprechend dem Schweizer Trend fortgeschriebenen Milch-preisen übersteigt ihr Milchausstoss jenen der übrigen Betriebstypen deutlich. Im Szena-rium VI allerdings, wo der Milchpreis auf EU-Niveau sinkt und gleichzeitig das Direktzah-lungssystem im Hinblick auf mehr Ökologie umgestaltet wird, schränken diese Betriebe ihre Milchproduktion stark ein und verwenden ihre Flächen anderweitig.

6.1.3.13 Erwerbsklassen: Monetäre Nettoarbeitsproduktivitäten

Betrachtet man anstelle der Betriebsgrössenklassen die einzelnen Erwerbsklassen, stellt man fest, dass nur die beiden Klassen der Voll- und Zuerwerbsbetriebe im Referenz-szenarium 2002 die bereits in Kapitel 6.1.3.1 diskutierte Nettoarbeitsproduktivität für die Bergzone III in der Höhe von 7,37 CHF/AKh erreichen (Abb. 42).

Mit Ausnahme der Freizeitbetriebe in den Szenarien II und IV zeigen alle Klassen in allen Szenarien gegenüber 2002 eine Produktivitätssteigerung. In den Szenarien I, V und VIII erweist sich eine Zuerwerbsstrategie gegenüber einer Vollerwerbsstrategie als vorteil-hafter. Solange ausserlandwirtschaftlich die höheren Arbeitsverdienste als in der Land-wirtschaft erzielbar sind, arbeitet man ausserlandLand-wirtschaftlich. Sobald der landwirt-schaftliche Arbeitsverdienst höher wird, setzt man die restliche Arbeitszeit auf dem Betrieb ein (vgl. Kapitel 2.7.1). Die szenarienweise sehr tiefen Arbeitsproduktivitäten der Freizeitbetriebe sind auf deren Hobby-Charakter zurückzuführen. Diese Betriebe wollen gemäss Interviews zum Teil auch dann Landwirtschaft betreiben, wenn sich dies wirt-schaftlich nicht lohnt (vgl. Kapitel 4.8).

Abb. 41:

Durchschnittliche physi-sche Nettoflächenpro-duktivität je FAT99-Betriebstyp und Sze-narium in der Kuhmilch-produktion.

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106 | ART-Schriftenreihe 2, 2006

Der Vergleich der Szenarien I und III, die keinen ausserlandwirtschaftlichen Stellen-mangel kennen, mit den korrespondierenden Mangelszenarien VIII bzw. VII zeigt, dass der stellenmangelbedingte verstärkte landwirtschaftliche Arbeitseinsatz, mit Ausnahme bei den Freizeitbetrieben, zu deutlichen Produktivitätseinbussen führt, da die Opportuni-tätskosten der Arbeit massiv tiefer liegen.

6.1.3.14 Erwerbsklassen: Monetäre Nettoflächenproduktivitäten

Die monetären Nettoflächenproduktivitäten (Abb. 43) zeigen ein ähnliches Bild wie die Arbeitsproduktivitäten. Auch bei den Flächenproduktivitäten schwingen die Voll- und Zuerwerbsbetriebe in allen Szenarien oben auf, die Freizeitbetriebe weisen in jedem Fall die tiefsten Werte auf. Die Flächenproduktivitätseinbussen bei ausserlandwirtschaftli-chem Stellenmangel beim Übergang von Szenarium I zu VIII bzw. von III zu VII zeigen sich auch hier. Die Streuung der Werte zwischen Vollerwerbs- und Freizeitbetrieben ist in allen Szenarien gross, doch akzentuiert sich dieser Unterschied im ökologiezentrierten Szenarium VI besonders deutlich.

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Abb. 42:

Durchschnittliche mone-täre Nettoarbeitspro-duktivität je Erwerbsklasse und Szenarium.

Abb. 43:

Durchschnittliche mone-täre Nettoflächen-produktivität je Erwerbs-klasse und Szenarium.

107

ART-Schriftenreihe 2, 2006 | Die mittlere Flächenproduktivität der ZA-Betriebe der Bergzone III in der bereits erwähnten Höhe von 1’776 CHF/ha wird im Referenzszenarium 2002 von den beiden produktivsten Erwerbstypenklassen ganz knapp nicht erreicht.

6.1.3.15 Erwerbsklassen: Physische Nettoarbeitsproduktivitäten in der Milchproduktion

In der Milchproduktion kann die physischen Arbeitsproduktivität in allen Szenarien und Erwerbsklassen gesteigert werden (Abb. 44). Im Referenzszenarium 2002 produzier-ten ausschliesslich Voll- und Zuerwerbsbetriebe Milch, in den Szenarien für 2015 gibt es auch im Freizeit- und Nebenerwerbsbereich milchproduzierende Betriebe, wobei dann bis zu einem Sechstel (Szenarium I) der gesamten Verkehrsmilch von Freizeitbetrieben produziert wird (Abb. 45).

Mit Ausnahme der Mangelszenarien VII und VIII, wo der Verbleib in der Vollerwerbs-landwirtschaft für viele Betriebe die einzige Möglichkeit darstellt, verlagert sich der Schwerpunkt der Milchproduktion in allen Szenarien von den Voll- zu den Zuerwerbsbe-trieben. – Es lohnt sich auch für milchproduzierende Betriebe, einen Teil der Arbeitszeit

Mit Ausnahme der Mangelszenarien VII und VIII, wo der Verbleib in der Vollerwerbs-landwirtschaft für viele Betriebe die einzige Möglichkeit darstellt, verlagert sich der Schwerpunkt der Milchproduktion in allen Szenarien von den Voll- zu den Zuerwerbsbe-trieben. – Es lohnt sich auch für milchproduzierende Betriebe, einen Teil der Arbeitszeit

Im Dokument Agrarstrukturwandel im Berggebiet (Seite 110-125)