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Aktivitäten der Landnutzung

Im Dokument Agrarstrukturwandel im Berggebiet (Seite 65-68)

Teil II: Grundlagen und Methoden

4. Das SULAPS-Modellsystem

4.4 Aktivitäten des einzelbetrieblichen Basismodells

4.4.1 Aktivitäten der Landnutzung

Die Landnutzungsaktivitäten sind mehrdimensional aufgebaut. Ihre Variablen setzen sich aus einem Landnutzungselement, einem Nutzungsverfahren, der Landbauform, und drei Mechanisierungsdimensionen (Futterernte, Futtertransport, Düngung) zusammen.

Weitere Dimensionen umfassen die Zuteilung auf die einzelnen Betriebe und Schläge.

Der Bergackerbau spielt im Untersuchungsgebiet eine untergeordnete Rolle. In bei-den betrachteten Regionen werbei-den mehr als 96 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Wiesen und Weiden genutzt. Die Ackerkulturen beschränken sich auf wenige, dorf-nahe Flächen in tieferen Lagen und dienen fast ausschliesslich dem Futterbau. Aus die-sem Grund wird im Bereich des Ackerbaus nur eine einzige Form der Fruchtfolge betrach-tet, die von einem Jahr Sommergerste im Wechsel mit drei Jahren Kunstwiese ausgeht.

Bei der Sommergerste wird in Mittelbünden mit einem durchschnittlichen Kornertrag von 35 dt/ha und einem Strohertrag von 30 dt/ha gerechnet (Denoth 2004). Diese Erträge sind im Modell fix vorgegeben und daher weder von der Intensität noch von der Landbauform abhängig.

Bei der Wieslandnutzung wird zwischen sechs Varianten unterschieden. Hinzu kommen das Element der Dauerweide, das Element des bewusst angelegten Naturver-jüngungswaldes und schliesslich auf den Restflächen – zur Bilanzierung – jenes der ein-wachsenden Flächen. Total ergeben sich so zehn verschiedene Basiselemente der

Land-Tab. 4: Modellierte Landnutzungselemente.

Element Beschreibung

Fruchtfolgefläche Fläche, die während eines Jahres mit Sommergerste bebaut wird und anschliessend wäh-rend drei Jahren mit Kunstwiese.

Kunstwiese Als Kunstwiese genutzte Fläche.

Wiese intensiv Dauerwiese, die gegüllt und gemistet werden darf.

Wiese wenig intensiv, mit Ökobeitrag Dauerwiese, die gemistet werden darf und für die der früheste Schnittzeitpunkt gemäss Art. 45 Abs. 2 DZV (Direktzahlungsverordnung, SR 910.13) eingehalten wird.

Wiese wenig intensiv, ohne Ökobeitrag Analog zur beitragsberechtigten Kategorie, doch entfällt die Beitragsberechtigung wegen aus arbeitswirtschaftlichen Gründen vorverlegtem frühestem Schnittzeitpunkt

Wiese extensiv, mit Ökobeitrag Dauerwiese, die nicht gedüngt werden darf und für die der früheste Schnittzeitpunkt gemäss Art. 45 Abs. 2 DZV (Direktzahlungsverordnung, SR 910.13) eingehalten wird.

Wiese extensiv, ohne Ökobeitrag Analog zur beitragsberechtigten Kategorie, doch entfällt die Beitragsberechtigung wegen aus arbeitswirtschaftlichen Gründen vorverlegtem frühestem Schnittzeitpunkt

Dauerweide Ausschliesslich als Weide genutzte Fläche.

Naturverjüngungswald Geförderter Wald (für künftige Modellanwendungen)

Einwachsende Fläche Residuum der Flächennutzung. Alle nicht mehr aktiv genutzten Flächen gelangen in diese Kategorie.

80 Die von Seuster und Gabr (1973: 429) zusätzlich ange-sprochene Komponente der Hangneigung der bearbeite-ten Flächen wird über Einsatzgrenzen der verschie-denen Mechanisierungsstufen modelliert. Die zu bewirt-schaftende Fläche wird zudem anhand der mittleren Hangneigung aus der Parzellengrösse abgeleitet, die bekanntlich aus der Vogelperspektive bestimmt wird. Bei einem Schlag mit einer mittleren Hangneigung von 35 % umfasst die zu bewirtschaftende Oberfläche somit beispielsweise 106 % der im Grundbuch eingetra-genen Parzellenfläche, was sich auch auf die Arbeitszeit auswirkt.

81 Ein ähnliches Vorgehen wurde von Zgraggen (2005:

102ff) bei der Bestimmung der Nutzungseignung für die Flächen im Greifenseemodell gewählt. Dort wurde aller-dings raster- und nicht vektorbasiert modelliert.

nutzung (Tab. 4), die mit verschiedenen Nutzungsverfahren kombiniert werden. Da die betriebseigenen Dauerweideflächen im Projektperimeter nur 4 % ausmachen, werden diese im Gegensatz zu Flury (2002: 99) nicht in Stand- und Rotationsweiden unterteilt.

Die Definition der einzelnen Nutzungselemente erfolgt im Einklang mit der Direkt-zahlungsverordnung (DZV, SR 910.13). Somit gelangen auch Flächen mit niedrigem Ertragspotenzial in die Kategorie der intensiv genutzten Wiesen, sobald sie mit Gülle gedüngt werden.

Die wählbaren Verfahren hängen vom Basiselement (Tab. 5), dem Ertrag und der Hangneigung82 des jeweiligen Schlages ab. Die Produktion von Bodenheu, das heisst auf der Fläche lagerfähig getrocknetes Dürrfutter, geschieht im Untersuchungsgebiet nur sel-ten und höchssel-tens ins sehr hohen Lagen (Denoth 2004) und wird daher für die Modell-rechnungen weggelassen. Das Dürrfutter wird mittels Belüftung im Heustock getrock-net. Frühlingsweide und Eingrasen sind nur auf Kunst- und intensiv genutzten Dauer-wiesen vorgesehen, da diese beiden Nutzungsarten frühreife Bestände benötigen. Die Silagebereitung in Fahrsilos ist 2002 im Untersuchungsgebiet nur auf einem einzigen Betrieb zu finden. Dieses Verfahren wird weggelassen, um das Modell nicht weiter zu vergrössern.

Gestützt auf Dietl (1986: 259) werden die Verfahren mit nur einer Schnitt- oder Weidenutzung ausschliesslich für Flächen mit einem jährlichen Bruttoertragspotenzial von maximal 51 dt Trockensubstanz (TS) zugelassen. Im Bereich von 52 bis 72 dt TS müs-sen Verfahren mit zwei Schnitt- oder Weidenutzungen gewählt werden, über 72 dt TS solche mit drei Nutzungen.

Bei der Landbauform wird zwischen biologischer und herkömmlicher Landwirtschaft, die ausschliesslich die Vorgaben des Ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) gemäss Direktzahlungsverordnung erbringt, unterschieden.

Die drei Mechanisierungsdimensionen decken Futterernte bzw. -schnitt, Futtertrans-port und Düngung separat ab. Ihre Wahl geschieht in Abhängigkeit der verfügbaren Maschinenkapazitäten betriebsindividuell. Der Futterschnitt kann bei Wiesland mittels Sense, mit dem Motormäher, einem Zweiachsmäher oder einem Traktor mit Front-mähwerk geschehen. Bei der Sensemahd wird dem grossen zusätzlichen Aufwand des Rechens Rechnung getragen. Der Abtransport des Futters geschieht entweder mit einer Kombination von Traktor und Ladewagen oder mit einem Transporter mit Aufbauladege-rät. Die Düngung kann entweder mit Traktor und angehängtem Pumpfass/Mistzetter oder mit Transporter und aufgebauten Pumpfass bzw. Mistzetter geschehen.

Wegen der Risikoaversion der Landwirte in Bezug auf Neuerungen (Mann et al. 2003:

334) kann man davon ausgehen, dass potenzielle neue Landnutzungselemente und -ver-fahren innerhalb des modellierten Zeitraums nur eine beschränkte Rolle spielen werden und daher vernachlässigt werden dürfen.

Die Sömmerungsflächen sind nicht einzelbetrieblich ausgeschieden und fliessen daher nicht direkt in die Betriebsmodelle ein. Über die Resultate der Tierhaltung ist allerdings eine Aussage über die Nachfrage nach Sömmerungsplätzen auf den Gemeinschaftsalpen und entsprechend nach Alpflächen möglich.

Während auf dem Pachtlandmarkt die Teilbarkeit einzelner Schläge nicht zugelassen ist, können die Schläge bei der Optimierung der einzelbetrieblichen Modelle weiter auf-geteilt werden. Dies hat den rechentechnischen Vorteil, dass im Bereich der Landnut-zungsaktivitäten auf Integer-Variablen verzichtet werden kann. Ein Problem stellt in die-sem Bereich aber die Darstellung und Bewertung der Resultate im Geografischen Infor-mationssystem (GIS) dar, das nur auf Basis von Parzellen arbeitet und in welchem bereits die einzelnen Schläge manuell definiert werden mussten. Für die Resultatedarstellung (vgl. Karten im Anhang 2) wurden die Schläge von Killer (2005) jeweils jener Nutzungsart zugeteilt, die den grössten Anteil am entsprechenden Schlag aufweist.

82 Für die Siloballenproduk-tion und alle Kunstwiesen gilt

aus Gründen der Mechani-sierung eine maximale Hang-neigung von 35 %, für die

Fruchtfolgeflächen eine solche von 26 %. Kleinvieh kann bis zu einer Hang-neigung von 80 % weiden,

Rindvieh bis 60 %.

Tab. 5: Zulässige Kombinationen von Landnutzungselementen und -verfahren.

Element

Verfahren Fruchtfolgefläche Kunstwiese Wiese intensiv Wiese wenig intensiv Wiese extensiv Dauerweide Naturverjüngungswald Einwachsende Fläche

Fruchtfolgeflächen-Verfahren

2 Schnitte Belüftungsheu und 1 Schnitt Siloballen

• •

2 Schnitte Belüftungsheu und 1 Schnitt Silage für das Hochsilo

• •

2 Schnitte Belüftungsheu plus Herbstweide (nicht für Milchkühe)

• •

Eingrasen im Frühling plus 2 Schnitte Belüftungsheu (Eingrasen

nur für Milchkühe)

• •

3 Schnitte eingrasen (nur für Milchkühe)

• •

Milchkuh-Frühlingsweide plus 2 Schnitte Belüftungsheu (nur

hofnahe Wiesen)

• •

Rindvieh-Frühlingsweide plus 2 Schnitte Belüftungsheu (nicht für

Milchkühe)

• •

1 Schnitt Belüftungsheu und 1 Schnitt Siloballen

• • • •

2 Schnitte Belüftungsheu

• • • •

1 Schnitt Belüftungsheu und 1 Schnitt Silage für das Hochsilo

• • • •

1 Schnitt Belüftungsheu plus Herbstweide (nicht für Milchkühe)

• • •

1 Schnitt Belüftungsheu

• • •

Rindviehweide (beliebige Rindviehkategorien)

Schaf- und Ziegenweide

Verfahren Naturverjüngungswald

keine Nutzung

Bei den extensiven und wenig intensiven Wiesen wird im vorliegenden Zusammenhang nicht zwischen beitragsberechtigten und nicht beitragsberechtigten Flächen unterschieden. Die mit

bezeichneten Kombinationen sind zugelassen, solange bestimmte Bedingungen (z. B. minimales Ertragspotenzial) erfüllt sind.

Ist eine aktive Nutzung von Flächen beispielsweise für die Hangstabilisierung notwen-dig, kann die Waldnutzung im Vergleich zur landwirtschaftlichen Nutzung die kosten-günstigere Form darstellen. Für künftige Modellverwendungen ist deshalb ein Produkti-onssystem der natürlichen Waldverjüngung ins Basismodell eingebaut worden. Dieses System sieht vor, dass der Wald unterhalb der natürlichen Waldgrenze von alleine auf-kommt, wenn die entsprechenden Flächen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wer-den. Um gewünschte Arten trotz natürlicher Verjüngung zu fördern, werden die entspre-chenden Jungbäume in diesem Produktionssystem auf den einwachsenden Flächen wäh-rend den ersten drei Jahren durch die Landwirte freigeschnitten83. Wenn der Wald alt genug ist, lassen ihn die Betriebsleitenden durch Lohnarbeiter nutzen.

Die bei der Nutzung entstehenden Kosten konnten nicht wie zunächst gewünscht in Abhängigkeit von der Hangneigung modelliert werden. Dies hat sich auf Basis der Berechnungen von Erni (2004) nämlich als unzulässig herausgestellt. Aus den Daten des schweizerischen Landesforstinventars (LFI) (WSL 2004) konnte dafür eine lineare Regres-sion zwischen Nutzungskosten und Höhenlage der Parzellen abgeleitet werden. Das Kos-tenniveau wurde dazu auf die Werte der forstwirtschaftlichen Betriebsabrechnung (BAR) des Verbandes Waldwirtschaft Schweiz (WVS) für die Region Mittelbünden und das Jahr 2003 (Conrad 2004) eingestellt. Aus dieser Regression mit einem Bestimmtheitsmass (R2) von 0,81, dem BAR-Gesamterlös und den zusätzlichen, im LFI nicht enthaltenen Aufwen-dungen lässt sich damit folgende Erlösfunktion der Waldnutzung berechnen84:

( 9 ) Erlös (CHF/ha) = 132 (CHF/ha) – 0,130053 (CHF/ha/m) * HUEM

Die Variable »HUEM« steht für die Höhenlage der Parzelle in Meter über Meer. Die detaillierte Herleitung findet sich in Lauber (2004).

Eine kostendeckende Waldbewirtschaftung kann damit theoretisch nur bis 1’015 Meter Höhe über Meer betrieben werden. Solange die landwirtschaftlichen Direktzah-lungen (oder andere Beiträge) nicht für akkurat gepflegten Naturverjüngungswald ver-wendet werden können, ist die Waldbewirtschaftung in den beiden Modellregionen mit nur wenig Fläche unter 1’000 m. ü. M. keine Landnutzungsalternative, weshalb sie auch in keinem der in dieser Arbeit vorgestellten Szenarien in die Lösung gelangt.

Im Dokument Agrarstrukturwandel im Berggebiet (Seite 65-68)