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2.2.3. Höhlenfundstellen in der Anatolien 1. Das Gebiet der südöstlichen Anatolien

2.2.3.2. Das Mittelmeergebiet

Ein Kerngebiet der epipaläolithischen Besiedlung scheint nach bisherigen Erkenntnissen die weitere Umgebung der Stadt Antalya im mittleren Abschnitt der türkischen Mittelmeerküste darstellen. Verschiedene Ökosysteme an Übergängen der Küste und Gebirge sowie der breiten Hochebene und inländischen Bergketten boten vornehmlich den epipaläolithischen Gruppen ein attraktives Lebensmilieu, und die Dichte der Fundstellen unter Felsüberhängen oder in Höhlen berechtigt diese Annahme. Erste Gruppe der Fundstellen liegt im Gebirge an der heutigen Küste und erfasst vor allem zwei zwischen 1956 und 1960 von E. Y. Bostancı systematisch untersuchten Abris Beldibi und Belbaşı.

Beldibi (Kum Bucaği)

Ein hoher Felsüberhang mit einer Terrasse ist bei der Einmündung eines Tales etwa 100 m von der Küste und 25 m über dem Meeresspiegel in einer sonnigen Lage situiert. Zwölf Meter hoch in der Felswand öffnet sich eine kleine Höhle, die nur durch Klettern zugänglich ist und in ihren hinteren Raum erweitert wird. Ihre Ablagerungen, welche neolithische

Gefäßscherben, Mikrolithen, Feuersteinartefakte sowie Tierknochen entsprechend der Schicht B im Abri enthielten, sind von Schatzsuchern aus der Höhle unter den Abri ausgeräumt worden (Bostancı 1959, 1965: 100).

Bostancı nahm unter dem Abri zwei Sondagen vor und beschrieb eine Schichtenfolge zusammengesetzt von mehreren Kulturschichten des jüngeren Paläolithikums (F-D), Epipaläolithikums (C), Neolithikums (B) und der antiken Zeit (A). Die untere Schicht C2, von Bostancı mit dem levantinischen jüngeren Natoufien zeitlich verglichen, ergab eine Kollektion der Gerölle, manche darunter Farbspuren und rötliche Bemalung trugen (Bostancı 1959), sowie einen Angelhaken und eine bemerkenswerte Fischfigur aus einem Geröll (Bostancı 1964, 1965). Die Schicht C1 entspricht nach Bostanci dem jungnatoufien-tardenoisien Horizont und enthielt neben reichen Muschelresten der Land- sowie Meerarten, Tierknochenfragmenten, Hirschgeweihen und Ziegenhörner auch menschliche Schädelbruchstücke, das ähnlich wie Tierknochen Spuren der Verbrennung trägt. Das Fundgut der Schicht C1 wird mit einem bemalten Geröll und Ockerklumpen ergänzt. In beiden Schichten lagen unter Steinartefakten einige Picke und Sichelklingen vor (Bostancı 1959, 1963, 1965). Kleine Menge der Artefakte aus Obsidian zeigt auf begrenzte Beziehungen mit der zentralen Anatolien (Yakar 1991: 123). Die Horizonte C1 und C2 mit beherrschenden Mikrolithen sind also in das Epipaläolithikum gesetzt und weisen Entsprechungen mit oberer Schicht in Öküzini (Yalçınkaya 1998a). Balkan-Atli findet feine Ähnlichkeiten der gesplitterten Artefakten mit dem levantinischen jüngeren Natoufien, die jedoch eher ein zeitliches Horizont als eine unwahrscheinliche kulturelle Beeinflussung deuten können (Balkan-Atli 1994: 53-56). Keine Radiokarbondaten sind aus der Fundstelle vorhanden.

Die meistens diskutierte Schicht B von der gesamten Dicke 80 cm ist von niedergelegenen Schichten durch Blöcke eines Felssturzes abgetrennt. Sie wurde zunächst als eine Einheit beschrieben (Bostancı 1959) und erst später ist auf zwei Lagen getrennt worden (Bostancı 1965). In der stärkeren Oberschicht B1 lagen schwarz-polierte Gefäßscherben und überwiegende größere Feuersteinartefakte, und dieser Schicht gehören wohl auch einige Äxte und Picke. Die untere Schicht B2 enthielt ebenso Keramik, jedoch die Hauptzahl der Feuersteinartefakte wurde von Mikrolithen gebildet. Einige Sichelklingen seien seit der Schicht C1 erschienen haben (Bostancı 1965). Zwischen den Horizonten B1 und B2 ist eine Wende in der Feuersteintechnik auch von späteren Forschern bestätigt – kleine Gegenstände der mikrolithischen Tradition sind durch größere Stücke ersetzt (Yakar 1991: 137). Jedoch über die Keramik beherrscht in der Literatur keine deutliche Übereinstimmung über ihr Alter und Zugehörigkeit zur beiden Schichten. Manche Forscher verzweifeln Aussagemöglichkeit der Schicht hinsichtlich ihrer sekundären Störungen oder für die kleine Fundzahl (Todd 1980:

140-141, Balkan-Atli 1994: 53f), die anderen zeigen – nach Angaben von J. Mellaart – an Entsprechungen der Keramik von Beldibi mit der zentralen Anatolien und dem Horizont vorangehend die frühneolithische Kızılkaya Ware (Mellaart 1961: 172, Esin – Benedict 1963:

341f, Yakar 1991: 122-123). Demgegenüber, der Ausgräber setzte eine lokale Ursprung der

„primitiven“ Keramik angesichts ihrer Magerung von Kalkstein und Meermuschelstückchen durch (Bostancı 1965: 102-103).

An der Wand des Überhanges bestehende Malereien stellen einfach in braunroter Farbe gebildete kreuzförmige Menschenfiguren und Tiere dar, die eine ältere, realistisch aufgezeichnete Jagdszene überdecken (Abb. A4). Die Malereien sind vom Entdecker als symbolische Darstellungen angenommen (Bostancı 1959) und das steht in Einklang auch mit späteren Betrachtungen. Wandmalereien aus Beldibi erweisen nach Anati wenigsten drei chrono-stilistischen Gruppen und seien in das Epipaläolithikum (deren Analogien kommen in

der Öküzini-Höhle vor), in das frühe Proto-Neolithikum sowie die jüngste Serie der Bilder in das Neolithikum datiert (Anati 1968). Die im epipaläolithischen Stil aufgezeichneten Bilder werden durch einem Fund des Ockerklumpen mit der Schicht C1 verbunden (Bostancı 1965:

110). Nach anderen Forschern erregte jedoch die Altersbestimmung der Malereien eher Zweifel und sei nicht so eindeutig, wie Anati voraussetzte (Balkan-Atli 1994: 55).

Felsgravierungen oder Malereien kommen auch in anderen Höhlen dieses Gebietes vor. Von Bostancı ist ein geritzter(?) Hirschhorn aus einer Höhle Belpınar drei Fußstunden von Beldibi entfernt erwähnt, von der auch einige Feuersteinartefakte versammelt wurden, sowie kreuzförmige Figuren aus einer Stelle 6 km von Beldibi. Eine andere Gruppe der Malereien ist an die Wand eines imposanten Überhanges Koca Dağ, 30 x 5 m im Grundriss und 15 m hoch, abgebildet und stellt sechzehn verschiedenartige Figuren einschließlich Kreuze und kreuzförmiger Bilder. Der Abri liegt nah einer Wasserquelle und ist ungefähr in fünf Fußstunden von Beldibi erreichbar. Allem Anschein nach sind weitere Fundstellen noch zu erwarten (Bostancı 1959: 140-144; 1965: 117).

Belbaşı

Eine kleine Höhle liegt inmitten der Waldlandschaft etwa 5 km von der Küste entfernt und 300 m hoch im Gebirge am Rand eines landwirtschaftlich genutzten Plateaus, quer durch das ein alter Weg in der Antike den Pass Belbaşı überschritt. Nachdem Dorfbewohner schon früh die obere Schicht in der Suche nach Schätzen durchwühlt hatten, wurde die Fundstelle von Bostancı 1960 untersucht (Abb. A4). Die Oberschicht I betrug von gemischtem Material von der klassischen Zeit und älteren epipaläolithischen Funden. Daneben ergab auch wenige kleinere neolithische Scherben, die höchstens 50 cm tief ereichten, und denselben in Beldibi entsprechen seien (Bostancı 1962, Yakar 1991: 120/122). Das Fundgut der ersten Schicht ist noch mit einigen Knochengeräten sowie raren Tierknochenstückchen und wenigen Fragmenten von Menschenschädel ergänzt, intrusive Feuersteinartefakte der unteren

„mesolithischen“ Schicht abzusehen (Bostancı 1962). Nach dem Ausgräber stammen der Menschenkiefer und einige weitere Knochenfragmente ebenso aus der vorneolithischen Schicht (Bostancı 1963). Die unteren keramikfreien Schichten lieferten epipaläolithische Steinartefakten von nur kleinen Unterschieden, die jedoch nicht mit dem Ensemble von Beldibi vergleichbar sind (Bostancı 1962, Yalçınkaya 1998a).

Gurma

Die Höhle oder Höhlen liegen auf einem halben Weg zur zweiten Höhlengruppe mehr nach Norden, jedoch noch nah der Küste. Eine Höhle wurde 1946 von Kökten sondiert, und wohl neolithische Keramik sowie ein Steingerät sind dabei gefunden worden. Keine weiteren Angaben vorhanden zu dieser Stelle (Todd 1980: 141).

Die zweite Gruppe der Fundstellen wird 30 km von der Küste im Bergmassive Katran und auf seinem Fuß am Rand der Ebene konzentriert. Neben bekannter Karain-Höhle, einer frühgeschichtlichen Kultstelle und heutigen Schauhöhle, wurde noch Öküzini-Höhle im größeren Ausmaß unter hiesigen mehreren Höhlen und Abris untersucht. Beide Höhlen gelten als die wichtigen Fundstellen des frühen Holozäns in der Türkei.

Karain

Die berühmte anatolische Höhle liegt im steilen, südlich geöffneten Hang hoch über die Ebene, welche sich von der Meerküste verbreitet, und gehört zu den meist ausgedehnten Höhlen des Katran-Gebirges. Karain („Schwarzhöhle“) besteht von drei Saals (I-III) von gesamter Tiefe 50 m, die je tiefer desto feuchter sind, sowie von kleineren Nebenhöhlen

(Kökten 1955), deren Nummerierung zwischen Köktens und neuen Publikationen schwierig zu vergleichen ist (Abb. A8). Wände im hinteren domartigen Saal (III) mit Stalaktitenverzierung wurden vom Ruß dunkel, und eine Wand trägt einige Gravierungen der Menschen- und Tierfiguren, die nach Köktens Meinung zum jungpaläolithischen Horizont setzen seien (Esin – Benedict 1963: 340).

Karain wurde im Jahre 1946 entdeckt und bis 1973 von I. Kılıç Kökten ergraben (Räume A, B, C, E). Neue Revisionsuntersuchungen unter Leitung I. Yalçınkaya gehen seit 1985 weiter – im Raum B mit G. Albrecht, im Raum E mit M. Otte. Der Hauptraum der Höhle stellt der sog.

Köktenssaal (E) mit außerordentlich reicher Sinterverzierung von Stalaktiten und Stalagmiten dar und in seinem Nordteil enthält tiefe natürliche Versenkungen, die als Abfallgruben gedient wurden und ein gemischtes Fundgut ergaben. Die Höhe des Saales ist während der paläolithischen Besiedlung ziemlich heraufgestiegen und betrug nur ein Meter von der Decke, so dass schon im Epipaläolithikum nur begrenzte Nutzungsmöglichkeit bot, und epipaläolithische Steinartefakte in eine sekundären Lage gekommen worden können. Eine modern untersuchte Sequenz in Karain B umfasst lediglich den älteren Abschnitt des Epipaläolithikums und nach radiometrischen Daten schließt um 12.000 BP (Albrecht et al.

1992). Ein langer und enger Gang reich an Sinterformationen führt zum Raum G herunter, der einst wohl mit einer Nebenhöhle Dölin verbunden war (Yalçınkaya 1998). Beim Eingangsbereich gibt es in den Fels gehauenen „Schalen“ (cup-marks), die wohl zur vorgeschichtlichen Periode gezogen werden können (Anati 1968). Als ein Sonderfund ist ein graviertes Geröll mit Bandlinien und wohl anthropomorphen Figuren zu erinnern (Abb. A8, Marshack 1995, 2002).

Die postpaläolithische Nutzung der Karain-Höhle beginnt nach Köktens Untersuchungen im Saal E im Neolithikum. Beide Sondagen (1953 und 1954) erfassten im ganzen Saal eine 90-110 cm dicke neolithisch-chalkolithische Schicht mit feinen sowie groben Scherben und beigemischten jungpaläolithischen Artefakten, welche unter einer dünnen antiken Ablagerung bestand (Kökten 1955). Keramik ist mit Gefäßscherben von bemalter oder geritzter Verzierung, sowie von schlichter Ware vertreten. Ein Spinnwirtel ist auch abgebildet (Kökten 1963: 71f, Abb. 9). Grobe, dunkle polierte neolithische Ware erinnert an weitere Höhlen sowie neolithische Siedlungsschichten auf dem zentralen anatolischen Plateau (Esin – Benedict 1963). Die Keramik stammt mit jüngeren chalkolithischen, frühbronzezeitlichen und römerzeitlichen Scherben aus der Köktens oberen Schicht I zusammen (Yakar 1991: 123-124). Mindestens seit der Römerzeit ist Karain als eine Kultstelle der Göttin des Gebirges („Meter Oreia“) geweiht worden, wie eingehauene Inschriften in Wänden belegen (Yalçınkaya 1998).

Chalkolithische Gefäßscherben wurden von Kökten 1946 im Eingangsaal A aus einer gestörten Schicht, im Jahre 1949 aus einer Schicht zwischen der Antike und Paläolithikum im

„Hohlraum am Grunde“ – also wahrscheinlich aus dem tiefsten, feuchten Höhlensaal III, sowie vom großen Saal E in Jahren 1953-54 herausgehoben (Kökten 1955). Die neue Untersuchung in der Höhle B in der Nachbarschaft des Saals A erbrachte im Hinterteil des Raumes, in den von Kökten nicht mehr ausgegrabenen Ablagerungen, zahlreiche Keramik aus der 1,3 m mächtigen Sequenz, die von drei Zeithorizonten je ungefähr 50 cm Dicke und gesamten 12 Kulturschichten gebildet ist. Die untere Lage gehört nach Radiokarbondaten dem späten Neolithikum / Frühchalkolithikum und enthielt unter Vielzahl der polierten dünnwandigen Keramik auch eine kleine Menge der feine Ware vom Typ Hacilar I (ca. 5800-5700 cal BC), was nach Seeher auf begrenzte Kontakte mit dem 100 km entfernten Burdur-Gebiet, wo Hacilar liegt, zeigt. Wegen der ziemlichen Ferne zwischen beiden Fundstellen

scheint sich diese Betrachtung mehr akzeptable als die Erwägung von Yakar zu sein, dass die Keramik in Karain nur eine Auswahl der gewöhnlichen Nutzungsware für Saisonaktivitäten darstellen kann (Seeher nach Yakar 1991: 124). Das zweite Horizont ist in das mittlere bis jüngere Chalkolithikum datiert, und seine von einem Drittel grobe Keramik deutet auf eine Unterbrechung der Höhlennutzung zwischen beiden Horizonten hin; sie wird den vom Norden neu gekommenen Gruppen zugeschrieben. Manche Analogien aus Tellsiedlungen (op. cit., 125) können auf ein breiteres gesellschaftliches Erscheinung deuten, die nicht unbedingt nur mit der lokalen Geschichte der Karain-Höhle zusammenhängen müssen. Das nicht deutlich einbegrenzte spätchalkolithische Horizont mit älterer sowie frühbronzezeitlicher Keramik trägt Ähnlichkeiten mit der Vor-Troia I-Sequenz (op. cit., 125). Als Sonderfunde sind ein Fragment des Marmorarmringes vom ältesten Horizont I, ein Fragment eines Idolkopfes aus Marmor vom II. Horizont, sowie ein Teil vom Gefäß mit einem Henkel in Form des Ziegenkopfes zu erinnern (Albrecht 1988: 24-25, Seeher 1987: Abb. 1:28, Schoop 2005: 161-2). Neben gesplitterten Geräten (Klingen, Bohrer, Mikrolithen) liegen Knochenspitzgeräte, durchlochte Anhänger, Perlen, Schlagsteine, Spinnwirtel, sowie eine Axt – alle Fundkategorien in wenigen Stücke – vor (Seeher 1987: Abb. 9-13, Schoop 2005: 161-2).

Kökten legte „in der Mittelabteilung der Höhle“ in zwei größeren Gruben gebrochene Überreste der Menschenskelette frei, die nach vorhandener Keramik und Steingeräten aus der Nähe von Skeletten wohl in das Chalkolithikum (oder Neolithikum?) gesetzt werden können (Kökten 1961). Eine Grube mit frühchalkolithischer Keramik wurde auch in der Forschungssaison 1986 in der Halle E vor einem Stalagmit freigelegt (Yalçınkaya 1987). Die Radiokarbonchronologie aus der Höhle B ist schwierig in die oben angegebenen Horizonten pünktlich einzusetzen. Die älteste keramikführende Schicht AH 13 ergab ein Datum 6650-6440 cal BC, die weiteren Schichten wieder je ein Datum 6380-6230 cal BC (AH 12), 6050-5900 cal BC (AH 11), 5470-5300 cal BC (AH 10) und 5320-5070 cal BC (AH 9) (alles in 1ϭ, Thissen 2006).

Nach Kökten kommt die neolithische Keramik entsprechend der aus Karain ebenso in drei Tellsiedlungen in der Ebene unter der Höhle vor (Bozhöyük, Taşlıhüyük, Yayvan Tepe – Kökten 1963: 71-72). Könnte es sich um Grundsiedlungen zur Höhlenaktivitäten handeln?

Öküzini

Öküzini stellt nicht nur die zweite archäologisch langzeitig untersuchte Höhle in der Umgebung von Karain, sondern auch wegen mehreren Radiokarbondaten die best datierte Jäger-Sammler-Fundstelle in der Türkei dar. Sie ist seit 1956 nach der Probegrabung von I. K.

Kökten bekannt, und die langjährige Revisionsgrabung begann 1989 vom Team unter Leitung I. Yalçınkaya. Die Höhle liegt 1 km von der Karain-Höhle in einer günstigen Umwelt mit Wasserquellen am Übergang der Ebene in das Gebirgsmassiv von Katran in der Meereshöhe 305 m. Die Ebene stellte noch im frühen Holozän einen sumpfigen Becken dar und heutiges Aussehen bekam die Landschaft erst um 4000 BP (Emery-Barbier in Yalçınkaya et al. 2002:

85-86) Sie ist von einem hellen Eingangsraum von ca. 15 x 10 m, im Vorfeld mit Felsblöcken von der gestürzten Decke, gebildet (Abb. A2). Eine gute Luftzirkulation des Vorraumes ist von einem offenen Schlot in der Decke ermöglicht. Der Raum verengt sich im Hinterteil in einen Durchgang und mündet in dunklem Gang mit einem kleineren verschütteten Saal, auf dessen unteren Ende sich ein kleines Wasserbehälter befindet. Der Höhlenname ist von einer roten Wandmalerei eines Ochsen (öküz) abgeleitet, die wohl vom epipaläolithischen Alter gewesen sei (Yakar 1991: 126, Kökten 1961: XXXVII). Beim Eingang befinden sich einige gehauene „Schalen“ (cup-marks) in der Felsbank (Anati 1968).

Die epipaläolithische Sequenz in dem Vorderraum in Öküzini füllt nach ungefähr 60 Radiokarbondaten (vgl. Otte et al. 2003: Taf. 1) ein Intervall zwischen ca. 16 500 – 10 000/9000 cal BC mit drei Lücken aus und ergab fast 200.000 gespaltene Steinartefakte. Mit einer älteren epipaläolithischen Besiedlung hängt eine im Querschnitt dokumentierte Bestattung zusammen (Abb. A2, Otte et el. 1998, 2003). In der Phase IV (um 12.450–12.100 cal BC 1ϭ; Schichten IV-II) treten erstmals charakteristische Mikrolithen neben ersten Handmühlen auf, und bemerkenswerte Gegenstände belegen mobile Kunst – z. B. zwei Gerölle mit Gravierungen eines Ochsen mit Menschen-Jäger, ein doppelseitig geritztes Geröll (Abb. A3), sowie verhältnismäßig reichen Knochenartefakte (Ahlen, Pfrieme, Spatel – manche mit ordnungslosen Rillen und Ritzen), bearbeitete Meermuschel und Schleifsteine für Spitzgeräte, Stößel u. a. Steinartefakte (Abb. A3). Das älteste Grab nr. 2 und vielleicht die Wandmalerei des Ochsen kann mit dieser Siedlungsetappe ebenso verbunden sein. Zu den Ochsendarstellungen ist zu bemerken, dass nur geringe Tierknochen vom Urochs in der Schichtenfolge in Öküzini entdeckt wurden, und deuten danach eher auf eine kultische oder rituelle Bedeutung des Tieres hin, das nicht zu üblichen Nahrungsgewohnheiten der Höhlenbewohner gegensätzlich zu Wildziege, -Schaf oder Hochwild gehören haben konnte (Albrecht et al. 1992, Otte et al. 1995, 2003, Yalçınkaya et al. 1995, López Bayón et al. 2002, Yalçınkaya et al. 2002: 333-345). Die Konturen des Ochsen auf dem Geröll sind mehrmals wiederholend umritzten (Abb. A3), was als ein Beleg einer langzeitigen Benutzung zum gleichen Zweck angenommen wird. Auch das Geröll mit beidseitig aufgezeichneten geteilten

„Leitern“ mit mehr als 800 „Stufen“ wird als ein Ergebnis wiederholten, wohl mehrjährigen Eingriffen oder Ausführungen interpretiert, möglicherweise als eine Aufzeichnung auf Weise eines Kalenders oder Zählers (Marshack 1995, 2002). Das Fundensemble ist von Schalenresten und Fruchtkernen verschiedener nutzbaren Baum- oder Straucharten ergänzt (Martinoli 2002). Die jüngere Etappe der epipaläolithischen Besiedlung in Öküzini wird nach Sterblichkeitsprofilen von Dammhirsch, Wildschaf und Ziege als eine Saisonlagerstätte der Jäger hauptsächlich im Frühling und Sommer interpretiert, die wie auf Jagd der jugendlichen Wildziegen und -Schafs, so auf Pflanzensammeln orientiert war (Otte – Yalçınkaya et al.

1995, Atici – Stutz 2002).

Die jüngste, neolithisch-chalkolithische Etappe der Nutzung von Öküzini beginnt nach der letzten Siedlungslücke mit der Phase V um 9500 BP (ca. 9200-8600 cal BC; Schicht Ia), welche klimatisch und pädologisch der Periode von jüngeren Dryas entspricht. Sie umfasst hauptsächlich in der älteren Ablagerung vertiefte Gruben sowie Streufunde im oberflächlichen Niveau (López Bayón et al. 2002, Otte et al. 1998, 2003). Die Phase VI (Schichten O-Ib) hängt wohl mit den jüngsten vorhandenen Radiokarbondaten zusammen und wird von drei Zeitpunkten um 8170-7730, 7720-7540 und 7020-6630 cal BC einbegrenzt (Otte et al. 2003: Taf. 1, kalibriert nach Thissen 2006 mit 1ϭ). Zwei gebrochene Steinäxte sowie Feuersteinartefakte (auch eine Sichelklinge?), zahlreiche bearbeitete Meermuschel und eventuell auch manche Perlen deuten auf Begehungen der Höhle schon im vorkeramischen Neolithikum hin (Technokomplex 4 nach Albrecht et al. 1992; Yalçınkaya et al. 1995).

Ein neues Status vom Begräbnisplatz mit bislang 6 Hockergräbern erwarb die Hohle spätestens im frühen Chalkolithikum, wann das älteste untersuchte Grab V um 5965±125 BP (4838-4807 cal BC aus Knochen) eingeplatzt war. Die drei weiteren datierten Gräber fallen in das späte Chalkolithikum und die beginnende Bronzezeit (um 3657 aus Knochen, 4326-4256 und 3257-3098 cal BC aus Holzkohle) (Kartal – Erek 2002). Die Bestattungen wurden in flachen Gruben und mit raren Beigaben bei der Höhlenwand freigelegt, und man muss hinzu noch ein Skelettgrab von einer unbekannten Lage aus dem Mittelbereich des Vorraumes zurechnen, das früher von Kökten ausgegraben war. Gefäßscherben, teils fragmentarische

Steinäxte, Bruchstücke von Handmühlen, zwei bis drei Pfrieme aus Knochen sowie einigen Perlen aus Radiolarit, Meer- und Landmuschelschalen ermöglichen nur allgemein eine Zusammensetzung mit den Begräbnissen. Die Gleichzeitigkeit der Bestattungen könnte durch ähnliche Gefäße in Gräber I und V gedeutet werden, was aber im Widerspruch zur Radiokarbondaten steht. Ein Sonderbefund stellen verkohlte Eichel unter zerbrochenen Gefäßstücken im Grab II dar. Allem Anschein nach ist die Zerstückelung der Funde in manchen Fällen durch spätere Begehungen und Trampeln zu zuweisen (Kartal – Erek 2002).

Eine spätere Beseitigung der oberen Sedimente – z. B. bei Aufenthalte in der Römerzeit – kann in Erwägung auch gezogen werden. Von der Köktens Grabung sind grobe „neolithische“

Keramik, lange Feuerstein- und Obsidianmesser (Esin – Benedict 1963: 341), dunkle polierte chalkolithische Ware mit Linearverzierung (Yakar 1991: 126), sowie eventuell auch frühneolithische Kızılkaya-Ware vorhanden (Mellaart 1960: 86). Das Vorkommen der neolithischen Keramik aus Öküzini bestätigt auch Özdoğan (1997: 34). Das neolithisch-chalkolithische Horizont ergab auch Vorhandensein der Getreide und anderen Kulturpflanzen (Linse, Wicke, Erbse) sowie Feigen und die erwähnten Eichel (Martinoli 2002). Die jüngste, historische Geschichte der Höhle ist mit einer Hirtennutzung verbunden (López Bayón et al.

2002: 33, Otte et al. 2003: 338).

Im Bergmassiv von Katran befinden sich auch andere Höhlen und Abris mit Spuren der epipaläolithischen und protohistorischen Nutzung: Balcak, Bibişini, Çarkini, Çevlikbaşı ini, Deliktaş, Kireçini, Kızılin, Koyunini, Mustanini, Suluin (eine Seehöhle gleich neben Öküzini). Sie sind jedoch nur wenig untersucht (Yalçınkaya 1998, 1998a). Aus Çarkini kommt nach Kökten neolithische dunkelbraune polierte Ware sowie chalkolithische weißbemalte Keramik mit Linearverzierung (Esin – Benedict 1963: 341, Yakar 1991: 125).

Höhlen bei Seydişehir

Ein untersuchtes Höhlengebiet erstreckt sich an der inländischen Seite des Taurus-Gebirges im Bereich des Suğla-Sees bei der Stadt Seydişehir.

Kleine Höhle Kürtün Ini versteckt an einer Wand hinter dem Eingang eine Gruppe von 5 schwarzbemalten Steinböcken oder Bergziegen und ein vögelartiges Tier (Abb. A1). Die Höhle liegt 107 m über der Seeebene (also ca. 1150 m ü. NN) und ihr Eingang ist von Ferne einigen Kilometern gut sichtbar. Eine Probegrabung des Teams von R. Solecki ergab jedoch nur eine flache Ablagerung ohne prähistorischen Schichten. Die Malereien seien manche Ähnlichkeiten mit neolithischen Bilder von nur 85 km entfernten Çatal Hüyük zeigen (Solecki 1964, 1964a, Mellaart 1980: 308), nach Anati fallen in die postneolithische Zeit (Anati 1968:

35).

Die mittelöstliche Mittelmeerküste

Eine vereinsamte Höhlenfundstelle liegt an der dem Zypern gegenüberliegenden Küste beim antiken Stadt Kelenderis. Die ausgedehnte Seehöhle von gesamter Länge 600 m und einem hoch im Kliff geöffneten Eingang besteht nicht nur reiche Sinterverzierung von Stalaktiten und Stalagmiten, sondern auch Gefäßreste aus dem Chalkolithikum und der frühbronzezeitlichen Beycesultan-Ware (Greaves – Helwing 2003: 87).

Aus Höhle Kadıini (Kediini) im Alanya-Gebiet erwähnt Kökten „verschiedene Werkzeuge des Neolithikums und der Kupferzeit“ (Kökten 1963: 61; Alkim 1967: 2).

2.2.3.3. Zypern

Ein von den Felsüberhängen der Akrotiri Halbinsel – Aetokremnos („Adlerkliff“) – an der

Ein von den Felsüberhängen der Akrotiri Halbinsel – Aetokremnos („Adlerkliff“) – an der