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Not- und Ersatzfuttermittel, die nur temporär oder regional von Bedeutung

4.1 Prüfung konventioneller Futtermittel auf Verträglichkeit, Akzeptanz und Eignung

4.1.11 Not- und Ersatzfuttermittel, die nur temporär oder regional von Bedeutung

Die Nutzung von verschiedenen Abfallprodukten oder sonstiger organischer Substanzen (u.a.

Nebenprodukte der Produktion von Nahrungsmitteln für Menschen) als Futtermittel wurde maßgeblich durch äußere wirtschaftliche Bedingungen beeinflusst.

In Kriegs- und Nachkriegszeiten wurden solche Substanzen an Wiederkäuer verfüttert, um fehlende normale Futtermittel zu ersetzen und deren Nähr- und Produktionswert zu bestim-men. (Tab. 4.14). Es war die Aufgabe des in Deutschland kurz nach Beginn des 1. Weltkrie-ges gegründeten „Kriegsausschuss für Ersatzfutter“, eine verbesserte Ausnutzung der

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flächen zu ermöglichen, Wirtschaftsabfälle als Futtermittel auszunutzen, Substanzen als Tier-futter zu gestalten, die früher nicht oder nur gelegentlich an Tiere verabreicht wurden und Kriegsfuttermittel aus Stoffen, die „sich im Rohzustande als Futtermittel nicht eignen und die durch Aufschließen, Trocknen und Mahlen in einen verfütterungsfähigen Zustand überführt werden“, herzustellen (KLING 1918).

Bei günstigen Weinpreisen und Grünfuttermangel wurden 1908 von FUMAGALLI in Italien Weintrester an Rinder verfüttert. Die übrig gebliebenen Traubenkerne wurden aufgesammelt und noch als Geflügelfutter verwendet. RICHARDSEN nutzte 1916 Holzextraktmischfutter als Abfallprodukt der Holzherstellung bei der Milchkuhfütterung. Ähnliche faserreiche Pro-dukte wurden u.a. von HONCAMP und BLANCK (1917), ELLENBERGER und WAENTIG (1917), HEIDRICH (1918) sowie RAUSCHENBACH (1934) untersucht.

Haferabfälle, als Nebenprodukte der Verabreitung des Hafers für menschliche Nahrungsmit-tel, wurden 1926 von HONCAMP bei Rindern angewandt; die Verträglichkeit und der Ein-fluss von Seetang und Kaffeesatz auf die Milchleistung bei Kühen 1936 von MRŠIY und 1946 von WORK et al. untersucht. Das in Alabama und den restlichen Südstaaten der USA ubiquitär vorhandene Kudzu (Pueraria lobata) wurde 1939 auf seinen Einfluss auf die Milch-qualität bei Milchkühen von STURKIE und GRIMES überprüft.

Eine Übersicht zu diesen Notfuttermitteln liefert Tabelle 4.14.

Tabelle 4.14: Fütterungsversuche mit Not- und Ersatzfuttermitteln

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1903

a

H WEISER Rinder,

Schafe

Weintreber Nährwert

1903 D MAGNAN Rinder,

Schafe

Weinreben Verträglichkeit 1905 H SZTANKOVITS Rinder Weintreber, Weinranken Nährwert

1905 F GINIÈIS Milchkühe Misteln Verträglichkeit

1905 F LIONS Milchkühe Misteln MiL

1905 H WEISER Rinder Weintrester Nährwert

1908 I FUMAGALLI Rinder Weintrester MiL

1910 D KLING Rinder Rosskastanie MiL

1911 USA VINSON Rinder Verschd. Kaktussorten Verträglichkeit, Nährwert

1915 UK WOODWARD et al.

Rinder Kaktus Verträglichkeit,

Nährwert 1916

b

D RICHARDSEN Milchkühe Holzextraktmischfutter, hydrolysiertes Stroh-mehl, Apfeltrester, Trauben-, Heide- u.

Rindenmehl

Schilfrohr, Meerbinse Nährwert 1917 D

ELLENBER-GER, WAEN-TIG

Milchkühe Holzmehl-Mischfutter MiL

1918 D HEIDRICH Milchkühe Quecken MiL

1918 USA BEALS, LIND-SEY

Milchkühe Corozonussmehl MiL 1919

a

D MORGEN et al. Milchkühe Leimkraftfutter MiL

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Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1921 D GEUER Rinder Leimgallertefutter Verträglichkeit 1926 D HONCAMP Rinder Haferabfälle

(Haferhül-sen)

Nährwert 1931 S HANSEN Milchkühe Gummibaumsamen vs.

Leinsamen

Nährwert, MiL 1935 RUS

RAUSCHEN-BACH Milchkühe,

Schafe Haselnusszweige vs.

Roggenstroh Nährwert

1936 RUS MRŠIY Rinder Seetang Verträglichkeit

1936 I ZUDDAS Milchkühe Reste aus Militärküchen MiL 1936

a I BONADONNA Milchkühe Reisschalen MiL

1938 I VEZZANI Milchkühe Maulbeerblätter MF, MiL, Verträg-lichkeit

1938 UK RENNIE Milchkühe Orangenschalen MiL, Palatabilität 1939 USA STURKIE,

GRIMES

Milchkühe Kudzu (Pueraria loba-ta)

MQ 1940 USA PRATT,

HOL-DAWAY Milchkühe Äpfel Nährwert

1942 a

D BÜNGER

Wieder-käuer

Seetang Nährwert,

Verträg-lichkeit

1943 ZA STEYN Rinder Akazien Verträglichkeit

1943 IND MOMIN, RAY Rinder Verschd. Baumblätter Nährwert 1943 A LIEBSCHER Schafe Rückstände der

Kürbis-ölbereitung Mineralstoffgehalt 1946 SV WORK et al. Milchkühe Kaffeesatz Verträglichkeit,

MiL

1947 IR SHEEHY Rinder Seetang Verträglichkeit

1947 TR

ESAT-KADASTER, KANSU

Rinder Eichenblätter Nährwert

1949 D HÄNNI Milchkühe Obsttrester MQ

4.1.12 Sonstige Ergänzungsfuttermittel Mineralien

Während Salze bereits Mitte des 19. Jh. zur Substitution mineralarmer Rationen und zur Ver-besserung der Leistungen eingesetzt wurden (KLEMME 2003, S. 70), wird im Beobachtungs-zeitraum nach neuen Erkenntnissen der Mangelkrankheiten (siehe dort) verstärkt vom Einsatz weiterer mineralstoffhaltiger Ergänzungsfuttermittel berichtet.

In Tabelle 4.15 werden lediglich Forschungsarbeiten mit Mineralstoffen zur Nahrungsergän-zung aufgelistet; Untersuchungen mit ErgänNahrungsergän-zungsfutterstoffen zur Vorbeugung von Mangel-krankheiten und Fütterungsversuche mit bestimmten Mineralien zur Untersuchung von Stoffwechselvorgängen werden bei den jeweiligen Mengen- und Spurenelementen beschrie-ben (Kapitel 8 und 9).

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Tabelle 4.15: Nutzung von Mineralien als praxisrelevante Ergänzungsfuttermittel Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1905 D IMMENDORF Rinder Futterkalk Vorbeugung des

Kalkmangels, Nährwert

1905 D PASSON Rinder Phosphorsaurem Kalk Verträglichkeit 1905 D HOFFMANN Rinder Kaliphosphat Verträglichkeit 1907 D GERLACH Rinder Peptonfutter Nährwert

1907 D HOFFMAN Rinder Futterkalk Nährwert

1919 D RICHTER, WITTMANN

Milchkühe Chlorkalzium MiL 1919 D MORGEN et al. Milchkühe Chlorkalzium MiL 1919 D RAUTMANN Rinder,

Schafe

Chlorkalzium Einfluss auf die Fertilität

1930 USA LINDSEY, AR-CHIBALD

Milchkühe Verschd. Ca-, P-Supplemente

MiL 1931 D KRONACHER,

KLIESCH

Milchkühe Chlorkalzium, Kalzi-umkarbonat

MiL 1932 USA McCAMPBELL Mastrinder Gemahlener Kalk MaL

1932 USA LANTOW Mastrinder NaCl, Kalziumphosphat Wachstum, MaL 1934

a

USA MORTON et al. Bullen Gemahlener Kalk MaL 1934

b

USA MORTON et al. Jungbullen Gemahlener Kalk Wachstum 1936 USA GREEN Rinder Kalziumphosphat Verträglichkeit,

Palatabilität 1936 USA ELMSLIE Milchkühe Phosphat Verträglichkeit,

MiL, Reprodukti-onsleistung 1937 CZ RENGER Milchkühe Kalktrockenschnitten

„Terno“

MiL 1938 A LIEBSCHER Rinder Kalktrockenschnitten

„Terno“ Verträglichkeit 1938 D EHLERS Milchkühe Chlorkalzium MiL, MF 1939 ZA BISSCHOP et

al.

Milchkühe Knochenmehl MiL, Kälberge-sundheit 1940 USA BECHDEL et al. Milchkühe Knochenmehl MiL 1941 RUS VOROTILOV Rinder Knochenmehl,

Kalzi-umkarbonat Verträglichkeit, Wachstum 1943 S SVANBERG,

CARLSSON

Milchkühe Natriumphosphat MiL

1943 RUS LOBANOV Rinder “Sapropel” Verträglichkeit 1943 RUS BERZIN Rinder „Limnocalcite“ (Kalk) Wachstum

1944 USA NRC Rinder,

Schafe

P-haltige Ersatzmittel für Knochenmehl

Verträglichkeit

1945 USA WHEELER Mastrinder Knochenmehl MaL

1946 USA GULLICKSON,

OLSON Milchkühe Entfluoriniertes

Phos-phat Palatabilität, Ver-träglichkeit, MiL

52 Stoffe mit Sonderwirkungen

Schon im 19. Jh. gab es erste Ansätze, um mit nichtessentiellen Stoffen Sonderwirkungen zu erzielen, insbesondere für Leistung und Gesundheit (z.B. Arsen, KLEMME 2003, S. 102). Im Laufe des 20. Jh. setzte sich diese Tendenz fort. Im Jahr 1905 prüfte FINGERLING auf An-regung seines Chefs, MORGEN, zahlreiche „Reizstoffe“ auf ihre Wirksamkeit. Dazu zählte er Anis, Fenchel, Boxhornklee, Kümmel, Wacholderbeeren, Johannisbrot, Ingwer- und Inula-wurzeln, Enzian, Süßholz, Eibisch, Holzkohle, Viehsalz, phosphorsauren Kalk, Schwefel, Waldstein, Natriumkarbonat, Glaubersalz, Alaun, Kreide, etc. Diese Arbeiten setzte er 1909 unbd 1911 mit Melasse fort, und fand, dass der Aufwand für solche Zusätze in keinem Ver-hältnis zum Ertrag stand.

Auch McCANDLISH und OLSON (1921) prüften z.B. verschiedene Stoffe zwecks Steige-rung der Milchleistung: Aloe, Strychnin, Castor Öl, Natriumcacodylate und Kaliumjodid.

TAYLOR und ANTHONY (1932) klagten über diverse „Tonics“, die zur Leistungsverbesse-rung im Handel angeboten wurden. Allein im Jahre 1932 kamen 30 dieser Stoffe in Michigan zur Zulassung. Sie enthielten teils Mineralstoffe aber auch andere Substanzen (Nux vomica, Quassia, Holzkohle, u.a.) und zeigten nach Angaben der Autoren keinerlei Wirkung.

In den 30er Jahren beginnt dann aber mit Substanzen, die die Schilddrüse anregten oder hemmten, eine systematische, wissenschaftliche Prüfung solcher nicht-essentiellen Stoffe im Futter. Die Entwicklung wurde dank fortschreitender Kenntnisse der Endokrinologie möglich.

Schon in den 20er Jahren wurde Thyroxin bei Hühnern (Mauser, Wachstum, Legeleistung) verwendet (BLAXTER et al. 1949). Nach der Substitution von Thyroxin bei thyrectomierten Kühen fiel eine überproportionale Wirkung auf die Milchleistung auf, insbesondere in der abklingenden Laktationsphase (GRAHAM 1934b). JACK und BECHDEL stimulierten 1935 die Milchleistung bei zwei Kühen nach intravenöser Injektion von Thyroxin.

Eine praktische Anwendung dieses Prinzips wurde erst möglich, als LUDWIG und VON MUTZENBECHER (1936) nachgewiesen hatten, dass bei der Jodierung von Kasein Thyroxin in geringen Mengen entstand. In den folgenden Jahren erschienen zahlreiche Arbeiten über die Effekte einer Stimulation oder auch Hemmung der Schilddrüsenfunktion durch jodiertes Kasein, Thyroprotein, Thyroxin oder Thiouracile, die von BLAXTER et al. (1949) ausführ-lich referiert wurden. Die von diesen Autoren erfassten Arbeiten bei Wiederkäuern (n=64) sollen hier nicht nochmals aufgeführt werden, sondern nur die dort fehlenden Publikationen (Tab. 4.16).

Doch diese Arbeiten endeten später wegen mancher Nachteile in einer Sackgasse (TIEWS und ZUCKER 1965).

Die Aktivitäten auf diesem Gebiet hatte Mitte des Jahrhunderts aber noch nicht nachgelassen.

Forschungsarbeiten stammten nahezu ausschließlich aus den USA und dem UK, Ende der 40er Jahre aber auch aus den Niederlanden, Skandinavien, Indien sowie Russland (Tab. 4.16).

Aus Deutschland erschien nur eine Arbeit (ZORN und RICHTER 1949).

In den 1940er Jahren kamen ebenfalls andere nicht-essentielle Stoffe ins Spiel, insbesondere Sexualhormone und Antibiotika (Tab. 4.16).

Über den Einsatz von Hormonen in der Mast berichteten erstmals DINUSSON et al. 1948, AUSTIN et al. (1947), ANDREWS et al. (1949), SZUMOWSKI und CHARENTON (1950), sowie DINUSSON et al. (1950) und KOCH (1950), aber erst Ende der 1950er und in den 1960er und 70er Jahren werden die Möglichkeiten, durch Sexualhormone die Leistungen zu steigern, verstärkt überprüft (SCHULTZ und GRUNERT 1974).

Das Ära der Antibiotika begann mit STOKSTADS Mitteilung 1949 über den Wachstumef-fekt des „animal protein factor, APF“ (Aureomycin). Bereits kurz danach erschienen Berichte über die erste Anwendung beim Lamm (POPE et al. 1950) und bei Kälbern (LOOSLI und WALLACE 1950; WILLIAMS und KNODT 1950).

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Tabelle 4.16: Ergänzungsfuttermittel mit Sonderwirkung

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele

1905 D FINGERLING Milchkühe Reizstoffe MiL

1906 D DURÉ Milchkühe Futterwürze „Enzymol“ (mit En-zymen der Hefe)

MiL

1909 D FINGERLING Milchkühe Verschiedene Reizstof-fe; Melasse

MiL

1911 D FINGERLING Milchkühe Reizstoffe MiL

1912 D MORGEN Milchkühe Reizstoffe MiL

1913 D HAUPTMANN Rinder Roborinkraftfutter MiL 1928 D MAURER,

DUCRUE

Milchkühe Jodgaben MiL

1934

b USA GRAHAM Milchkühe Schilddrüsenextrakt MiL, MF 1935 USA JACK,

BECH-DEL Milchkühe Thyroxin MiL

1938 USA DOWDEN Milchkühe Theobromin MQ

1946 N JOHANNSON, KORKMAN

Milchkühe Synthetisches Thy-roprotein

Milchkühe Jodiertes Kasein MiL, MF

1947 USA THOMAS, MOORE

Milchkühe Thyroprotein MiL

1947 USA BEESON et al. Bullen Thiouracil Wachstum, MaL 1948 USA DINUSSON et

al.

Färsen Stilbestrol, Testosteron Wachstum 1948 CDN ALLEN et al. Milchkühe Synthetisches

Thy-roprotein

MiL, MQ 1948

a

UK OWEN Milchkühe Thyroxin Verträglichkeit

1948 b

UK OWEN Milchkühe Thyroxin Einfluss auf Ca-, P-Stoffwechsel 1948 AUS McQUILLAN et

al. Milchkühe Thyroxin Verträglichkeit, Einfluss auf Stoff-wechsel, MiL 1948 N THORBEK et al. Milchkühe Jodiertes Kasein MiL, MF 1949 USA KLINE et al. Milchkühe,

Färsen Nux vomica, Thiouracil MaL, Zuchtleistung, Effekt auf

Milchkühe Jodiertes Kasein MiL, MQ 1949 UK BAILEY et al. Milchkühe Thyroxin MiL 1949 S DYRENDAHL Rinder Jodiertes Kasein

(Langzeitfütterung)

Einfluss auf Stoff-wechsel

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Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1949 DK MOUSTGAAR

D, THORBEK

Milchkühe Jodiertes Kasein MiL, Einfluss auf Stoffwechsel 1949 D ZORN,

RICH-TER

Milchkühe Synthetisches Thyroxin MiL 1950 USA WILLIAMS,

KNODT

Kälber APF Wachstum

1950 USA DINUSSON et al.

Färsen Stilbestrol, Testosteron, Thiouracil

Wachstum 1950 USA LOOSLI,

WALLACE Kälber APF Wachstum

1950 USA REECE Milchkühe Thiouracil MiL, Einfluss auf Stoffwechsel 1950 AL SZUMOWSKI,

CHARENTON

Milchkühe Jodiertes Kasein Einfluss auf Stoff-wechsel, MiL 4.1.13 Kommerzielle Futtermittel

Kommerzielle Mischfutter wurden erstmals um 1870 hergestellt und in Anlehnung an den Herstellungsprozess oder die Inhaltsstoffe bezeichnet z.B. als „A. von Salm´s Pressfutter“,

„Holzbrot“ von Ludwig Kubala oder „Futterbrote“ der Stärkefabrik E. Hoffman (KARIGER 1963, S. 26-28). Im Jahr 1874 wurde das erste „Fleischfuttermehl“ in Bremen für die land-wirtschaftlichen Nutztiere hergestellt. Weitere Vermengungen von Fleisch- und Blutmehl oder Blutmehl mit Getreideabfällen wurden bis 1900 in den Handel gebracht (STEINBRÜCK 1908).

Nach der Jahrhundertwende stellten die Betriebe der Handels-, Kunden- und Umtauschmülle-rei von Wasserkraft auf Elektroenergie um, begleitet von einer Produktivitätssteigerung (KA-RIGER 1963, S. 39). Es folgte eine sprunghafte Zunahme der Mischfutterherstellung, v.a. für Pferde und Schweine. Auch die Herstellung von Kälbermischfutter („Lactine Bowick“,

„Schweizer Lactina“) nahm in großem Umfang zu.

Mischfuttermittel für ausgewachsene Wiederkäuer (Tab. 4.17 und Tab. 4.25) wurden seltener hergestellt (RICHARDSEN 1926) und in Fütterungsversuchen geprüft.

Während SCHULZE (1901) Melasssefuttermischungen mit Torfmehl and Rinder verfütterte, untersuchten MORGEN et al. (1919a) die Wirkung von Leimkraftfutter auf die Milchleistung von Kühen. SCHMIDT et al. prüften 1929 ein aus Abfällen bestehendes Produkt („Biovita“) das aber nicht den hochgesteckten Ankündigungen entsprach. Das von McCAY et al. (1933) untersuchte „Wiederkäuer-Mischfutter“ enthielt 20 % Zellulose, 40 % Maisstärke, 15 % Ka-sein, 10 % Rohrzucker, 5 % Trockenhefe, 4 % Salze, 4 % Fett und 2 % Menhaden Fischöl.

In der „Verordnung über Mischfutter“ vom 8. April 1920, von den staatlichen Landwirt-schaftsstellen durchgesetzt, wurde die Zahl der Mischfutterkomponenten auf drei festgelegt.

Zusätzlich wurden in dieser Verordnung Futterwürzen („Enzymol“, DURÉ 1906), Viehpul-ver, Mastpulver und ähnliche Mischungen erstmals als „Mischfutter“ bezeichnet (KARIGER 1963, S. 62).

MEINHOLD erstellte 1934 eine Vorlage zur Berechnung des Preises von kommerziellen Mischfuttern für Rinder. Laut Autor wird der Wert eines Futtermittels durch den Anteil an Protein und Kohlenhydraten bestimmt; RICHARDSEN bestritt diese Rechnungsweise noch im selben Jahr, mit der Begründung, dass ein Futtermittel als ganzes gesehen werden sollte, nicht nur seine Komponenten.

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Tabelle 4.17: Fütterungsversuche mit kommerziellen Futtermitteln bei adulten Rindern Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1901 D SCHULZE Rinder

Melassefuttermischun-gen mit Torfmehl Verträglichkeit, Haltbarkeit 1919

a D MORGEN et al. Milchkühe Leimkraftfutter MiL

1929 D SCHMIDT et al. Milchkühe „Biovita“ MiL, Verträglich-keit

1932 a

D KRONACHER

et al.

Milchkühe „Ibeka extra“

(Kuhschrot)

MiL, MF, Nährwert 1933 USA McCAY et al. Rinder

„Wiederkäuer-Mischfutter“

Verträglichkeit 1933 D VÖDISCH Milchkühe „Vita“ -Sojaschrot MiL,

Verträglich-keit 1936

a A LIEBSCHER

Mastoch-sen

Melassefuttermischun-gen MaL, Nährwert

1943 CR FERNANDEZ Milchkühe Kraftfutter mit 27,7%

Rohprotein MiL

1945 IND GUPTA Färsen Verschd. kommerziell

hergestellte Ölkuchen Wachstum, Nähr-wert

4.2 Fütterungsversuche bei kleinen Wiederkäuern

4.2.1 Prüfung konventioneller Futtermittel auf Verträglichkeit, Akzeptanz und Eig-nung bei kleinen Wiederkäuern

Ähnlich wie bei Rindern wurden auch bei kleinen Wiederkäuern verschiedene Futtermittel nach Verträglichkeit, Akzeptanz und Eignung getestet. Die Versuche hatten teilweise Modell-charakter, dienten aber auch speziellen Fütterungsproblemen bei diesen Tierarten. Die Zahl der Versuche ist wesentlich geringer als bei Rindern.

In Tabellen 4.18-4.25 werden die Versuche entsprechend der Einteilung bei Rindern (Tab. 4.1 bis 4.17) aufgeführt.

4.2.1.1 Grünfutter, Silagen

Bei dem Versuchen mit Grünfutter (Tab. 4.18) standen verschiedene Gräser, vor allem aber auch Rübenblätter auf dem Prüfstand. Die Untersuchung von WOODMAN et al. (1937) dien-te der Bestimmung des Weide-Futdien-terbedarfs von exdien-tensiv gehaldien-tenen Schafen.

Bei Untersuchungen von Silagen (Tab. 4.19) dominierten Arbeiten über mineralsaure Produk-te. Ziele dieser Untersuchungen war die Bestimmung des Einflusses auf den N-Stoffwechsel, das Säure-Basen-Gleichgewicht, Verträglichkeit oder den Einfluss auf die Mastleistung der Tiere.

56 Tabelle 4.18: Grünfutter

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1914 J KATAYAMA Schafe Blätter der

Süßkartof-felpflanze Nährwert

1921 D STADELMANN Ziegen Kartoffelkraut Verträglichkeit 1924 D SMELKUS Schafe Taraxacum officinale Nährwert,

Verträg-lichkeit 1927 UK WOODMAN,

BEE

Schafe Zuckerrübenkraut Nährwert 1929 H ZAITSCHEK Schafe Einges. Schilfrohr Nährwert,

Verträg-lichkeit 1928 D VÖLTZ Schafe Verschd. Gräser Nährwert 1929 N ISAACHSEN,

ULVESLI

Schafe Rübenblätter Nährwert 1931 D HONCAMP,

SCHRAMM

Schafe Zuckerrübenkraut Nährwert 1932 UK GRIFFITH,

JO-NES

Schafe Gras Nährwert, Verträg-lichkeit

1934 D LUSKE Schafe Topinamburblätter Nährwert 1934 UK WOODMAN et

al.

Schafe Luzerne: verschd.

Schnitte

al. Schafe Verschd. Gräser Nährwert

1938 b

PR AXTMAYER et al.

Schafe Verschd. Gräser Nährwert 1938

b

D LENKEIT, BE-CKER

Schafe Künstlich getr. Rüben-kraut

Nährwert 1938 D KIRSCH Schafe Unkrauttimmothee Nährwert 1939 D EHINGER Schafe,

Milchkühe Künstlich getr.

Rüben-kraut MiL

1942 D NEHRING, SCHRAMM

Schafe Rübenblätter Nährwert 1942 ZA VAN WYK,

VERBEEK

Schafe Luzerne MaL

1944 ZA VAN WYK et al. Schafe Luzerne MaL

1943 D LENKEIT, DEPPE

Ziegen Zuckerrübenblätter Einfluss auf Säure-Basen-Haushalt

1948 ZA EDWARDS Ziegen Gräser Nährwert

1949 USA PETERS, KISER Lämmer Zuckerrübenblätter MaL Auch bei kleinen Wiederkäuer wurden Silagen getestet, 1934 schon Mineralsäuresilagen (Tab. 4.19)

57 Tabelle 4.19: Silagen

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1911 H TANGL,

WEI-SER Schafe Luzernesilage vs.

Lu-zernegrünfutter Nährwert

1917 D HONCAMP Schafe Rübenkrautsilage Nährstoffverluste beim Einsäuern 1921 USA DOWELL,

FRIEDEMANN

Schafe Sorghumsilage Verträglichkeit 1926 UK WOODMAN,

AMOS

Schafe Zuckerrüben-krautsilage

Nährwert, Verträg-lichkeit

1928 UK WOODMAN, AMOS

Schafe Maissilage Nährwert, Verträg-lichkeit

1933 b

TAN FRENCH Schafe Grasssilage Nährwert

1933 D RICHTER,

FERBER Schafe Lupinensilage Nährwert, Verträg-lichkeit

1934 UK WATSON et al. Schafe Mineralsäuresilage

(A.I.V. Grassilage) Nährwert 1935 D KAEMPFE Schafe Mineralsäuresilage

(A.I.V. Grassilage) Einfluss auf Stick-stoff-, Ca-und P-Stoffwechsel

1935 D REHM Schafe Luzernesilage Nährwert

1936 D KIRSCH, 1936 D STEINER Schafe Mineralsäuresilage

(A.I.V. Grassilage)

Verträglichkeit 1936 D NEBELSIEK Schafe Kleesilage Nährwert 1938 RUS KOUKL,

JI-RÁSEK Schafe Sonnenblumensilage Nährwert 1939

a D KIRSCH,

JANTZON Schafe Rübenblattsilage Nährwert 1940

a D LENKEIT, v.

SCHLEINITZ Ziegen Mineralsäuresilage Einfluss auf Säure-Basen-Haushalt 1948 NE FRENS Schafe Mineralstoffsilage (mit

Natriumbikarbonat, NaHCO3)

Verträglichkeit

1949 UK STEWART Schafe Grasssilage MaL

4.2.1.2 Heu, Stroh

Ähnlich wie bei Rindern wurden (trotz Nutzung als Standardfuttermittel) im Untersuchungs-zeitraum zahlreiche Untersuchungen zur Verträglichkeit oder zum Nährwert von Heu und Stroh bei kleinen Wiederkäuern durchgeführt (Tab. 4.20).

Fütterungsversuche mit zerkleinertem Heu und aufgeschlossenem Stroh werden gesondert in Tabelle 4.30 behandelt.

58 Tabelle 4.20: Heu und Stroh

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1904 USA BURDICK Schafe Kleeheu, verschd.

Kleien MaL

1906 D MORGEN et al. Schafe Heu MiL

1906 H TANGL, WEI-SER

Schafe Verschd. Heusorten Nährwert 1911 USA ARKELL Schafe,

Lämmer

Kleeheu, Wiesenheu Wachstum 1911

c D MORGEN et al. Schafe,

Ziegen Heu Nährwert

1918 D HONCAMP,

BLANCK Schafe Laubheu Wachstum

1924 D CRASEMANN Schafe Heu Verträglichkeit

1927 USA SOTOLA Schafe Luzerneheu, verschd.

Schnitte

Nährwert 1932 D HONCAMP,

NOLTE

Schafe Molinia Heu Nährwert 1932 USA BELL et al. Trächtige

und laktie-rende Schafe

Timotheeheu Effekt auf Lämmer

1933 D MEIER Schafe künstlich getr. Heu Nährwert 1933 D REHBOCK Schafe Wiesengras, heu und

-silage Nährwert

1933

a USA SOTOLA Schafe Winterweizenstroh Nährwert 1934 N POIJAERVI Schafe Kleeheu, Timotheeheu Nährwert,

Beein-flussung durch den Schnittzeitpunkt 1935 D RICHTER,

BRÜGGE-MANN

Schafe Heu, verschd. Schnitte Nährwert

1936 D KIRSCH et al. Schafe Heu Nährwert 1937 UK WATSON,

FERGUSON

Schafe Verschd. Heusorten Nährwert

1937 USA EDWARDS Lämmer Lespedezaheu MaL

1937 USA SOTOLA Schafe Weizenstroh Nährwert 1939 RUS KUHAR_UK Schafe Haferstroh, mit Hefen

behandelt

Gewichtszunahme der Schafe, Vitalität der Lämmer

1940 b

PR AXTMAYER et al.

Schafe Luzerneheu Nährwert

1940 USA DAWSON et al. Schafe Luzerneheu MiL 1941

a

NS ADAMS, GARRETT

Schafe Roggenstroh Verträglichkeit

1941 USA INGRAHAM Lämmer Bohnenstroh MaL

1942 USA SHREWSBURY et al.

Schafe Haferstroh Nährwert

59

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele

1943 ZA LOUW Schafe Grasheu Nährwert,

Wachs-tum 1944 D SOMMER et al. Ziegen Heu,

Rauchschadenge-biete

Verträglichkeit 1946 USA NEALE,

KO-GER

Lämmer Luzerneheu und -silage MaL 1950 CDN WILLIAMS et

al.

Tragende Schafe

Leguminosenheu Gesundheit der Lämmer

4.2.1.3 Rüben, Kartoffeln, Rückstände der Rübenverarbeitung

Die Versuche mit den genannten Futtermitteln glichen den Untersuchungen mit Rindern (Tab.

4.21). Fütterungsversuche mit Kartoffeln wurden 1916 von VÖLTZ sowie 1931 nach Anre-gung der Deutschen Kartoffelbau-Gesellschaft (siehe Abschnitt 4.1.5) von LÜTHGE durchge-führt.

Tabelle 4.21: Rüben, Kartoffeln, Rückstände der Rübenverarbeitung

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1906 D FINGERLING Schafe Rübenschnitzel MiL

1908 F MALPEAUX Schafe Zucker MaL

1910 D ALBRECHT Trächtige Ziegen

Gelbe Rüben (Daucus carota)

D LÜTHGE Rinder,

Schafe

Rohe und einges. Karto-feln

MiL 1933

a D BÜNGER et al. Schafe Markstammkohl Nährwert, Verträg-lichkeit

1934 NS CUNNINGHAM Schafe Melasse Verträglichkeit

1940 a

D KIRSCH, JANTZON

Schafe Massen-, Zucker-, Fut-ter-, Kohlrüben

Nährwert 1940 UK WATSON Schafe Markstammkohl Nährwert 1944 D NEHRING,

SCHRAMM Schafe

Melassedickschlem-peschnitzel Nährwert

4.2.1.4 Getreidekörner

Der Schwerpunkt von Fütterungsversuchen mit Getreidekörnern lag im Untersuchungszeit-raum auf der Bestimmung des Nährwertes v.a. von Hafer und Mais (Tab. 4.22). Ebenfalls wurde der Einfluss auf die Mastleistung sowie die Verträglichkeit bei den Tieren erforscht.

60 Tabelle 4.22: Getreidekörner

Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele

1900 D KNIERIEM Schafe Roggen MaL

1905 CH WEISER, ZAITSCHEK

Hammel Besenhirsekorn MaL 1905 H TANGL et al. Schafe Hafer Nährwert

1911 D FREYTAG Schafe Weizen Verträglichkeit

1913 H TANGL, WEI-SER

Schafe Maiskörner-Kolbenschrot

Nährwert

1921 D POMMER Schafe Maiskuchen Nährwert

1926

a D HONCAMP,

SCHRAMM Schafe Gerste Nährwert

1928 b

D HONCAMP et al.

Schafe Hafer Nährwert

1931 AUS RICHES Schafe Hafer, Weizen vs. Si-lage

Nährwert, Wachs-tum

1931 USA ALEXANDER Lämmer Geschr. Mais, Weizen Akzeptanz 1935 USA COX,

CON-NELL Lämmer Sorghumkörner,

ge-mahlen MaL

1936 USA DICKSON, BARNUM

Schafe Hafer, Rübenschnitzel Nährwert 1939 USA VAWTER Trächtige

Schafe

Haferkörner Nährwert, Verträg-lichkeit

1940 b

D KIRSCH, JANTZON

Hammel Maiskörner Nährwert

1941 USA WATSON, FENN

1946 AUS STAUDE Schafe Haferkörner Nährwert, Verträg-lichkeit

4.2.1.5 Eiweißreiche Ergänzungsfuttermittel

Bei der Untersuchung von Eiweißergänzungsfuttermitteln für Schafe und Ziegen wurden im Beobachtungszeitraum verschiedene Ziele verfolgt wie Akzeptanz, Verträglichkeit, Nährwert und Einfluss auf die Milchleistung (Tab. 4.23). Dabei handelte es sich z.T. um Modellunter-suchungen, insbesondere mit Süßlupinen und verschiedenen Hefen.

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Tabelle 4.23: Eiweißergänzungsfuttermittel pflanzlicher und tierischer Herkunft Jahr Land Autor/en Tierart/en Futtermittel Ziele 1912 D NEUMANN,

LÖSCHE Schafe Lupinenflocken Nährwert

1914 D BARNSTEIN Hammel Schwertbohne

(Cana-valia ensiformis) Verträglichkeit, Nährwert 1916 D MORGEN et al. Hammel Blutmehl Verträglichkeit 1927 D LÜTHGE Schafe Lupinenkörner Verträglichkeit 1929 RUS NAUMOV Rinder Entbitterte Lupinen Nährwert 1930 D HEINICHEN Schafe „Maizena“

(Maisprote-infutter)

Schafe Magermilch, Butter-milch

Nährwert 1933

a TAN FRENCH Schafe Baumwollsaat Nährwert

1934

a D KRONACHER

et al. Schafe, Ziegen, Milchkühe

Gelbe Süsslupine MiL

1934 D KIRSCH, KASPRZIK

Schafe Süsslupinenkörner Verträglichkeit 1935 USA KEITH,

HEN-NING Lämmer Leinsamenmehl MaL

1935 a

D KIRSCH Schafe Süßlupinenkörner Nährwert

D KIRSCH Schafe Süßlupinenkörner Nährwert