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Aktivitäten der Tierhaltung

Im Dokument Agrarstrukturwandel im Berggebiet (Seite 68-71)

Teil II: Grundlagen und Methoden

4. Das SULAPS-Modellsystem

4.4 Aktivitäten des einzelbetrieblichen Basismodells

4.4.2 Aktivitäten der Tierhaltung

Die Grundlagen für die Modellierung der Tierhaltungssysteme wurden von Kilchen-mann (2004) erarbeitet. Aus ihrer Arbeit stammen auch sämtliche in diesem Teilkapitel zitierten Systembeschreibungen und Kennzahlen.

Die Tierhaltungsaktivitäten sind wie die Landnutzungsaktivitäten mehrdimensional aufgebaut. Neben der Tierkategorie wird zwischen gesömmerten und ungesömmerten Tieren unterschieden, die dem biologischen oder konventionellen Landbau unterstehen.

Bei einzelnen Tierkategorien kann zwischen Voll- und Teilweide gewählt werden. Wei-tere Dimensionen betreffen die zulässigen Stall- und allenfalls Melksysteme sowie die Zulässigkeit von Silagefütterung. Letztere ist je nach Verwendung der produzierten Milch gesamtbetrieblich zugelassen oder gesperrt.

Die Modellierung geschieht über kontinuierliche Variablen, um die rechenzeittech-nisch ungünstigen ganzzahligen Variablen im Gesamtmodell beschränkt halten zu kön-nen. Diese Vereinfachung ist zulässig, da am Ende weniger die exakten Tierbestände als deren Auswirkungen auf die Landnutzung interessieren.

Im Modell berücksichtigt wurden die folgenden, für die Untersuchungsregionen rele-vanten Systeme:

• Milchviehhaltung

• Rindviehaufzucht

83 Auf die aktive Pflanzung von Wald wird heute aus ökonomischen Gründen in der Regel verzichtet, es sei denn, man will bestimmte Baum-arten in einer Region gezielt

ansiedeln (Baur 2004).

84 Gültigkeitsbereich nur ober-halb von 1’000 Metern, da die zur Herleitung verwende-ten 35 Stichprobepunkte des

LFI nur gerade in einem Fall unter 1’000 m liegen.

• Mutterkuhhaltung

• Rindviehmast

• Mutterschafhaltung

Nicht modelliert wurden Schweine, Geflügel und Equiden, die auf den untersuchten Betrieben nur vereinzelt auftreten oder weitgehend bodenunabhängig gehalten wer-den.

Die Systeme der Milchschaf- und Milchziegenhaltung wie auch ein Jersey-Milchvieh-system mit 24 Monaten Erstkalbealter wurden ebenfalls parametrisiert und für weitere Modellanwendungen ins Modell eingebaut. Für die vorliegende Arbeit wurden diese Sys-teme trotz ökonomischer Vorteile der in allen drei SysSys-temen verkürzten Aufzuchtdauer85 jedoch in der Lösung nicht zugelassen, weil deren Akzeptanz in den Projektregionen momentan zu gering ist. Einzig Betriebe, die bereits im Jahr 2002 Tiere dieser Kategorien hielten, durften diese Systeme weiterführen.

In der Milchviehhaltung sind somit für die vorliegende Arbeit drei verschiedene Milch-kuhtypen relevant, die sich bezüglich Niveau der Standardlaktation unterscheiden. Sie können grob den drei Typen Original Braunvieh, Braunvieh und Brown Swiss / Holstein zugeteilt werden, wenngleich die Rasseneinteilung in der Realität natürlich nicht derart abgegrenzt ist. Die Sömmerung der ersten beiden Typen ist zulässig, für den Typen mit der höchsten Leistung ist dies nicht möglich (Tab. 6). Gesömmerte Milchkühe verbringen 92 Tage pro Jahr auf der Alp. Diese Tiere kalben saisonal im Oktober ab, die nicht

gesöm-merten Tiere entsprechend der asaisonalen Verteilung gemäss Schweizerischem Braun-viehzuchtverband (SBZV). Die gesömmerten Tiere weisen dadurch eine kürzere Zwi-schenkalbezeit auf. Da sie trotz dieser Verkürzung nach wenigen Jahren aus dem saiso-nalen Muster fallen, ist auch deren Nutzungsdauer gegenüber den nicht gesömmerten Tieren weniger lang.

In der Rindviehaufzucht werden eigene oder fremde Kälber aufgezogen. Bei den saisonalen Milchviehsystemen mit Sömmerung wird im Hinblick auf ein Erstkalbealter von 36 Monaten gezüchtet, bei den asaisonal abkalbenden Systemen kann zwischen einem solchen von 30 und 36 Monaten gewählt werden. Die fremden Kälber kommen entweder über Aufzuchtverträge mit Monatspauschalen aus dem Talgebiet auf den Betrieb oder werden zugekauft. Ein Verkauf der Aufzuchttiere, die nicht aus der Ver-tragsaufzucht stammen, ist möglich. Bei Vertragstieren wird ein Erstkalbealter von 30 Mo-naten angestrebt. Sie verbringen im Berggebiet drei Sommer auf der Alp und zwei Winter im Stall.

85 Mit 24 Monaten Erstkalbe-alter weist das Jersey-Milch-viehsystem gegenüber dem traditionellen Braunvieh-Milchviehsystem eine um 12 Monate verkürzte Aufzucht-dauer auf, was attraktiv ist, wenn die für die Aufzucht aufgewendete Arbeitszeit ausserlandwirtschaftlich ein-gesetzt werden kann. Die Milchziegen und -schafe lam-men bereits nach 12 Monaten ab und sind damit ebenfalls ein Jahr früher als die korres-pondierenden Fleisch-haltungssysteme.

Tab. 6: Kennzahlen der modellierten Milchkuhtypen.

Typ Kennzahl, Einheit

Original Braunvieh Braunvieh Brown Swiss /

Holstein gesömmert asaisonal gesömmert asaisonal asaisonal

Jahresmilchleistung kg ECM 5’233 5’009 6’243 6’299 8’630

Standardlaktation kg 5’400 5’250 6’350 6’500 9’000

Zwischenkalbezeit Tage 380 399 380 399 403

Nutzungsdauer Jahre 2,97 3,90 2,97 3,60 3,55

Remontierungsrate Jahr-1 0,34 0,26 0,34 0,28 0,28

Kälber pro Jahr Stück 0,91 0,87 0,91 0,87 0,86

Lebendgewicht kg 660 660 660 660 680

ECM: Energiekorrigierte Milch (standardisiertes Vergleichsmass). Die Remontierungsrate ergibt sich direkt aus dem Kehrwert der Nutzungsdauer. Quelle: Kilchenmann (2004: 2).

In der Mutterkuhhaltung werden, wie in der Milchkuhhaltung, drei Intensitätsstufen unterschieden. Wollte man diese Stufen bekannten Rassen zuordnen, wären dies in der extensiven Form die Rasse der schottischen Hochlandrinder, in der mittelintensiven Form jene der Charolais-Kühe und in der intensiven Form schliesslich eine Kreuzung aus Braun-vieh- und Limousin-Tieren (Tab. 7). Innerhalb der Projektregion werden die Mutterkühe nicht selber aufgezogen, sondern als trächtige Rinder von aussen zugekauft. Oftmals handelt es sich um Gebrauchskreuzungen aus Milchviehbetrieben. Aus diesem Grund wurde von Kilchenmann (2004: 27f) für die intensive Kategorie als Referenzrasse eine Braunviehkreuzung angenommen. Bei den Mutterkühen wird von einer saisonalen Abkalbung anfangs Februar ausgegangen. Die Kälber der Mutterkühe bleiben während zehn Monaten bei der Mutter. Anschliessend werden sie direkt geschlachtet (intensive Variante), als Mastremonten verkauft oder auf dem gleichen Betrieb ausgemästet. Im extensiven Fall dauert die Ausmast deutlich mehr als ein Jahr.

Tab. 7: Kennzahlen der modellierten Mutterkuhtypen.

Typ, Produktions- richtung Kennzahl, Einheit

extensiv mittelintensiv intensiv Ausmastfähige

Absetzer Ausmastfähige

Absetzer Schlachtfähige Absetzer

Jahresmilchleistung kg 2’000 2’500 3’375

Nutzungsdauer Jahre 5 5 5

Zwischenkalbezeit Tage 365 365 365

Kälber pro Jahr Stück 1,00 1,00 1,00

Gewicht Kuh kg 475 800 725

Gewicht Stier kg 625 1’150 1’000

Quelle: Kilchenmann (2004: 27).

Bei der Rindviehmast werden nebst der Ausmast der Mastremonten aus der Mut-terkuhhaltung auch Tiere aus der Milchviehhaltung gemästet (Tab. 8). Bei der Kälbermast aus der Milchviehhaltung stellt die Kombimast mit Milch und Milchergänzungsfutter den Standard dar. Für Biobetriebe ist die Zufütterung von Milchpulver oder Milchergänzungs-futter in der Kälbermast nicht erlaubt, weshalb auch eine Kälbermast auf Vollmilchbasis im Modell abgebildet wird86. Die Vitellonemast ist eine Jungrindermast, die rund acht Monate dauert und auf Milch, Kraftfutter und Heu basiert. Die Vitellonetiere werden zum grössten Teil in regionalen Metzgereien oder im Direktverkauf vermarktet. Die Rin-der- oder Ochsenmast als weiteres Tierhaltungssystem dauert zwei Jahre und dient in erster Linie der Verwertung von Tieren aus Gebrauchskreuzungen oder Rindern, die nicht für die Aufzucht verwendet werden können.

Bei den Mutterschafen werden zwei Mastkategorien unterschieden. Einerseits gibt es eine intensive Mast von Lämmern, die noch vor der Sömmerung geschlachtet werden, anderseits gibt es eine eher extensive Weidelämmermast mit Schlachtung nach der Söm-Tab. 8: Kennzahlen der modellierten Masttiertypen.

Typ Kennzahl,

Einheit

Kombi-Mast Voll- milch-Mast

Vitellone

Rinder-mast Mutterkuhkälber intensiv

mittel-intensiv extensiv

Alter bei Schlachtung Tage 122 91 235 730 300 610 1’022

Mastendgewicht kg 200 140 290 502 337 549 417

Quelle: Kilchenmann (2004: 28, 32).

86 Entgegen der Weissmast wird hier allerdings auch Raufutter zugefüttert.

merungsperiode. Bei einer Ablammung Mitte Januar erreichen die intensiv gemästeten Lämmer ihr Mastendgewicht rechtzeitig vor der Alpung. Die Aufzuchttiere lammen im Alter von zwei Jahren zum ersten Mal ab und gelangen so direkt in den saisonalen Ablammungsrhythmus.

Die Sömmerung auf den öffentlichen Alpen ist mit Kosten verbunden, bringt den Betrieben aber eine starke Arbeitszeitersparnis. Diese ist insbesondere in der Zeit der Dürrfutterernte von Bedeutung (Tab. 9).

Tab. 9: Kosten und Dauer von Sömmerung und Gemeinschaftsweide je Tierkategorie.

Kosten Sömmerungs-dauer CHF/Tier Tage

Aufzuchtkälber (1. Jahr) und Mastremonten 39 132

Aufzuchtmesen (2. Jahr) 48 132

Aufzuchtrinder (3. Jahr) 65 112

Milchkühe 372 92

Mutterkühe 197 132

Mutterkuhkälber (2. Ausmastjahr der mittelintensiven Haltung) und Mastrinder

47 112

Mutterkuhkälber (2. Ausmastjahr der extensiven Haltung) 48 132 Mutterkuhtiere (3. Ausmastjahr der extensiven Haltung) 121 112

Mutterschafe (mit Jungtieren) 19 102

Die Sömmerungsdauer umfasst die Zeit auf der Alp und die Zeit auf den Gemeinschafts-weiden. In der Tabelle nicht aufgeführte Tierkategorien werden weder gesömmert noch auf die Gemeinschaftsweiden gebracht. Die Kosten umfassen die gesamte Sömmerung, nicht nur die Alpung, und sind bereits um die Sömmerungsbeiträge reduziert. Bei den Aufzuchtrindern entfallen gegenüber den übrigen Aufzuchtkategorien 20 Tage Gemeinschaftsweide im Herbst.

Die Gemeinschaftsweide entfällt für Mutterschafe komplett. Quelle: Kilchenmann (2004), basierend auf den Ergebnissen der Interviews.

Im Dokument Agrarstrukturwandel im Berggebiet (Seite 68-71)