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2.4. RUMÄNIEN

2.4.1. Kurze geschichtliche Übersicht 1. Mesolithikum

Das rumänische Mesolithikum besteht aus zwei chronologisch unterschiedlichen Einheiten.

Das ältere Tardenoisien vermisst bislang eine reichere Datenliste, und seine jüngste Etappe wird zeitlich mit der Kultur Schela Cladovei übereinstimmt, die in das Intervall 6610 – 6450 cal BC gesetzt ist. Mit Ausnahme des Gebiets im Eisernen Tor fehlen Belege der möglichen Kontakte zwischen der mesolithischen und frühneolithischen Population (Pӑunescu 1989:

151f, Mantu 1998). Die epipaläolithische (mesolithische) Kultur Schela Scladovei trägt ein charakteristisches Kulturinhalt und ist durch die bemerkenswerte Herstellung der Knochengeräte mit Kunstelementen bekannt, die in keiner Nachfolge im Frühneolithikum fortsetzt. Die Population ist hinsichtlich ihrer Verbreitung entlang der Donau stark an die Fischerei orientiert (Boroneanţ 1970a). Die mesolithischen Gruppen von Jäger-Fischer-Sammler scheinen nicht im Verlauf der Neolithisierung eine aktive Rolle zu spielen und wurden wahrscheinlich mit der neolithischen Bevölkerung almähnlich assimiliert (Mantu 1998). Eine autochthone Entwicklung der Besiedlung im Gebiet des Eisernen Tores setzt V.

Boroneanţ anhand des Verzierungsstils auf Fundstellen der späten Schela Scladovei-Kultur und des frühesten Neolithikums (Protostarčevo-Stufe), sowie angesichts der Sequenz in der Siedlung Schela Cladovei voraus (Boroneanţ 1989).

Die mesolithische Besiedlung im Gebiet des Eisernen Tores besaß zwischen dem 8. und 6.

Jahrtausend BC mindest drei Siedlungsareale und hinsichtlich der spezifischen geographischen Bedingungen dieses isolierten Abschnittes vom Donautal scheint es sesshaft oder halbsesshaft gewesen zu sein. Reste der ständigen Behausungen und Gräber vom verschiedenartigen Bestattungsritual sind in mehreren Siedlungen an beiden Donauufern belegt und nach Lebensunterhaltsstrategie weisen an Jagd, Sammeln und Fischerei. Am

Wende des 7. und 6. Jahrtausends wird einen zunehmenden Druck der ersten frühneolithischen Bevölkerung in den Nachbargebieten angenommen, was nach Belegen der Gewalt – vornehmlich auf dem linken Ufer – nicht ohne Konflikte begleitet wurde. Das Vorkommen der Protostarčevo-Ware in mesolithischen Siedlungen wird als ein Vordringen der fremden, also zur Prestige-Sachen neigenden Gegenstände vorausgesetzt. Das zeitgleiche Bestehen beider Gesellschaften während eines sicheren Zeitpunkts ist durch radiometrischen Daten unterstützt (Radovanović 1996).

2.4.1.2. Neolithikum und Frühäneolithikum

Die geschichtliche Entwicklung des rumänischen Neolithikums ist sehr bunt und nach einzelnen Regionen vielfältig. Für den Zweck dieser Arbeit gilt die größte Aufmerksamkeit den Karstgebieten, also auf die südwestliche Hälfte Rumäniens mit Oltenien, Siebenbürgen, Banat und auf ein isoliertes Gebiet von rumänischen Dobrudscha (Abb. R1). Als die allgemeinen Behandlungen dienen kartierte Übersichte von Comşa (1985) sowie Buchvaldek, Lippert und Košnar (edd., 2007), darauf auch für weitere Angaben hingewiesen werden kann.

Die ältesten neolithischen Gruppen kamen in das Donaugebiet vom Süden und werden als Pre-Criş-Phase (früher auch Criş oder Proto-Starčevo) bezeichnet, ohne ihre nähere zeitliche Präzisierung festzustellen. Gh. Lazarovici und Z. Maxim setzten sie zwischen 6400 – 6000 cal BC (Mantu 1998 mit Lit.). Die früheste bemalte neolithische Keramik vom Typ Protosesklo kam von Oltenien durch Täler von Olt und Jiu nördlich nach Siebenbürgen (Pӑunescu 1988:

5), und die Monochrom-Phase der Starčevo-Criş-Kultur ist in Siebenbürgen auch durch die Untersuchung in der Cauce-Höhle erkannt (Luca 1999: 25). In Banat erschien die älteste Starčevo-Criş-Kultur in der Stufe II (Lazarovici 1979). Die mit Radiokarbondaten disponierte Starčevo-Criş III-Stufe (zwischen 5600 – 5300 cal BC) entspricht chronologisch der Banater Kultur I sowie den Einflüssen von Dudeşti-Vinča B und deutet auf Anlässe bei Entwicklung der Vinča-Kultur hin (Mantu 1998). In der Starčevo-Criş-Phase IV erscheint Körös-Gruppe im Nordbanat, während im südlichen Region Starčevo-Criş IV überdauert (Lazarovici 1974).

Siebenbürgen wurde am dichtesten in den Stufen IIIB und IVA besiedelt, und diese Peridode ist ebenso mit der größeren Verbreitung der Steinbeile gekennzeichnet (Maxim 1999: 223f).

Im Bezirk Harghita am östlichen Rand Siebenbürgens bestanden vereinzelte Siedlungen der Starčevo-Criş-Kultur, von sporadischen Spuren der Linearbandkeramik sowie Boian-Kultur im östlichsten Teil von Harghita getrennt. Im Norden erreichte die Criş-Kultur bis die Karpatoukraine (Šiška 1989: 114).

Mittelneolithische Vinča-Kultur wurde in den Donauraum, nach Banat sowie nach Siebenbürgen vom Süden in der Stufe A2-A3 verbreitet und hat keine Entwicklungsparallelen zum frühneolithischen Starčevo-Criş-Komplex, der in manchen Regionen gleichzeitig als Phasen IV A – IV B überdauerte. Ihr Ursprungsgebiet wird in Thrakien, Makedonien und Thessalien gesucht und ist mit dem Komplex des balkanisch-anatolischen Frühchalkolithikums verbunden (Lazarovici 1979: 220f, Draşovean 1996: 184f, Luca 1999:

26, Maxim 1999: 223f). Die meisten Siedlungen fallen in die Stufen A2 und A3 und zu ihrem typischen Ausprägung gehören anthropomorphe Figuren lokaler Herkunft (Lazarovici 1976:

206f, 1979). Die Banater Kultur (Vinča A2/3-B1) wird in ihrer Phase I zwischen 5500 – 5250 cal BC und in der Phase II zwischen 5300 – 4950 cal BC datiert (Mantu 1998). Dudeşti-Vinča B fällt zwischen 5500 – 5000 cal BC (Mantu 1998). Im Nordbanat während der Stufe B2/C erscheinen erste Kontakte der materiellen Kultur mit der Kulturkomplex der Linearkeramik und beide Traditionen leben dann in den Stufen Vinča C und D nebeneinander (Lazarovici

1976: 206f). Im nordöstlichen Vinča-Gebiet (Banat, Siebenbürgen) entwickelte sich die heute als selbständig angenommene Turdaş-Kultur seit der Periode von späten Vinča B2 (Luca – Ciugudean – Roman 2000) oder Vinča C1 (Draşovean 2004) bis entwickelter Vinča C. Bei der Turdaş bestanden auch Kontakte mit der Precucuteni-Kultur (Luca 1999). Für Vinča C bestehen Daten zwischen 4940 – 4700 cal BC (Mantu 1998). Die Gesellschaft der Vinča C-Periode beschäftigte sich nach einem hohen Anteil der Rindknochen (bis 74% in Liubcova) mit der Viehzucht, sowie mit dem Jagd (Draşovean 1996: 195). In die Stufe Vinča-Pločnik sind Anfänge der intensiven Kupferverarbeitung gesetzt worden (Siklósi 2004: 27).

Die Kultur der westlichen Linearbandkeramik kam nach Moldavien aus dem polnischen Gebiet zum Ende der Starčevo-Criş IV-Kultur, vielleicht schon um 5300 cal BC, und entspricht dem Zeitraum der Vinča B – Banater Kultur II (Mantu 1998). Die Notenknopfkeramik erschien in Siebenbürgen frühestens während Vinča B2 (Draşovean 1996: 188f). Funde von klassischer Phase II der Bükk-Kultur sind in Nordbanat als Importe in Verbindung mit Fundstellen der Szakalhát-Kultur, Bandkeramik, Precucuteni- oder Turdaş-Kultur während der Stufe Vinča B2 vertreten (Lazarovici 1976: 211f, Draşovean 1996: 181f Luca 1999: 27), jedoch in einigen Fällen sind heute in den CCTLNI-Komplex überdatiert (Maxim 1999: 233f). Eine gemeinsame Beeinflussung zwischen Vinča B2 bis C und Szakalhát-Kultur steht bei der Keramik hervor. Im nördlichen Banat besteht die Bucovӑţ-Gruppe, und auch der Beginn der Theiß-Kultur (Tisza/Tisa) fällt in das Vinča B2-Horizont;

ihr Entwicklung folgt durch die klassische Theißphase in der Stufe C bis in die Spätphase in Vinča D1 weiter. Die Theiß-Kultur wurde im Süden von Vinča, im Osten von Turdaş sowie Bucovӑţ und im Norden von Szakalhát-Kultur angegrenzt. Vom Nordwesten ist sie mit Lengyel sowie Herpaly-Czöshalom beeinflusst worden (Lazarovici 1976: 213-214, 1979:

224f, Draşovean 1996: 177f).

In westlichen Siebenbürgen entwickelt sich im mittleren Neolithikum das Kulturkomplex Cluj – Cheile Turzii – Lumea Nouӑ - Iclod (CCTLNI) wahrscheinlich aus der lokalen Starčevo-Criş-Kultur (unkalibrierte radiometrische Daten zwischen 6200 – 6000 BP, Maxim 1999:

233f). Er weist am Beispiel bemalter Ware der Lumea Nouӑ-Gruppe auch Beziehungen zur Turdaş-Kultur auf und ist mit der Szakálhát-Kultur chronologisch zeitgleich. Vom Komplex und wohl unter einer Beeinflussung der Turdaş-Kultur in der Vinča C-Zeit (nach Draşovean gegen Ende C1 also vor ca. 4750 cal BC /5850 BP/) entstand die Petreşti-Kultur, die Kontakten mit den Kulturen Precucuteni, Gumelniţa sowie Herpaly aufweist. Zu ihrem Ende erscheint die Bodrogkeresztúr-Kultur (Luca 1999, Draşovean 1996: 177f, 2004). Nach Luca (op.cit.) schließt Petreşti erst mit der mitteläneolithischen Scheibelhenkelkeramik. Die Petreşti-Kultur wird in der rumänischen Chronologie als die erste große äneolithische Kultur bezeichnet, ihre Lebenszeit fällt nach radiometrischen unkalibrierten Daten von der Fundstelle Daia Română ins Intervall 5900 – 5700 BP (Maxim 1999: 244).

In Dobrudscha fehlt bislang eine frühneolithische Besiedlung und erst im Mittelneolithikum erscheint Hamangia-Kultur, die sich vom Süden verbreitete und anatolische Einflüsse ausspiegelt (Abb. R2). Ihre früheste Etappe I ist mit Dudeşti I, Vinča A sowie Karanovo III synchronisiert, und die beiden Stufen IIab laufen parallel mit der zwei ältesten Phasen der Boian-Kultur (Haşotti 1997: 161f). Radiokarbondaten stehen für die Phase III zur Verfügung und fallen zwischen 4890 – 4720 cal BC; sie stellen zugleich einen Zeitpunkt der Höhlennutzung mit zeitgleichen Funden beider Kulturen dar. Die Entwicklung der Phase IV wurde irgendwann um 4650 cal. BC – eventuell noch früher – durch Kontakte oder Überlagerung der Boian IV-Kultur geschlossen. Die gesamte Boian-Kultur ist zwischen 4900 – 4500 cal BC datiert und überdeckt die Gumelniţa A1 oder noch den Anfang der Stufe

A2 (Mantu 1998). Ihr Entstehung, ähnlich wie im Fall der Nachbarkultur Karanovo IV, ist in den Zusammenhang mit globaler Kulturwandel im pannonischen Gebiet nach dem Untergang der LBK Kultur gezogen (Pavúk 2009: 251). Nach der Hamangia-Kultur kommt die frühe Gumelniţa-Kultur mit einer für Dobrudscha spezifischen Phase A1 und der nachfolgenden und für das gesamte Gumelniţa-Gebiet einheitlichen Phase A2 zu Tage (Haşotti 1997: 163f).

Mit der Kultur kommen auch erste Kupfergegenstände in diesem Gebiet vor (Lazarovici 1975: 18f).

Im Banat erschien Prototiszapolgár-Kultur während der Stufe Vinča D, und die nachfolgende Tiszapolgár-Kultur ist mit Vinča D3, Petreşti AB-B, oder Lengyel IIIb synchronisiert (Maxim 1999: 242). Aus der spätneolithischen Tiszapolgár-Kultur (Theiß/Tisa III) – beeinflussend von Kulturen Herpaly und Csösalom – wurde am Ende der Stufe Vinča D neue Bodrogkeresztúr-Kultur (Theiß IV) transformiert (Lazarovici 1974, 1975, 1979: 228f, 1983). Diese weist Beziehungen mit der Cernavoda I-Kultur auf und enthält unter Keramikformen auch „Milchtöpfe“ (Luca 1999: 33). Mit Tiszapolgár wird ebenso Sӑlcuţa II-Kultur synchronisiert Draşovean 1996: 186). Das östlichste Gebiet Siebenbürgens (Bezirk Harghita) wurde im frühen Äneolithikum dicht durch die Bevölkerung vom Kulturkomplex Ariuşd-Cucuteni-Tripolje besiedelt, die vom Südosten herkam (Cavruc edd. 2000: 41, 271-272). Das mitteläneolithische Horizont wird mit Scheibelhenkelkeramik („pastillierte Henkel“) von Bӑile Herculane II (Sӑlcuţa IV) – Cheile Turzii vertreten (Lazarovici 1974: 63-64; 1975). In Dobrudscha drang gegen Ende der Stufe Gumelniţa A2 von der nordpontischen Steppe die neue Kultur von Cernavoda I in die Ostrumänien ein und in der ungefähr gleichen Zeit scheint auch die Cucuteni-Kultur zu erscheinen. Für Cernavoda I besteht ein Datum GrN 5380±45 BP (Haşotti 1997: 163f). Die nordwestlich von Dobrudscha verbreitete Kultur Precucuteni I und II fällt vorläufig zwischen 5050 – 4750 cal. BC (Mantu 1998). Die Cernavoda-Kultur wird im Mitteleuropa mit der Boleráz-Gruppe an Wende des frühen und älteren Äneolithikum synchronisiert (Pavúk – Šiška 1980: 137).