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2.4. RUMÄNIEN

2.4.4. Auswertung der Höhlenfundstellen in Rumänien

2.4.4.7. Felskunst in Höhlen

Die Felskunst ist in Höhlen allgemein eine rare Erscheinung und das Gebiet Rumäniens gehört aus dieser Hinsicht zu den reicheren Regionen in Europa oder Nahosten. Die Erforschung der Wandmalereien in Höhlen sowie an Felswänden stießt auf allgemein bekannte Schwierigkeiten mit ihrer Datierung. Lediglich in vereinzelten Fallen stehen archäologische Funde zur Verfügung, die trotzdem keinen sicheren Beleg des beidseitigen Zusammenhanges bieten. Die Altersbestimmung geht also meist von den Kunststill der Abbildungen hervor und ermöglicht nur beschränkte Betrachtungen zu diesen Menschenäußerungen (Cârciumaru 1987).

Wahrscheinlich die ältesten Höhlenmalereien wurden im inneren Teil der trockenen Etage einer Höhle im Steinbruch bei Cuciulat (Bez. Sӑlaj) in Nordwestrumänien entdeckt und sind mit einer Vorsichtigkeit in das jüngere Paläolithikum datiert (Cârciumaru – Bitiri 1979). Die Tierdarstellungen sind realistisch ausgebildet und unterscheiden sich von allen anderen, größtenteils schematisierten Gravierungen, die oft in geahnter Begleitung mit jüngeren vorgeschichtlichen Perioden zu Tage kommen. In den realistischen Stil gehört auch eine Wandmalerei von Gemse oder ähnlichem horntragenden Tier aus großer Halbhöhle Oilor,

Bez. Gorj (Abb. R5). Das erwagte paläolithische Alter geht hinsichtlich der mangelnden archäologischen Funde nur aus der Ausführung des Bildes hervor (Nestor 1933: Abb. 9.5, Alexandrescu et al. 1992: 34, Fig. 15-16).

Eine bemerkenswerte Höhle stellt Gaura Chindiei II am oberen Beginn des Eisernen Tores dar. Sie ist in Felsklippen gut versteckt und wird erst von der unmittelbaren Nähe sichtbar. An Wänden des halbdunklen Höhlenraumes befindet sich große Zahl der Malereien von verschiedenen Motiven einschließlich vielen Symbolen und Zeichen (Abb. R22), jedoch nur wenige Gefäßscherben der Bronzezeit bis Eisenzeit kamen durch die Untersuchung zu Tage.

Die Malereien seien den Zeitraum des Neolithikums, der Metallzeit und Byzantiner Zeit bis zur Inschriften in kyrillischen Alphabet ausfüllen (Boroneanţ 1977). Die Höhle wurde also mehrmals in verschiedenen, zeitlich entfernten Perioden besucht, und die Malereien wurden bei diesen Begehungen zum älteren Ensemble almähnlich nachgegeben. Keine mit der Kunstverfahren zusammenhängenden Funde, sowie Siedlungs- oder Arbeitsabfall sind dabei auf der Stelle geblieben worden. Das könnte eher deuten, dass die Malereien nicht bei zufälligen Besuchen der Höhle als ein „Freizeitprodukt“ entstanden, sondern von ihren Schöpfern absichtlich wegen heute unbekannten und immer wieder anlockenden Besonderheiten der Stelle, oder anhand einer jahrtausendlangen Tradition (die gilt für Kultplätze zumeist gewöhnlich) gemalt worden sind. Mit der Endphase der Höhlennutzung, wenn die Höhle als ein Winterstall für Ziegen und Schafs bestand, werden keine Wandmalereien in Beziehung mehr gelegen.

Weitere Höhlenfundstellen scheinen eine Verbindung wohl frühestens mit mittel- oder spätäneolithischer Periode gewesen zu haben, soweit man von der raren Scherbenfunde herausgehen kann. Eine interessante Kollektion der bemalten Menschenfiguren überwiegend in schematisierter Form (Abb. R5, R19) kommt aus der Höhle Pîrcӑlabului bei Baia de Fier (Bez. Gorj) und wird mit Funden des mittleren Äneolithikums bis der Frühbronzezeit begleitet (Nestor 1933: Abb. 10.6-13, Kulturen Sӑlcuţa IV, Coţofeni, Glina III nach Roman 1971: 32-33). Wandmalereien sollen ebenfalls in der Nachbarhöhle Muierilor bestehen, die im gleichen Zeitraum wie Pîrcӑlabului aufgesucht wurde. Kein fester Zusammenhang zwischen der Felskunst und Funde ist jedoch anzugeben. Einfache Wandritzungen wurden ungefähr 70 m tief in der aktiven Karsthöhle nr. 1 im Pădurea Craiului-Gebirge (Bez. Bihor) unweit von wenigen vorgeschichtlichen Gefäßscherben entdeckt, sie sind jedoch nicht näher datiert.

Andere Höhle (nr. 3) in diesem Gebiet ergab Funde der Coţofeni-Kultur und aus dem Mittelalter (Bodolea et al. 1987).

Ein rätselhaftes Ensemble der Wandbilder erbrachte eine Untersuchung der Cizmei-Höhle im nördlichen Teil des Bezirkes Hunedoara. An Wänden des Eintrittsganges, der durch ein Felsfenster in einen 30 m tiefer liegenden schachtartigen Saal fällt, sind viele linearen oder kreisförmigen Gravierungen eingestellt. Nach vorliegenden Funden seien entweder in die Coţofeni-Kultur (Rişcuţa 1996) oder in das Mittelalter (Andriţoiu 1979: 20) eingereiht werden. Außerdem wird es nach dem Stil und Entsprechungen zur Sonnenkult auch die Eisenzeit oder protohistorische Perioden angenommen (Cârciumaru – Nedopaca 1988).

2.4.5. Schlussfolgerungen

Rumänien mit seinen ausgedehnten Karstgebieten, Tausenden von Höhlen und einigen Hunderten von bis heute bekannte späleoarchäologischen Fundstellen stellt das wichtige Forschungsgebiet für das Studium der Beziehung der Menschen zu dieser bemerkenswerten

und unüblichen Fundstellenkategorie dar. Die Quellenlage geht vor allem aus den relativ gut veröffentlichten Revisionsuntersuchung um Mitte des 20. Jh. heraus, während die Ergebnisse der älteren umfangreichen Höhlengrabungen vor dem zweiten Weltkrieg lediglich auf Grunde des erhaltenen und revidierten Fundgutes verlässlicher aufgebaut werden können. Die archäologische Interesse wird in letzten Jahrzehnten wieder belebt und erbringt sowohl mehrere Lesefunde der Geländebegehungen mit Revidierung der alten Museumssammlungen, als auch einige mit modernen Methoden untersuchte Höhlenfundstellen.

Das Mesolithikum ist aus den Höhlen sehr selten belegt, respektiv erkannt, und kann derzeit nur am Beispiel des Eisernen Tores an der Donau erforscht werden. Sowohl die Freilandfundstellen der Kultur Schela Cladovei, als auch zwei untersuchte Höhlenfundstellen (Cuina Turcului, Veterani-Höhlenterasse) erweisen die mächtigen Schichtenfolgen mit vielfältigen Fundgruppen, die auf den Jagd-Fisch-Sammlungslebensstil und durchgeführten profanen sowie sakralen Aktivitäten hindeuten. Diese Beobachtung betrifft im Gebiet des Eisernen Tores auch das Frühneolithikum, das hier wahrscheinlich mehr oder weniger kontinuierlich mit der Kulturstufe Starčevo-Criş II A/ II B auf die späten Schela-Cladovei-Schichten ansetzt. Am Beispiel dem unter hiesigen Höhlenfundstellen best untersuchten Felsüberhang Cuina Turcului zeigen die Kulturschichten während des ungefähr 200-250 jahrlangen Besiedlung oder wiederholenden Nutzung der Stelle die Bearbeitung von Silexartefakten (Mehrzahl der Lithik), Ansatz der geschliffenen Stein- sowie Knochengeräte zu verschiedenartigen Tätigkeiten, Benutzung der Fischhacken beim Fischerei, Mahlsteine und zerbrochene Gefäße beim Alltagsleben. Die häufigen Haustierknochen mit Flussmuscheln vertreten die Belege über die Nahrungsbedürfnisse der Menschen unter dem Felsüberhang. Zu einer Kulthandlung lassen sich tönerne Tischchen, Kleinschmuck mit Anhängern als Talismanen und Geschützstücke, sowie Menschenskelettreste von einer sekundären Manipulation mit Gestorbenen oder von gestörten Bestattungen zuordnen. Die komplexe Fundstruktur mit zahlreichen erhaltenen sowie verstreuten Feuer- und Herdstellen ohne weitere Siedlungsobjekte lassen eher eine Vorstellung des langdauernd, intensiv und oftmals aufgesuchten Platzes zu, auf dem man allgemeines Leben der halb- oder festansässigen mesolithischen und frühneolithischen Bevölkerung betrieben worden ist. Auch die neueren Behandlungen über die Übergangsperiode des Mesolithikums und Frühneolithikums in diesem Donaugebiet unterstreichen die kontinuierliche Entwicklung mit einem Vordringen der neuen Ideen und Gegenständen, jedoch keinen zahlenmäßigen Populationsgruppen. Wenn man diese Fundstellen als übergehende Siedlungen (im Sinne des Wohnens) bezeichnet, weisen die meisten weiteren neolithischen und frühäneolithischen Höhlenfundstellen ein unterschiedliches Bild der Nutzung aus.

Die frühneolithische Periode der Starčevo-Criş-Kultur stellt in ihrer mittleren bis späten Etappe (Stufen II B – IV A) – also im Zeitraum von ungefähr 250 Jahren – das erste Horizont der Höhlennutzung in Rumänien dar. Bis in die Zeit des späteren Äneolithikums gilt jedoch für das gesamtes Land, dass die Höhlenzahl je einzelnen Kulturen verhältnismäßig gering zur Verfügung steht und kann statistisch damit nur einen begrenzten Wert vermitteln. Trotz diese Beschwerungen lassen sich manche allgemeinen Züge der Höhlennutzung – wenigsten als Arbeitshypothesen – entwerfen. Im mittleren Neolithikum stand die Höhle überwiegend außer dem Gesichtskreis der landwirtschaftlichen Bevölkerung – aus der Periode der Kultur Vinča A2 – C stammen lediglich vereinzelte Höhlen in einzelnen höhlenführenden Gebieten. Eine größere Konzentration der Fundstellen erscheint lediglich in Dobrudscha für die Zeit der jüngeren Hamangia-Kultur, und erst am Ende dieser Zeit, im Horizont Vinča C – respektiv Turdaş-Kultur nehmen die Menschenspuren in siebenbürgischen Höhlen wieder zu. Es könnte auch als eine Vorbedeutung der folgenden Periode des Spätneolithikums und frühesten

Äneolithikums zwischen ca. 4700 – 4400 cal BC verstehen, die das zweite Horizont der Höhlennutzung in Rumänien gekennzeichnet wird. Die besuchten Höhlen treten in der Kultur Herpaly (ca. 8 Fdst.), Petreşti (7) sowie in Dobrudscha (3) auf. Im älteren Äneolithikum scheint die Interesse wieder etwas abzunehmen und auch die Bevorzugung je einzelnen Kulturgebiete wurde verändert. In Banat und Westsiebenbürgen erscheinen Höhlenfundstellen der Kulturen Sӑlcuţa II – III, Herculane I, sowie Tiszapolgár A – B und sind ohne wesentlichen Zeitlücken durch die nachfolgenden mitteläneolithischen Kulturen bis zum auffallenden Aufschwung der Höhleninteresse in der Übergangsepoche zur Frühbronzezeit.

Demgegenüber weist der Herpaly-Kulturraum in der folgenden Tiszapolgár-Zeit einen Rückgang der aufgesuchten Höhlen bis in die totale Absenz während des mittleren Äneolithikums auf. In Dobrudscha bedeutet die Periode des beendenden älteren und beginnenden mittleren Äneolithikums (jüngere Gumelniţa – Cernavoda I) die letzte geschichtliche Periode der Besuchung hiesiger Höhlen. Abschließend scheint das späte Neolithikum nach der „Vorbereitungsphase“ des entwickelten mittleren Neolithikums – und eventuell noch vorher im Frühneolithikum? – in den meisten besiedelten Geländeteilen mit Höhlenvorkommen eine langfristige Tradition der Nutzung starten zu haben, die in der jüngeren vorgeschichtlichen Zeit kulminierte. Von dem gesamten Blick konnte solch ein langzeitliches, nur unter lokalen Umständen beeinflussendes Verfahren in Beziehung zu den Höhlen aus einem kontinuierlichen Wissen über dem Wert der Stellen, oder aus manchen sozioökonomischen Gründen entspringen haben, die im zusammenfassenden Kapitel dieser Dissertation diskutiert werden.

Das Bild der üblichen Höhlenfundstelle besteht von einer überwiegend dünnen, nur ausnahmsweise um 30 cm oder mehr dicken Kulturschicht, die erhaltenen sowie verstreuten Feuerstellen ohne weiteren künstlichen Objekte enthält. Als das Fundinventar kommen unterschiedlichreiche Gefäßscherben und lediglich selten Stein- und Knochengeräte sowie Kleinschmuck. Lässt man von der Literaturnangaben herausgehen, kommt relativ häufig die Feinkeramik vor, während Vorratsgefäße praktisch absentieren seien. Die außergewöhnlichen Befunde sind in den rumänischen Höhlen lediglich rar vorhanden. Mit den dickeren und an Funde reichen Kulturschichten trifft man außerhalb des Eisernen Tores noch in Dobrudscha, hier überwältigt jedoch die Keramik und weitere Fundkategorien sind stark unterrepräsentiert oder fehlen völlig. Auch die Haustierreste, die als die Stütze der Betrachtung über eine Hirtlebensweise angenommen werden, kommen nach der Literatur nur vom Siedlungsareal mit La Adam Höhle und benachbarten Abris. Die Fundkategorie der Tierknochen steht allgemein in den meisten Höhlenfundstellen überraschend sehr marginal auf, und solcher Mangel der Nahrungsreste weist auf keine intensive Siedlungsfunktion der Höhlen hin. Die Zahl und Typencharakter der gespaltenen und geschliffenen Steingeräte, sowie die überwiegende Abwesenheit des Produktionsabfalls nach der Steinbearbeitung, deuten ebenso an keine üblichen alltäglichen Tätigkeiten in den Höhlen. Es bestehen doch vereinzelte Ausnahmen: Steinbeile und wohl auch Silexgeräte wurden irgendwann während der Herpaly-Tiszapolgar-Nutzung in der Einganghalle der 100 m langen Devenţ-Höhle bearbeitet; Devenţ ist dabei am größten unter den umliegenden Höhlen und kann durch ihre dicke und fundreiche Kulturschicht eine mögliche zentrale Bedeutung aufweisen. Eine „Höhlenwerkstatt“ für Knochen- und Geweihindustrie bestand in der Cauce-Höhle. Aus zwei Höhlen sind als Sonderbefunde je eine Grube voll von zerscherbter Keramik angegeben, die ohne den Kontext einer zusammenpassenden, in der Höhle fehlenden Kulturschicht aufsteht: Climente I für die Starčevo-Criş II B-Kultur, Spurcatӑ für die Tiszapolgár-Kultur. Die beiden Höhlen liegen dabei ganz nah der intensiver besuchten oder besiedelten Höhlen – Climente I bei Cuina Turcului und Spurcatӑ bei Curatӑ.

Im Neolithikum und älteren Äneolithikum erscheinen eindeutig noch keine Bestattungshöhlen im Sinne der speziellen unterirdischen Grüfte mit oberflächlich aufgelegten Gestorbenen, die in der jüngeren vorgeschichtlichen Perioden vorliegen. Im Frühneolithikum kennt man wenige Menschenskelettreste aus allen drei Siedlungsschichten des Felsüberhanges Cuina Turcului; fehlende Forschungsangaben ermöglichen jedoch keine Ausführungen über ihrem ursprünglichen Zustand. Der zweite Fall betrifft die Halbhöhle Piatra Jurcoaiei mit einer Hockerbestattung im Herpaly-Horizont mit Beigaben, Feinkeramik sowie einer erhaltenen Feuerstelle (ohne einander bekannte Zusammenhänge), die nur seltene Besuche der Höhle zulassen. Ein Menschenschädel in der Steinbegrenzung und mit Begleitung der anderen Funde aus der Höhle Hoţilor in Bӑile Herculane erschließt schon das andere Thema, welche die Kulthandlungen in den Höhlen betrifft.

Die außerordentliche Fundsituation im Saal der Höhle Hoţilor lässt meiner Meinung nach die mächtige Kultursequenz der dünnen Horizonte mit zahlreichen Objekten von einfachen Feuerstellen, Lehmplattformen und Pfostengruben bis zu den komplizierten und funktionell nicht erklärten Anlagen als ein Kultplatz mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen. Die Aktivitäten begannen in Hoţilor in einer bescheidenen Form im frühen Äneolithikum und überdauerten während die gesamte Kulturepoche. Das mächtige und zeitgenössische Schichtpaket mit Tiszapolgár-Funden erbrachten die alten Untersuchungen aus der

„Wasserhöhle“ bei Româneşti, aber bezüglich der Grabungsmethode und gestörter Ablagerungen erlauben keine feinere Beobachtungen. Zur Besonderheit dieser Höhle gehört jedenfalls das Vorkommen der verkohlten Getreide, das vielleicht schon in der ältesten Kulturschicht zu Tage kam, und ist allgemein in der Höhlenliteratur mit Kulthandlungen im Bereich der Ernteopfer in Beziehung gezogen worden.

Noch eine Betrachtung kann bezüglich der Höhlennutzung geäußert werden, die alle vorher angeführten Beobachtungen auf einem breiteren Hintergrund verbindet, und zwar die Gestalt der Höhlenräumen und eventuell das Vorkommen der ungewöhnlichen Naturobjekte, welche das Glauben und Verhalten der vorgeschichtlichen Menschen an der Stelle beeinflussen haben könnten. Anhand der Fundumstände können nur zwei Höhlen (resp. der Abri Cuina Turcului und die Höhlenterasse von Veterani im Eisernen Tor) als Siedlungsfundstellen im Sinne des intensiven oder langfristigen Bewohnens bezeichnet werden, die in die Zeit des Mesolithikums bis Frühneolithikums gesetzt sind. Auf das gleiche Bild einer intensiven Nutzung hätten die Höhlen in Dobrudscha seit der Endstufe des mittleren Neolithikums hinweisen, sie vermissen jedoch die Vielfältigkeit der Fundkategorien mit einer Ausnahme des Siedlungsareal von Adam-Fundstellen, die wohl nach dem Zeugnis der Tierreste als Hirtwirtschaftsplätze gedient haben sollten. Schon ab der frühneolithischen Starčevo-Criş-Kultur lässt sich eine Tendenz beobachten, die Höhlen von unterschiedlicher Gestalt, also nicht nur die siedlungsfreundlichen, hellen und trockenen Räume, sondern auch Eingangsbereiche der großen Karstsystemen (Liliecilor, Ponicova, Muierilor, Peştera cu Abri) zu besetzen. In weiteren Fundstellen erscheint ein Phänomen des unterirdischen Wassers, vom Höhleninnern springenden Baches (Dumbrava), Tropfsteinverzierung (Ponicova, Cioclovina, Mereşti?), der zentralen mächtigen Stalagmiten der phallischen Form (Bordu Mare), oder der bevorzugten dunklen Räume hervor (Dîmbul Colibii II) und es erinnert an ähnliche Naturerscheinungen in der späteren metallzeitlichen Perioden, die der Höhlen ein heiliges oder kultisches Status einprägten (vgl. Peša 2006 mit Lit.). In der frühneolithischen Zeit zeigen jedoch sowohl die siedlungsgünstigen als auch die „unfreundlichen“ Höhlenplätze keine intensive Belege der Nutzung und in meisten Fallen erbrachten ebenso unzahlreiche Fundkollektionen, die auf Keramik und außerordentlich auch auf wenige Geräten oder Kleinschmuck beschränkt sind. Im mittleren Neolithikum scheinen die Höhlen lediglich in

manchen Karstgebieten aufsuchen zu haben, vornehmlich in Westsiebenbürgen und dann im entfernten Dobrudscha, wo im letzten Fall die Kontinuität einigen untersuchten Höhlen bis zum Anfang des mittleren Äneolithikums überdauerte. In der Zeit kann die Gefäßdeponierung der Vinča A-Kultur in der Spalthöhle Peştera cu vas – und eventuel auch in der Peştera nr. 1 din stânga hidrocentralei mit Gefäßreste der Vinča B1 vor einem Höhlenfortsetzung – auf eine weitere spätere Kultgewohnheit aufmerksam machen, Gefäße mit vorausgesetztem Opferinhalt in den schwierig zugänglichen oder andersmal ungewöhnlichen Höhlen zu niederlegen. Das Mittelneolithikum weist in Vergleichung mit den folgenden Perioden lediglich die mit den Fundstellen schwach vertretene Höhlenepoche auf. In der Übergangsperiode Jungneolithikum – Frühäneolithikum stieg das Aufsuchen der Höhlen aller Kategorien im Gebiet der Kulturen Herpaly und Petreşti (vereinzelt auch in Sӑlcuţa I und Ariuşd) auf, so dass man die überwiegend dünne Kulturschichten mit Leitgruppe der Keramik sowohl in den siedlungsfreundlichen, als auch ungünstigen Höhlen trifft. Manche Höhlen weisen auf die ältere Kontinuität der Bedeutung der Höhle ab der Zeit des frühen Neolithikums hin (Gura Cheii, Dîmbul Colibii II, Cauce), andere dagegen erschließen eine Höhlentradition der Stelle, die erst in den jüngeren äneolithischen Perioden ihrem Aufschwung erreichte (Devenţ, Peştera cu apӑ bei Devenţ, Peştera de la Cerişor, Ungureascӑ – beide letzten mit späteren besonderen Aktivitäten). Die Nutzungstradition und Kontinuität der Stellen im Wissen der vorgeschichtlichen Bevölkerung ist dabei sehr auffallend, wenn ich die Mehrheit der bestehenden natürlichen Höhlen in allen besprochenen Karstgebieten in Erwägung ziehe. Zu den „unbewohnbaren“ Höhlen dieser Periode lassen sich einbeziehen: die großen Höhlensystemen von Meziad, Igriţa und eventuell Ungurului, der dunkle Fundraum in Dîmbul Colibii II, sowie die Tropfsteinhöhle Calului bei Mereşti. Die kleine halbdunkle Halbhöhle Piatra Jurcoaiei diente als die Bestattungsstätte mit einem Begräbnis, und auch in der folgenden Periode weisen die angeblichen tiefen Pfostengruben auf eine ungewöhnliche Nutzungsart hin. Andere Ausnahme stellt die intensive Nutzung der Eingangshalle der langen Höhle Devenţ mit Herstellung der Steinindustrie, deren Begehungen ebenso häufig während der folgenden Tiszapolgár-Kultur fortsetzten. Das ältere Äneolithikum zeigt das ähnliche Bild der Höhlennutzung mit dem Vorkommen der trockenen, hellen Räumen, sowie feuchteren oder dunklen Kammern. Zwei Fundstellen ragen jedoch unter anderen durch ihre mächtige Schichtenfolge und besonderen Befunden hervor – Hoţilor und Peştera cu apӑ de la Româneşti, welche beide ab der Tiszapolgár-Zeit fast ununterbrochen durch das gesamte Äneolithikum aufgesucht und benutzt wurden. Hauptsächlich die Höhle Hoţilor erbrachte eine Reihe von spezieller Objekte und Anlagen, die allem Anschein nach eine Kulthandlung belegen und die Höhle als eine Kultstätte annehmen zu dürfen. Der Aufschwung der dortigen Aktivitäten fällt jedoch bis in das mittlere und spätere Äneolithikum, also in die Zeit, wann wahrscheinlich erst die ältesten nachpaläolithischen Felszeichnungen in den rumänischen Höhlen erschienen.

Die Entwicklung der Höhleninteresse zeigt einige während die gesamte Zeit ständige Züge in der Auswahl der Fundstellen sowie im Aussehen der Fundumstände, die überwiegend wenig aussagekräftig sind, jedoch sie gehen in manchen Fällen die späteren bemerkenswerten Höhlenaktivitäten hervor. Lediglich die sehr beschränkte Zahl der Höhlen erlaubt eine übliche langfristige Bewohnen und Betrieben der alltäglichen Tätigkeiten anzunehmen.

Demgegenüber mit dem frühen Neolithikum beginnend erschienen die aus dem praktischen Blick problematisch nutzbaren oder ganz ungünstigen Höhlen unter aufgesuchten Fundstellen, die während des Neolithikums zwar mit ihren Befunden unauffällig auftreten, jedoch in den folgenden äneolithischen Perioden als Kultstätten oder Plätze mit rituellen Handlungen bezeichnet werden können. Aus solcher „vertikalen“ Meinung könnte der Höhlenkult wenigsten in einem Teil der Höhlenfundstellen seine Anfänge schon im Frühneolithikum

verwurzelt haben. Die allgemeine Problematik der Beweisung verschiedener Tätigkeiten durch die archäologische Funde betrifft natürlich auch die rumänischen Höhlen, so dass das ungewöhnliche Kultverfahren besser als wirtschaftliche oder einpaartägliche Aufenthaltsereignisse nachgewiesen werden kann.

2.5. WESTKARPATENRAUM