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2.1.4. Höhlenfundstellen in der mittleren Levante

2.1.4.2. Antilibanon-Gebirge mit dem Beqa´a-Tal und Westsyrien

´Ain Choaab / Ain Chaub (Libanon)

Mehrere Felsüberhänge und kleine Höhlen in einer ökologischen Nische an der ´Ain Choaab-Quelle im NO-Teil des Beqa´a Tales ergaben lediglich Lesefunde von Feuersteinartefakten und Schleifstein, die nach einem Helwan Segment ins älteren Natoufien datiert werden kann.

Ähnlich günstige geographische Bedingungen halten syrische Höhlenfundstellen Jabrud oder Qorner Rharra gegensätzlich zur extremer Lage der Nachcharini Höhle im Antilibanon Hochgebirge. Im Beqa´a-Tal befindet sich auch die Freilandfundstelle Jebel Saaïde (Copeland 1991, Akkermans – Schwartz 2003: 33).

Kaukabet el Arab (Libanon)

Am Rand des Hochlandes südlich vom Beqa´a-Tal liegt ein Felsüberhang mit Lesefunden und in seiner Nähe eine große neolithische Siedlung, die nach Keramik in das Alt-, Mittel- sowie vereinzelt auch Spätneolithikum gesetzt ist (Copeland – Wescombe 1966: 39).

Nachcharini (Libanon)

Eine Höhle vom ovalförmigen Grundriss, deren Eingang mit abgestürtztem Fels verengt ist, liegt hoch im Antilibanon Gebirge 2100 m üNN und sie übersieht einen Pass, der bislang von Paschern und transhumanzen Hirten im Frühling und Frühsommer genutzt wird, um zwischen Libanon und Syrien zu pendeln. Im Sommer gibt es Mangel ans Wasser in der Gegend und im Winter liegt die Landschaft tief unter der Schneedecke, eine Ausnutzung der Höhle ist eher im Frühling bis Sommer angenommen. Die von Schroeder erfasste Schichtenfolge seiner unpublizierten Grabung wird von epipaläolithischen (?), Natoufien-, PPNA- und PPNB-Schichten gebildet, dabei die akeramischen Kulturschichten waren mehr markanten und sie enthielten Feuerstellen, Aschengruben (PPNA), Schleifsteine (PPNB), und beide Feuersteinartefakte sowie Tierknochen hauptsächlich von Ziege, aber auch von Hirsch u. a.

Jagdtieren (Copeland 1991). Die Fundstelle ist nach häufig vertretenen Feuersteinspitzen und Mangel an schwerer Steinausstattung (Mörser usw.) als eine Saisonlagerstätte der kleinen Jäger-Sammler-Gruppen vorausgesetzt (Copeland 1991, Akkermans – Schwartz 2003, 49).

Jabrud / Yabroud (Syrien)

Im Vorland des Antilibanon- Gebirges, ca. 1400 m ü. NN, umschließen niedrige Felsen ein kleines Tal mit Dorf Jabrud und bieten in einigen Abris und Halbhöhlen ein natürliches Versteck (Abb. L37). Die Felshöhlungen sind meistens durch spätere historische Nutzung von Ablagerungen losgeworden und in Begräbnisplätze mit eingemeißelten Grüften umgewandelt.

Der größte Abri I vermisste völlig postpaläolithische Schichten. Auch der Abri II ist bis auf das jungpaläolithische Niveau ausgeräumt und nur eine in die Aurignazien- Schicht eingetiefte Grube belegt mit einer grobgebrannten Scherbe einen vorgeschichtlichen Aufenthalt. Oberflächlich wurden Feuersteinartefakte des Natoufiens und eine wohl neolithische Scherbe gesammelt. Am bestens wurden postpaläolithische Schichten im Abri III erhalten, die etwas abseits liegt und sein Vorraum durch großen Steinblöcke beschattet ist.

Die über zwei Meter dicken Ablagerungen sind im Oberteil von der Schicht des geometrischen Kebarien sowie von teils beseitigten Natoufien und neolithischen Schichten gebildet. Die Natoufien Schicht 2 setzt nach wenig aussagekräftigen Geräte wohl in die ältere Stufe und enthielt Helwan-Segmente, Bohrgeräte, 7 Muschelperlen, 2 Knochenspitzen, 4 Rötelstücke oder je ein Schleuder- sowie Reibstein – zusammen 467 Fundstücke. Die jüngste Schicht 1 ergab 66 Silexartefakte einschließlich wenigen Mikrolithen, eine Elfenbeinspitze sowie eine Gefäßscherbe und sei neolithisch sein (Rust 1950, Akkermans – Schwartz 2003, 21). Bei der Kontrollgrabung von Eheleuten Soleckis 1963-64 wurde das Silexensemble des Abris III noch um Hunderte von Stücken aus der Ausfüllung der Rusts Sondage ergänzt.

Auch weitere Abris IV – VI wurden mit geringem Erfolg auf postpaläolithische Ablagerungen untersucht. Aus der 30 m langen tunnelförmigen Höhle 1 zwischen Abris I und IV sind Sedimente bis in die Tiefe 4 m ausgeräumt. Ob mit den beseitigten Ablagerungen Funde eines Steinbeiles und Keramik aus der Sondage im Talgrund vor der Höhle zusammenhängen, ist schwer zu entscheiden (Solecki – Solecki 1966).

Eine weitere Natoufien Fundstelle wird 1 km entfernt in der Mugharet el-Abde Höhle (1400 m ü. NN) erinnert. Wegen der ziemlichen Höhe (1400 m ü. NN) wird Jabrud III für ein Saisonlager während des warmen Halbjahres angenommen (Copeland 1991, 37, Akkermans – Schwartz 2003, 28).

Qornet Rharra / Gharra (Syrien)

Eine Sondage wurde in einer der kleinen Höhlen sowie auf der vorgelegenen Terrasse vorgenommen, jedoch gelang es nur flache und vermischte Kulturschicht mit unzahlreicher, dem jüngeren Natoufien ähnlicher Steinkollektion, sowie mit wenig aussagekräftigen neolithischen (PPNB ?) Funden und jüngerer Keramik zu entdecken (Akkermans – Schwartz 2003, 32 u. 47). Nach anderen Verfassern ist die Fundstelle in das ältere Natoufien gesetzt (Cauvin et al. 1997: Fig. 2). Sie befindet sich auf dem wassereichen und windgeschützten Hochplateau im 1280 m ü. NN (Copeland 1991).

Baaz

Die kleine Halbhöhle liegt in einer dominanten Lage über dem natürlichen Korridor vom Norden nach Süden unweit einer Wasserquelle und wurde im Rahmen des deutsch-syrischen Projekts TDASP entdeckt und zwischen 1999-2000 untersucht. Die stärkste Nutzung ist mit dem jüngeren Natoufien – nach drei Radiokarbondaten zwischen ca. 11.000-10.400 – verbunden, dann folgen nicht besonders reiche Schichten des PPNA (Khiamien) mit einigen Pfeilspitzen sowie ein als neolithisch bezeichnetes Horizont mit weniger Keramik, Feuersteinartefakten und einem Menschenknochen, die mit zwei Daten 4540 cal BC und 4039-4000 cal BC der chalkolithischen Periode entspricht. Während Informationen zur

näheren Form dieser späteren Aufenthalte mangeln, bestand im jüngeren Natoufien in der Halbhöhle eine kleine Bewohnung von gestampftem Lehmboden, einer Herdstelle und einem vertieften Mörser mit nebenliegenden Stößel. Eine Steinreihe an der Nebenseite kann wohl eine Begrenzung mit einer leichten Wand darstellen, denn der breit geöffnete Raum hoch am Hang wahrscheinlich einen unzureichenden Schutz vor einem Unwetter gewährte (Conard 2002).

2.1.4.3. Mittelsyrien

Die Natoufien Besiedlung konzentriert sich nördlich vom nun fundleeren Palmyrien Becken in der Steppengegend, dem Lauf des Euphrats mit weiteren Natoufien Siedlungen (Mureybet, Abu Hureyra u.a.) gehörend, und sie ist nur durch Freilandstationen (z. B. El Kown Oase) bekannt, trotzdem mehrere Felsenverstecke in Gebirgen rund Oasen mit Fundstellen vorkommen (Akkermans – Schwartz 2003, 23). Die Gebirgen an Rändern des Palmyrien Beckens wurden im Holozän erst während des PPNB besucht und wahrscheinlich als Rohstoffwerkstätte genutzt. Prospektionen der japanischen Expedition entdeckten in drei Jahren (1970, 1974 und 1984) etwa ein Hundert von Höhlen, Abris und Freilandfundstellen mit Rohstoffproduktion, die größtenteils dem akeramischen Neolithikum gehören (Hanihara – Sakaguchi edd. 1978: 2, 46 cf., Akkermans – Schwartz 2003: 58-59, 125). Am besten wurden naheinander gruppierte Halbhöhlen oder Abris Douara I-VIII auf dem südlichen Hang 170 m oberhalb des Palmyrien Beckens untersucht. Douara I stellt mit ihren ca. 7 x 15 m die geräumigste Halbhöhle dar, ihre postpaläolithische Ablagerung beträgt jedoch nur eine dünne oberflächliche Schicht mit durchmischten Steinartefakten des mittleren Paläolithikums und akeramischen Neolithikums sowie jüngerer unbestimmter Keramik und Metallfunde, die ein mächtiges epipaläolithisches Horizont überlagert (Hanihara – Sakaguchi 1978: 53 cf., 83 cf., Nishiaki 2000). Eine reiche Kollektion der PPNB Silexartefakte wurde ebenso in Sondagen am Hang unter der Höhle I aus der oberen Schichten gesammelt (Hanihara – Sakaguchi 1978: 95 cf.). Die anderen Douara Höhlen, sowie Felsüberhänge und kleine Höhlen in den westlichen Gebirgsketten entlang des Palmyrien Beckens, ergaben ebenso gleichzeitige Fundkomplexe der unstratifizierten Steinartefakte, die nach Analogien aus mittel-syrischen Fundstellen, im Fall der El Kown Oase durch Radiokarbondaten unterstützt, dem späteren PPNB Neolithikum eingegliedert werden können (Hanihara – Sakaguchi 1979:

211 cf., Nishiaki 2000).

Nordwestlich von Palmyra liegt auch die Höhle Jerf al-Ajla – eine Halbhöhle mit einem kurzen Seitengang, die sich im Felswinkel des Kliffs befindet. Ihre holozäne Ablagerungen wurden wahrscheinlich durch hirtwirtschaftliche Aktivitäten bis auf Reste der epipaläolithischen-mesolithischen Schicht im Gang aus der Höhle ausgeräumt (Coon 1957, 290 cf.). Auf der geneigten Terrasse im Vorfeld des Felsenwinkels liegen zwei undatierte Steinkreisstrukturen vor und aus der Sondage kommen epipaläolithische sowie PPNB Funde ohne nähere Präzisierung (Julig et al. 1999, 838).

2.1.4.4. Nordsyrien

Neben dem Euphrat-Gebiet das nur wenig erforschte Landteil ergab zwei kleine Höhlen über der Bir Khazna Quelle auf der Nordseite des Gebirges Jebel ´Abd al-Aziz, die wohl in das spätere Natoufien gesetzt seien. In späterer Periode wurde Khazna I nach Steinartefakten, die

jedoch als Lesefunde am Hang vor der Höhle verborgen worden sind, vielleicht nur kurzzeitig noch um 7000 BC genutzt (Hole 2000, Akkermans – Schwartz 2003, 32 u. 48).

2.1.5. Auswertung der Höhlenfundstellen in der Süd- und Mittellevante