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2.4. RUMÄNIEN

2.4.4. Auswertung der Höhlenfundstellen in Rumänien

2.4.4.6. Höhlennutzung der rumänischen Höhlen

Lediglich wenige lokalbeschränkte Angaben bestehen zur mesolithischen Periode in Rumänien und erlauben bis heute wesentlich das Siedlungsgebiet des Eisernen Tores an der Donau ausführlich zu behandeln. Die Fundstellen unter dem Abri Cuina Turcului sowie auf der Terrasse der Höhle Veterani (Maovaţ) erhalten mächtige Kulturschichten mit zahlreichen und vielfältigen Fundgruppen, die sowohl auf übliche alltägliche Tätigkeiten als auch auf rituelle Verhandlungen hinweisen. Sie stellen damit ein Bild der dauerhaft besiedelten oder wiederholend besuchten Lager mit allen Aspekten des Alltagslebens dar – mit der Herstellung der Stein- und Knochengeräte, Schmuckgegenständen für persönliche (Amulette, Anhänger etc.), sowie wahrscheinlich gemeinschaftliche Bedürfnisse (verzierte Knochenartefakte). Tier-und Fischreste zeugen an das Jagd Tier-und Fischerei, sporadische Menschenknochen Tier-und –zähne im Fall Cuina Turcului an sekundäre Bestattungen oder andere Verhandlung mit Gestorbenen und Vorfahren.

Mit dem frühen Neolithikum nehmen die Höhlenfundstellen in den westlichen Gebieten Rumäniens schnell zu, und lässt sich eine erhöhte Variabilität der aufgesuchten Höhlen sowie unterschiedliche Fundumstände bemerken. Die Funde sind ausschließlich mit der Starčevo-Criş-Kultur verbunden, in Siebenbürgen erscheinen sie in der Precriş-Phase, in Banat ab der II B Stufe (in Cuina Turcului II A / II B) und die Blütezeit der Höhlennutzung überdauerte in die III B-Stufe, ausnahmsweise noch später (IV A in Curatӑ in Siebenbürgen). Mit dem späteren Zeitabschnitt können rare Funde der Vinča A-Kultur in das gleiche Horizont der Höhleninteresse gestellt werden, die schon die neue mittelneolithische Periode ankündigen.

Die Periode der erhöhten Nutzung der Höhlen dauerte höchstens 250 Jahren. Die Fundstellen lassen zu, es nach kennzeichnenden Zügen der Befunde sowie der Höhlenmorphologie in drei Gruppen auszuteilen. Die erste Gruppe umfasst die Fundstellen mit der älteren mesolithischen Siedlungstradition im Gebiet des Eisernen Tores (Felsüberhang Cuina Turcului, Terrasse vor der Veterani-Höhle), welche die vollentwickelten, mächtigen Kulturschichten mit zahlreichen Funden der verschiedenartigen Kategorien enthalten. Sie können ähnlich wie im Fall Mesolithikums als das Zeugnis sowohl der Alltagsaktivitäten (Stein- und Knochenindustrie, Fischhacken, Mahlsteine, zerscherbte Gefäße) als auch der Kulthandlung (Amulette, Anhänger, Kulttischchen aus Ton, sekundäre Manipulation mit Menschenskelettresten) gekennzeichnet werden. In die zweite Gruppe reihe ich die überwiegend kleineren, hellen und trockenen Höhlen, welche die siedlungsfreundlichen Bedingungen zum Aufenthalt bieten. Sie sind jedoch rar in allen Siedlungsräumen der Starčevo-Criş-Kultur vertreten, und enthalten dünne Kulturschichten mit wenigen Keramikfunden (Cioarei in Oltenien, Gura Cheii in Ostsiebenbürgen). In der Höhle Curatӑ in Siebenbürgen wurde wohl eine dickere Kulturschicht mit Keramik und vereinzelten Steingeräten gebildet. Hinzu lässt sich die Höhle La Hoţu in Banat mit Feuerstellen, Keramik und Einzelfunden der Steinartefakte zurechnen, sowie die Ganghöhle Climente I im Eisernen Tor mit einer von Keramik gefüllten Grube im Eingangsbereich ohne weitere Siedlungsreste. Die dritte Gruppe umfasst die größeren Höhlensysteme, welche die Menschenspuren nur in Eingangsbereichen enthalten, sowie andere für Siedlungszwecke wenig oder sogar nicht geeignete Höhlen. Die Höhlen sind allgemein trotz der mehrzeitlichen vorgeschichtlichen Begehungen nur mit dünnen holozänen

Ablagerungen gekennzeichnet und auch die Funde kommen nicht häufig zu Tage. In Banat gehört zu dieser Gruppe die Höhle Liliecilor mit dem auffälligen, unzugänglichen Portal und 600 m langen unterirdischen Räumen, in Oltenien die große Höhle Muierilor, in Siebenbürgen wahrscheinlich die Höhle nr. 1 bei Mereşti mit starkem Luftzug im Eingang sowie die Tropfsteinhöhle Cioclovina. Die besondere Aufmerksamkeit gilt der Höhle Bordu Mare in Siebenbürgen, in deren Vorhalle im Neolithikum zwei große Stalagmiten (also fallischer Tropfsteine) bestanden. Auch hier kam nur eine dünne Kulturschicht mit einigen Sonderfunden (Anhänger, Geräte) vor. Lesefunde der Keramik stammen von der Hallenhöhle bei Dumbrava mit dem aus dem Hinterteil ausgeflossenen Bach. Der besondere Fundplatz stellt auch die Höhle Dîmbul Colibii II im südlichen Bihor dar, in welcher zur Deponierung der Keramikfunde (einschließlich eines Gefäßes) sowie Bildung der Kulturschicht nicht der helle untere Eingangsbereich diente, sondern die obere, dunkele Etage. Wohl für eine absichtliche Deponierung lässt sich die niedrige Spaltenhöhle Peştera cu vas in Oltenien mit einem kleinen Topf der Vinča A-Kultur halten.

Das mittlere Neolithikum erweist lediglich beschränkte Interesse über die Höhlenfundstellen und scheint zum Vergleich mit der vorhergehenden sowie nachfolgenden Periode mehr lokal bedingt zu sein. In Banat treten Lesefunde der Vinča A2 und B1 nur in zwei Höhlen auf, in Bihor ist nur eine kleine helle Höhle Boiului mit Keramik von CCTLNI. Im westlichen Siebenbürgen besteht eine Kontinuität der Höhlennutzung im Fall der Fundstelle Cauce bei Cerişor, die fast ununterbrochen durch die Vinča A, B1, B2 und C besucht wurde. Aus der Zeit Vinča C1 stammt das älteste Kulturhorizont im halbdunklen Hinterteil der Halle in der nahen Peştera Mare de la Cerişor, die im Kontext der spätneolithischen Fundstellen diskutiert ist. Intensive Aufsuchung der Höhlen folgte in der Zeit CCTLNI im Durchbruchstal Cheile Turzii bei Cluj mit der zentralen Fundstelle Ungureascӑ. Vom Ende des mittleren Neolithikums wurden auch die Höhlen in Dobrudscha am Schwarzen Meer wieder nach dem Mesolithikum entdeckt und aufgesucht; sie sind unten im Text noch mehr behandelt, denn das Region von Dobrudscha stellt ein spezifisches und von weiteren rumänischen Karstlandschaften isoliertes Gebiet dar.

Die Periode vom ausklingenden Neolithikum und Anfang einer qualitativ neuer Epoche der Vorgeschichte – Äneolithikum – wird in Rumänien zwischen ca. 4500 – 4700 cal BC mit einer mäßig erhöhten Interesse über die Höhlen in meisten Karstgebieten verbunden.

Summarisch behandelt zeigt die Höhlennutzung keine große Intensität, die Funde sind eher wenig und vor allem mit der Keramik in Kulturschichten von unterschiedlicher Mächtigkeit und mit erhaltenen oder verstreuten Feuerstellen vertreten. Am häufigsten wurden die Höhlen durch Menschen der zeitgleichen Herpaly- und Petreşti-Kulturen aufgesucht, also im Bergland am Rand des Karpatenbeckens sowie in Siebenbürgen, während die Landschaft im breiteren Gebiet entlang der Donau in Banat und Oltenien – von der frühen Sӑlcuţa-Kultur eingenommen – nur eine sporadische Begehungen nach Höhlen aufweist. Die Zahl der bis heute bekannten Höhlenfundstellen relativiert jedoch stark das Bild, denn die Petreşti-Funde kommen von ca. 17 Höhlen (11 davon in Cheile Turzii) und Herpaly von 4 bis 8 Höhlen, und statistisch zeigen nur eine kleine Nachweisbarkeit. Trotzdem lassen sich manche interessante Züge in der Höhlennutzung dieser Periode erkennen. Im Herpaly-Kulturraum wurden eher für eine Siedlung ungünstige Höhlen bevorzugt, welche sowohl die umfangreichen Labyrinthe (Meziad, Igriţa) als auch Eingangshallen der größeren Karstsystems darstellen (Devenţ, Ungurului). Hinzu kann man noch die „Wasserhöhle“ (Peştera cu apӑ) bei Devenţ, und die Halbhöhle Piatra Jurcoaiei zugerechnet, die ein außerordentliches Fund einer Hockerbestattung mit Beigaben ergab. Dieser Befund zusammen mit der erhaltenen Feuerstelle sowie bemalter Keramik weist auf keine langfristigen Siedlungsaktivitäten in der

Halbhöhle hin und erlaubt eher nach einem Kultstatus der Stelle, resp. einem Bestattungsplatz, zu überlegen. Auch die Verstreuung der oberflächlich hintergelassenen Gegenständen in verschiedenen Teilen der sicherlich schon in der Vorgeschichte mehr als 1 km langen Höhle Meziad entspricht keiner praktischen Nutzung des dunklen Höhleninneres und zeigt an ein rituelles Verfahren. Eine besondere Stelle nimmt die Devenţ-Höhle mit ihrer reichen Fundensemble einschließlich der wahrscheinlichen Belege von Steinbearbeitung der geschliffenen sowie gespaltenen Geräte ein. Devenţ gilt als die größte und am höchsten gelegene Höhle unter anderen und weist eine zentrale Rolle in diesem Teil des Criş Repede-Tales aus. Gegenüber den Herpaly-Fundstellen zeigen die Höhlen der Petreşti-Kultur eine größere Variabilität im Charakter der unterirdischen Räume: es bestehen sowohl geräumige, siedlungsfreundliche Höhlengänge (Ungureascӑ, Gura Cheii, Cauce?, und im Sӑlcuţa-Raum La Hoţu?), als auch Höhlen mit benutzten dunklen hinteren Teilen (Dîmbul Colibii II, Peştera Mare de la Cerişor), und eine Scherbe ist aus der Tropfsteinhöhle Calului bei Mereşti erwähnt. Drei Höhlen haben eine ältere Besiedlungstradition – hauptsächlich im Frühneolithikum (La Hoţu, Cauce, Dîmbul Colibii II), und diese Tatsache konnte ebenso eine Rolle in ihrer wiedermalen Auswahl und Nutzung gespielt haben. Die Cauce stellt einen Platz mit der – wahrscheinlich nur kurzzeitlich überbrochenen – Kontinuität ebenso durch das gesamte Mittelneolithikum dar. Aus den manchen Höhlen sind Kulturschichten ohne weiterer Präzisierung ihres Fundguts angeführt, und in den publizierten Fällen treten keine besonderen Funde oder Befunde auf. Drei Höhlen erfordern noch eine spezielle Anmerkung zu ihren Fundumständen: Die Kulturschicht mit Petreşti- und unten mit Criş-Funden befindet sich in der Höhle Dîmbul Colibii II an derselben Stelle im dunklen Saal im oberen Geschoss, während die untere Höhlenetage mit dem geräumigen Eingang als fundleer bis heute scheint.

Die teilweise gestörte Kulturschicht mit Feuerstellen in Ungureascӑ weist ein starkes Inhalt an Phosphor auf und wird von Z. Maxim (1999: 239f) mit Einstallung der Haustieren in Beziehung gebracht. Organischreiche Ablagerungen dürfen jedoch nicht nur mit Vorkommen der Tiere verbunden werden und können an weitere zerderblichen Abfall produzierte Aktivitäten zeigen. Als Beispiel zeugt die Fundsituation um die Kultschacht Jungfernhöhle in Bayern mit kartierter Menge von Phosphor, die auf keine Zusammenhang mit einer Viehzucht steht (Kunkel et al. 1955). Im Fall der Höhlen Ungureascӑ sowie Peştera nr. 1 de la Cerişor sind die spätneolithischen Befunde noch wenig markant, jedoch in der späteren äneolithischen Periode dienten die Höhlen zu außerordentlichen Aktivitäten. In Ungureascӑ bestand eine mitteläneolithische Werkstatt mit Ofenanlage für Herstellung des Gold- und Kupferschmucks, also die in geschichtlicher Perioden stark ritualisierte Produktionstätigkeit, deren Einstellung in die an ein riesiger Ofen erinnernde Höhle dem Platz ein besonderes Status eingeprägt haben konnte. In der Höhle nr. 1 bei Cerişor entstand im halbdunklen Hinterteil der Halle abseits des Einganges auf die Turdaş-Schicht im Spätäneolithikum ein großer quadratischer Lehmsockel (von der einem Altar nicht unähnlichen Gestalt), der noch während der bronzezeitlichen Höhlennutzung über die Oberfläche heraufstieg, und hat bislang keine Analogien im breiten mittel-osteuropäischen Raum. Die jüngeren Befunde rufen damit eine Frage über mögliche Kontinuität einer Bedeutung der Höhle für die im Gebiet ansässige Bevölkerung als eine besondere Stelle mit einem speziellen sozioökonomischen Status hervor, die aus einer älteren neolithischen Tradition hervorgehen hätte?

In der älteren äneolithischen Periode wird das Kerngebiet der Höhleninteresse vom Raum der Herpaly-Kultur in Bihor sowie der Petreşti-Kultur im westlichen Siebenbürgen nach Banat ins Gebiet der mittleren Sӑlcuţa- und der Tiszapolgár-Kultur verschoben. In Siebenbürgen wurden beide Nachbarhöhlen bei Nandru – größere Curatӑ mit der Kulturschicht und kleine Spurcatӑ mit einer Deponierungsgrube eingenommen, die wahrscheinlich in der Aktivitäten der Tiszapolgár-Zeit stark einander verbunden waren. In der

nahen Höhle Cauce endet mit der Tiszapolgár-Schicht die mehrhundertjährige wiederholende Benutzung der Stelle. Im Crişul Repede-Tal in Bihor setzte die Nutzung der Devenţ-Höhle – also der Hauptstelle in der hiesigen Höhlengruppe – zusammen mit der Nachbarhöhle Devenţ 2 fort. Die im jungneolithischen Abschnitt beschriebene Bearbeitung der Steinindustrie kann man jedoch auch für diese Nutzungsetappe nicht eindeutig ausschließen. Die Kontinuität der Aufsuchung der Stelle vom Spätneolithikum erweist auch die Halbhöhle Piatra Jurcoaiei, die zum Vergleich der Devenţ-Funde aus der Stufe Tiszapolgár A lediglich zerscherbte Keramik der Stufe B, wohl im Kontext einer Pfosteneinrichtung, zu Tage kam. In Banat kommen die Höhlen mit Funden der multikulturellen Periode Sӑlcuţa II-III – Tiszapolgár – Herculane I fast in allen Karstgebieten mit einer Ausnahme des Eisernen Tores vorkommen (Täler von Nera, Caraş und Cerna). Zwei Höhlen ergaben zahlreiche Fundkomplexe aus dieser Zeit, die neben der Menge der Gefäßreste auch einige Sonderfunde enthalten. Die Hoţilor-Höhle im landschaftlich außerordentlichen Areal der warmen Sprudel war im Holozän das erste mal von äneolithischen Menschen entdeckt, und ihre intensive, wiederholende und dauerhafte Besuchung verstärkte erst im mittleren Äneolithikum. Die teilweise gut erhaltenen Feuerstellen, Herdplätze, Ofenanlagen sowie weitere Objekte ohne bekannte Funktion, die durch alle Nutzungsetappen des gesamten Äneolithikums durchtreten, weisen auf spezielle und besondere Aktivitäten allem Anschein nach von der kultischen Bedeutung hin. Ihre Anfänge fallen damit schon in das ältere Äneolithikum, sind jedoch noch nicht funktionell auffällig (Lehmplattform, Feuer- und Herdstellen), soweit ich dazu den unpräzis stratifizierten Befund des Objektes mit einer Frauenschädel nicht zurechne. Die ebenso mächtige äneolithische Kultursequenz, die wahrscheinlich erst in der Tiszapolgár-Zeit beginnt, enthält auch die „Wasserhöhle“ bei Româneşti im nordöstlichen Banat. Als der bemerkenswerte Fund ist das verkohlte Getreide in der spätäneolithischen Schicht sowie nach der alten Fundbericht wohl auch in der Tiszapolgár-Horizont angegeben, in der neuen Höhlenbearbeitung von S.

Petrescu sind jedoch die Getreidereste nur mit der Coţofeni-Schicht in Beziehung gezogen.

Jedenfalls handelt es um den ältesten Fund dieser Art in rumänischen Höhlen, welcher nach späteren metallzeitlichen Parallelen aus der mitteleuropäischen Höhlenfundstellen enge Beziehungen zum Kultverfahren und ritueller Handlung aufweisen (Kyffhäuser im Harz, Höhlen der Frankenalb in Bayern, Býčí skála-Höhle in Mähren u.a. – Behm-Blancke 1958, 1989, Parzinger et al. 1995, Flindt – Leiber 1998, Peša 2006: 72f). Eine zeitlich dem Äneolithikum entsprechende Parallele bietet die nordbulgarische Höhle Devetaškata peštera mit wahrscheinlich kultischen Hüttenanlagen. Die weiteren banater Höhlen erbrachten nicht so aussagekräftige Befunde und zeigen auch eine Variabilität in der Höhlenform. Die kleine Rolului sowie trockener Vorderteil der feuchten Höhle in Colţul Cӑtӑnii im Nera-Tal ergaben nur Kulturschichten mit Gefäßscherben sowie Einzelfunden (eine Knochenperle, ein Silexgerät). Im Karst von Caraş sind lediglich Gefäßfragmente von größeren Höhlen Galaţ und Liliecilor bekannt – im zweiten Fall mit der frühneolithischen Tradition dieser Stelle, die sich in der auffälligen Felswand in der Einmündung des Tales öffnet.

In Dobrudscha erweist die kleine Zahl der untersuchten Höhlenfundstellen die Kontinuität in ihrer Nutzung in allen drei Perioden des Menschenvorhandenseins in der Karstlandschaft. Die Zeitsetzung der Etappen ans Ende des mittleren Neolithikums, an den Übergang des Spätneolithikums und Frühäneolithikums sowie des älteren und mittleren Äneolithikums legt die Höhleninteresse in die Übergangsperioden – in die Zeiten der großen Kultur-veränderungen, deren Bedeutung und Einfluss mit globaler Wirkung weit das Region von Dobrudscha überschritt. Die Höhlen zeigen noch manche unterschiedlichen Merkmale von den westlichen Karstgebieten Rumäniens. Das Höhlenregion von Dobrudscha lag in der Zeit der Hamangia-Kultur im Hauptsiedlungsgebiet der mittelneolithischen Population, und dieselbe Stelle scheint das Gebiet auch in der Gumelniţa-Kultur einnehmen zu haben (Abb.

R3, Haşotti 1997). Damit unterscheidet es sich von den meisten Karstlandschaften in Gebirgsregionen, die überwiegend am Rand der Siedlungskammer gelegt und wegen der erhöhten Geländegliederung ebenso nicht so leicht erreichbar sind. Die Dobrudschas Höhlen enthalten relativ mächtige Kulturschichten mit Spuren der Feuerstellen, die neben der Kontinuität der wiederholenden Nutzung intensive Tätigkeiten an der Stelle verraten. Dies repräsentieren zahlreiche Gefäße und selten noch Einzelstücke der weiteren Fundkategorien.

Lediglich von den Fundstellen La Adam und Adam III-IV, die eigentlich die Einheit im Raum bilden, gibt die Literatur auch Funde der Tierreste an, und zwar in großer Menge und mit Beherrschung von Schaf, Ziege sowie anderen Haustiere. Von den nicht unproblemlosen Schafknochen aus der mesolithischen Schicht der La Adam-Höhle abzusehen, kommen die Haustierreste sowohl aus der Kulturschichten der Hamangia und frühen Gumelniţa-Kultur in der Höhle, als auch von den benachbarten Abris III und IV mit der Besiedlung der jüngeren Gumelniţa. Kann man bei diesem Siedlungsareal über eine Hirtwirtschaft nachdenken, aber warum treten keine (publizierten) Tierreste auch in den weiteren Höhlen der hiesigen Karstlandschaft? Die Überlegung über Besiedlung der Hirten, z. B. von N. Harţusche formuliert, geht aus dem Vorkommen Schaaf-Ziege-Knochen und Mangel der gekennzeichneten Haushaltsausstattung (Geräte, Vorratsgefäße) von Wohnungaktivitäten hervor, welche beim Versteck der landwirtschaftlichen Bevölkerung benutzt werden sollten (Harţuche 1976). In Freilandsiedlungen der Gumelniţa-Kultur treten tatsächlich Knochen von Rind, Schaf und Ziege öfters auf (Moise – Radu – Bӑlӑşescu 2001-2005), dieses Bild stimmt jedoch mit den veröffentlichen Fundberichten von zahlreichen Gefäßfunden und unregelmäßig vertretenen Tierknochen aus den Höhlen nicht überein. Daran ist es noch zu erinnern, dass weder die niedrige und enge Adamshöhle mit geneigter Vorhalle, noch die kleine Spalthöhle Baba durch ihr Charakter der Höhlenbildung keine idealen Siedlungsbedingungen anbieten, im Vergleich z. B. mit kleineren Hallenhöhle Izvor. Die Erkenntnisse sind auch in Dobrudscha zu lückenhaft, um konkrete Ausführungen zur Höhlenfunktion mit größerer Klarheit beantworten zu ermöglichen. Sie erlauben nur manche Glaubenswege anzudeuten, die durch neue Fragen, Absehen von bisherigen Interpretationsvorlagen, und zukünftigen Revisionsuntersuchungen präzisiert und verifiziert werden könnten.