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2.1.3. Höhlenfundstätten in der südlichen Levante 1. Karmel-Gebirge

2.1.3.4. Jordan-Tal

´Iraq ed-Dubb (Jordanien)

Eine der bedeutendsten Fundstellen aus dem Übergang Spätnatoufien-PPNA liegt im Hochland am östlichen Rand des oberen Jordan-Tales und wurde 1989-1991 von Ian Kuijt auf der Fläche 36 m2 ausführlich untersucht (Abb. L17). Die einräumige Höhle mit einem hohen Portal und nach außen geneigtem Boden liegt in einer Höhlengruppe 150 m über dem wadi el-Yabis, einem Zulauf des Jordans. Im untersuchten westlichen Teil der Höhle wurden zwei Kreisstrukturen von Häusern der frühen PPNA Stufe freigelegt. Die Struktur I enthielt mehrfache Lehmboden mit einer zentralen Feuerstelle und nach wiederholend erneuerten Boden sowie Radiokarbondaten bestand eine längere Zeit von einigen Jahrhunderten (zwischen ca. 10000 - 9500 cal BC, OxA-17077, AA-38140). Mit einer Endphase ihrer Besiedlung hängen eine Grube unter dem Boden und einige Feuerstellen zusammen. Die Struktur II von ungefähr gleicher Dimension wurde auch mit Lehmboden und im Mitte mit einer Lehmplattform, darauf ein Mörser mit einer Grubchen eingestellt war, ausgestattet.

Auch die Struktur erweist ein längeres Bestehen mit Überbauungen und regelmäßigem Abfallausräumung – nach 14C Datum um 9940 cal BC (AA-38145). Die spätnatoufien Schicht ergab vier Skelettgräber ohne Beigaben, mehrfache Feuerstellen sowie unter PPNA-Hausstruktur I eine Grube mit einem verkohlten Pfosten. Sie ist zwischen 11500 – 9700/9500 cal BC datiert, obwohl eine 200 – 400 jährige Siedlungslücke um 10000 cal BC wahrscheinlicher zu sein scheint (Kuijt 2004, Kuijt – Goodale 2006). Das Fundinventar wird von 50 000 Feuersteinartefakten gebildet, davon nur 2% typologische aussagekräftige Funde darstellen. Die zahlreichsten Gattungsgruppen, neben 61 Kerne, 20 Stichel, 30 Löcher und wenigen Sichelklingen, können nach Fundkontexte kulturell sortiert werden – für das Spät-Natoufien geometrische Mikrolithen und für PPNA Khiam-Spitzen sowie Hagdud-Endretusche. Der Gerätegrößenverhältnisse nach wurden Lagerstätte des Rohmaterials von der Höhle entfernt und die Verarbeitung der Steinartefakten war in beiden Siedlungsetappen sparsam durchgeführt. Das kann nach Verfassern eher auf kurzzeitige Saisonaufenthalte trotz

des Bestehens der Siedlungsstrukturen in PPNA hindeuten (Kuijt – Goodale 2006). Weitere Funde sind nur vorläufig veröffentlicht: Es fehlen nicht Schleifsteine und mehrere Stößel aus Basalt, ein Mahlstein, einige Hammer und zwei große Picken, einige Knochenahlen, sowie vom Schmuck reiche Perlen aus Grünstein, Meermuschel oder Vogelknochen, ein Korral, oder ein poliertes Knochenfragment mit Riefen-Gitter-Ornament (Palumbo – Mabry – Kuijt 1990, 103-109, Kuijt 1994, Kuijt – Mabry – Palumbo 1991). Unter Tierreste sind am häufigsten Krabbenscheren und Knochen von Gazelle (bevorzugt für beide Siedlungsperioden), Schwein, Wildziege, Hase sowie wohl Urochs und eventuell mit dem Menschen auch verbundene zahlreiche Vogelknochen (Mullen – Gruspier in Palumbo – Mabry – Kuijt 1990, Edwards – Martin 2007). Die Knochenverstreuung auf der gesamten Grabungsfläche erbrachte ein unterschiedlicher Blick auf den Siedlungsgestalt. Die dichteste Konzentration ist im Natoufien mit dem vorderen Teil der Höhle verbunden und nimmt zur Rückenwand almähnlich ab. Im PPNA werden wieder sehr fragmentarische und verbrannte Knochen ausschließlich mit beiden Hausstrukturen übereingestimmt und belegen gegensätzlich zeitgleicher Siedlungen keine sorgsame Abfallräumung, damit ein erhöhtes Vorkommen der Mause Mus musculus domesticus zusammenhängen kann (Edwards – Martin 2007). Eine Probesondage auf der Terrasse außerhalb der Höhle erbrachte nur geringe Funde ohne Siedlungsstrukturen. Die PPNA- Besiedlung in ´Iraq ed-Dubb ist ungefähr gleichzeitig mit der Siedlung Gilgal I und geht wenig Fundstellen Jericho und Netiv Hagdud vorher (Kuijt 1994, 172 cf.). Die Tierreste sowie Pflanzensamen von Früchten, wilden und domestizierten Getreide neben Linse, Nüssen und anderen Arten belegen einen an Naturquellen reiches Gebiet um die Höhle, das wenigstens im Frühling und im späten Sommer in beiden Perioden besucht und im PPNA intensiver besiedelt wurde. Allen Anschein nach handelte es sich nicht um eine spezialisierte Lagerstätte, sondern um eine reguläre kleine, wahrscheinlich über Sommersaison genutzte Siedlung, aus welcher die verschiedenen Naturschätze des Hochlandes gewonnen waren. Die vom Platz limitierte Siedlung konnte seit dem PPNB durch nahe Siedlungen im Wadi Yabis ersetzt werden (Edwards – Martin 2007, 169 cf.).

Interessante Metallfunde wurden in einer größeren Höhle im Nahal Mikmash 1998 durch eine Prospektion unter Ansatz des Metalldetektors gefunden. Die Magharat el-Jai stellt eine mehrteilige Karsthöhle mit zwei Hallen, die mit niedrigen Gängen verbunden sind. Unter Funden von mehreren vorgeschichtlichen und historischen Perioden wurden ebenso einige Kupfergegenstände vom Chalkolithikum entdeckt: Ein Fragment vom Meißel lag in der Eingangshalle, ohne seine Lage wegen den Fundumständen verifizieren zu können, und zwei Kupferäxte wurden in einer Spalte der kleinen Raum an der Mündung zur inneren Halle, ungefähr 350 m von dem Eingang entfernt, verborgen (Eshel – Zissu 1999). Ähnliche Kupferäxte wurden noch in der Schatzhöhle sowie Sandalhöhle in Ketef Yericho gefunden.

Eine erste archäologische Interesse um Höhlen an der Westseite des Jordan-Tales und des Toden Meeres wurde durch einem weltberühmten Rollenfund in einer Felshöhlung bei Qumran im Jahre 1947 erregt. In Jahren 1949 - 1956 untersuchte ein Forschungsteam unter Leitung von G. L. Harding a R. de Vaux 11 Höhlen im Fundgebiet, die neben reichen römischen und hellenischen Funde ebenso eine intensive Nutzung der Fundstellen im Jungchalkolithikum aufwiesen. Weiter 12 Höhlenfundstellen wurden bei der Revisionsforschungen zwischen 1982-1992 entdeckt (J. Patrich et al.), jedoch ihre Ergebnisse blieben meist unveröffentlicht. Neue umfangreiche archäologische Prospektionen im Rahmen des Projektes „Höhlen der nördlichen Judäawüste“ (Caves in the Northern Judean Desert -CNJD, unoffiziell "Operation Rollen") wurde im Jahre 1993 in Tälern und Felsenriffen in der Umgebung von Jericho sowie im nördlichen Abschnitt der Toten Meer-Küste vorgenommen.

Rund 13 archäologische Teams kartierten und untersuchten gesamt 495 Höhlen, davon 330

mit positiven Resultaten. In einigen Fällen wurden Grabungen unternommen, die jedoch nicht ausführlicher vorgestellt sind (Wexler 2002).

Höhlen im Wadi el-Makkuk

Das mehr als 20 km lange el-Makkuk Tal schneidet sich in das aride Hochland ein und mündet in das Jordan-Tal einige Kilommeter von Jericho. Die Prospektion wurde im mittleren Teil (Sektor II) und im Mündungsbereich (Sektor III) durchgeführt. Gesamt 68 Höhlen sind im Sektor II – in einem 4 km langen Abschnitt – untersucht worden, jedoch nur zwei Fundstellen (II/1 und 3) ergaben Scherben der chalkolithischen Keramik (Abb. L28). Aus der mehrräumigen Karsthöhle II/3 mit beträchtlichen inneren Überhöhung liegt die chalkolithische Keramik lediglich im mittleren Saal vor, während der Endgang mit einer Speleothem-Verzierung lieferte einen eisenzeitlichen Hort und undatierte Scherben (Hirschfeld – Riklin 2002). Die große Makkuk Höhle von Länge mehr als 500 m im demselben Abschnitt des Tales wurde bei einer speläologischen Untersuchung schon früher im Jahre 1984 entdeckt. Siedlungsspuren der Römerzeit sowie chalkolithische Gefäßscherben wurden in Sälen des Eingangsbereiches gefunden, während der innere Höhlenteil ergab lediglich mittelbronzezeitliche Scherben (Eshel 1988-89).

Höhlen in der Mündung des Wadi el-Makkuk sind in vier Gruppen im 300 m langen Abschnitt des Talles geteilt. Unter ihnen geht mit ihrem Befund die sog. „Kriegerhöhle“

(Cave of the Warrior, III/13) an der ersten Stelle hervor. Der Eingang liegt drei Meter hoch in der Wand, ohne den Zugang im Vergleich mit anderen umliegenden Höhlen erschwert zu machen, und mündet in einen 13,5 m langen, niedrigen Gang, dessen Höhe im Eingang maximal zwei Meter erreicht (Abb. L29). In der Höhle wurden zwei aufeinander gelegten Bestattungen in der ungefähr 50 cm mächtigen Ablagerung freigelegt, leider keine Felddokumentation des Befundes steht zur Verfügung (Schick et al. 1998, Barshad - Shaked 2002). Der Befund konnte erst nach der Bearbeitungen der Funde von T. Schick und ihren Kollegen teilweise rekonstruiert worden. Die jüngere Hockerbestattung blieb ungestört erhalten und ist nach drei Radiokarbondaten zwischen 3912 - 3777 cal. BC datiert. Die Leiche wurde in luxuriösen, mit Franzen und durchnähten Bändern verzierten Stoffen eingewickelt und auf eine Matte gelegt. Unter dem Leib kamen Ledersandalen und eine lange kanaanische Feuersteinklinge zu Tage, auf der Matte lagen noch ein Korb, ein Schüssel aus Holz, und am Leib ein gebrochener Bogen, komplett hölzerne Pfeilspitzen, eine andere retuschierte Klinge, sowie ein Stab, denn der bestattete erwachsene Mann ein Bein einer Zeit von seinem Tod gebrochen hatte. Alle Beigaben tragen Ockerspuren und hängten mit einem Bestattungsritual zusammen (Schick et al. 1998). Die jüngere Bestattung knüpfte auf ein älteres Kindergrab an, dessen winzige Reste (eine Zahn und zwei Knochen) auf einer beschädigten Matte etwa 10 cm tiefer lagen. Die Kinderbestattung reiht sich mit der Datierung von 4515 - 4456 cal. BC (kol. 5600 BP) zu den ältesten chalkolithischen Gräbern im weiteren Gebiet. Andere datierten Mattenreste liegen ebenso in einer nahliegenden „Amnonhöhle“ (6545±60 BP) sowie in der Schatzhöhle im Nahal Mishmer (5575±90 BP) weiter südlich vor. Der gestorbene Mann aus der jüngeren Bestattungsetappe der „Kriegerhöhle“ gehörte nach Aussage der hochwerten Stoffe zu einer hochgelegenen Gesellschaftsschicht und war in der Höhle regulär beerdigt.

Interessant ist darum Abwesenheit der Keramik und weiteren aus üblichen Gräber bekannten Funde. Analysen der organischen Ausrüstung zeigen an das ortsfremden Holzwerk, dessen Vorkommen in Ferngebieten zu suchen ist (Schick et al. 1998).

Die „Kriegerhöhle“ steht jedoch mit ihrem Befund nicht allein. Direkt oberhalb des Eingangs in die „Kriegerhöhle“ öffnen sich zwei Höhlen (III/7 und 11) hoch in der senkrechten Riffwand und eine Höhle III/8 liegt in der Seitenwand mit chalkolithischen Scherben.

Während die Höhlen 8 und 11 in späteren Perioden ebenfalls genutzt wurden und ihre unkeramische Funde (Textil- und Pflanzenreste) vermissen genauere Datierung, deuten die ausschließlich chalkolithischen Funde in der Höhle 7 – wie eine Perle, Fragmente von Matten, Textil, Leder, Schnuren, sowie „verbrannte Knochen und Reste der menschlichen Bestattungen“ – auf eine weitere chalkolithische Begräbnishöhle hin (Barshad – Shaked 2002). Der schwieriger Zugang zu den Höhlen scheint sich kein Hindernis für ihre nachfolgende Nutzung in der Römerzeit und im Mittelalter gewesen zu sein. Eine andere Höhlengruppe ist etwa 300 m entfernt und enthielt zwei Höhlen (III/3 und 5) mit chalkolithischen Scherben und in zweiter Höhle ebenso mit Menschenknochen, die hinsichtlich des Mangel der anderen Funde wohl gleichfalls chalkolithisch sein können (Barshad – Shaked 2002). Mit den Fundstellen hängen wahrscheinlich anthropologisch bearbeiteten Menschenskelettreste zusammen, davon mindestens 35 Individuen seien von der

„ersten Höhle“ und 10 Individuen lässt sich nach Schädeln von der „zweiten Höhle“ zu bestimmen. Vier Schädel lagen in einem Korb (Lev-Tov Chattah – Smith 2006).

Höhlen in Felsenriffen nordwestlich von Jericho

Nur 1 km der Wadi el-Makkuk Mündung entfernt, passiert man entlang des Jebel Abu Saraj Riffs zu einer weiteren Höhlengruppe ungefähr 20 Höhlen (CNJD Sektor IV). Sie öffnen sich in zwei Wänden und in jeder Wand befand sich eine Fundstelle mit chalkolithischen Resten.

Die tunnelförmige „Halbmondhöhle“ („Crescent Cave“, IV/7) ergab aus einem chalkolithisch-frühbronzezeitlichen Kontext im Hinterteil des Ganges Menschenknochen, die als Bestattungsreste erwägt sind (Abb. L28). Neben der Ghassulien Keramik gehört dem Chalkolithikum wohl auch ein fragmentarischer Reibstein, eine Schüssel aus Basalt und ein Teil der Feuersteinartefakte. Ein gleichzeitiges Miniaturgefäß von Höhe 2 cm ist noch anzugeben (Sion 2002). Die andere chalkolithische „Säulehöhle“ („Cave of the Pillar”, IV/11), eine der elf Höhlen in einem Felsenhügel, enthielt neben Scherben (teils bemalten) und zwei Geröllen einen ungewöhnlichen Befund: Zwei rechtwinklige Mauerreste wurden im chalkolithischen Niveau im Hinterteil der Halbhöhle freigelegt, die damit kleine Seitenkammer neben einem Zentralraum abgrenzen (Abb. L28) (Feig 2002, II). Im Jebel Quruntul (Sektor V) einige Hunderte von Metern weiter befinden sich zwei Höhlen mit chalkolithischen Funden zwischen Unmenge der Höhlungen in Riffen – die große Höhle V/26 mit Scherben im gestürzten Eingangsbereich (Aronshtam 2002) und die Halbhöhle mit einem kurzem Hintergang V/49 (Abb. L28). Das reiche Fundinventar kommt aus der Höhle 49:

Scherben von verschiedenen Gefäßformen (Schüssel, große Töpfe, bemalte Stücke), Bruchstücke von Gefäßen aus Stein, Perlen, ein Kupfergerät – wohl eine Axt, Textilienstücke sowie Fragmente von Körben und Matten. Aus einer Matte, die im Teil L6 ähnlich wie die ganze chalkolithische Schicht direkt auf dem Felsboden eingestellt wurde, besteht ein Datum (95 %) 4133-3976 cal BC (Eisenberg 2002, Melamed 2002, Schick 2002, 225 etc.).

Höhlen beim Quruntul Kloster westlich von Jericho

Eine weitere chalkolithische El-Mefjer Höhle (VII/1) liegt 3,5 km südlich von der letzten Höhle V/49 im östlichen Jebel Quruntul und gehört zu den größeren. Die Hauptzahl der Funde aus Chalkolithikum, Mittelbronzezeit und jüngeren historischen Perioden wurde vermischt in der riesigen Halle von 20-30 x 50 m hinter dem Eingang gefunden (Abb. L30).

Neben der Scherben sind noch 10 Stück der Textilien in das Chalkolithikum zugeschrieben (Abeles 2002). Ein großes Höhlenkomplex VIII/9 mit weiteren Nachbarhöhlen befindet sich oberhalb der steilen Felswand auf dem Jebel Ma´ar Bas Massiv, der über das Wadi el-Mefjer und das Quruntul Kloster hervorragt. Das Labyrinth von Gängen und kleineren Sälen wird mit 10 Eingängen auf eine schmale durchgängige Terrasse geöffnet, und aus dem Mittelteil ziehen verzweigte Gänge noch mehr als 50 m tief ins Massiv (Abb. L30). Die

Hauptmenge der Funde aller Perioden wurde in Vorderteilen des Höhlenkomplexes konzentriert und diese Teile sind ebenso archäologisch ergraben worden. Chalkolithische Funde fehlten nach der vorläufigen Veröffentlichung in keinem untersuchten Raum und stellen ein buntes Fundinventar von Keramikscherben, Knochenpfriemen, zwei Steinscheiben und einem Steinring, einer Perle, Bruchstück eines Steingefäßes sowie Textilienfragmenten dar (Eshel – Zissu 2002a, Khalaily 2002). Ein Stofffragment lieferte ein Radiokarbondatum (90 %) 4331-4226 cal BC (RT 2179) (Schick 2002, 234). Der Höhlenkomplex ist durch Karstkamine mit einer oben liegenden Spaltenhöhle VIII/6 (Abb. L30) verbunden, in welcher chalkolithische, hellenische und frührömerzeitliche Scherben sowie undatierte Menschenknochen mit Textilien- und Mattenfragmenten hauptsächlich im Hinterteil der Spalte vorliegen (Eshel – Zissu 2002). Zum abgetrennten Obergeschoss des Karsthöhlenkomplexes 9 gehört auch die Abi´or Höhle (auch Avi´or, VIII/10) – die heute nur unter Benutzung der Kletterausrüstung zugängliche, mehrräumige Höhle (Abb. L30) mit einem chalkolithischen Befund, welcher Keramik (hauptsächlich Vorrats- und Kochgefäße), Funde aus organischem Material und teils verbrannte Erwachsene- und Kinderbestattungen enthielt, ohne es mit einer ausführlichen Beschreibung und Bestimmung des Höhlenteiles vorzustellen (Eshel – Zissu 1995, Eshel – Misgav 1988).

Die „Sandalehöhle“ (CNJD, VIII/28) liegt in der gleichen Wandhöhe einige Hunderte von Metern vom Höhlenkomplex 9 entfernt und ist ebenso sehr mühsam zugänglich (Abb. L29).

Sie ist von niedrigen Räumen gebildet, die außer einem hinterem Kammer lediglich durchkriechend erreichbar sind. Der kleine Eingang von 80 x 60 cm öffnet sich in der senkrechten Felswand 8 m oberhalb der Terrasse, dank dessen Unauffälligkeit die Höhle wahrscheinlich von Rollensuchern nicht ausgeplündert wurde. Trotz der begrenzten Ausmaße lieferte sie merkwürdige Funde vom jüngeren Chalkolithikum, die von zahlreicher Keramik verschiedener Gefäßtypen (einschl. V-förmigen Schüssel, großen bemalten Töpfe, Kannen und wenige Trinkhörner), Kupfergegenständen (ein Meißel, eine Axt, ein Keulenkopf), einige Feuersteine, organischen Resten (Seile, Schnuren, Textilien, hölzerne Pfeilspitzen), Glätter, sowie Bestattungen bestehen. Unter menschlichen Überreste seien Knochen von 7 Individuen, auf kleinen Haufen gelegen, in das Chalkolithikum und in die Frühbronzezeit I gehören.

Einige Knochen wurden in Matten von Palmenzweigen gepackt oder sie trugen Ockerreste an sich und belegen einen Bestattungsplatz in der Höhle. Die jungchalkolithische Keramik entspricht der Kollektionen aus den Nachbarhöhlen 9 und 10 (Eshel – Zissu 1995, Khalaily 2002).

Qumran-Höhlen

Zahllose Höhlen nördlich und südlich vom Wadi Qumran öffnen sich in steilen, mehr als ein Hundert Meter hohen Riffen über die Ebene an dem Nordteil des Toten Meeres, ungefähr 12 km südlich von Jericho. Sie zogen seit der Entdeckung der Papyrusrollen mehrmals eine Aufmerksamkeit der Archäologen und wurden größtenteils vor allem von drei Expeditionen untersucht, ohne jedoch die genaue Übereinstimmung einigen Fundstellen zwischen einzelnen Untersuchungen korrelieren zu können. Nur wenige Fundstellen von den mehr als 100 untersuchten Höhlen im Gebiet weisen Funde aus der erforschten Periode auf. Bei der Expedition von R. de Vaux 1952-53 wurden zwei Höhlen mit chalkolithischer Keramik und eine Höhle – „Grotte 3“, deren Dach abgestürzt war, mit zwei undatierbaren Feuersteinartefakte ausgegraben. Die „Grotte B“ bei der Höhle 3Q ergab zahlreiche chalkolithische Scherben, zwei Knochenperlen, einen Stößel sowie drei Feuersteinspitzen, darunter eine vom neolithischen Charakter aussehen sei. Die dritte, geräumige „Grotte 37“

liegt in der südlichen Gruppe und lieferte chalkolithische Scherben lediglich in kleineren Seitenkammern beim Eingang, während der Hauptraum fundleer war (Vaux 1962, 6-7, 12).

An der letzten Höhle wird bei der Untersuchung der Höhle XIII/2 bei der CNJD-Expedition mit einer Wahrscheinlichkeit beabsichtigt (Tal – Baruch et al. 2002), derer neuer reicher Befund aus dem Neolithikum gegensätzlich dem armen alten Fundgut wohl auf eine kleine Grabungsbemühung des de Vaux´ Teams zeigen müsste. Der Eingang der Höhle XIII/2 ähnelt sich in seiner schmalen Form demjenigen in der Nahal Hemar Höhle. Dahinter gibt es ein kleinerer Raum und ein durch Kriechgänge erreichbarer Seitenkammer (Abb. L16). Vom Vorderraum zieht ein erhöhter Hauptgang 15 m weiter in das Felsmassiv; er wurde nicht untersucht. Vom Vorderraum stammt eine dokumentierte Schichtenfolge, die von einer unteren Kulturschicht aus dem akeramischen Neolihikum PPNB, einer höher liegenden und von sterilen Ablagerungen abgetrennten fundleeren Schicht mit einer dünnen Aschenlage, und von oberen Schichten mit Gruben und gemischten Funden mehreren Perioden gebildet ist. An der Basis der historischen Ablagerungen scheint eine Kulturschicht mit neolithischer Keramik, teils von byzantinischen Aktivitäten gestört, erhalten. Neolithische und wohl auch chalkoltihische Scherben lagen ebenso auf der Terrasse bei dem Eingang vor. Die 30 cm mächtige PPNB-Schicht mit wenigen Feuerstellen, reichen weißlichen Aschenlagen und organischem Material ergaben nur rare Funde – alle Geräte: eine gebrochene und zwei große komplette Spitzklingen (Abb. L16), die eine Parallele in der Nahal Hemar Höhle haben, ein Schleifstein, sowie ein fächerförmiger Kratzer aus einer späteren Periode. Vier Radiokarbondaten legen die PPNB-Nutzung der Höhle zwischen ca. 7950/7850 – 7550/7700 cal BC, also in eine Zeitspanne ungefähr zwei Jahrhunderte. Die Scherben – einschließlich einer Scheibe und zwei kleinen Schüssel / Lampen – gehören der spätneolithischen Wadi Rabah-Kultur und einige auch dem Spätchalkolithikum, das eine Übergangsphase zur Frühbronzezeit darstellt. Die Fundstelle sei in Beziehung mit gelegentlicher Besiedlung der mobilen Jäger-Sammler-Gruppen im PPNB, und mit Hirtengruppen im Spätneolithikum bringen (Tal – Baruch et al. 2002).

Zwischen 1988 und 1991 sind Prospektions- und Grabungsarbeiten im Gebiet nördlich vom Khirbet Qumran von J. Patrich´ Team vorgenommen worden, jedoch seine Ergebnisse blieben nur kurz vorgestellt. Älteste Funde – Feuersteingeräte und eine Pfeilspitze aus Obsidian wurden in der Höhle 24 gefunden und stammen aus dem PPNB- Neolithikum (Patrich 1993).

Unzahlreiche chalkolithische Scherben sind aus einer schon irgendwann früher ausgegrabenen Höhle 11Q und aus der Höhle 13 („Höhle mit Balsamöl-Kännchen“) erwähnt (Patrich 1993). Die andere liegt nah der von de Vaux ausgegrabenen 2Q Höhle und wurde neu bei der CNJD-Expedition als Höhle X/35 untersucht (Patrich – Arubas 1989, Plan, Patrich 1993, Itah – Kam – Ben-Haim 2002). Zwischen Textilienfunde aus der Höhle sind auch chalkolithische Geflechtstücke identifiziert (Schick 2002, 235 – als X/31). Bei der CNJD-Expedition 1993 wurden noch weitere Höhlenfundstellen in der Nähe von Nahal Qumran entdeckt. Aus der kleinen Höhle XII/53 (Abb. L16) im oberen Teil des Nahal Qumran stammen zwei Byblos-Spitzen vom akeramischen Neolithikum und neolithische Scherben (Cohen – Yisraeli 2002). In der kleinen einräumigen Höhle XI/10 wurden chalkolithische Scherben (Baruch – Mazor – Sandhaus 2002) und in der Höhle XII/56, die zum Ende in eine Spalte übergeht (Abb. L16), sogar ein Natoufien Segment und Absplisse gefunden (Ibrahim 2002).

Nahal Kidron

Mehr nach Süden, ca. 7 km von Nahal Qumran, befinden sich unter zahlreichen Höhlen ein paar Fundstellen aus der gefolgten Zeit, die im CNJD- Projekt 1993 untersucht wurden. Aus vier Überhängen XIII/13 nördlich vom Wadi kommen chalkolithische Scherben zu Tage (Tal – Oron 2002). Südlich vom Wadi, zwei neolithische Feuersteingeräte neben weiteren undatierten Gegenstände wurden in einer Zentralhöhle der Mönchsanlage Kidron (XIV/2/6)

gefunden (Dahari 2002) und chalkolithische Scherben stammen aus der großen Höhle XIV/10. In einer Nische „Amnonshöhle“ XIV/6 wurde eine Schichtenfolge mit Bodenlagen von unpräzisiertem Alter festgestellt. Neolithische und reichere chalkolithische Scherben sind von einem ganzen Ghassulien Gefäß und einer Matte mit Olivenkernen, die aus chalkolithischem Kontext stammt und ein Radiokarbondatum (100 %) 5564-5387 cal BC (also von einer Frühetappe der Periode) ergab, vermengt worden (Dahari 2002, Schick 2002, 237). Weitere Höhlenfundstellen befinden sich 10 km nach Süden im Wadi Murabba´at (s.

unten).